Billeder på siden
PDF
ePub

nur ungefähr 1200 Neger im Stande der Che. Die meisten Negerlinder bleiben ausschließlich unter der Dobut ihrer Mittet, die ihnen zärtliche Anhänglichkeit beweisen, obschon man Alles gethan hat, um fie moralisch zu entwärdigen. Man schenkt ihnen eine Prämie für jedes Kind, das sie zur Welt bringen, und doch will man das Muttergefühl in ihrem Busen ersticken; denn bald werden n ihre Kinder von ihnen losgeriffen und in ferne Gegenden verlauft Sollte aber die Mutter auch im Zustande der Freiheit ganz allein für ihre Kinder forgen? Sollte die neue Gesellschaft ein Ebenbild der von Nen Seeland werden, wo der Mann ente weder schläft oder sich berauscht, während die Frau alle Ar Arbeit thun muß? (Schluß folgt.)

Ein Sonntag in der Normandie.

(Schluß.)

Matter Françon war von zu korpulenter Gestalt, als daß sie schnell zu Fuß seyn konnte, und ich trabte langfam hinter ihr her, begierig, das Schicksal Pierre's und Josephinen's zu erfahren. Die Schnitter tanzten luftig voran, nicht ganz un bekümmert um die Gegenwart ihrer Aeltern, aber ohne die geringste Verlegenheit der Art, wie sie Leute ihres Standes in England zeigen würden, fie plauderten und lachten von Her, zen, und es gelang mir leicht, Mutter Françon zur Erfüllung meiner Bitte zu bewegen. Viel Sentimentalität ließ sich von ihr nicht erwarten. Sie hatte den Gang und die Stimme eines Mannes und etwas Absprechendes in der Bewegung von Kopf und Armen, als sen sie es gewohnt, beide im Nothfall geltend zu machen. Doch die graudugige Mutter des Jungen, den sein Großvater im Triumph davon getragen, ging neben ihr und schien entschloffen, die strengen oder herben Bemerkungen ihrer Großtante gut zu machen. Pierre und Josephine“, sagte sie, ,,batten sich beim Beginn der Aerndte in Harfleur verlobt, um, wie Jacques und Marie, nach dem Ende der Verndte Hochzeit zu machen. Pierre war ein Schäfer und Josephine, das hübschefte Madchen im Bezirk, pflegte surveilen im Fetve, doch gewöhnlich für ihre Kunst zu arbeiten. Sie hatte in der Nieder-Normandie Spigen klöppeln gelernt und war immer im Stande, den beßten Preis für ihre Arbeit zu bekommen."

-

-

,,Che Sie die Schloß Allee betraten, Madame, haben Sie da nicht ein ódes, einsames Schäferhaus bemerkt, das unter den Bäumen steht es war ein solches, das auf Rädern sich bewegt und Raum genug im Innern hat für das Bett und Licht, das Schafer brauchen, und neben ihm steht ein kleines Hauschen, nach demselben Plan eingerichtet dies war für den armen Fidelle." ,,Sie sind noch nicht bei Fidelle, Tante", fiel ihre Nichte ein. „Gut, Pierre und Josephine waren verlobt und der Tag ihrer Trauung bestimmt. Pierre hatte zwei Schaaf mütter und drei Lämmer für sein Geld gekauft, und Josephine's Großmutter trat ihnen in ihrem ein Zimmer ab, das hibich, als man fid's nur wünschen kann, ausgepugt ward. Drei Blumensträuße unter Glasbedeckung am Kaminsims, ein Bett von der längsten und schönsten Wolle, ein Kruzifir, so nas türlich wie aus dem Leben, und sechs Strohstühle. Ich weiß nicht mehr, was außerdem da war, aber ich erinnere mich, es war wie ein kleines Paradies. Noch denke ich, als war's erst gestern ges wesen, wie wir in eben diesem Wäldchen spaziren gingen, ganz wie die armen Narren dort." ,,Ach Tante", rief das junge Weib.unwillig, „warum nennt Ihr sie Narren? Jacques ist ein braver Junge und Marie ein treffliches Mädchen." Alle junge Leute", erwiederte die Dame vornehm,,,find Narren, mehr oder weniger, und Du, liebe Nichte, machst keine Ausnahme davon." Die Nichte antwortete nicht, sondern jah mich an und lächelte.

"

2

Sie spazirten in diefen Wäldern", wiederholte die Frau, ,,mit den Vögeln fingend, mit den Blättern tanzend und sich ge berdend, als wäre das Leben nur ein langer Sommertag ohne Sturm und Regen. Pierre sprach von seinem nahen Glück fo viel und so laut, daß ich selbst, obgleich ich damals eben erst mit meinem ersten Mann verheirathet war und in den Lebenswechseln nicht viel Erfahrung hatte, nicht umhin konnte, ihm eine kleine Warnung zu geben und ihm bemerklich zu machen, daß es nicht immer so gut gehen möchte. Darüber wurde er bose, and dann funkelten seine Augen auf eine Weise, die mir nicht sehr gefiel. Ich sprach mit Josephinen diefe Nacht sehr viel, und sie antwortete, wie Frauen immer vor ihrer Hochzeit zu sprechen pflegen, das Auge, welches Anderen Zorn funkle, würde sie nur mit Liebe ansehen. Ach, die Arme! fie wußte nichts." ,,Einige Leute um das Schloß herum hörten einen tauten Schrei und dann ein lang wiederholtes Geheul des armen Fi delle es war höchft fldglich; aber Jean, der Portier, fürchtete fich, das Thor des Nachts zu öffnen, und wartete alfo bis an den Morgen. Als er das Thor aufmachte, sah er die Schaafe rings, umber in fonderbarer Unordnung zerfreut, und Pierre war nirs gende zu sehen. Der alte Portier wollte Josephine fragen, ob fie nichts von ihrem Geliebten wisse, und ging daher in die Hütte ihrer Mutter, die schon zur Hochzeit ausgepugt war Josephine, mar nicht da. Ihre Mutter sagte, fie wäre sehr früh ausgegangen, che noch die Dorfmädchen erwacht senen, da fre

