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eigentlichen Gräber-Einrichtung schon zwischen den eingesunkenen Steinen zum Vorschein, ehe noch ein Stein weggenommen war, und Sie können sich wohl vorstellen, dass unter diesen Umständen das Meiste vollkommen zerdrückt oder gänzlich zertrümmert war. Scherben erschienen dann unter den Steinen, auch wenn sie noch so vorsichtig weggenommen wurden, in sehr grosser Zahl und zum Theil in solcher Kleinheit, und so auseinander geworfen, dass es bei der grossen Zahl einzelner Objecte überaus schwer wurde, eine vollständige Sammlung herzustellen.

Wie ein solches Grab, wenn es einigermaassen conservirt war, aussah, ergiebt sich aus der doppelten Aufnahme desjenigen Grabes, von dem ich vorher den Steinmantel in Abbildung zeigte. Die eine ist eine mehr malerische (Taf. XV, Fig. 1), die andere eine mehr geometrische Aufnahme. Ein grosser Raum war im eigentlichen Sinne des Wortes gefüllt mit Thongeräthen und zwar so, dass manchmal nur eine einzige mit gebrannten Knochen gefüllte Urne vorhanden war, um welche herum jedoch 15, 20, ja bis 50 und mehr kleinere und grössere, der verschiedenartigsten Beschaffenheit angeordnet waren, oder so, dass einige, 2, 3 mit gebrannten Knochen gefüllte Urnen in einer gewissen Entfernung von einander vorhanden und dann um jede derselben, wie um ein Centrum, die kleineren Gefässe vertheilt waren. Jedenfalls, wie Sie schon aus der Aufnahme eines Grabes (Fig. 1) ersehen können, würde, wenn alle diese Urnen erhalten wären, der Reichthum ein so grosser sein, dass man alle Museen der Welt, die in diesem Augenblick bestehen, mit Exemplaren davon bequem versorgen könnte. Leider ist aber der Bruch so sehr die Regel, dass es die grösste Schwierigkeit macht, ein grösseres Gefäss intact zu erhalten. Dabei muss ich übrigens bemerken, dass nach dem Habitus der Fundstellen die Vermuthung manchmal nicht abzulehnen war, dass auch schon zerbrochene Gefässe in die Gräber hineingekommen sein müssen: gerade die interessanteren Gefässe, auf die ich alsbald zu sprechen kommen werde, waren so defect, dass es mir, trotzdem dass ich mit der äussersten Anstrengung arbeitete, theils persönlich, theils mit der Hülfe recht gebildeter und aufmerksamer Personen, grösstentheils der Familienmitglieder, der Gutsbeamten und Nachbaren, kaum möglich gewesen ist, ein einziges dieser werth volleren Stücke auch nur in den Bruchstücken vollständig zu erhalten.

Herr Thunig hatte die grosse Freundlichkeit gehabt, da er von meiner bevorstehenden Ankunft benachrichtigt war, schon vorher einige Gräber durch seine sehr eingeübten Leute so weit frei legen zu lassen, dass die Ränder der Gefässe an der Oberfläche der noch festliegenden Erdschicht zu Tage traten. An einiger Gräbern waren die Gefässe ganz isolirt, und ich muss sagen, dass ich selten in meinem Leben eine grössere Ueberraschung gehabt habe, als in dem Augenblicke, wo ich an das erste Grab herantrat, und mein Blick auf ein Gefäss fiel, welches bis zum Verwechseln derjenigen Schale ähnlich ist, welche Herr Haupt auf der Tafel IX des schlesischen Provinzial-Museums abgebildet hat und zwar aus einer sehr entfernten Fundstelle. Denn das Gräberfeld, wo seine Urne herrührt, liegt am linken Oderufer in der Gegend der Katzbach, während es sich hier um ein weit mehr nördlich auf dem rechten Oderufer weit nach Osten zu gelegenes Gebiet handelt. Ich habe dieses Gefäss (Taf. XV, Fig. 2) mitgebracht, um es Ihnen zu zeigen; es ist glücklicherweise noch zum grösseren Theile gerettet worden, so dass alle hauptsächlichen Abschnitte mehrmals daran wiederkehren. Ich habe jedoch, da sich an dem Gefäss des Hrn. Haupt, was ich inzwischen kennen gelernt hatte, eine starke Abblätterung zeigte, und die Erblassung der Farben an meinem Schälchen schon von voru herein sehr vorgerückt war, wegen der äussersten Wichtigkeit des Gefässes den grösseren Theil desselben mit gewöhnlichem Gummi überzogen und nur einen kleinen Theil in seiner natürlichen Beschaffenheit bewahrt. Sie werden sehen, dass hier an drei

