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Pönnen. Auch waren fast alle Individuen diefer Art, die ich bemerkte, entweder sehr alt oder mit förperlichen Gebrechen bes hafter, die sie augenscheinlich zur Arbeit untüchtig machten.

Wir paffirten eine kleine Brücke, die von einem Ende zum anderen mit solchem armen und, troß der winterlichen Luft, halb, nackten Gesindel befeßt war, und gelangten in das Quartier der Tischler und Zimmerleute. Sopha's, Koffer und Stiften aus Kampherhols von jeder Größe und Form, Stühle à la paresseuse, fo Pomfortabel, wie der verwöhnteste Lord sie nur wünschen Pönnte, füllten diese geräuschvollen Magazine. In demselben Viertel wohnen auch die Marmorschneider. China liefert sehr fchöne Marmor Arten zu sehr billigen Preisen; ich zahlte 25 Thaler für ein Tischblatt von weißem rothaderigen Marmor, das 4 Fuß 11 Zoll im Durchmesser hatte. Schon der mit Eisen beschlagene Kasten, in den man es packte, wurde in Europa wenigstens acht Thaler gekostet haben.

Auf unserer weiteren Wanderung gelangten wir zu dem Hong oder Handelshause des Hanisten Hauslua, welcher der reichste Kaufmann in Canton und vielleicht in der ganzen Welt ift. Man schäßt sein Vermögen auf 125-150 Millionen Franken. Seine Magazine bestehen aus funfzehn bis zwanzig Sälen in fortlaufender Reihe, welche die Waaren und einen Theil der Thee Sorten enthalten, die dieser Hanist alle Jahre in den Europäischen Handel liefert. *) Ein oberes Stockwerk derselben ift die Niederlage der Seidenwaaren. Zahlreiche Arbeiter waren mit dem Einpacken ungeheurer Quantitäten weißer oder gelber Seide beschäftigt, und an beiden Wänden der Säle stiegen die Ballen bis zur Decke empor. Jhr Werth schien mir wenigstens drei Millionen zu beiragen. Die Magazine reichen bis zum Fluffe, wo eine gefchaftige Menge wie Ämeisen ab und zu eilte, um die Postbaren Güter einzupacken, welche ein paar Tage darauf auf ausländische Fahrzeuge spedirt werden sollten, nachdem sie in den Händen des Koloffen der Chinesischen Kaufmannschaft ein Rattliches Benefis zurückgelaffen hatten. **)

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Zwei junge Manner von sehr feiner Bildung machten uns in Hauslua's Magazinen die Honneurs. Der Eine war viel auf Reisen gewesen; er hatte England und die Vereinigten Staaten besucht und redete das Englische mit ziemlicher Fertig feit. Ich fragte ihn, was er von Europa dachte; er antwortete mir: Ich habe alle die schönen Dinge, die mir dort zu Augen gelommen, aufrichtig bewundert; aber China, wo ich nun eins mal geboren bin, gefällt mir doch besser." Ich wollte seinen Patriotismus auf die Spize treiben und bemerkte ihm, die Wunder der Baukunft und Industrie, welche London aufzuweisen hatte, mußten ihn doch wohl sehr überrascht haben.,,Ach nein", verfeßte er;,,wir haben ja auch Thorheiten dieser Art; aber im Allgemeinen begnügen fich meine Landsleute mit bequemen und einfachen Wohnungen, und nur selten kommt es uns in den Sinn, folche Pracht: Gebäude aufzuführen, wie Ihr Europder." Jch weiß nicht, ob der junge Chinesische Handlungs, Commis aufs richtig war, oder ob er nur verhehlen wollte, daß seine Nation in der Darstellung des Großartigen hinter uns zurückgeblieben ist. Leßteres ist mir wahrscheinlicher; denn ich habe seitdem öfter die Bemerkung gemacht, daß in vielen Details des Lebens reicher Chinesen ein frivoler Lurus obwaltet, der mit noch größerem Rechte, als die Unternehmungen reicher Europder, zu den mensch lichen Thorheiten gezählt werden kann.