Abwesenheit nicht zu erkldren. Der Portier Jean, der selbst Vas ter gewefen wear, wollte nichi die gute Mütter beanrubigen, und fo ging er in Johanor's Garten, um sie hier zu suchen. Er fand den Gartner Blumensträuße sammelnd und seine Lieblinge angst lich erwartend. Der Garten lag am Abhang eines der schönsten Hügel der Normandie und gewährte die Aussicht über einen Theil des Weges, der von Jofephinen's Hütte zum benachbarten Weiler führte. Der Gartner erzählte, er habe bald nach Tagesanbruch gesehen, wie die beiden Liebenden in diesem Thal zus sammentrafen und eine kurze Strecke neben einander gingen, und wie dann Pierre mit der größten Eile über den nächsten Hügel lief, so daß er geglaubt habe, die Flucht sey zum Scherz, als würde er von Josephine und seinem Hund Fidelle verfolgt und erwarte fie auf einem anderen Weg. Dies befriedigte Jean nicht, welcher fest überzeugt war, daß der Angfischrei, den des Nachts gehört, von Pierre herrühre. Der Alte erinnerte fich auch, wie ihm mehr als einmal vorgekommen, daß der junge Schafer mehr Kentnisse besige, ats dazu gehört, solchen Leuten den Kopf verrückt zu machen. Er pflegte aus seiner flei nen Hütte stundenlang nach den Sternen zu sehen und sich wunderliche Figuren auf Schiefertafeln zu zeichnen: dann hatte er auch zwei bis drei seltsame Bücher, worüber er stundentang brutete dabei vernachlässigte er etwa nicht seine Schaafe: vielmehr war er wachsam genug auf sie und überhaupt freund lich gegen Thiere."

[ocr errors]

"

er

Der Tag rückte vor, die Hochzeitsgäste kamen zusammen, und Alle, die das junge Paar kannten, liefen umber, es zu suchen. Das Gerücht war geschäftig wie immer; Einer fagte, er habe fie da, der Andere dort gesehen, und die arme Mutter Josephinen's stürzte ganz wahnsinnig von einem Ort zum anderen. Endlich kam ein kleiner Winzer, der seinen Weg dahin nahm, wo er ein Fest erwartete, und berichtete dem alten Jean, er habe eine Frau gesehen, die sich über einen von den Abhängen neigte, als er das üfer verließ, er hätte aber solche Eil gehabt, das Dorf zu ers reichen, daß er nicht zu ihr hinging." Tante", fiel die junge Frau ein,,,Sie vergeten, wie die Leute sagten, es könne nicht Josephine senn, da Pierre nicht bei ihr ware." ,,Richtig", sagte Mutter Françon, aber der alte Johanot und ich dachten anders, und ohne Jemanden etwas zu sagen, gingen wir fort, um zu versuchen, ob wir nicht in dieser Richtung eine Spur von ihnen finden könnten; es war ein Tag so schön, wie er jemals vom Französischen Himmel herabschien, und wie wir so gingen, meinte noch der alte Gartner, ein solcher Tag, wo die Natur über ihre Kinder so viel Segen ausschütte, könne unmöglich dies jenigen hart treffen, die wir suchten; ja, ja, Madame, so sind solche einfache Menschen, die nur unter Vögeln und Blumen les ben. Ich habe die herrlichsten Tage die greulichsten Handlungen beleuchten sehen, aber das wollte mir Johanor nimmermehr glauben. Wir gingen und gingen im beißen Sonnenschein, bis wir den Abhang, den der Winzer bezeichnet, erreicht hatten, unde da war auch richtig die Dirne, die wir suchten. Sie lag am Rande des wie ein Sec vogel; ihre Stellung war jo geführlich, daß wir fürchteten, the nahe zu kommen - wir riefen und riefen, aber das Echo der Höhlen war unsere einzige Antwort. Da muß doch ein Grund senn, meinte Johanot, daß ein lebendiges Weib mit einem Ral zur Marmorstatue wird. Krieche du dicht an sie heran und ziehe fie an den Kleidern von diesem gräßlichen Orte meg; ich will die Klippe hinuntersteigen und sehen, was es giebt. Ich näherte mich vorsichtig dem Fleck: wie erschrak ich beim Anblick ihres Gesichts: es war so weiß wie Marmor. Ich kam immer dichter heran, ohne daß fie's bemerkte, bis ich endlich ihr Kleid fachre mit einer Hand zupfte und mich mit der anderen festhielt, um nach dem Strande unten zu sehen. Da lag der Körper des uns glücklichen Pierre auf den Steinklippen mit dem Gesicht nach dem Himmel zu, und die Seevögel umschwärmten seinen vers stämmelten Leichnam. Auch der Hund war da, der arme Fidelle, und vermischte von Zeit zu Zeit sein Geheul mit dem Geschrei des wilden Waffervogels. Als Johanot die verstimmelten Refe des armen Schäfers aufhob, würde sich Josephine herabgestürzt haben, wenn ich sie nicht mit Leibeskraften festgehalten hatte.” Aber der Grund der Grund?" fragte ich. Wer kann den Grund der Tollheit angeben?” erwiederte sie.,,Einige meinten, Bücher —"

[ocr errors]

den

[ocr errors]

und Andere", fügte die Richte hinzu, gaben dem Wond die Schuld."

"

Er war also wirklich todt?

[ocr errors]

Allerdings. Wahrscheins

lich hat ihn der Wahnsinn des Nachts befallen, und er wanderie dann an den Ort, den sie verabredet, wo er die arme Josephine traf, die, erschreckt und gefngftigt, ihm nachging bis an den unglücklichen Fleck, wo er fopfüber hinunterstürzte." -,, Lebt he noch?" fragte ich. ,,Nein, aber sie lebte noch lange nach jenem Unglück", erwiederte die Erzählerin. ,,Die, welche die Braut hätten begleiten sollen, folgten dem Brdutigam zu Grabe. Josephis nen's Verstand war so zerrättet, daß ihre Freunde fie länger als ein Jahr beobachteten; ihre Mutter glich einem Gespenst, und als fie starb, blieb Josephine ganz gleichgültig, wiewohl file fie früher, bis sie den Verstand verloren, zärtlich geliebt hatte. Endr fich wurden wir's müde, fie zu beobachten, ne le man se der Einzige, der ihr bis zuleht treu blieb, war der arme aber auf dem Hügel, von wo herab sie ihres

mit Pierre verabredet, mit ihm im Garten des Nachbars Johär gefehen, todi fand, da veranstalteten wir ihr ein lebten Teiche

[merged small][ocr errors][merged small]
[graphic]
[ocr errors]

dieje namhaft zu machen und ohne su sagen, welche Diocesen er denselben unterordnete. In der Danziger Ausgabe bezeichnet er Gnesen als das eine und Krakau als das andere dieser Eras bisthümer. Bogufal, Bischof von Posen, erwähnt gar feines Erzbisthums, fondern dußert nur im Allgemeinen, Boleslaw habe sechs Hauptkirchen gegründet, auerst die Posener, dann die Gnesener, ferner die Majovische und viertens die Krakauer.") Wörtlich dasselbe bemerkt der anonyme Gloffator Kadlubet's. Ein ebenfalls anonymer Chronikenschreiber des vierzehnten Jahrhun derts, im ersten Theile der Sommersbergschen Sammlung, jagt nur, Boleslaw habe viele Kirchen erbaut und Bischöfe eingefeßt, er habe die Gnesener Metropole gegründet und ihr viele Suffras gane untergeordnet.