verschiedenen Stellen das Bild der Sonne sich wiederholt und zwar als runde, rothe Scheibe mit braunem Saume und mit einem Kranze von braunen Punkten umgeben, wie auf der Urne von Neumarkt. Auch stehen hier nach oben je 6 grössere Strahlen, die bis an den Rand des Schälchens reichen. Dazwischen sind ähnliche lineare und dreieckige Zeichnungen, obwohl nicht so ausgeführt, wie an den Haupt' schen Gefässen. Aber, was gewiss bemerkenswerth ist, überall dieselbe Wahl der Farben: lichtgelber Thon, fast kirschrothe Färbung der Sonnenscheibe und schwärzlichbraune Linien und Punkte. Allein noch viel mehr auffallend und sicherlich im höchsten Grade bemerkenswerth ist der Umstand, dass im Innern der Sonne jedesmal in schwarzbrauner Farbe dasselbe „Y steht, welches ich von jenen schlesischen Gefässen erwähnt habe.

Die Bedeutung dieses Fundes in archäologischer Beziehung scheint mir sehr erheblich zu sein. Manche andere, zum Theil sehr weit entlegene Beziehungen knüpfen sich daran. Das auffälligste Beispiel ist wohl eines jener sonderbaren, mit einer Schiffzeichnung versehenen kleinen Bronzemesser mit gewundenem Griff, wie sie in Dänemark mehrfach gefunden sind. Es ist von Herrn Worsaae (Nordiske Oldsager, 1853, Fig. 75, Vgl. meine Tafel XV. Fig. c.) abgebildet, und es steht uns desshalb besonders nahe, weil es in einer Ecke das 2, in der andern das Sonnenbild mit einem Strahlenkranze zeigt. Einige andere Abbildungen auf derselben Tafel bei Hrn. Worsaae schliessen sich hier an. Auf der andern Seite gehört hierher die Beschreibung, welche Hr. Lindenschmit (Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, Bd. III. Beilageheft S. 23) von dem fraglichen Zeichen gegeben hat. Es ist das sogenannte Triquetrum, das sich von mittelländischen Münzen her weit in der Norden verbreitet hat, und das auch auf nordischen Münzen und zahlreichen nordischen Bronzegegenständen vorkommt. Auf Thongefässen scheint es jedoch ausserhalb des von mir bezeichneten Gebietes noch niemals beobachtet zu sein, am wenigsten in der merkwürdigen Verbindung mit der Sonnenscheibe, wie es uns auf den schlesischen Gefässen getrennt, auf der Schale von Zaborowo aber zum ersten Male vereinigt und in einander gezeichnet entgegentritt.

Der Zusammenhang der technischen und artistischen Tradition ist in diesem Falle so sicher gestellt, wie nur etwas sicher sein kann. Wenn man den Boden des niedrigen Schälchens betrachtet mit seiner ausserordentlich zierlichen und sauberen Ausführung, wenn man die feine Qualität des Thons ins Auge fasst, der sich ganz unterscheidet von dem gewöhnlichen Thon unserer nordischen Urnen, und der sich vollkommen dem Material und der Farbe der südeuropäischen Gefässe anschliesst, wenn man endlich die Benutzung der Farben und die Ausführung symbolischer Zeichnungen in Erwägung zieht, so wird Niemand darüber in Zweifel bleiben können, dass wir hier eine selten hohe Entwickelung der Töpferkunst vor uns haben, und dass diese Entwickelung einen inneren Zusammenhang der verschiedenen Bevölkerungen anzeigt, welche einstmals in der Gegend der Katzbach, ferner, wie ich besonders betonen muss, in der Gegend von Massel und in dem an Alterthümern so reichen Trebnitzer Kreise, und endlich am Primenter See, wiederum an einer Stelle, deren archäologische Bedeutung gewiss nicht bezweifelt werden kann, gewohnt haben.