In geringer Entfernung von der erwähnten Niederlage lamen wir an einem der Wohnhcuser des Herrn Hau:lua vorüber, das, wie alle dufer von Canton, einstöckig und aus Pleinen an der Sonne gebackenen Ziegeln von grauer Farbe, die ein sehr regels mäßiges Mauerwerk abgeben, errichtet war. Dieses Haus hatte fecbs Eingange und bedeckte in einer abgelegenen Straße eine Fläche von 180-200 Loffen. Ich fühlte die lebhafteste Neugier, das Innere zu befehen, überzeugte mich aber bald, daß ich auf eine solche Ehre verzichten mußte; große Feuerschirme mit den Bildern der Penaten erlaubten uns nicht einmal, in die Vorhalle zu blicken, und ganze Haufen Bediente hielten an den Eingangen Wache. Eine große Anzahl Personen, die nicht zu dem Hauss stande des Herrn Hausfua gehören, genießen die Wohlthaten feiner Gastfreiheit; fie sind gleichsam seine Vasallen, und man hat mir versichert, daß jeder reiche Privatmann in China einen folchen Troß von Klienten um sich hat, denen er die nothwens digsten Bedürfnisse des Lebens zukommen läßt.

Ich benuße diese Gelegenheit, um einige Details über die Körperschaft der Hanisten oder Hong Kaufleute zu geben, welche den nothwendigen Verbindungs-Kanal zwischen der Chines fichen Regierung und den Ausländern bildet und gleichsam der Sündenbock des ganzen Handels mit fremden Nationen ist. Die Hanisten werden, als solche, nicht zu den Kaiserlichen Beamten und Würdentragern gerechnet; ihre Autorität ist nur halb offiziell,

•) Hanist, ein Chinesisches Wort mit Euroväischer Ableitungs-Silbe, bezeichnet einen Mann, der eine Saktorei oder einen Hang (in Canton Dong) befigt. Das Wort is nur eine Modification von Hing, gehen, wan deln, und bedeutet bald Handel überhaupt (man denke an das Deutsche Wandel), bald ein Handlungs-Haus insbesondere.

**) Herr Hauskua in kürzlich mit Tode abgegangen, vermuthlich in Folge after der Drangfale, die bei Vollziehung der Kaiserlichen Edikte gegen das Opium über sein Haupt kamen. Man führte ihn gefelelt vor die Faktoreien und drohte den Bewohnern derselben, ihn vor ihren Augen zu enthaupten, wofern das Ovium nicht ausgeliefert würde.

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und selbst einige andere faufmännische Corporationen, wie z. B. die Salzhandler, sind höher gestellt. Das ausschließliche Privis legium der Hanisten, mit den Ausländern zu verkehren, verschafft ihnen außerordentlichen Gewinn, daher Mehrere von ihnen uns ermeßliche Reichthümer besißen; aber sie sind keinen Augenblick vor Erpressungen und anderen Gewaltstreichen der Regierungss Beamten sicher. Sie müssen nicht bloß für die Zölle, welche ausländische Schiffe zu entrichten haben, sondern auch für alle Vergehen und Gefeßwidrigkeiten der Ausländer einstehen und nach Umständen büßen. Während meiner Anwesenheit in Canton wurde ein Europäisches Schiff mit Opium arretirt; man nahm die Waare in Beschlag, ließ aber die Matrofen gehen, weil die Behörde mit ihnen, als Europdern, nichts zu schaffen haben wollte. Doch erlundigte man sich zuvor nach dem Namen des Schiffsherrn und erfuhr, daß er ein in Canton residirender Engs länder war. Sogleich forderte die Regierung, nicht jenen Eng, länder, sondern den Chinesischen Eigenthümer der Faktorei, wo er logirte, also einen Hong Kaufmann, zur Rechenschaft und verurtheilte ihn zu einer Geldbuße von 150,000 Franken! Vers gebens protestirte der Hanist und wendete ein, er könne zwar für Gesezwidrigkeiten, die in einem seiner Hauser begangen würden, aber nimmermehr für Etwas, das auf dem Fluffe vorginge, als welcher seiner Obhut nicht anvertraut fen, zur Rechenschaft ge zogen werden. Alles war vergebens; er mußte zahlen. Fast jeder Hanist lauft sich um bedeutende Summen eine Stelle, mit welcher der Rang eines Beamten fünfter oder sechster Klasse vers bunden ist, weil er dann wenigstens die Erpressungen secundairer Würdenträger nicht zu besorgen braucht. Es ereignet sich oft, daß die Hanisten, troß des unermeßlichen Gewinnes, den der ausländische Handel ihnen abwirft, schlechte Geschäfte machen. Vor zwei Jahren fallirie der Hanist Hingstal mit mehr ais 10 Millionen Franken; aber seine Kollegen traten sogleich mit den Glaubigern des Banqueroutiers, die Europder waren, in Unterhandlung und verpflichteten sich, nach Ablauf eines bes stimmten Termines seine Schulden zu decken. Die Chinesische Regierung denkt übrigens in diesem Punkte sehr gerecht; ein. Chinese, der seine bei Europdern kontrahirten Schulden nicht be. zahlen könnte, würde streng bestraft werden.

