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wie Schelling durch Behauptung der absoluten Identität des Subjectiven und Objectiven. Dabei bleibt freilich kein Rest und Niederschlag nach, auch kein Riss und Sprung in der Anschauung macht sich kund, aber nur aus dem Grunde, weil die consequente Durchführung dieser Systeme zu einem Unding füh

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> Die Haupttendenz der Kantischen Philosophie<, sagt Schopenhauer, ist, die gänzliche Diversität des Realen und Idealen darzuthun, nachdem schon Locke hierin die Bahn gebrochen hatte. - Obenhin kann man sagen: das Ideale ist die sich räumlich darstellende, anschauliche Gestalt, mit allen an ihr wahrnehmbaren Eigenschaften; das Reale hingegen ist das Ding an, in und für sich selbst, unabhängig von seinem Vorgestellt werden im Kopfe eines Andern, oder seinem eigenen. Allein die Grenze zwischen Beiden zu ziehen ist schwer und doch gerade Das, worauf es ankommt.*)<

Hier ergiebt sich aber eben der Sprung und Riss, dessen wir erwähnten.

>Wie unser Auge es ist, sagt Schopenhauer weiter, >welches Grün, Roth und Blau hervorbringt, so ist es unser Gehirn, welches Zeit, Raum und Kausalität (deren objectivites Abstractum die Materie ist) hervorbringt. Meine Anschauung eines Körpers im Raum ist das Product meiner Sinnen- und Gehirnfunction mit.<**)

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Nun fragt es sich aber, wo hört das Auge auf und wo beginnt das Gehirn? Wir fühlen ja doch sogar Licht, Farben etc. nur vermittelst des Gehirnes. Daher hat auch die Eintheilung der Eigenschaften des Körpers in primäre und secundäre keine wesentliche Grundlage. Einige Idealisten behaupten nämlich, dass Kälte und Wärme, Farbe, Klang etc. nur von unseren Sinnen uns vorgespiegelt werden und daher secundärer Natur sind; Ausdehnung, Undurchdringlichkeit, Form, Bewegung, Ruhe, Zahl sollen dagegen den Körpern selbst anhaftende, also primäre Eigenschaften sein. Da sich jedoch unsere äusseren Sinne von den inneren nicht trennen lassen, sondern unser Gehirn nichts mehr als nach innen gekehrte, ebenso wie die Sinne nach aussen gekehrte Nerven sind, so müssen alle Eigenschaften der Körper

*) Schopenhauer V., S. 91.

**) Ebendas., S. 92.

vom subjectiven Standpunkte aus als ideal angesehen werden. Da jedoch zwischen unserem Nervensystem und dem thierischen eben so wenig ein plötzlicher Uebergang stattfindet, wie zwischen Thier und Pflanze und zwischen der organischen und anorganischen Natur, so ist auch sowohl zwischen dem subjectiven und objectiven Standpunkte, als auch zwischen dem Idealen und Realen keine feste Grenze zu ziehen; oder zieht man eine künstliche Grenze, so entsteht wiederum ein Sprung und Riss, der die Weltanschauung in künstlich abgegrenzte Gebiete ohne natürlichen Zusammenhang eintheilt.

Einen solchen inneren Riss bietet uns die ganze Philosophie Schelling's durch Anerkennung eines absoluten Unterschiedes zwischen der organischen und anorganischen Natur. Nach Schelling hört alle mechanische Verknüpfung von Ursache und Wirkung auf, sobald man das Gebiet der organischen Natur betritt. Jede einzelne Organisation producire bis ins Unendliche immer nur ihre eigene Gattung. Jedes organische Product trage den Grund seines Daseins in sich selbst. Die einzelnen Theile könnten nur durch das Ganze entstehen und das Ganze wiederum sei nur das Resultat der Wechselwirkung der Theile. In jedem anderen Object seien die Theile willkürlich, sie seien nur da, insofern man sie theile. Im organisirten Wesen allein seien sie ohne Zuthun des Menschen. Aus diesem folgert nun Schelling, dass jeder Organisation ein Begriff zu Grunde liege, der in ihr selbst wohnt und welcher von ihr gar nicht getrennt werden kann, nicht etwa wie ein Kunstwerk, dessen Begriff von aussen, vom Künstler ihm hinzugegeben worden ist. Daher bezeichnet Schelling im Gegensatz zu jeder anderen Naturerscheinung, bei der es von unserer Willkür abhängt, sie als Eines oder Vieles zu denken, jeden Organismus als etwas in sich Abgeschlossenes, als ein durch sich selbst bestehendes Ganzes. Dieses Ganze kann nur durch eine Idee gedacht, die Organisation nur in Bezug auf einen Geist vorstellbar gemacht werden. *)