Wenn also auch die Meinungen unserer Chronikenschreiber etwas von einander abweichen, so stimmen sie doch alle darin. überein, daß Mieczyslaw I. fein Bisthum gegründet hat, was auch Gallus bestätigt, der noch vor Kadlubek lebte. Dlugofs **) ist der Erste, der eine von den Zeiten Mieczyslaw's I., das heißt von der Einführung des Christenthums in Polen herstammende kirchliche Hierarchie annimmt, dieselbe in zwei Metropolen, die Gnesener und Krakauer, theilt und uns dies Mahrchen ohne alle Beweise auftischt, so wie vor ihm Bogufal von den drei Brüs dern Lech, Czech und Ruß fabelte. Einige unserer Historiker has ben in Dlugosz unbedingtes Vertrauen gejeßt, wie Miechowit und Bielski, andere sind mit größerer Vorsicht zu Werke gegangen, wie Kromer. Fast dieselben Historiker, welche Mieczyslam 1. nicht für den Begründer der Bisthümer halten, dehnen das Leben dieses Königs, obwohl irriger Weise, bis zum Jahre 999 aus. Jm darauf folgenden Jahre aber kam Kaiser Otto III. nach Gnes sen, um das Grab des heiligen Adalbert zu besuchen, und wurde von dem Polnischen (Posener) Bischof Unger empfangen, ein neuer Beweis, daß es außer dem Posener noch keine andere Bisthümer in Polen gab. Dieses Jahr Tausend nun kann man dreift als dasjenige ansehen, in welchem die Polnischen Bisthus mer ihren Anfang nahmen. Boleslaw Chrobry war es, der dazu, ausersehen schien, fein Reich von allen Deutschen Banden, selbst in geistlicher Hinsicht, loszulösen. Ob den Kaiser ein mit Boless law abgeschlossener Vertrag oder auch eine geheime Abneigung gegen Gieselherr, den Erzbischof von Magdeburg und zugleic Metropoliten aller Slawischen Kirchen, dazu bewog, deffen Macht zu verkürzen, oder ob Dito, was am wahrscheinlichsten ist, sich dadurch bestimmen ließ, daß er die christliche Religion in Polen schon weit verbreitet fah, genug er erhob die Gnesener Kirche zur Metropolitane und erzbischöflichen Würde, ernannte den Ges fährten des heiligen Adalbert, Radzyn oder Gaudentius, zum Erzs bischof und stellte die vermuthlich auch damals neu gegründeten drei anderen Bischöfe, den Kolberger, Kruschwizer und Kras Fauer, unter sein Regiment. Wie es scheint, fühlte der Bischof von Posen sich hierdurch beleidigt, denn erst später unterwarf er sich der Gnesener Metropole. (Przyjaciel ludu.)

[ocr errors]

Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumerations Preis 224 gr. ( Thlr.) vierteljährlidy, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 3.

Magazin

für die

Beiblatt der Allg. Vr. Staats-
Zeitung in Berlin in der
Expedition (Friedrichs-Straße
Nr. 72); in der Provinz se
wie im Auslande bei den
Wohliöbl. Pest- Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Montag den 7. Januar

Frankreich.

Lafayette in Versailles.

Vom General Mathieu Dumas.*)

Unter allen Berichten, welche über die Begebenheiten des 5. und 6. Oktober 1789 von den Schriftstellern beider Parteien veröffentlicht worden, ist mir immer der des Abbé's von Monts gaillard als der wahrhafteste erschienen; ich meinerseits bringe hier als Augenzeuge eine Erklärung zu Papier, wie ich sie auf Ehre und Gewissen vor Gericht abgelegt hatte, wenn ich dazu aufgefordert worden wäre. Dieses Zeugnis ist weiter nichts, als die getreue Erzählung alles dessen, was ich selbst mit eigenen Augen während der vierundzwanzig Stunden vom 3. zum 6. Oltos ber jah, nichts weniger, nichts mehr.

Den Sten gegen eilf Uhr Morgens begab ich mich mit dem Grafen von Gouvernet in die Nationals Versammlung; die Sigung war noch nicht eröffnet. Indem wir uns noch auf der um das Amphitheater laufenden Galerie mit einigen befreundeten Mits gliedern unterhielten, trat Mirabeau ein und sagte im Vorübers gehen zu uns: In Paris herrscht große Aufregung; sie wollen Alle nach Versailles ziehen." Andere Mitglieder der Versamms lung verbreiteten ebenfalls dieselbe Nachricht. Man war darüber sehr verschiedener Meinung. Herr von Gouvernet und ich eilten su seinem Vater, dem Kriegs Minister, um ihn von den Vors gången zu benachrichtigen; ich begab mich auch zu dem Grafen von St. Priest, der jedoch schon von dem Tumulte wußte. Von Stunde zu Stunde langten beunruhigendere Nachrichten an. Schon war ein Haufen Weiber, von einem gewissen Maillard angeführt, an den Schranken der Versammlung erschienen. Die Unverschämis heit dieses elenden Wahnwißigen und das Geschrei dieses Vortrabs der großen Emeute liessen die unglückseligsten Abfichten ahnen; der Haufen schwoll immer mehr auf der Straße von Paris an. Die National Garde von Versailles versammelte sich auf dem Waffens plage vor dem Schlosse; sie stellte sich in Schlachtordnung auf, der linke Flügel lehnte an das Gitter, der rechte breitete sich auf der Straße nach Sceaur aus.