Obwohl wir mit der grössten Aufmerksamkeit die Gräber und die ausgeworfenen Erdmassen durchsucht haben und es gehört in der That nicht nur Ausdauer, sondern auch Aufmerksamkeit dazu, so haben wir doch kein zweites Gefäss gefunden, welches diese Zeichnung hatte; dagegen eine grosse Zahl anderer, an denen die Farben so schwach sind, dass man danach suchen muss, um sie zu finden. Ich habe das einzig vollständig erhaltene Gefäss dieser Art, gewiss eine schöne und

auch das Auge des Künstlers einigermaassen befriedigende Schale mitgebracht; es gehört aber schon Aufmerksamkeit dazu, um zu sehen, dass sie bemalt ist. Bei ganz genauer Betrachtung erkennt man daran blass-bräunliche Zeichnungen, welche sich um die ganze Schale herum erstrecken. Derartige niedrige flache Schalen mit breitem flachem Boden und ganz blassen gelblichen und bräunlichen Zeichnungen fanden sich in der Mehrzahl der Gräber. Ich bin nicht im Stande gewesen, eine vollständige Ausstellung dieser Gefässe zu veranstalten, weil die Scherben, die ich mitgebracht habe und die so viel wie möglich zusammengefügt sind, eine solche Gebrechlichkeit besitzen, dass der Transport möglicherweise alle unsere Arbeit vernichtet haben würde.

Trotz solcher Besorgnisse habe ich jedoch das schönste unter diesen bemalten Gefässen, welches unverletzt zu bewahren mir gelungen ist, mitgebracht (Tafel XV, Fig. 1, Nr. 17). Leider hat es schon bei der Ausgrabung durch das Kratzen eines Arbeiters stark gelitten. Es ist eine kleine Urne von 100 Mm. Höhe, sehr weitem Bauch und kurzem Halse. Sie hat aussen und innen eine dunkelrothe Grundfarbe, auf welche ein glänzendes Schwarz aufgetragen ist. Dabei sind aussen an 3 Stellen je 2 dreieckige Felder ausgespart, zwischen denen jedesmal eine (sonnenartige?) vertiefte, aber im Schwarz liegende Figur steht, nehmlich ein grösserer vertiefter runder Eindruck, welcher von einem Kranz kleiner runder Grübchen umgeben ist. Die innere Seite des Randes zeigt auf rothem Grunde eine schwarze Guirlande von wellenförmiger Gestalt Ich glaube nicht, dass irgend ein Gefäss bei uns im Norden aus einem einheimischen Gräberfeld existirt, welches nur entfernt in Beziehung auf Geschmack und zierliche Bearbeitung diesem an die Seite gestellt werden könnte; es genügt, sowohl in Beziehung auf Bemalung und sonstige Ornamentik, als auch in Bezug auf Form, allen Wünschen.

Welche Farben es sind, die man bei diesen Dingen verwendet hat, ist bis jetzt noch nicht genau festgestellt worden; Herr Liebreich hat aber die Güte gehabt, sich bereit zu erklären, einige Untersuchungen vorzunehmen. Das Roth dürfte wohl Eisenoxyd sein, dagegen ist es mir zweifelhaft, was die braune Farbe bedeutet. Nicht ohne Interesse ist es, zu erwähnen, dass in einem Grabe ein sehr schöner Reibstein zu Tage gekommen ist, der leider durchgebrochen ist; er liegt sehr bequem in der Hand und zeigt am Ende eine sehr deutlich benutzte, abgeriebene Fläche, welche merkwürdiger Weise an einzelnen Stellen dieselbe braunrothe Farbe darbietet, welche wir an den Gefässen wahrnehmen. Ausserdem sind auch einige Schalen gefunden worden, in denen der Sand durch eine dunkelrothe Substanz so stark gefärbt ist, dass er stellenweise fast blutroth aussieht. Obgleich es sich allerdings um eisenhaltiges Terrain handelt, so möchte ich doch nicht behaupten, dass die natürlichen eisenschüssigen Stellen des Bodens diese Färbung erzeugt haben; die Möglichkeit kann ich freilich nicht in Abrede stellen.

In Bezug auf die Fabrikation möchte ich noch ein paar Bemerkungen machen. Zunächst, was dieses sehr schöne Gefäss zeigen wird, treffen wir hier eine ungemein fortgeschrittene Kenntniss in der Aufsuchung und in der Herstellung des fein geschlemmten Thones, aus welchem die Gefässe geformt sind. Ich bin wenigstens zweifelhaft, ob jeder Thon sich dafür eignen würde. Wir erkennen zweitens eine besondere Kunst im Brennen: wie man sich an einzelnen Bruchstücken selbst feinerer Schalen überzeugen kann, existirt auf dem Bruche noch dasselbe schwärzliche Grau des Thones, dass wir bei unseren gewöhnlichen Urnen auch äusserlich sehen, wie es sehr deutlich an den Scherben vom Silberberge hervortritt. Die helle, fast weisslich gelbe Farbe der äusseren Flächen ist also nicht etwa erzielt worden durch einen von Natur so gefärbten Thon, sondern es ist die Art des Brandes, welche das gemacht hat; es scheint der Brand in reducirender Flamme ausgeführt worden zu sein, eine

Aufgabe, welche, wenn sie absichtlich ausgeführt werden soll, schon eine hohe Stufe der Technik voraussetzt.