Mannigfaltiges.

Phantastische Dramen. Die Revue des deux Mondes gewinnt immer mehr an Reichhaltigkeit des Inhalts, während igre Rivalin, die Revue de Paris, in gleichem Verhältnisse stets unfruchtbarer wird. Die erstere hat sich namentlich das Feld der philosophischen Kritik, der geschichtlichen Forschungen und der Posmopolitischen Landers und Völkerbetrachtung, leßtere dagegen mehr die sogenannte Unterhaltungs Literatur: Novellen und andere leichte Waare, sum Terrain gewählt. Es kömmt nun allerdings darauf an, welcher Art von Lejern man angehört, um dieser oder jener Richtung den Vorzug zu geben, doch selbst wenn wir beide Genres als gleichberechtigt gelten laffen, müssen wir doch der Revue des deux Mondes zugestehen, daß sie ihre Aufgabe beffer zu erfüllen wisse. In demselben Hefte, das den in unserer lcßten Nummer erwähnten Artikel St. Marc Girardin's über Eduard Gans enthält, befindet sich auch eine vergleichende Kritik des phan tastischen Dramas wie es die geiftvolle Beurtheilerin nennt dreier Literaturen, der Deutschen, der Englischen und der Pols nischen, von George Sand. Goethe, Byron und Mickiewicz find die Repräsentanten dieser drei Literaturen, denen die Vers fafferin jest auch die Französische, als vierte Literatur, hatte hins sufügen tonnen, da sie selbst in ihren,sieben Saiten der kyra" ein phantastisches Drama der Art geliefert hat, wie le es hier mit scharfer Unterscheidung der Nationalitäten und der Aufs faffungen darlegt. Faust ist ihr natürlich der Prototypus dies fer Dramen, doch sucht sie andererseits auch nachzuweisen, daß Byron in seinem Manfred nicht, wie Goethe selbst geglaubt, diejen bloß nachgeahmt oder dessen, Faust" in eigener Weise verarbeiter habe. Vielmehr kömmt sie bei ihrer Untersuchung ju dem Resultate, daß beide Dichter, unabhängig von einander, von derselben Idee ergriffen worden seyen, und daß Byron, wenn er auch Goethe's Faust gekannt, doch einen ganz selbständigen Weg eingeschlagen. Das dritte Drama, welches fle Konrad" nennt, bildet einen Theil von Mickiewicz's großem Gedichte, die Dziady, der darin als ein Alt, als das bloße Fragment eines Drama's, bezeichnet ist. Auch Mickiewicz bringt in feiner Dichtung die Geisterwelt mit der wirklichen Welt in Berührung, doch tritt jene nicht, wie bei Goethe und Byron, dußerlich hervor; fie lebt und fpricht vielmehr im Innern der handelnden Personen mit, und awar find es nicht bloß diese allein, sondern auch die Lefer, die die Geisterstimmen vernehmen, welche gleichsam den Gries chischen Chor bilden, der dem Monolog mit seinen Betrachtungen folgt. Damonen und Engel, der böse und der gute Genius des Menschen, werden mitredend eingeführt, und wie in Egs. mont's oder Richard's III. Traum, blicken wir in des Schlafens den oder Wachenden Seele, von der uns kein Fältchen verbors gen bleibt. George Sand theilt zugleich einen Auszug aus diesem fragmentarifchen Drama mit, das, wie sie sagt, obwohl bereits vor einiger Zeit eine Ueberseßung des Ganzen erschienen, vielleicht noch nicht hundert Franzofen gelesen und verstanden haben.

