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Woche auch bei Europäern auf den Tisch. Der Mabea isst dazu gekochte Pisang oder seine uandé. Das andere Öl aus dem Innenkern der Frucht dient zum Einreiben der Haut oder auch als Heilmittel, resp. zum Vorbeugen bei Hautkrankheiten. Es kommen hier zwei Arten Palmfrüchte vor, eine mit grossem Kern und wenig Fruchtfleisch, die andere mit viel Fruchtfleisch und kleinem Kern. Beide Sorten haben auch verschiedene Benennungen. Auch haben die Fruchttrauben verschiedene Farbe; erstere ist schwarzrot, letztere gelbgrün. Die Ölpalme ist auch die Spenderin einer Art süssen Palm weins. Leider schlagen die Mabea die Palmbäume zur Gewinnung des Weines ab; derselbe ist frisch von angenehm prickelndem Geschmack. Rum zieht man jedoch vor.

Im Urwalde befinden sich einige Bäume, die ebenfalls Öl liefern und bei den Mabea sehr beliebt sind. Eine Art ist eine mehrteilige harte Nuss mit braunen Kernen in der Grösse von Piniensamen und roh von ähnlichem Geschmack (engale). Diese dient ebenfalls zur Suppenbereitung, doch wird auch ein feines weisses Öl daraus hergestellt, das sowohl zur Speise, als auch zur Toilette zum Einreiben der Haut und der Haare überall sehr beliebt ist. Nach Aussagen der Leute befördert es den Haarwuchs und macht die Haut glänzend weich und geschmeidig. Aus den Kernen der grossen Butterfrucht »matschio wird ebenfalls ein Speiseund Toilettenöl hergestellt. So giebt es noch eine ganze Anzahl Fruchtbäume im Urwald, die den Eingebornen zur Nahrung oder auch zu andern Zwecken dienen, wie zur Herstellung von Stricken und Garnen für ihre Netze. Dieses wären die Nahrungsmittel aus dem Pflanzenreiche. Unter denen aus dem Tierreiche sind die wichtigsten Schafe, Ziegen, Hunde und Hühner. Von Wildarten Wildschweine, Antilopen, Affen und alles was läuft, kriecht und fliegt; ja selbst die giftige Hornviper dient den Mabea zur Nahrung. Ausgenommen sind nur einige Arten, die ihnen durch penetranten Geruch widerwärtig sind, oder die sie, durch ein Gelübde gebunden, nicht essen dürfen. Das beliebteste Fleisch ist das vom Elefanten. Von diesem Tiere bleibt nichts übrig, als die Knochen und die Borsten des Schwanzes, die um den Hals getragen werden. Von den Fischen dienen alle zur Speise, mit Ausnahme des >elektrischen«, den man fürchtet. Unter den Insekten giebt es auch einige, die gern gegessen werden, so einige Saturniaraupen, die als Delikatesse sehr geschätzt sind, ferner fliegende weisse Ameisen, die besonders nach grossem Regen in Massen auftreten. Die Frauen müssen alle die Arten der Nahrungsmittel und deren Zubereitung kennen, wenn sie gute Hausfrauen sein wollen.

Landwirtschaft.

Den Frauen liegt auch die Landwirtschaft, besonders die Feldarbeit, ob, doch da sie bloss für ihren allernotwendigsten Bedarf bauen, ist die Arbeit nicht besonders schwer. Die hauptsächlichste Feldarbeit besteht im Legen der Kassadestecklinge und im Pflanzen der Pisangschösslinge. Daneben bebauen sie ein kleines Feld von Grundnüssen mit etwas Mais und Macabo und einigen Stauden Zuckerrohr in der Nähe des Weilers. Sie bedienen sich dazu einer kleinen Hacke und eines Handspatens.

