Der Tod des Abel. (Mactatio Abel.) Spiel der Handschuhmacher. Ein altenglisches Myster des XIV. Jahrhunderts In den gereimten Versen der Urschrift übersetzt von Theodor Vatke. Prolog. Knecht. Willkommen, willkommen, Weib und Mann! * Vergl. das deutsche Osterspiel (aus saec. XV) (Ludus de Nocte Paschae) in Hoffmann's Fundgruben II, 297: Precursor: Nu horet zu alle gleich, Horet zu also balde. Und ir alten flattertaschen, Ir kunnet vil smetzen (schwatzen) unde waschen, Und wo man icht wil beginnen, Da wolt ir euch auch zu dringen. (Das Stück ist culturhistorisch noch ausgiebiger als die altenglischen. Mercator und Mercatrix darin sind ein Gegenbild zu Noe und sein Weib: sie bekommt Schläge von ihm.) Vergl. den Quacksalber in dem Osterspiel und in dem altenglischen. Die Kreuzigung Christi in den Cov. Myst. ist ebenso wie die mittelhochdeutschen mit dem ganzen mittelalterl. Torturapparat ausgerüstet. Wusstet ihr nichts von meinem Kommen? Dem ich 'mal würde das Leder versohlen! Der nicht folgt nach Sitt' und Gesetz! Ihr Bummler, ich bin gar ein grosser Geselle, Doch ich glaube, und sage es ohne Besinnen, Und nun noch einmal verlange ich Schweigen. Und kommt mein Herr, soll grüssend sich neigen, Wie sich's gebührt, ein Jeder. Lebt wohl, ich will nun gehn. 1. Scene. [ab.] (Kain führt einen mit Kühen und Ochsen bespannten Pflug.) Kain (zu den Thieren). Vorwärts, Grauhorn! Du, Schwarze, liegt ihr in den letzten Zügen? Dass gleich die Wetter auf euch schlügen! Mit solchen Schlummerköpfen soll ich pflügen? Was? Will's denn heute gar nicht, wie? Na, Bunte, soll ich euch wecken? Verflucht, wir bleiben hier noch stecken! Der Teufel hole solches Vieh! man quält sich rein zu Schanden. 2. Scene. Kain und der Knecht. Kain. Wie, Scheuerndieb! Hieher sag ich, gleich! Seht, gleich geht's besser mit unsrem Gespann! Thät ihnen Steine in die Raufen packen. Kain. Dir komm ich noch über die Jacken! Knecht. Und habe wieder 'mal Recht! Kain. Schweig still, ich bin der Herr und Du der Knecht! Knecht. Hurtig, Langschwanz, dann ist's gethan. 3. Scene. Vorige. Abel. Abel. Möge Gott, wie Er will und kann, Dich fördern, Bruder, und Deinen Mann! Kain. Lass mich in Ruh, da thust Du besser dran! Was schaffst Du hier mir Langeweil? Abel. Bis man Dich rief, konntest Du bleiben. Hier, Bruder, ist nichts Böses alldieweil, Doch, lieber Bruder, hab auf mein Wort jetzt Acht, Dass, wer da weise schafft und lebt, Den Herrn mit Opfern zu ehren strebt. Der Vater gebeut es, der Vater lehrt, Dass man dem Höchsten den Zehnten bescheert. Komm Bruder, und lass uns gehn, Den Herrn zu ehren und zu Ihm zu flehn, Zu geben vom Unsren den Theil. Vom Vieh oder Korn, o Bruder, eil! Und dem Opfer unsrer Hände Folget Segen ohne Ende, O dass Gott es wohl befände! Kain. Nun lasst die Gänse heraus, der Fuchs will predigen! Wirst Du Dich des Sermones bald entledigen? Abel. Kain. Abel. Lass sein, sag ich, Dein müssig Gespräch! Sieh da, mein gut Weib, wie sie schafft am Gehäg! Mit Deinen nichtigen Worten nun. Soll ich den Pflug und Alles lassen ruhn, Mit Dir des Opfers Werk zu thun? Nein, nicht bin ich gar so ungescheut, Zum Teufel geh und sag, dass es Kain gebeut! All was Du hast, das stammt von Gott! War's nicht väterlicher Lehre Unterpfand, Kain. Mein Schilling ist in des Priesters Hand, Kain. Abel. Komm, Bruder, zu des Altars Stand! Was ich gewinne, gehöret mir, Abel. Er will mit Unglück mich zu Grunde richten Allein von Gottes Gnade stammt. Kain. Sorgt Er für mich, wie Segen kommt auf Dich? Stets war mein Feind Er sicherlich. Abel. Kain. Abel. Kain. Denn wäre mein Freund Er gewesen, Wenn überall schön das Korn im Felde stand, Magst Du mich gleich schmähn ohn Unterlass, Lieb Bruder, sprich nicht das. Nicht länger zögernd verweilen! Lass mich mit dem Geschwätz in Ruh, So lang ich immer leben mag, Denn hab ich erst verschleudert mein Gut, Ich halte Dich wahrlich für verdreht. Der Teufel hol ihn, der mir das beigebracht! |