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seiner Frau erfüllen zu können. Hält der Mann sie aber schlecht, giebt er ihr kein gutes Zeug, keinen Schmuck etc., so wird sie ihm bald untreu und lässt sich durch einen früheren Liebhaber entführen, d. h. stehlen. Die Ursache so vieler Streitigkeiten, bei denen es sich um Rückerstattung des Kaufgeldes, »bundu«, handelt, stammt oft aus Grossvaters Zeiten her. Was bei unverheirateten Mädchen gern gesehen wird, sich zahlungsfähige Liebhaber anzuschaffen, darf eine Verheiratete nicht tun. Strafe für Ehebruch giebt es wohl, doch begnügt sich der Mann mit einer Sühnezahlung und die Frau erhält ihre Schläge noch hinterher.

Moralisch steht der Mabea auf einer sehr niedrigen Stufe.

Manchmal ersinnt der Ehemann, wie ich hier Fälle erlebt habe, ganz scheussliche Strafen, manchmal tötet er sie auch, wenn sie nicht schon an den Martern zu Grunde geht. Ist der Ehegemahl ein alter Mann, so läuft sie oft ebenfalls mit einem jungen Burschen weg, der dann das Kaufgeld zurückerstatten muss; kann er dies nicht, so verkauft die Familie sie an einen anderen, der sofort zahlt. Doch kommt es auch vor, dass der Alte ein Auge zudrückt, bloss um Nachwuchs zu erhalten; er weiss ja auch, wie schwierig es oft ist, sein Geld zurückzubekommen.

Ist die junge Frau schwanger, so verrichtet sie ihre oft recht schweren Arbeiten bis kurz vor ihrer Niederkunft. Tritt diese ein, so kommen einige alte Frauen, um zu helfen. Ist es jedoch eine schwere Geburt, so rufen sie einen Medizinmann (engañg), der dann durch grossen Lärm ausserhalb des Hauses der Kreissenden die bösen Geister vertreibt oder durch Schlachten eines Huhnes oder Schafes besänftigt und durch Massage (Drücken, Einreiben mit Öl etc) die Geburt zu befördern sucht. Von Todesfällen bei Geburten habe ich bloss einmal gehört in den 7 Jahren meines Aufenthaltes in der Bipindigegend. Wenn das Kind geboren ist, wird der Nabel mit Raphiabast abgebunden und dann mit einem Bambusmesser (Raphia) fingerlang abgeschnitten. Nach der Geburt nimmt die Frau sofort ein Bad im Flusse. Hierauf lässt sie sich kneten und bindet ein breites, aus Bast hergestelltes Tragband um den Leib und verfügt sich dann in ihre Hütte zurück. Die Nachgeburt wird unter einer Pisangstaude vergraben, deren Frucht, wenn das Kind männlich, der Vater, wenn weiblich, die Mutter isst.

Kindheit.

Die Wöchnerin bleibt so lange im Hause, bis der Nabel geheilt ist. Die Frau nährt ihr Kind selbst oft zwei bis drei Jahre. Da der Mann andere Frauen hat, so macht es wenig aus. Auffallend ist hier und in deren Brüste nur unvoll

Ngumba das Vorkommen einzelner Frauen,

kommen entwickelt sind, und die auch keine Kinder bekommen. Ob

dies auf eine Operation der Geschlechtsteile zurückzuführen ist, konnte ich leider bis jetzt nicht ermitteln. Diese Frauen stammen zum grössten Teil aus dem Bakokolande.

