Einleitung zu Tibull. Wann Albius Tibullus, der trefflichste unter den römischen Elegikern 1), geboren ist, steht nicht fest. Einen Anhaltspunkt für die Berechnung der Jahre, in denen er lebte, bieten jedoch die Worte Ovids trist. IV, 10, 51 ff.: Vergilium vidi tantum. nec amara Tibullo Hiernach war Tibull Nachfolger des Cornelius Gallus2), der von 685/69-728/26 lebte und in seinen Liebeselegien die schöne Libertine Lycoris besang, also der Zeit nach der zweite der römischen Elegiker und andererseits Vorgänger des Properz, der 706/48 oder 707/47 geboren sein dürfte,3) und des Ovid, dessen Geburtsjahr 711/43 ist. Somit wird also das Geburtsjahr des Tibull in die Jahre 690-705 d. St. 64-49 v. Chr. fallen), vielleicht am richtigsten auf 700/54 festgesetzt werden, zumal da er nach einem Epigramm des Domitius Marsus"), seines Zeitgenossen, im besten Mannesalter, nämlich als iuvenis, starb und zwar ganz kurz nach Vergil. Dieser schied bekanntlich am 22. September 735/19 im Alter von 51 Jahren aus dem Leben, also kann Tibull nicht lange vor 700/54 geboren sein. Zu dieser Annahme paßt auch sein Verhalten Horaz) und Messalla gegenüber, die beide als ältere Freunde erscheinen. - Aus Horaz epist. I 4 können wir entnehmen, daß Tibull schön von Gestalt war; in den letzten Jahren seines Lebens scheint er unter trüben Stimmungen gelitten, ja sich oft mit Todesgedanken gequält zu haben, namentlich als er krank auf Kerkyra (13) lag; wir können somit begreifen, daß er wiederholt in seinen Gedichten auf den Tod zu sprechen kommt. Unbekannt ist uns der Vorname Tibulls wie auch der Geburtsort. Daß er aus einer Ritterfamilie stammt, ist möglich, aber nicht sicher beglaubigt), jedenfalls war seine Familie, was wir aus Tib. I 1, 41 ff. und Horaz entnehmen können, ursprünglich wohlhabend. Aber wie für andere Dichter, z. B. Vergil und |