Die groben Vorarbeiten, wie Schlagen des Urwaldes etc., sind Sache der Männer. Das Grundnussfeld wird, um Schafe, Ziegen oder Wild abzuhalten, mit einem leichten Zaun umgeben. Es kommt auch vor, dass eine Herde Elefanten alles zerstampft und verwüstet. Dies wurde mir auch stets als Grund angegeben, wenn ich fragte, weshalb so wenig angepflanzt würde.

Der Viehstand der Mabea ist gering. Man findet nur selten in ihren Weilern Schafe oder Ziegen. Einige Hunde von lehmgelber Farbe, mit weissen Flecken und spitzen Ohren, die gut genährt, einen ganz netten Eindruck machen, ausgehungert jedoch abschreckend hässlich sind, dienen teils als Zuchtvieh, teils zur Jagd. Diese Hunde können nicht bellen, fängt einer zu heulen an, so heulen sie alle mit. Sie ähneln den Schakalen. Sind sie zur Jagd abgerichtet, so eignen sie sich vorzüglich sowohl zum Hetzen als auch zum Folgen eines schweissenden Wildes, nur muss man ihnen eine Glocke an den Hals hängen, damit man ihnen folgen kann. Die Nutzhunde werden kastriert, erreichen eine fürchterliche Dicke und sind als Leckerbissen sehr geschätzt. Einige Zwerghühner vervollständigen ihren Viehstand. Die Stallungen sind primitiv, oft findet man überhaupt keine. Schafe und Ziegen kampieren im Freien unter den die Wand überragenden Hüttendächern. Die Hühner schlafen nachts in der Hütte oder haben einen kleinen, engen Stall am Hause. Zum Brüten wird an der äusseren Giebelwand dicht unterm Dache ein Korb befestigt, sodass das Huhn ein und aus fliegen kann.

Katzen findet man selten, sie sind aber wegen der vielen Ratten, die sich im Weiler befinden, sehr beliebt, verwildern jedoch leicht und verschwinden im Wald. Andere Haustiere kennt der Mabea nicht, nur an der Küste trifft man hie und da einige türkische Enten an, Hausschweine sind unbekannt.

Aberglauben.

Vom Glauben der Mabea habe ich schon gesprochen. Hier sei noch etwas von ihrem Aberglauben gesagt. Um ihre Pflanzung vor Diebstahl, Misswachs und anderen Fährlichkeiten zu schützen, hängen sie an Schnüren

am Zaune verschiedene Gegenstände auf, denen sie alles zutrauen, die aber auch von anderen gekannt und daher respektiert werden. Vor dem Einfluss des bösen Blickes, vor Krankheiten, Unglücksfällen etc. sucht sich der Mabea durch Amulette verschiedener Art zu schützen. Er trägt sie teils um den Hals, teils um die Hüfte oder an seinem Munitionsbeutel. Bezweifelt man die Kräfte seiner Amulette, so lächelt er mitleidig, als wollte er damit sagen, ja, was verstehst du davon? Wegnehmen lässt er sie sich nur ungern, selbst wenn man ihm ein gutes Geschenk anbietet; im Gegenteil, dann tut er es erst recht nicht. Einige Tiere gelten auch als »nicht sicher«, so z. B. Elefanten, die schon Menschen getötet haben, Chimpansen und Gorilla. Nachts fürchtet er die Geister, ruft der Kauz (Eule), so verscheucht er ihn. Muss er des Nachts irgendwohin gehen, so geschieht es mit Fackel und lautem Gesang. Er verlässt selten nachts seine Behausung. Will er eine Reise unternehmen, so befragt er vorher das Orakel. Stolpert er gar auf dem Wege, so bleibt er zu Hause. Reist er ab, so dürfen sich seine Frauen nicht waschen. Er traut keinem seiner Nachbarn und verbirgt seine Reichtümer, damit sie nicht Ursache zum Neid geben.

Krankheit, Unglücksfälle und Tod werden stets anderen in die Schuhe geschoben, einem der »Medizin gemacht« oder die bösen Geister gehetzt hat. Medizin machen gegen Regen ist nicht bekannt.

Krankheiten und deren Heilung.