Nummern. PränumerationsPreis 22 Sgr. ( Thlr.) viertcljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Breußischen Monarchie,

No 150.

M a ga z in
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für die

Beiblatt der Allg. Pr. Staats, Zeitung in Berlin in der Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wobllöbl. Poft - Aemtern,

Literatur des Auslandes.

Berlin, Montag den 16. Dezember

Frankreich.

Das Journalwesen in Frankreich.

II. Die Schattenseiten des Journalismus.
Als Replik auf J. Janin's Apologie.

Die geistreichen, na^>ucksvollen und im Charakter einer fo feinen Höflichkeit geschriebenen Worte, welche Sie an Frau von Girardin auf Veranlassung ihrer,,Schule der Journalisten" gerichtet haben, mußten überall einen mächtigen Eindruck hinters Laffen. Es war nicht anders zu erwarten, denn das Geistreiche verdient vor Allem, natürlich mit Ausnahme der heiligen Dinge, die Aufmerksamkeit der gebildeten Menschen auf sich zu ziehen. Ist es doch in Frankreich mit der Abgötterei der Kunst sogar fcbon fo weit gekommen, daß man ruhig zusieht, wenn Gott sum Gegenstande der Erörterung gemacht wird, und nur dann in Eifer gerdth, wenn die Reihe an die Dichter kömmt. dllt es Jemand ein, zu sagen, daß das Evangelium ein Gewebe von Dichtungen sen, so hat das weiter nichts auf sich; aber wehe dem, der in,,Athalie" Verstöße gegen die Französische Sprache finden wollte! Seiner wartet Schimpf und Schande. Sie konnten fich also dreift zum offiziellen Vertheidiger der Journalisten aufs werfen, denen Sie die Ehre erwiesen haben, fie Schriftsteller au nennen. Das gebildete Frankreich, welches auf Ihre Worte hört und nach diesen sein Urtheil bildet, ist über Hals und Kopf zum Schuße seiner Götter herbeigeeilt und hat sich durch ein Wort über die wahre Bedeutung der Sache verblenden lassen.

Erlauben Sie einem Manne, der Sie oft bekämpft, aber immer geachtet hat, der oft in seinen Ansichten von Ihnen abs weicht, aber jedenfalls das, was er für Wahrheit hält, so schreis ben möchte, wie Sie das schreiben, was ihm als Irrthum cr scheint, sich mit Ihnen über die vornehmsten Punkte Ihres Briefes au besprechen. Senen Sie zum voraus überzeugt, daß ich nicht die Absicht habe, den Ruhm der Journalisten zu verkleinern. Auch ich bin ein jüngerer Sohn der Presse, deren älterer Sohn Sie find, und es fommt mir nicht in den Sinn, der kindlichen Pflicht zu nahe zu treten. Aber, wie unnatürlich und grausam es auch seyn möge, die Schande seiner Mutter aufzudecken, fo hat diese doch so jammervolle Wichte, so elende Taugenichtse in unsere Familie aufgenommen, daß es mir schlechterdings unmögs lich ist, das geringste brüderliche Gefühl gegen sie zu ndhren.