Gegen fünf Uhr hörte man, der König fen von der Jagd in den Waldungen von Meudon nach dem Schloffe zurückgekehrt, und die National Versammlung habe noch vor dem Schluß der Sigung eine Deputation an Se. Majestät abgesandt; das Gitter des Schlosses war zu; Herr von Estaing, der die Versailler Nationals Garde befehligte, ließ es öffnen, um die Deputation einzulassen; der König ließ auch einige von den Weibern vor, die Maillard in die Versammlung begleitet hatten. Ich ging auf Dem großen Hofe umher und fah die Leibgarde ankommen, die fich außerhalb des Gitters, der Straße nach Paris gegenüber, in Schlachtordnung aufstellte; wenige Augenblicke darauf bildete das Regiment Flandern, der Versailler Nationals Garde gegenüber, Um eine Linie, der rechte Flügel desselben lehnte an das Gitter, der linke breitete sich in der Richtung nach St. Cloud hin aus. sechs Uhr ließ sich der Kriegs, Minister, nur von seinem Sohne und mir begleitet, das Gitter öffnen und stellte sich an die Spige des Regiments Flandern. Der ganze Plas war mit Menschen bedeckt, doch konnte man noch frei auf demselben umbergehen. Alle Blicke waren auf die große Landstraße gerichtet, denn man hatte die baldige Ankunft des Herrn von Lafayette mit der Pariser National Garde gemeldet. Vor der Fronte des Regiments Flans dern begegnete ich mehreren Mitgliedern der National Versamms lung, unter Anderen auch Mirabeau, der jedoch nur einen Augens blid verweilte. Gegen Anbruch der Nacht gewahrten wir einige Unordnung auf dem linken Flügel der Nationals Garde, der an den rechten der Leibgarde anstieß; mehrere Flintenschüsse fielen

Aus den Memoiren dieses vor einem Jahre verstorbenen Generals, die nächstens zu Paris im Druck erscheinen werden, und die zwar keine volls ftändige, genaue Erzählung aller seit einem halben Jahrhundert in Frankreich und Europa vorgefallenen Ereigniffe liefern, aber ein, dem Anschein nach, wahrhaftes und unparteiisches Zeugniß des Verfassers, der sechzig Jahre lang ununterbrochen eine Rolle bei vielen dieser Begebenheiten gespielt und wohl ein Urtheil darüber haben konnte. Mathieu Dumas war schon 1789 ein bekannter Name; während der Revolution hatte er den Muth, mit Mäkigungu handeln; unter dem Kaiserreich gehörte er zu den einsichtsvollsten und thatigsten Dienern des mächtigen Herrichers; im Jahre 1830 findet man ihn wieder neben Lafayette an der Spise der Nationalgarde, und noch im Jahre 1837 war er eines der geachtetsten Mitglieder des Staatsraths und der Pairs-Kammer.

1839.

[graphic]

von dieser Seite, und man meldete uns, ein Offizier der Leibs
Gleich
garde, Herr von Savonnière, sen schwer verwundet.
darauf galloppirte der Graf von Estaing von rechts nach links
vor der Fronte der Leibgarde vorüber, verfolgt von einem Haufen
Männer und Weiber, die ihn zu erreichen trachteten; dicht neben
uns ritt er durch die Grenadier Compagnie des Regiments Flans
dern und begab sich durch das Gitter der Kapelle in das Schloß.
Die Leibgarde wurde zusammengezogen und stellte sich im großen
Hofe innerhalb des Gitters auf. Das Regiment Flandern erhielt
mit Herrn de la ToursdusPin und seinem Sohne in den Pavillon
Befehl, in seine Quartiere zurückzukehren, und ich verfügte mich
des Kriegs-Ministers.

Auf dem Waffenplage stieg der Tumult von Minute zu
Minute; Herr de la Tours du Pin begab sich mit den übrigen.
Auf
Ministern zum Könige; ich blieb im Deuil de Boeuf zurück, das
mit Hofleuten, Militairs und Deputirten angefüllt war.
allen Gesichtern drückte sich die lebhafteste Besorgniß aus, man
unterhielt sich nur flüsternd; endlich um eilf Uhr wurde gemels
det, daß die Spise der Kolonne der Pariser National Garde schon
auf dem Waffenplay angelangt sey. Der König befahl, Herrn
von Lafayette vorzulassen, ich ging mit dem Grafen Gouvernet
hinunter, ihm entgegen. Wir schritten durch den großen Ministers
Hof, aus dem man die Leibgarde entfernt hatte, um fie, wie man
Als wir bei dem noch verschloffenen Gitterthore anlangten, fas
uns sagte, auf den Terrassen an der Gartenfeite aufzustellen.
hen wir Herrn von Lafayette von seinem Generalstabe und einer
großen Anzahl Grenadiere der National Garde umgeben, die
sich alle seinem Eintritt in das Schloß widerseßten, wofern es
fast eine halbe Stunde; der General beruhigte seine Freunde, er
ihnen nicht gestattet sen, ihn zu begleiten. Dieser Streit dauerte
fagte ihnen, es sen eine Ehrensache für die National Garde, dem
er ginge, um in ihrem Namen Worte des Friedens und der
Könige hier ihre Ergebenheit und ihr Vertrauen zu beweisen;
Sicherheit zu überbringen; er habe nur eingewilligt, fich in dies
sem Falle an ihre Spise zu stellen, in der festen Ueberzeugung,
als Bürger und treuer Unterthan zu erfüllen, statt ihn irgend
daß sie ihm vielmehr behilflich seyn würden, alle seine Pflichten
wie daran zu hindern. Andererseits unterstüßten Herr von Gous
vernet und besonders ich, der ich den Meisten unter ihnen sehr
wohl bekannt war, die Bemühungen des Generals durch die
eifrigsten Versicherungen; endlich, nachdem Herr von Lafayette
seine Gefährten überzeugt und ihr Wort empfangen hatte, wurde
das Thor geöffnet, und als es sogleich hinter ihm sich wieder
schloß, reichten ihm Alle noch durch das Gitter die Hände und
hielten die feinigen so fest, daß wir ihn nur mit Mühe losreißen
fonnten. Er war von allen Anstrengungen fo erschöpft, daß wir
der Pariser Kommune zu Begleitern des Generals erwählte Koms
ihn fast in die Königlichen Gemächer tragen mußten; zwei von
ihnen den Zutritt bis in den Rathssaal.
miffarien wurden ebenfalls eingelassen, und der König gestattete

Als wir durch das Deuil de Boeuf gingen, in dem ein eintreten wollten, sagte ein hochstämmiger Ludwigsritter mit ers düsteres Stillschweigen herrschte, und eben in das Levers Zimmer Wir begleiteten ihn hobener Stimme:,,Da kommt Cromwell." Lafayette stand still, ,,Der würde nicht allein hier erscheinen." fah dem Manne fest ins Auge und sprach mit ruhiger Würde: bis an die Thür des Königlichen Kabinettes und warteten im Rathszimmer mit anderen zur näheren Umgebung des Königs Man weiß, und dies ist eine wichtige Thatsache, die kein gehörigen Personen das Ende dieser denkwürdigen Audienz ab. die Bewachung des Schlosses dem General Lafayette nicht übers gleichzeitiger Geschichtsschreiber gehörig hervorgehoben hat, daß tragen wurde, daß, weit entfernt, die Gefeße einer leeren Etikette dem Ernst der Umstände zu opfern und den Oberbefehl so wie zu überlassen, der allein den Erfolg verbürgen fonnte, man der die Bestimmung aller zu ergreifenden Maßregeln demjenigen National Garde nur gestattete, die dußeren Posten nach der Stadt sezen. Der Graf von Luxemburg, dienstthuender Gardes Haupts hin, welche früher die Franzöfifchen Garden inne hatten, zu bes mann, behielt den Oberbefehl im Innern des Schloffes und an der Hinterseite nach den Garten zu.