Es kommt drittens hinzu, dass wir Formen finden, welche sich so weit erheben über die gewöhnliche Erscheinung, welche uns sonst die alten Töpferwaaren darbieten, dass man sicherlich schliessen muss: die Töpferei in dem bezeichneten Gebiete muss ganz weit über die Summe der gewöhnlichen Leistungen der damaligen Kunst hinausgegangen sein. Um zu zeigen, wie weit die künstlerische Freiheit in der Benutzung des Materials und in der Herstellung besonderer Formen entwickelt war, so müsste ich, um das anschaulich zu machen, ganze Tische mit solchen Gefässen besetzen, was, wenn wir erst mehr Raum haben werden, einmal geschehen kann. Indess kann ich mir nicht versagen, Ihnen wenigstens einige dieser Gegenstände vorzuführen. Da ist zunächst ein kleines, ziemlich schweres Töpfchen von lichtgelbem Thon, mit zwei kleinen eckigen Oehsen am Bauche und ganz engem Fusse, am untern Theil mit drei vertieften Absätzen, um den Bauch gestrichelt und von überaus gefälliger Form. Hier sehen Sie ein schwarzes Schälchen mit erhabener Arbeit, wie es sicherlich nicht hübscher componirt und sauberer ausgeführt werden konnte. Ich fand ferner eine grosse Buckel-Urne mit doppelten Henkeln und weiter Ausbauchung, welche ringsum mit derartigen erhabenen Leisten besetzt war; leider war sie so gedrückt, dass sie in allen Richtungen Sprünge besass. Ich habe alle Scherben, welche davon zu haben waren, auf das Sorgfältigste gesammelt, aber ich weiss nicht, ob es möglich sein wird, sie zu reconstruiren. Sie sehen hier ein Bruchstück, welches von einer Buckelurne herstammt, an der aussen ein, wie es scheint, graphitisches Schwarz, innen ein lebhaftes künstliches Roth vorhanden ist. Um die Buckel laufen in weitem Abstande zierliche Kränze von Punkten, und die Zwischenräume zwischen Buckel und Kranz sind noch wieder ganz fein liniirt, so zart und fein, dass man nur bei der äussersten Aufmerksamkeit die Linien erkennt. Sie sehen dann hier einen Urnendeckel, welcher mich besonders interessirt hat, weil ich auf das umgekehrte Verhältniss zuerst in Kopenhagen aufmerksam wurde. Noch heutigen Tages giebt es wenige Gegenstände, welche in oder auf der Erde gefunden werden, und welche so sehr das Interesse der Finder erregen, wie die versteinerten See-Igel mit ihren sehr zierlichen Zeichnungen auf der Oberfläche. Diese Versteinerungen finden sich in einer relativ so grossen Häufigkeit in alten Gräbern und selbst in Urnen vor, dass man nicht umhin kann, anzunehmen, dass sie absichtlich hineingelegt sind. Sie müssen damals schon als etwas Besonderes betrachtet worden sein, was sich leicht begreift, da die Leute gewiss nicht gewusst haben, was sie daraus machen sollten. In Kopenhagen wurde ich aufmerksam auf Deckel von Urnen, welche unzweifelhaft nach dem Muster des See-Igels gearbeitet waren, und hier können Sie die Deckschale einer Brandurne sehen, welche auf ihrer inneren Seite diese Zeichnung zeigt. Sie ist allerdings nur vierstrahlig1) und man kann den Einwand machen, die Aehnlichkeit sei zufällig; aber ich denke, wer sich das ansieht, wird zugestehen, dass ein natürliches Muster benutzt sein muss, und ein näher liegendes Muster, wie der See-Igel es darbietet, dürfte kaum gefunden werden können.

Die Zahl der zierlichen und kleinen Gefässe ist ausserordentlich gross. Besonders interessant darunter ist eine grössere Zahl kleiner Doppelgefässe, wo zwei Schalen oder zwei Hörner oder zwei Näpfe mit einander verbunden sind. Auch die Mehrzahl dieser Gefässe ist überaus künstlich, indem sie innen durch ein kleines

1) Hr. Beyrich machte mich bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass gelegentlich nur vierstrahlige Echiniten gefunden werden.