Sie werfen Frau von Girardin vor, daß sie nur die Bes dientenstube des Journals gezeigt hat, aber, offen gestanden, glaube ich, daß Sie uns nur in den Salon geführt haben. Sie scheinen sich sogar nicht einmal Rechenschaft von den wesentlichen Elementen des Journals gegeben zu haben, und meiner Ansicht nach, haben Sie demselben Tugenden und Vorzüge zur Grundlage gegeben, welche nur zufällig und ausnahmsweise zutreffen. Wenn Sie also nichts dagegen haben, mögen wir die Preffrage, mit der unsere Macht, unser Ansehen und unsere Zukunft zusammens fällt, einer Prüfung unterwerfen; wir wollen alfo ihre ehrens werthe und gemeine Seite betrachten und die Schafe von den Böcken sondern; wir wollen die Functionen, Attribute und Aeußes rungen des Journalismus so streng von einander scheiden, daß die edleren Geister, welche diefe Bahn betreten, nicht Gefahr laufen, durch diese Gemeinschaft besudelt zu werden, und daß die elenden Wichte, welche ihre Nothdurft an einem Winkel des Hauses verrichten, nicht der verdienten Schmach entgehen, weil Juweilen würdige Gdfte in dasselbe eintreten. Aeußerlich ist ein Schriftsteller, der ein Journal mit seinen Ideen bereichert, kaum von einem verleumderischen und unwissenden Blattfudler zu unters scheiden. In dem Artillerie-Museum sieht man in einem Schranke awei Klingen, die man kaum würde unterscheiden lönnen, wenn nicht die eine etwas länger wåre als die andere. Man verwech felt fie unfehlbar, wenn man nicht auf den Unterschied aufmerks fam gemacht wird. Und dennoch ist die eine der Dolch Ras vaillac's, die andere das Schwert Frans' I., die eine die Waffe eines nichtswürdigen Mörders, die andere die Waffe eines ritters lichen Helden, den Bayard zum Ritter schlug.

Ihnen felbft war der Mangel an großen Talenten und Nas men im Gebiete der Journalistit fo auffällig, daß Sie sich in Ihrer Liste der Journalisten nicht anders wie Lalande zu helfen wußten, der den Papst an die Spise seines Katalogs der Atheißten

1839.

stellte. Dem Sprüchworte zuwider, daß man nur den Reichen borge, baben Sie die Aermlichkeit der Journale mit einigen bes rühmien Namen, die theils echtes, theils falsches Gold sind, au verdecken gesucht. Sie sagen, Mirabeau, Madame Roland, Bailly, Barnave, Lameth, Chateaubriand, der General Fon, Benjamin Constant, Guizor, Odilon Barrot, Mauguin und Berryer sind und waren Journalisten. Wenn man die Sache so nimmt, so muß ich wirklich noch Ihre Maßigung bewundern. Sie hätten ja eben so gut noch Dante, Cicero, Aristophanes und Homer an führen können.

Wenn Sie mir nun erlauben, Ihre Liste zu pråjen, so wollen wir zuerst Odilon Barrot, Mauguin und Berryer ausstreichen. Diese Männer find Advokaten, die im Justizs Palaste ohne Zweifel in großem Ansehen stehen; wenn es Ihnen aber gelingt, etwas Geschriebenes von denselben aufzuspuren, so sind Sie geschickter als ich. Sie lönnten fogar der Akademie, die Herrn Berryer zu ihrem Mitgliede ernennen will, einen großen Dienst erweisen, wenn Sie nur 15 gedruckte Beilen von demselben entdeckten. Da die Noth so groß ist, würde die Akademie gewiß über die Qualis tắt hinwegsehen, wenn nur der Quantitdt genügt würde; denn wenn Sie ihr nicht zu Hülfe kommen, wird es ihr wie Ludwig XIV. gehen, wenn er Bürgerlichen einen Orden verlieh, und sie wird ihm hundert Jahre zur Nachweisung` seiner Berechtigung bes willigen müssen.

Wir werden ferner die anderen Namen, die Sie in Ermans gelung von schlechteren angeführt haben, von Ihrer Liste streichen. Bedachten Sie denn auch, was Sie thaten, als Sie Guizot, Chateaubriand, Mirabeau zu Journalisten machten? Zum Glück für Frankreich irren Sie; wdren diese Männer nur Journalisten gewesen, so würden Sie sie nicht nennen können; Sie würden jie nicht einmal Pennen.