Als Lafayette den König verlaffen, fragte er in meiner Ges genwart den Grafen von Luremburg, welche Vorsichtsmaßregeln man an der Gartenfeite getroffen habe; dieser antwortete, daß

die Leibgarde befehligt ware, dort zu wachen. Der General wollte sich davon selbst überzeugen, ich führte ihn daher auf die Gallerie, von wo aus wir die ganze Masse der Leibgarde, die auf dem grünen Rasen sich gelagert hatte, übersehen konnten. Beim Weggehen aus dem Schlosse beschäftigte sich Lafayette gleich nebst dem General Gouvion und den Offizieren feines Generalstabes mit der Befehung der ihm anvertrauten Posten und begab sich dann in die National Versammlung, wie alle be treffenden Berichte es aussagen.

Am 6. Oktober um drei Uhr Morgens begleitete ich den Ges neral zu dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn von Montmorin, und erwartete ihn dann in seiner Wohnung im Hotel Noailles; er konnte in der That sein Quartier nicht näher am Schlosse nehmen, denn von diesem Hotel bis zum Gitter der Kapelle find kaum hundert Schritte. Zwischen vier und fünf fehrte Lafayette in fein kleines Gemach im zweiten Stockwerke des Hotel Noailles zuruck; Gouvion stattete ihm über die Ins spection der Posten, die er vorgenommen, Bericht ab; er sagte, daß alle Zugänge des Schlosses beseßt wären und Alles vollkoms men ruhig fen, daß die Horde von Weibern und Spigbuben, die zum Theil vor und mit der Nationalgarde nach Versailles ges fommen war, gänzlich zerstreut sen und hier und da herumirre. Ich trat in das Zimmer des Generals; er war ganz erschöpft, und man brachte ihm eine Sago-Suppe, während wir uns über die Vorgänge dieses schrecklichen Tages und über die Maßregeln unterhielten, die er ergreifen wollte, um die Ordnung in der Stadt Versailles zu erhalten. Herr von Lafayette dachte gar nicht daran, sich niederzulegen, sondern ließ sich sogleich sein Haar von seinem Kammerdiener ordnen; bei Tagesanbruch vers ließ ich ihn, um einige Augenblicke der Ruhe zu pflegen. Beim Hinausgehen aus dem Zimmer fand ich den General Gouvion, der sich quer vor die Thür niedergelegt hatte, um, wie er sagte, gleich beim ersten Lärm bereit zu seyn. Ich wohnte im kleinen Kriegspalast in der Orangeriestraße; es war schon ganz heller Tag, als ich über den Minister Hof von einem Gitter zum andes ren ging; ich bemerkte den Schweizer des Kriegs, Ministeriums an der Thür des Pavillons, ging auf ihn zu und fragte ihn, ob er wiffe, was aus den Weibern geworden sey, die man den vos rigen Abend in das Schloß gelassen und hinsichtlich derer sich der General Lafayette mit einiger Besorgniß gedußert hatte. Ich will fie Ihnen zeigen", antwortete der Schweizer und öffnete die Thür des an den Audienzsaal anstoßenden Zimmers, wo diese elenden Geschöpfe in grdulicher Unordnung umherlagen. Ich begab mich in meine Wohnung und hatte noch nicht die Kleider gewechselt, als ich schon ein starkes Schießen hörte; sogleich sog ich mich wieder an, eilte nach dem Schlosse und wer Zeuge des Auftrittes im Marmorshofe. Bald sah ich auch auf dem Balkon mitten unter der Königlichen Familie den General Lafayette, den ich erst vor kaum einer Stunde verlassen hatte. Seine Gegens wart und die Königlichen Worte, die er laut wiederholte, stillten die Wuth des Volkes; er verkündete den Entschluß des Königs, noch denselben Tag nach Paris suråckzukehren und die Tuiles rieen zu seiner Residenz zu wählen.

Nachdem ich gegen Mittag der Abfahrt der Königlichen Fas milie beigewohnt, welcher der ganze Strom der Tumultuanten folgte, verließ ich das schon ganz verddete Versailles, schlug den Weg über St. Cloud ein und langte noch einige Augenblicke vor der Ankunft des Königs auf dem Stadthause an. Umgeben von hundert Mitgliedern der National Versammlung, die zum Geleit des Königs beordert waren, begab sich Ludwig XVI. in den großen Saal, der von den lebhaftesten und aufrichtigsten Freuden bezeugungen wiederhallte. Als die Ruhe hergestellt war, sagte er mit fester Stimme zu Herrn Bailly:,,Voll Vertrauen kehre ich in die Mitte meines Pariser Volkes zurück"; und als der Maire diese Königlichen Worte laut wiederholte, erhob die Königin ihre Stimme und sagte:,,Wiederholen Sie, mit Vertrauen, Herr Bailly." Gleich darauf sog fich die Königliche Familie in die Tuilerieen zurück. (Schluß folgt.)

Die Sklaverei und der Sklavenhandel.
(Schluß.)

Wie verabscheuungswürdig das System der Sklaverei auch fenn möge, so legt es den Herren wenigstens die Verpflichtung auf, ihre Sklaven zu ernähren und für sie zu sorgen; das plogs liche Aufboren dieser Verpflichtung, wenn ke durch nichts erseht wird, kann die Neger dem Hunger preisgeben oder zur Ems pörung reizen. Es ergeht also an den Weißen, der seinen schwarzen Mitbruder herabgedrückt hat, die ernste Mahnung, ihn wieder moralisch aufzurichten; nachdem das Gefeß die Sklas verei in Ländern privilegirt, die sich für gebildet und christlich hielten, liegt es den Gefeßgebern ob, zu zeigen, daß sie endlich einmal Civilisation und Christenthum verstehen, daß sie wieder Menschen machen aus denen, die sie zu Thieren erniedrigt has ben. Man spricht viel von Kirchen und Schulen zum Besten der Neger; wir find weit entfernt, zu verkennen, daß es Pflicht sen, He für eine bessere Welt zu erziehen; es giebt aber Gegen Stände der Unterweisung, die noch dringender nothwendig sind: das Familien Gefühl und die Idee der irdischen Zukunft.