Loch verbunden sind, so dass, wenn eine Flüssigkeit in dem einen war, sie allmählich, z. B. beim Trinken, in das andere überfliessen konnte. Ob das jedoch der allgemeine Zweck war, will ich nicht entscheiden.

In einer Knochenurne fand ich eine grössere Zahl schöner, blauer, durchbohrter Perlen (Halsband); aus einer anderen kamen zwei grosse Bernsteinperlen zu Tage.

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Nun habe ich noch zu erwähnen, dass in den grossen Brandurnen in den übrigen und namentlich in den kleineren Gefässen war nie etwas anderes als Erde, mit Ausnahme der schon erwähnten Schalen, in denen scheinbar etwas Gefärbtes ist sich regelmässig Bronze vorfand, und zwar sehr hübsche Bronze. Jedoch war kein Stück darunter, welches vollständig mit dem Inhalt des in der Sitzung vom 16. Mai d. J. von mir vorgelegten Bronze-Eimers vom Gorwal (auf der entgegengesetzten Seite des Sees) übereinstimmt. Ich lege zunächst eines der in bekannter Form mehrmals gefundenen Sichel-Messer vor. Sodann erinnere ich an das sonderbare Kettengehänge, welches ich schon früher (Sitzung vom 13. Januar 1872) gezeigt habe. Das schönste und zierlichste, was diesmal von Bronze gewonnen wurde, ist eine kleine Pincette, welche, was Patina anbetrifft, wohl den edelsten Bronzen gleich steht, und was Zierlichkeit der Arbeit anbetrifft, ebenfalls eine solche Genauigkeit der Ausführung zeigt, wie man sie heutigen Tages nur immer anwenden würde. Da sie der Ueberlieferung nach zum Bartzwicken gebraucht worden ist, so werden einige kleinere Gegenstände, die nach ähnlichen Mustern angefertigt sind und damit zusammen lagen, wohl ähnlichen Zwecken gedient haben: es dürften kleine Ohrenschmalzringe gewesen sein. Ausserdem waren zahlreiche Ringe allerlei Art, Nadeln u. s. w. vorhanden. Dasjenige dagegen, dessen Mangel für mich am meisten auffallend war, sind die gewöhnlichen Fibulae. Es ist bis jetzt aus dem ganzen Gräberfelde, trotzdem dass nunmehr mindestens 60 Gräber geöffnet sind, niemals eine Fibula von der römischen Form gefunden worden. Alle diejenigen Gegenstände, die wir bis jetzt ermittelt haben und von denen man sagen kann, dass sie wahrscheinlich eine Fibula dargestellt haben, sind so zerfallen, dass ich ausser Stande bin, ein genaues Bild zu geben, wie sie beschaffen gewesen sein mögen. Hier ist z. B. eine aus Bronzedraht gewundene grössere Scheibe, welche am Ende einen Bruch zeigt. Dabei lag ein starker Bügel, der an einem Ende in eine Spiralröhre aufgewunden ist und der an dem anderen Ende eine starke Biegung zeigt, in welche mit Bequemlichkeit eine Nadel hineingehakt werden könnte. Endlich fanden sich Stücke von einem geraden Dorn, von dem angenommen werden kann, dass er die Nadel darstellt. Dass das eine Fibula war, ist mir nicht zweifelhaft; sie dürfte einige Aehnlichkeit mit der von Hrn. Worsaae (Nordiske Oldsager. 1859. Fig. 228) abgebildeten besessen haben, nur dass die Spiralscheibe grösser und der Bügel stärker gebogen ist.

Eine andere Thatsache ist in hohem Maasse interessant: Früher waren Eisenstücke so spärlich gefunden worden und sie waren so wenig characteristisch, dass es zweifelhaft erschien, ob sie nicht bei der Ausgrabung aus andern Schichten des Landes hinzugekommen seien. Bei den gegenwärtigen Ausgrabungen ist festgestellt worden, dass sehr viel Eisen da ist, auch grosse Stücke, das meiste allerdings in so stark angegriffenem Zustande, dass es begreiflich ist, wenn die kleineren Gegenstände fast ganz zerstört sind. Unter diesen Eisensachen sind einzelne ganz exquisite Geräthe, freilich keine Schwerter und vollkommeneren Waffenstücke, aber z. B. ein ziemlich grosses Instrument, welches wohl als eine Bewehrung einer Stosswaffe angesehen werden kann. Ein anderes ist in Form eines Celtes gearbeitet, und gleichfalls ein recht voluminöses Stück. Ferner ein kleineres Stück, nach demselben Muster, wie das zuerst erwähnte. Ebenso zahlreiche Ringe von sehr verschiedener Grösse.

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