Die Mabea gehören nicht gerade zu den reinlichsten Menschen, trotzdem sie oft im Wasser liegen. Die Kinder starren oft vor Schmutz und sind mit allen möglichen Krankheiten behaftet. Sie leiden oft an langwierigen Hautkrankheiten, besonders an Krätze. Läuse sind in Massen bei Jung und Alt vorhanden. Ringwurm und Sarne (Erdbeerflechte) sind weit verbreitet. Letztere wird sehr oft von Kind zu Kind künstlich übertragen, denn erscheint diese Krankheit bei älteren Personen, so sind nach erfolgter Heilung der Flechte noch mancherlei andere Folgeerscheinungen, die oftmals zum Tode des Individuums führen, zu bekämpfen. Am meisten scheinen Herz und Nieren in Mitleidenschaft gezogen, was an ihren geschwollenen Füssen zu sehen ist. Elefantiasis kommt ebenfalls vor. Geschwüre mancherlei Art, offene Schäden an Beinen, Füssen, Armen, Händen, die nach Heilung fleischrote und weisse Stellen hinterlassen oder auch gar nicht heilen, sodass die Gliedmassen brandig abfallen, kommen oft vor und viele Leute sterben daran. Die Mabea leiden auch viel an Parasiten, insbesondere an Würmern: Spul-, Maden- und Fadenwürmer im Darm, in den Nieren, der Blase und im Auge, die sich in mancherlei Art bemerkbar machen (Blutharnen, ge

schwollenen Augen, Leibschmerzen etc.). Von den Geschlechtskrankheiten. nimmt die Gonorrhoe die erste Stelle ein. Syphilis scheint auch vorzukommen; schwere Fälle habe ich wenig beobachten können. Wie sie Gonorrhoe heilen, ist mir nicht bekannt, ich glaube, sie wenden gar keine Mittel an, sondern sie heilt von selbst. Erkrankungen der Hoden sind ebenfalls häufig, und zwar endigen sie oft mit dem Tode. Ob Wasserbruch die Ursache ist, darüber konnten mir die Leute keine Auskunft geben; wahrscheinlich wollten sie es auch nicht. Von Krankheiten der inneren Organe kommen Lungenerkrankungen in den kühlen Monaten Juli, August öfters vor, hauptsächlich Katarrhe, Lungen- und Rippenfellentzündungen, die oft zum Tode führen. Fieber in leichtem Grade findet man bei den Mabea, die im dichten Walde und in der Nähe von Sümpfen wohnen. Richtige Malaria und perniziöse Fieber habe ich bei den Eingeborenen nicht beobachten können, trotzdem ich seit 7 Jahren im Lande mit Mabea arbeite. Dysenterie kommt vor, und mancherlei andere Krankheiten, die ich lieber einem Arzt zu studieren überlassen möchte. Die Heilmittel sind verschiedenartig. Sie stammen zum grössten Teile aus dem Pflanzenreiche und werden teils in Infusion, teils als Tee benutzt. Zahlreiche Arten von Pflanzen werden dazu aus dem Wald geholt. Auch Rinden und Blätter vieler Bäume benutzt man zu Heiltränken. Alle diese Tränke und Mixturen werden von älteren Frauen, die auch die heilk äftigen Pflanzen kennen, hergestellt. Sie verlassen sich auch viel auf die Hülfe von Medizinmännern. Ein beliebtes Mittel sind auch Kompressen von heissen Blättern. Ist jemand schwer erkrankt, so wird mit Trommeln und Singen viel Lärm gemacht, um die bösen Geister zu vertreiben; Hühner oder Schafe werden geschlachtet und der Kranke wird mit dem Blute gewaschen. Das Trommeln dauert oft Tag und Nacht. Ausserdem wird nachgeforscht, wer die Krankheit hervorgerufen hat. An der Heilung ist der Medizinmann nur wenig beteiligt, am meisten sorgen die Frauen für den Patienten. Die Männer nehmen sich selten Erkrankter an, besonders wenn sie einander fremd sind. Nächstenliebe kennt der Mabea ebenso wenig wie den Dank. Kinderkrankheiten sind häufig in den Monaten Dezember, Januar, Februar, Juli und August, wo viele Kinder sterben. Von Epidemien habe ich nur eine miterlebt. Es waren aber bloss die Spitzpocken, die in hiesiger Gegend nur wenig Opfer forderten.