Rachdem Herr G. die Gefahren der unmittelbaren Emancipas tion gezeigt und bewiesen hat, daß man den Neger fähig machen

sich, darzuthun, daß jeder Mensch nur für sich allein betrachtet die Bürgschaft seiner Fähigkeit geben kann.,,Nur die persönlichen Gas rantieen", so sagt er,,,lassen weder Ungewißheit noch Gefahr bestehen; sie allein sind zuverlässig. Eine Freilassung in Masse und an einem bestimmten Tage ist mit persönlicher Garantie uns verträglich und bleibt also ein tollkühnes Verfahren, wie löblich auch ihr Zweck sen." Der Plan des Verfassers besteht nun darin, die Masse der Sklaven aufzuklären und moralisch zu ers heben; hinsichtlich der Individuen aber will er die gefeßlich ers laubten Freiheits-Mittel dergestalt bestimmen, daß nur Menschen, die zur Freiheit reif und derselben würdig sind, sie erreichen fönnen.

Eine der glücklichsten Wirkungen, welche die Revolution vom Jahre 1830 auf die Kolonieen dußerte, war die vermehrte Zahl der Freigelassenen; sie hat die schändliche Tare von 1000 bis 2000 Franken, welche auf freiwilliger Emancipation stand, abgeschafft, und innerhalb sieben Jahren find 30,000 Schwarze, über ein Neuntheil der Bevölkerung, freigelassen worden. Viele von ihnen leben schon in einem gewissen Wohlstande, viele zeigen große Geschicklichkeit in städüschen Gewerben, mehrere haben auch Ländereien erworben; aber keiner ist Bauer geworden, Peiner arbeitet für einen Pflanzer im Tagelohn. Jede gegen sie ausgeübte Vormundschaft, jede anbefohlene Arbeit würde das Prinzip ihrer Freiheit verlegen und sie im Vereine mit den Sklaven gegen die Weißen bewaffnen, während im Gegentheil die Klasse wahrhaft freier Freigelassenen ein glückliches Mittelglied zwischen den von Anbeginn Freien und den Sklaven bildet. Durch Bande des Blutes mit den Lesteren, durch Gleichheit der Rechte mit den Ersteren verknüpft, muß der Freigelassene die Harmonie der neuen Gesellschaft wirksam fördern.

Beschäftigen wir uns zunächst mit der Masse", sagt Herr von G.,,In der Reform, deren Gegenstand sie ist, gebührt die erste Stelle von Rechtswegen dem Religions Unterricht. Nies mand leugnet dies. Ich seße hinzu, daß die Religion nicht bloß den ersten Plas einnehmen, sondern überall durchgreifen sollte. Wer sie in Tempelmauern einsperren will, der ist ihr Feind; fie muß aus dem Heiligthum heraustreten und auf alle Handlungen des Lebens ihren Einfluß üben...... Unsere Kolonieen bedürfen einer großen Anzahl tüchtiger Seelsorger, die jede Negerhütte täglich besuchen sollten.... Der Besuch der Schulen muß dem Reger zu einer heiligen Pflicht gemacht werden; es giebt deren zwar genug aber bloße Einladungen, wie man sie an civilisirte Europder richtet, find unzulänglich, um den Neger aus seiner dumpfen Gleichgültigkeit zu wecken.... furz, wir müssen die Neger vor Allem aus dem Schlamme siehen, in den sie mos ralisch verjunken sind, und dann erst sie freilassen, nicht aber umgekehrt."

,,Auch ist es erforderlich, daß man den Sklaven jenes Gefühl von sittlicher Würde und Verantwortlichkeit wiedergebe, das die barbarische Gesetzgebung, unter der sie bis jest leben, erstickt hat. Diese Gefeßgebung kann und soll von heute an mos difisirt werden. Man behalte dasjenige bei, was zur Ausübung der Herrenrechte nothwendig ist, gestehe aber dem Neger andere Rechte zu, die mit den ersteren verträglich seyen, und die ihn allein zu der Unabhängigkeit, welche ihm eines Tages zugedacht ist, würdig vorbereiten können."

,,Er kann Sklave bleiben und eine gefeßliche Persönlichkeit erhalten; er kann Sklave bleiben und in bürgerliche Ehe treten, einen Familien Namen erhalten, der auf seine Kinder forterbt, die Geburt seines Sohnes und den Tod seines Vaters registriren lassen; er kann endlich Sklave bleiben und doch ein gefeßliches Eigenthum haben, das nach seinem Tode nicht an seinen Herrn zurückfüllt, sondern auf seine Nachkommen forterbt. Nur durch folche Bewilligungen können die Ehen der Neger vermehrt und ihre Sitten veredelt werden. Behandelt sie als Menschen, wenn ihr wollt, daß sie sich als Menschen benehmen sollen. Vers geffet nicht, daß die erste Wirkung des Gefeßes, welches den fars bigen Menschen bürgerliche und politische Rechte gegeben, Vers mehrung der gefeßlichen Heirathen gewesen ist. Auf Antigua hat, als erste Wirkung der Emancipation, eine solche Menge von Trauungen Rattgefunden, daß der Juwelier der Insel Dublos nen einschmelzen mußte, um eine hinreichende Zahl von Traus ringen gießen zu können. Laster und Dienstbarkeit vergeffet es nie, meine civilisirten Mitbürger Laster und Dienstbarkeit reichen einander die Hände, und man muß denen, von welchen man Tugenden verlangt, auch Rechte bewilligen."Religiöse Prinzipien, Unterweijung, eine Familie, bürgerliche Persönlichkeit diese Vortheile sind es, was den Sklaven im Ganzen Noth thut; das Individuum aber soll seine Qualification zur Freiheit unter allen Umständen geltend machen dürfen. Man kann ihm diese Befugniß durch zwei Mittel fichern; das eine modre die immer größere Erleichterung der freiwilligen Emancis pationen, welche die Fähigkeit und gute Aufführung der Sklas ven implicite beurkunden, das andere aber die Begründung des gezwungenen Loskaufs, der dieselben Thatsachen explicite beweist....

[ocr errors]

-

,,Einer der Vortheile des gezwungenen Loskaufs besteht darin, daß er den öffentlichen Schaß vieler den Eigenthümern zukommenden Entschädigungen überhöbe.... noch segensreicher erscheint mir aber die Eigenschaft desselben, daß er freie Arbeit von Seiten des Sklaven erheischt und diese freie Arbeit vor der Freilassung nothwendig macht.... Gewiß darf man einen Menschen, der lange Jahre hindurch freie Arbeit gethan,

geben; wer in solcher Art seinen Zweck verfolgt, der ist schon fein Sllave mehr. Er war der That nach fret, ehe man ihn von Rechtswegen für frei erklärte, und das scheint mir viel zwecks mäßiger, als wenn man Leute, die der That nach Sklaven bleis ben müffen, dem Rechte nach für frei erklärt."

