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Du Pree, Karl Ruding August Friedrich
Maximilian Alfred, freiherr,

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Alle Rechte vorbehalten.

Vorrede.

Es handelt sich in der Philosophie nicht immer darum, Haare zu spalten und spitzfindige Probleme zu ersinnen. Die wichtigsten Probleme sind gerade diejenigen, die sich durch ihre Alltäglichkeit, oder hinter unberechtigten Voraussetzungen verbergen, wovon wir uns nur darum nicht bewusst werden, dass wir sie machen, weil wir sie beständig machen.

Als ein solches Problem möchte ich in der vorliegenden Schrift die Frage aufwerfen, ob unser Ich im Selbstbewusstsein ganz enthalten ist. Die Bejahung dieser Frage, die für den Menschen das nächstliegende und alltäglichste Problem enthält, ist offenbar eine blosse Voraussetzung, die dadurch nicht geringer wird, dass wir sie durch das ganze Leben schleppen. Zudem ist diese Voraussetzung nicht nur logisch unberechtigt, sondern wie gezeigt werden soll auch noch irrtümlich. Die Analyse des Traumlebens führt uns dahin, die gestellte Frage zu verneinen; sie zeigt, dass das Selbstbewusstsein hinter seinem Objekt zurückbleibt, dass das Ich über das Selbstbewusstsein hinausragt,

Sind wir nun aber mehr, als wovon unser Selbstbewusstsein uns Kunde gibt, und zwar ohne pantheistisch zu zerfliessen, sondern unter Bewahrung der Individualität, dann ist offenbar die

Seelenfrage falsch gestellt worden. Statt des Nacheinander eines Diesseits und eines Jenseits haben wir die Gleichzeitigkeit derselben, d. h. die Gleichzeitigkeit zweier Personen unseres Subjekts.

Unser Problem ist in der Entwicklung der Philosophie nicht immer verborgen gewesen; es ist schon in der indischen Philosophie, später von Plotin, und zuletzt von Kant aufgeworfen worden. Über die Wichtigkeit und Fruchtbarkeit desselben kann man aber nur in dem Masse günstig denken, als man unser intelligibles Wesen für erkennbar hält. Es müsste also unser Problem geradezu als Angelpunkt eines philosophischen Systems anerkannt werden, wenn sich nachweisen liesse, dass das intelligible Wesen der Erfahrung zugänglich gemacht werden kann. Das ist in der That der Fall:

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Der Umfang der einem organisierten Wesen möglichen Erkenntnis und Selbsterkenntnis wird bestimmt durch die Anzahl seiner Sinne und durch die Reizstärke, auf welche seine Sinne reagieren, d. h. durch seine psychophysische Empfindungsschwelle. Im biologischen Prozess ist diese Schwelle beständig beweglich gewesen, und so wurden in der Aufeinanderfolge der Lebensformen nicht nur die Sinnesorgane differenziert, sondern auch das Bewusstsein ihrer Träger gesteigert. Dieser biologischen Beweglichkeit der Empfindungsschwelle muss aber die individuelle Beweglichkeit zu Grunde liegen. Auch diese lässt sich aus der Analyse unseres Traumlebens beweisen; sie zeigt sich aber am auffälligsten im Somnambulismus. Die Verlegung der Empfindungsschwelle ist also dem biologischen Prozess und dem Somnambulismus gemeinschaftlich, und daraus ergibt sich die wichtige Folgerung, dass im Somnambulismus nicht nur die Existenzweise unseres intelligiblen Wesens angedeutet, sondern auch jene biologische Zukunftsform antizipiert wird, die als normalen Besitz die Fähigkeiten haben wird, welche wir nur in diesem Ausnahmszustand und nur andeutungsweise in uns erkennen.

Die Verneinung unserer Frage, ob das Ich im Selbstbewusstsein ganz enthalten ist, wirft also in ihren Folgerungen Licht sowohl auf die Richtung des biologischen Prozesses, als auch auf unsere intelligible Wesensseite. Damit ist aber und dieses ist das

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wichtigste Ergebnis unseres Problems Idas Gebiet der Mystik dem Verständnis eröffnet: Wenn der Mensch ein durch eine Empfindungsschwelle dualisiertes Wesen ist, dann ist die Mystik möglich; und wenn diese Empfindungsschwelle zudem eine bewegliche ist, dann ist die Mystik sogar notwendig.

Dies ist in Kürze der Inhalt der vorliegenden Schrift. Es sollen in derselben nicht die historischen, objektiven Formen der Mystik behandelt, sondern die subjektive Grundlage aller Mystik soll untersucht werden, um sodann die erhaltenen Resultate für ein den Menschen betreffendes philosophisches Lehrgebäude zu verwerten. Es ist nun die Regel, dass nur in der Unterdrückung der sinnlichen Existenzweise das innere Erwachen unseres mystischen, intelligiblen Subjekts eintreten kann, wie die Fixsterne erst mit Sonnenuntergang sichtbar werden. Damit sind wir auf das Studium der Schlafzustände besonders in jener Vertiefung verwiesen, die wir als Somnambulismus bezeichnen. Die moderne Wissenschaft hat nur darum das Verständnis für die Mystik verloren, weil sie das Studium des Somnambulismus, den die Erscheinungen der Mystik zur subjektiven Voraussetzung haben, fast gänzlich vernachlässigt hat. Und doch gibt es kein Gebiet, das dem Psychologen und Philosophen so reiche Ausbeute gewährt, als dieses; kein anderes gestattet ein so tiefes Eindringen in das Rätsel des Menschen und seiner Weltstellung.

Die Mystik darf nicht isoliert betrachtet, sondern muss in ihrem organischen Zusammenhang mit dem Weltganzen begriffen werden. Jede Philosophie, in welcher die Mystik nicht ein notwendiges Glied ist, muss schon in ihren Prinzipien fehlerhaft sein;

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