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In seinem ersten Entwurf eines Systems der Naturphilosophie < spricht es Schelling geradezu aus, dass seine Ansicht mit der Hoffnung nicht übereinstimmt, welche schon zu seiner Zeit von mehreren Naturforschern gehegt worden ist, den Ursprung des

*) Ideen zu einer Philosophie der Natur, S. 45 (Ausgabe vom J. 1803).

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organischen Lebens als allmälige Entwickelung einer und derselben ursprünglichen Organisation sich vorstellen zu können. *) Der absolute Unterschied, den Schelling in Folge dessen zwischen der anorganischen und organischen Natur zieht, bildet den Riss, der durch seine ganze Naturanschauung geht und aus seiner Philosophie ein Zwitterding zwischen Materialismus und Spiritualismus macht. Bekanntlich war auch Kant der Meinung, dass die mechanische Erklärung der Naturerscheinungen nur auf die anorganische Welt sich erstrecken könne, zur Ergründung des Ursprungs und der Entwickelung der organisirten Wesen dagegen ein anderes Princip zu Hülfe genommen werden müsse. Das von Darwin entdeckte Gesetz der natürlichen Züchtung hat jedoch dieses andere Princip überflüssig gemacht, sowie überhaupt den Riss ausgefüllt, der bis jetzt die Natur, selbst in den Augen des Menschen, in zwei abgesonderte Theile, in die anorganische und organische, theilte.

Um den Dualismus in der Philosophie überhaupt zu be seitigen, um den, wenn auch nur in Relationen sich ausprägenden, Uebergang vom Realen zum Idealen, von der Materie zum Geist zu überbrücken, genügt jedoch nicht die mechanische Erklärung der organischen Entwickelung. Dazu ist noch etwas Anderes nöthig, und dieses ist die Anerkennung der menschlichen Gesellschaft als reales Wesen. Nur durch diese Anerkennung wird die ganze Kettenreihe der Erscheinungen geschlossen; nur durch diese Erklärung erhalten auch alle idealen Bestrebungen und Bedürfnisse der Menschen eine reale Grundlage; nur durch diese Anerkennung umfasst das Gesetz der Uebereinstimmung des Nach-, Neben- und Uebereinander die Ausprägung aller Kräfte, sowohl in der Natur als auch in der menschlichen Gesellschaft; nur durch diese Anerkennung bleibt bei einer auf diesem grossen Gesetz beruhenden Weltanschauung ein einfacher, für den Menschen unauflösbarer Rest zurück

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IV.

Das sociale Nervensystem und die sociale Zwischenzellensubstanz.