Der Ausgangspunkt des gezwungenen Loskaufs sollte die unveränderliche Bestimmung des Preises der Sklaven seyn; denn jede Unsicherheit in diesem Punkte würde den Neger entmüthigen. Lesterer müßte an Sonnabenden jeder Sklavenarbeit überhoben fenn, der Eigenthümer aber die Verbindlichkeit haben, außerors dentliche Arbeit seiner Sklaven um einen gewissen Preis anzus nehmen, damit diese ihre Freiheit gleichsam Stück für Stück ers faufen können. Diese ganze, Organisation der allmätigen Auss lösung ist den Spanischen Kolonieen in Cuba und Portorico ents lehnt, wo sie einen sehr guten Erfolg gehabt hat.

Eine dem Herrn von Gasparin angehörende Idee, die uns als die wichtigste und fruchtbarste von allen erscheint, ist in den einfachen Worten enthalten, daß man dem Freigelassenen seine Hatte und feinen Garten als Eigenthum zugestehen solle. Man hat", so fagt er,,,in den Britischen Kolonieen bemerkt, daß dies fenigen Sklaven, denen der Pflanzer ihre Hütte und ihren Gars ten als Eigenthum überließ, an die Pflanzung sich gewöhnten und die Absicht dußerten, auch nach abgelaufener Lehrzeit auf derselben zu bleiben. Viele verzichteten jogar auf eine augens blickliche Freilaffung, wenn sie mit dem Verluste ihrer Wohnstätte verbunden seyn sollte, und wer die Versicherung empfing, seine Hütte für immer behalten zu dürfen, der feste fie mit großer Sorgfalt in Stand und beurkundete also zur Genüge, daß er nicht die Absicht hatte, sie jemals wieder zu verlassen.

Durch Bewilligung der Hütte und des Gartens ist der erste große Schritt geschehen. Man fesselt den Neger an das Feld; man bestimmt jeine Wahl zu Gunsten der landwirthschaftlichen Betriebsamkeit; man entfernt die Veranlassungen zu einem vagas bundirenden Leben, zu Aufruhr und Meuterei. Der Reger ems pfängt ein Grundeigenthum, ein Eigenthum, das er nicht im ersten Freiheitstaumet verpraffen kann, das ihn zur Arbeit ruft und nur durch Arbeit für ihn Werth erhält. Sein Garten sichert ihm seinen Unterhalt in Zeiten, wo er draußen keine Arbeit findet; er schüßt ihn vor dem beklagenswerthen Loose gewöhns licher Tagelöhner, deren Eristens immer von dem guten Willen Anderer abhängt.

Dies ist noch nicht Alles durch die Schöpfung solch einer Klasse sehr kleiner Grundbesißer wird ein endliches Aufhören der gezwungenen Lage der Kolonieen vorbereitet. Die Neger, welche jeßt eine so bedeutende Fähigkeit zu mechanischen Künften zeigen, werden in der Landwirthschaft kein geringeres Talent entwickeln, wenn sie ihnen Gewinn verspricht; sie werden sich den Weißen bald als Meier oder Pachter anbieten und an der Ausbeutung ihres Eigenthums Theil nehmen. Ihre eigene Lands wirthschaft erweitert sich unmerklich durch Ankauf neuer Stückchen Landes. Das Land wird ihre beste Sparkasse, und der Pflanzer von seiner Seite freut sich, Ländereien, auf denen fein Zucker mehr gebaut wird, stückweise verkaufen zu können. Bald kehrt der Feldbau zu seiner wahren und ursprünglichen Bestimmung zurück; die Erzeugnisse des Bodens wandern nicht mehr in ents fernte Zonen; sie dienen zur unmittelbaren Consumtion der Eins wohner, für die Bedürfnisse der Armen wird gesorgt, ehe man daran denkt, die Gelüste der Reichen zu befriedigen; eine zahls reiche Bevölkerung, gleichviel, ob weiß oder schwarz, kommt durch ihren Fleiß und ihre Thätigkeit in blühenden Wohlstand, fie bestreitet mit ihrem Ueberfluß einen großen Theil der öffent lichen Kosten; und die Kolonieen werden endlich in den Stand gefeßt, den Handel des Mutterlandes wahrhaft fördern zu können. Geben wir nun den Inbegriff des Emancipations Planes des Herrn Gasparin, wie er selbst ihn darlegt:

1) Man stifte in jeder unserer Kolonieen eine Sparkasse, die nur ausschließlich für Sklaven bestimmt sen.

2). Man vermehre die Unterrichts-Anstalten und verpflichte die Neger zum unausgefeßten Bejuche derselben.

3) Man sese fest, daß einzelne Glieder einer legalen Sklavens Familie nicht verkauft werden können. Ift cines derselben freis willig losgekauft, fo werde die Freilassung aller übrigen aus dem öffentlichen Schaze bestritten.

4) Man gebe den Sklaven eine bürgerliche Stellung; man laffe fie ihre Heirathen bürgerlich feiern. Ihr Eigenthum werde rechtskräftig anerkannt und gehe auf ihre nächsten Erben über, wenn sie eine legale Familie haben; im anderen Falle werde es unter die Sklaven derselben Pflanzung vertheilt, und zwar nach Maßgabe ihrer Zuschüsse zur Sparkasse. Endlich gebe man den Sklaven, die sich verheirathen, und den Freigelassenen bleibende Familien Namen.

5) Der Eigenthamer des Sklaven erhalte eine Prämie, die dem vierten Theil des Werthes seines freigelaffenen Sklaven gleich sen, und bewillige ihm dafür seine Hütte und seinen Gars ten als Eigenthum.

6) Man regle den gezwungenen Loskauf in folgender Weise. Der Preis derjenigen Neger, die in dem Alter zwischen 18 und 40 Jahren stehen, ist auf 1350 Franken festgeseßt; für die anderen Slaven zahlt man 1081 Franken. Mit der Freiheit erbalt jeder Freigelassene den vollstendigen Besi seiner Hütte und seines Gartens. Die außerordentliche Arbeit eines Negers, der mehr als 18 und weniger als 40 Jahre zählt, wird ihm von seinem Herrn mit 75 Centimes den Lag, die eines jüngeren oder älteren Negers mit 60 Centimes bezahlt. Die Unterhaltung der Sklaven

11

fällt dem Herrn zur Last. Außerordentliche Arbeit kann man auch
damit belohnen, daß man dem Sklaven ein Stückchen Land zum
Nießbrauch überläßt. Am Sonntag ist jede Arbeit untersagt, und
zahlung des Fünftheils ihres Totals Preises wird ihnen auch der
der Sonnabend bleibt den Sklaven überlassen. Gegen die Bes
gegen die Rückerstattung anderer Fünftheile. Nach Bezahlung
Freitag geschenkt, und eben so die übrigen vier Wochentage,
er, bevor er sich ganz losgekauft hat, so stellt der Herr seinen
des lesten Fünftheils erhält der Neger seine volle Freiheit. Stirbt
Erben das ganze erste Fünftheit, die Hälfte des zweiten, ein
Drittheil des dritten und ein Biertheil des vierten zurück.