Das Kind erhält nach einigen Wochen schon von der Mutter vorgekaute Speisen. Im 2. oder 3. Jahre wird es entwöhnt. Kann es laufen, so ist es den ganzen Tag sich selbst überlassen. Es treibt sich mit den andern Kindern im Weiler herum, lungert in den Hütten der alten Frauen und spielt. Im 4. oder 5. Jahre schliesst es sich schon den ältern Knaben an. Oft sieht man die kleine Bande schon am frühen Morgen im Flusse baden, andere versuchen kleine Kanoes zu bauen, oder hocken auf den im Wasser liegenden Baumstämmen und angeln. Ist eine grössere Anzahl Fische gefangen, so geht es mit grossem Geschrei ins Dorf zurück, wo die Beute sofort gekocht und mit Cassadebrod (uandé) verzehrt wird. Wollen die Jungen grössere Fische fangen, so gehen 2-3 zusammen und fischen zwischen den blossgelegten Wurzeln der Uferbäume und in Löchern der Uferwand.

Jugendzeit. Beschneidung.

Die Beschneidung geschieht zwischen dem 5. und 7. Jahre. Nach der Operation dürfen die Knaben sich 5 Tage nicht waschen. Als Heilmittel wird fein gemahlenes Rotholz benutzt; auch heisses geriebenes Pisangmehl. Um die Wunde zu schützen, wird ein Blatt als Schamschurz getragen. Die Operation anzusehen, hatte ich bis jetzt keine Gelegenheit.

Knabenspiele.

Ausser den Vergnügungen am Wasser kennen die Knaben noch verschiedene andere Spiele. Sie ringen und balgen sich oder bilden zwei Parteien, jede mit zugespitzten Stöckchen bewaffnet; die eine rollt eine runde Scheibe gegen die andere, deren Mitglieder nun ihre Stöcke auf die rollende Scheibe zu werfen versuchen. Bleibt einer davon stecken, so hat die Partei gewonnen und darf nun die Scheibe rollen. Sie benutzen dazu oft auch eine grosse grüne Frucht von Kürbisgrösse.

Bis zur Mannbarkeitserklärung bleibt der Knabe im Weiler, begleitet des öftern den Vater in den Wald oder auf Reisen und trägt bei dieser Gelegenheit eine kleine Last. Ist er etwas grösser (zwischen 10 bis 12 Jahren), so stellt er Fallen oder geht in der Umgegend des Weilers mit der Armbrust, die er sich in kleinerer Form selbst anfertigt oder von einem ältern machen lässt, auf die Jagd. In dieser Zeit sind ganz erstaunliche Fortschritte in ihrer Bildung zu bemerken. Sie treten in ihre Flegeljahre ein, sind vorlaut, ungezogen, lügnerisch, diebisch und ge

horchen nur widerwillig. Dem Vater ist dies höchst gleichgültig. Schlägt er den Jungen, so beweist dieser seinen Zorn oder Unmut dadurch, dass er sich zu Boden wirft und ein fürchterliches Geschrei erhebt. Auch den Frauen gegenüber tritt er befehlerisch auf und betrachtet sie als seine Dienerinnen, alles Mögliche verlangt er von ihnen. Oftmals entsteht dadurch grosser Streit zwischen den einzelnen Frauen, die sich unter vielem Geschrei und Geschimpf an den Haaren ziehen und nicht eher ruhen, als bis der Sieg durch einen kleinen Ringkampf entschieden ist.

Vom 12. bis 15. Jahre ist das Wachstum ein ganz enormes. Ich habe Knaben, die früher in meinen Diensten standen, nicht wiedererkannt, als sie sich nach ein oder zwei Jahren von neuem zur Arbeit meldeten, so gross und breit waren sie geworden.

Pubertätsweihe.

Für Zeit der Pubertät versammeln sich die Familienväter und beraten, an welchem Knaben die Mannbarkeitserklärung erfolgen soll. Dann wird in einiger Entfernung von dem betreffenden Weiler, sei es im Uroder im Buschwalde, eine kleine Hütte, die mit einem Zaune versehen wird, errichtet. Dort weiht ihn ein älterer Mann in der Zeit von 4 Wochen in alles das ein, was er zum ehelichen Leben gebraucht, z. B. in den Umgang mit Frauen, in die Trommelsprache, die geheimen Zeichen etc. Nach dieser Zeit beginnen die eigentlichen Festlichkeiten.