Alle Organismen in der Natur, sowohl die pflanzlichen als auch die thierischen, bestehen aus der Vereinigung zweier in gegenseitiger Wechselwirkung in einander verflochtenen Erscheinungssphären. Die einzelnen Zellen vereinigen sich zu Zellengeweben; zu gleicher Zeit im engen Anschluss an die verschiedenen Zellengewebe bildet sich die Zwischenzellensubstanz aus, welche theilweise die Zellen umschliesst, theilweise von den Zellengeweben umschlossen wird. Die niederen Organismen bestehen aus einer einfachen Aneinanderreihung von Zellen, die unter sich in beständiger Wechselwirkung durch die Endosmose und Exdosmose stehen. Die Zwischenzellensubstanz ist in den niederen Organismen noch sehr schwach vertreten; den grössten Theil des Organismus bilden die Zellen selbst mit den in ihnen eingeschlossenen organischen Stoffen. Je höher ein pflanzlicher oder thierischer Organismus auf der unendlichen Leiter der Entwickelung steht, desto mehr differenziren sich die Zellengewebe. Im thierischen Organismus unterscheidet Kölliker (Handbuch der Gewebelehre des Menschen) vier verschiedene Hauptformen von Geweben: I. Zellengewebe (Oberhaut; ächte Drüsen); II. Gewebe der Bindesubstanz (Einfache Bindesubstanz; Knorpel; faserige Bindesubstanz (Bindegewebe und elastische Gewebe); Knochen- und Zahnbein); III. Muskelgewebe (glatte und quergestreifte Muskeln), IV. Nervengewebe. *)

Zu gleicher Zeit wächst, vervielfältigt und differenzirt sich aber auch mehr und mehr die Zwischenzellensubstanz und erreicht im höher organisirten Thier einen Umfang und eine Mannigfaltigkeit, die auf den ersten Blick die Bedeutung der Zelle sogar in den Hintergrund zu stellen scheint. Das war auch die Ursache, woher lange Zeit die Zwischenzellensubstanz von der Wissenschaft für das Wesentliche und die Zellengewebe für das Nebensächliche gehalten wurden.

*) Haeckel's Generelle Morphologie, I. S. 292.

Dieselbe Evolution vom Einfachen zum Differenzirten in den Zellengeweben, und vom Geringfügigen bis zum Mannigfaltigen und Ueberschwänglichen in der Entwickelung der Zwischenzellensubstanz durchläuft auch jeder Organismus in den aufeinander folgenden Stadien seiner embryonalen oder biontischen Entwickelung, da ja im Grossen und Ganzen ein jeder Einzelorganismus alle Stadien und Stufen seiner Vorfahren in kurzen Abschnitten durchläuft.

Nur der bestimmten und klaren Trennung der Zellengewebe von der Zwischenzellensubstanz und der Anerkennung der besonderen Bedeutung beider hat die Wissenschaft die grossen Fortschritte und Entdeckungen im Gebiete der organischen Natur zu verdanken. Denn bald wurde durch nähere Untersuchung der Zellengewebe die Zelle als organische Einheit entdeckt und anerkannt, und das ganze organische Leben des Gesammtorganismus auf die in der einzelnen Zelle vor sich gehenden Veränderungen und Evolutionen reducirt.

Schwann muss als der Begründer der Zellenlehre angesehen werden. Jedoch stand der Verallgemeinerung seiner Lehre der Umstand entgegen, dass man die Thierzelle als etwas wesentlich Verschiedenes von der Pflanzenzelle ansah. > Diese Schwierigkeit, sagt Büchner *), >wurde beseitigt durch die im Jahre 1844 durch den ausgezeichneten Botaniker H. v. Mohl gemachte Entdeckung des s. g. Primordial- oder Erstlingsschlauchs der Pflanzenzelle, welcher sich in allen Stücken der thierischen Zellhaut durchaus analog verhält. Zwar war derselbe schon von frühern Beobachtern (Kützing, Karsten, Nägeli) gesehen worden; aber Mohl war der Erste, welcher ihn in seiner wahren Bedeutung erkannte. Er ist ein dünnes, elastisches, gleichmässiges, stickstoffhaltiges Häutchen, welches stets vor der Zellstoffhülle oder vor dem, was man bisher als eigentliche Wand der Pflanzenzelle angesehen hatte, auftritt, und durch dessen Vermittelung erst die Zellstoffhülle als eine aufgelagerte oder s. g. secundäre (nachträgliche) Bildung aus dem Zelleninhalt abgeschieden wird. Wegen seines Gehaltes an Stickstoff, welcher der Zellstoffhülle abgeht, hat ihn Schacht auch Stickstoffschlauch genannt. Damit ist denn ein in seiner ursprünglichen Gestalt der Thier

*) Physiologische Bilder von Ludwig Büchner. S. 194 ff.

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