Wir erlauben uns zu diesem Resumé nur Eine Bemerkung.
Herr von Gasparin hält es für gerecht, daß der Befißer für den
diesen Preis sogar sehr hoch. Wir lassen die Entschädigung zu,
Preis seines Sklaven volle Entschädigung bekomme, und er stellt
weil wir das Gelingen der Operation erleichtert glauben, wenn
die Pflanzer selbst Interesse daran nehmen und zwischen ihnen
leuchtend sind uns die Vortheile eines Kontraktes, der den Nes
und den Negern ein gutes Vernehmen entsteht. Eben so eins
ger an freie Arbeit gewöhnt, ehe er die Freiheit erlangt, weil
er auf diesem Wege mitten in der Sklaverei zur Vorsicht, Spars
famkeit und Herrschaft über sich selbst erzogen wird. Allein wir
können dem Verf. darin nicht beistimmen, daß die Herren der
Sklaven, wenn die Emancipation glücklich von Statten geht,
Herren sind durch den Quasi-Kontrakt des Sklaventhums vers
nur irgend ein Recht auf Entschädigung haben sollten. Die
tage für fie arbeiten müssen. Um denjeiben Preis werden sie
pflichtet, ihre Sllaven zu ernähren, wogegen testere fünf Wochens
unter der Herrschaft der Freiheit an allen Wochentagen auf den
Arm der Neger zählen können. Wie aber die moralische Kraft
des Menschen in jedem Geschäfte des Lebens weiter reicht und
Größeres leistet, als seine Muskelkraft, so ist auch die Arbeit
eines freien Lagelöhners, der mit frischem Muthe ans Werf
geht und nicht bloß an den Augenblick denkt, wenigstens um das
Doppelte mehr werth als die eines Leibeigenen.

Man verfche uns nicht so, als wollten wir jede Entschädis
Werthe des Negers genau angepakt haben. Auf Unkosten eines
gung abgeschafft wissen wir möchten fie nur dem wirklichen
nicht ehrenvoll, denn es bedarf jahrelanger fauerer Arbeit von
armen Leibeigenen großmüthig oder verschwenderisch seyn, ist
feiner Seite, um die geringe Summe herbeizuschaffen, die wir
welche England bezahlt, ganz billig ist, obschon sie für jedes
so leicht für ihn hingegeben. Ich glaube, daß die Entschädigung,
Individuum nur 600 Franken beträgt. Auch erschreckt mich die
Länge der Zeit, welche Herr Gasparin zur Auslösung des Nes
gers statuirt hat: nach seiner Theorie waren 134 Jahr erforders
lich, vorausgeseßt, daß der Sklave feinen einzigen Tag verlore;
er mußte fieben Jahre arbeiten, um nur den Freitag zu erkaufen.
Die Aussicht auf Lohn und Hülfe muß dem Unglücklichen näher
Ein Neger, der innerhalb zweier Jahre keinen seiner Lage vers
gelegt werden, wenn man seine schlafende Hoffnung wecken will.
liert und feinen Arbeitslohn zu ersparen weiß, zeigt schon eine
und feine mannhafte Entsagung würden ihm, in dieser Zeit nur
sehr lobenswürdige Kraft des Willens. Sein ausdauernder Fleiß
78 Franken einbringen. Wenn er diese Summe gesammelt hat,
so wünschte ich, daß der öffentliche Schaß ihm zu Hülfe tame
und das erste Fünftheil deckte oder den Freitag für ihn einlöste.
hat es der Neger erst so weit gebracht, so fühlt er, daß er sich
verbessert; die Hoffnung findet von Stund' an in seinem Herzen
tigkeit. Seine Ordnungsliebe und sein wirthlicher Sinn werden
Eingang und ist ihm ein hinreichender Antrieb zu fernerer Thas
sich befestigen, und die übrige Probezeit wird immer noch lang
genug seyn, indem selbst der musterhafteste Neger, wenn wir
auch von dem Tarife des Verf. ein paar Jahre streichen - erst
nach fünf bis sechs Jahren den vollen Befiß seiner Freiheit ers
langen fann.

Das leßte Kapitel des Werkes ist Betrachtungen über den Sklavenhandel gewidmet, der troß aller nachdrücklichen Verbote, troß der Französischen und Englischen Kreuzfahrer noch immer mit empörendem Eifer betrieben wird. Die Verordnung Seiten der Kolonisten ist ganz ungenügend. Herr von G. möchte vom 4. April 1833 hinsichtlich des Ankaufs neuer Sklaven von folgende Bestimmungen hinzugefügt wiffen:,,1) Die Eigens thumer sollen gehalten seyn, in gewissen Terminen von den Ges burten, Todesfällen und überhaupt allen Ereignissen, wodurch die Zahl ihrer Sklaven vermehrt oder vermindert worden ist, Rechenschaft abzulegen. 2) Es soll wenigstens Ein Mal jähr den. 3) Wenn die zu diesem Zwecke bestellten Commissaire lich ein Protokoll über die ganze Plantage aufgenommen wer einen Sllaven ermitteln, der auf dem Spezials Register der Plans tage nicht verzeichnet ist, so soll dieser Sklave ohne Entschädis gung seines Herrn für frei erklärt und der Herr nach der Strenge des Gefeßes bestraft werden. 4) Wenn die protokols lirenden Commissaire einen Sklaven vermissen, der im Spezials Register steht, so soll die Entdeckung der Regierung angezeigt werden, auf daß, erforderlichen Falles, eine gerichtliche Unters suchung stattfinden könne."

[graphic]

Herr von G. schließt sein Werk mit folgenden Worten, die jes ben wird:,,Mit Vertrauen übergebe ich meine Gedanken dem der Menschenfreund und unbefangene Beurtheiler gern unterschreis(J. F.) Publikum, weil diese Gedanken ernster Art sind, und weil ich System ist ohne Zweifel vieler Verbesserungen fähig; allein es fie aus dem Studium der Thatsachen geschöpft habe. Mein ruht auf einer sicheren Grundlage."

« ForrigeFortsæt »