Zu diesen Tänzen erscheinen alle in der Umgegend befindlichen Imbounknaben in ihrer Tracht. Eine Maske aus Baumrinde nebst Mütze aus Korbgeflecht bedeckt ihr mit Ton weiss bemaltes Gesicht, der Oberkörper ist mit gelbem und weissem Ton bemalt (mit letzterem auch die Beine), um die Lenden tragen sie einen Gürtel aus Bananenfaser, an diesem einen riesigen aus Holz angefertigten, weiss und roten Phallus. In der Rechten haben sie einen langen Stecken und unterm Arm ein aus zwei Brettchen bestehendes Instrument mit den Gehäusen einer Waldschnecke behängt, die beim Laufen, Springen und Tanzen zusammenschlagen. Am Tage vor dem Anfang der Tänze beschimpfen sich Männer und Frauen gegenseitig. Bei den Tänzen selbst sind Frauen, Mädchen und Kinder nicht anwesend.

Nachdem in den Dörfern der Reihe nach getanzt worden ist, wird bei einem grossen allgemeinen Feste die Stammesmarkung vollzogen; dieselbe besteht in drei Längsschnitten im Nacken.

Ist einer der Knaben etwas verrückt geworden, was ich hier schon öfters beobachtet (die Folge von mit Rinde versetztem Palmweine, der eine Art Delirium tremens erzeugt (bei den Bakoko häufig), so muss er

nochmals als Medizin diese Ceremonie durchmachen, jedoch ohne Festlichkeiten oder Markung.

Während der vierwöchentlichen Klausur räubern die Jungen zeitweise während der Nacht Federvieh, versteigen sich auch manchmal zum Raube einer Ziege oder eines Schafes, und vergreifen sich auch an den Besitzern der Tiere, wenn dieselben sich der Beraubung widersetzen.

Nach den Festen dürfen sie heiraten. Wenn der Vater viel Frauen hat, so schenkt er seinem Sohne vielleicht eine davon, andernfalls sucht sich dieser durch ehrliche oder unehrliche Arbeit die Mittel zu verschaffen, sich eine kaufen zu können.

Das Jugendleben der Mädchen.

Bei der Geburt eines Mädchens herrscht immer Freude im Weiler; es bedeutet dies ja einen Zuwachs des Vermögens. Die Kindheitsjahre gleichen denen des Knaben. Sind die Mädchen etwas grösser, sodass sie kleine Handreichungen tun können, so helfen sie der Mutter. Sie schälen die Pisangs oder die Kassadewurzeln, die ins Wasser gelegt werden. sollen, oder pflücken junge Kassadeblätter zur Suppe, lernen beizeiten Grundnüsse und Odika auf Stein zu zerreiben, schüren das Feuer, holen Wasser, kehren die Hütte oder waschen die Schüsseln und Teller. Gehen die Weiber in den Wald, um Früchte zu suchen, oder an die Bäche zum Fischen, so schliessen sich ihnen die Mädchen an. Oft geht ein solches Kind schon frühzeitig in den Besitz ihres Zukünftigen über oder dient als Pfand.

Festlichkeiten beim Eintritt in die Pubertät finden nicht statt. Nur wenn sie ins Dorf ihres Zukünftigen kommt, findet eine kleine Festlichkeit mit vielem Schiessen statt. Ein Mädchen muss schon frühzeitig alle häuslichen Arbeiten, besonders das Kochen lernen, und die Herstellung mancherlei Sachen aus den Früchten des Urwaldes kennen, die als Zuthat zu ihren Suppen dienen.

Nahrung.