Öffentliche Versammlungen, Gerichtsverhandlungen,

Gottesgericht.

Soll in einem Mabeabezirke eine wichtige Angelegenheit zur Sprache kommen, so werden die verschiedenen Familienväter durch Trommelsignale oder durch Boten in den Weiler zusammengerufen, dessen Ober

haupt eine Mitteilung zu machen hat oder gern eine Stammesangelegenheit zur offenen Aussprache bringen will. Bei Streitigkeiten nehmen die Parteien Schiedsleute (Ntule genannt), die aber keine Bezahlung für ihre Vermittelung beanspruchen. Ehe man jedoch die Ntule ruft, deren Urteil man sich unterwerfen muss, wird die Angelegenheit, so lange es geht, in langwierigen Sitzungen erörtert, wobei grosse Reden geschwungen werden, die des öfteren durch lauten Beifall unterbrochen werden. Der Sprecher steht stets in der Mitte des Weilers. Bei Mord, Streit, Diebstahl heisst es: Sühne zahlen. Bei Mord wird oft unter grossem Geschrei der Täter verlangt, um ihm Gleiches mit Gleichem zu vergelten, doch sobald sich die Aufregung gelegt hat, ist man mit einer angemessenen Sühnezahlung zufrieden. Bei Mord mit Vorbedacht kommt es wohl vor, dass trotz Sühnezahlung der Thäter nach einiger Zeit durch Gift oder einen Schuss aus dem Hinterhalt getötet wird. Weiberdiebstahl, eheliche Untreue, Schulden von Urgross vaterszeiten her, Handelsschulden, Kaufgeld »bundu« für Frauen, bilden die häufigsten Streitobjekte. Kurzes Gedächtniss besitzt man nur für die Schulden, die man in den Faktoreien der Weissen gemacht hat. Die Sühnezahlung wird in Eisengeld, Mädchen, Frauen oder europäischen Waren geleistet.

Auch Prügelstrafe existiert. Man verwendet hierzu die Flusspferdpeitsche, und zwar werden damit die Weiber und erwischte Diebe gezüchtigt. Bei ganz besonders schweren Anschuldigungen tritt der Ngi in Aktion, ein geheimes Gericht mit viel Geschrei und Trommellärm, wobei man das Brüllen des Gorilla nachahmt. Es wird nur Nachts abgehalten. Leider hatte ich keine Gelegenheit einem solchen beizu wohnen; auch weihen sie Weisse nicht darin ein. Weiber dürfen nicht dabei sein. Bei den Bakoko ist der Ngi sehr gefürchtet. Dort verschwinden immer Personen auf Nimmer wiedersehn, besonders Frauen; dann heisst es am Morgen: der Ngi hat sie geholt. Dass an der Sache etwas Wahres ist, beweist mir, dass eines Morgens ein Mabeachef zu mir kam, mit einer Bakokofrau (seiner Schwester) und mich bat, ich möchte sie photographieren, denn die Bakoko wollten sie durch den Ngi töten; um dieses zu verhüten, sollte ich sie photographieren. Da nun Bakoko bei mir täglich verkehren und einzelne Hofarbeiter diesem Stamme augehörten, so sprach sich dieses natürlich herum, und die Frau stand unter meinem Schutz.

Wie es bei den Bakoko ist, so wird es wohl auch bei den Mabea sein. Der Ngi ist auch bei den Buli bekannt und ähnelt bei diesen den Maskentänzen der Mpongwe und Shekiani in der Kolonie Gabun; bei den Mabea trägt der Ngi keine Maske, färbt aber sein Gesicht.

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