Die Nahrung der Mabea ist sehr mannigfach. Ihre Hauptspeise ist Kassade, und zwar als Brot: in Blätter gehüllte Stangen aus Kassademehl, die, mit einer Faser aus Pisang umwickelt, gekocht werden. Das Kassademehl stellen sie aus der Wurzel her, die geschält, 3-5 Tage gewässert, dann gewaschen, getrocknet und zuletzt gerieben wird. Brot (uandé) sowohl wie Mehl sind sehr bekömmlich und sehr nahrhaft. Ein Mann hat mit drei solcher Brote, die mit Pfeffer (Paprikapfeffer) und Salz gegessen werden, eine genügende Tagesration.

Pisang (bequan) werden teils unreif, teils reif genossen, unreif geröstet und gekocht. Geröstet schmecken sie etwas trocken, aber mit

Butter recht gut; im reifen Zustande isst man sie als Suppe, der Europäer als Kompott oder geröstet zum Morgenimbiss; sie sind sehr süss.

Macabo, die Knolle einer Colocasia, vertritt die Stelle unserer Kartoffel, ist sehr stärkehaltig und wird in mehreren Arten kultiviert. Buschyams (ungong), die Knolle von mehreren Arten einer Dioscorea, kommt auch wildwachsend vor. Süsse Kartoffeln (intoco) werden wenig angebaut und finden sich verwildert überall. Mais hat man nur in kleinen Quantitäten, er wird meistens frisch verzehrt. Als Zuspeisen zu diesen Hauptnahrungsmitteln dienen verschiedene Suppen von Grundnüssen (wundé), Kürbiskörner (untua) und verschiedene ölhaltige Samen von Urwaldbäumen. Die Samen der eben genannten Früchte werden erst über dem Feuer geröstet und auf dem Steine zerrieben, dann ins kochende Wasser geschüttet, worin entweder ein Stück Wildfleisch, geräucherter Fisch oder Huhn brodeln, und endlich eingerührt. Eine solche Suppe ist auch für europäische Gaumen mundgerecht.

Spinate werden aus Blättern der Kassade, der süssen Kartoffel, einer gewissen Solanee und verschiedener Urwaldpflanzen hergestellt. Auch diese besitzen keinen üblen Geschmack und sind oft den Konserven vorzuziehen. Im Urwalde wachsen einige Bäume, die für den Eingeborenen, sowohl hier wie anderwärts, von grossem Nutzen sind. Da ist in erster Linie der Buschmango zu nennen, aus dessen Fruchtkernen die auch von uns Weissen gern gegessene Odika hergestellt wird. So ein Odikakuchen hat ein marmoriertes Aussehen, seine Anfertigung erfordert viel Mühe und Arbeit, und es betätigen alt und jung, d. h. Weiber und Kinder, einen ganz ungewöhnlichen Eifer, um recht viele Früchte zu sammeln. Diese werden in der Mitte mit dem Messer aufgeschlagen und der innere Kern wird herausgenommen, geschält und über dem Feuer geröstet. Sind genügende. Mengen gesammelt, so wird ein Teil im Mörser zerstossen, gekocht und in Formen resp. in mit Blättern ausgelegte Körbe geschüttet. In die Mitte wird ein Stock gestellt. Sobald die Masse erkaltet ist, wird sie herausgenommen und in der Hütte unters Dach gehängt. Im Aussehen gleicht sie einem mit vielen Mandeln durchsetzten Pfefferkuchen. Zum Gebrauch wird immer mit dem Messer ein Teil abgeschabt und mit Fleisch, Fisch etc. zusammen gekocht, was in Form von »Bundel« oder als Suppe genossen, eine recht gut schmeckende und nahrhafte Speise giebt. In Ermangelung der Töpfe kann man zum Kochen von wenig wasserhaltigen Speisen auch Blätter von Planten (Pisang) benutzen, die man Bundel nennt, was unserem Ausdruck Pastete entspricht.

Unter den Ölfrüchten nimmt die Ölpalme die erste Stelle ein. Aus ihren Früchten stellen die Mabea zweierlei Öle her. Das eine dient als Speiseöl zu Suppen und Fleisch und kommt mit Reis als Zuspeise in der

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