Diese Männer waren Gelehrte, Philofophen, Dichter, Schrifts steller. Sie Alle konnten schon auf vollendete Werke, auf einen bekannten Namen, auf einen gegründeten Ruhm hinweisen, als fie den Journalen von diesen Werken eine Idee, von diesem Namen ein Echo, von diesem Ruhme einen Schimmer liehen. Als schon bekannte Männer, sind sie dem Journale, diesem Werke unbekannter Größen, zu Hülfe gekommen. Aber sie haben diese Laufbahn durchschritten, wie der Rhein den Genfer See durch; fließt, ohne ihren Lauf zu ändern oder ihre Klarheit zu verlieren. Doch ich irre mich, das Journal ist ein niedriger und enger Gang, durch welchen große Gedanken nicht durchkommen, ohne die Wande mit ihren Flügeln zu streifen Glauben Sie, daß Chateaubriand's Artikel im „Journal des Débats" und es waren doch große Artikel, die gewiß fast den dritten Theil des Raumes eines Ihrer Pleinen Feuilletons einnehmen würden mit dem „,Génie du Christianisme", mit,,Réné", mit,,Bonaparte et les Bourbons" in Vergleich gebracht werden fönnten? Glauben Sie, daß Guizot feine Geschichte der Englischen Revolution, feine Vorlesungen über die neuere Geschichte für einige Spalten hingeben würde, die er früher, ich weiß selbst nicht, wo, und auch er weiß es wohl nicht mehr, geschrieben hat? Nehmen wir dreift an, es hätte sie ein Journal gegeben, vernichten Sie mit einem Feders juge Alles, was die erwähnten Männer in Journalen geschrieben haben, so nehmen Sie ihnen auch nicht eine Zeile, auch nicht einen Gedanken. Sie leben in sich selbst, in ihren Büchern, in ihren Reden, in ihren Ideen, in ihrem Style, und nicht in den Journalen. Weit entfernt, des Journalismus zu bedürfen, reich. ten sie diesem vielmehr zuweilen ein Almofen ihres Talents und ibres Rubmes.

Dagegen giebt es, wie Sie eben so gut wie ich wissen, Manner, welche in ihrem ganzen Leben nichts als Artikel geschries ben und gelesen haben, welche den ,,National", den „Constitutionnel" und die,,Gazette de France" auswendig wiffen, aber nicht einen Herameter Homer's, nicht ein Distichon Ovid's, nicht eine Periode Bossuet's; Menschen, welche sich zu den wahrhaften Publisisten wie die Advokaten zu den Rednern verhalten; leichts fertige Phrasenschmiede, die leeres Stroh dreschen, weil sie fich nicht durch das Studium der großen Meister gebildet haben; Menschen, welche fich durch eine langjährige Uebung eine ausges zeichnete Kenntniß der Gemeinplage erworben haben; Menschen, welche uns beide durch ihre Kannengießerei über die orientalischen und occidentalischen Angelegenheiten zum Lachen bringen, und die sich dennoch über Sie und über mich luftig machen, über Sie, weil

Sie allerliebste literarische Phantasieen schreiben, über mich, weil ich mir ein schwieriges Problem der Völkergeschichte klar zu machen fuche, über uns beide aber, weil uns Virgil mehr als die Erörterung der Thronrede anspricht, und weil wir lieber Catull's Verse an den Sperling der Lesbia als das Ministerium vom 15. Otober und vom 15. April gemacht haben möchten. Diese Menschen, welche im Journal geboren werden, welche im Journal leben und sterben, wie die Maden im Käse, welche von der Politif nichts verstehen, als die hohlen Declamationen der Tages:Polemik, welche in ihrem Blatte wie in einer Rennbahn umberjagen und ihre Füße immer wieder in die alten Fußstapfen und ihre alten Phrafen in die alten Artikel jesen, welche tagtäglich dreißig Jahre hindurch schreiben, und deren Namen dennoch Niemand weiß diese Menschen sind die Journalisten.

Ich wiederhole es, Sie kennen diese Menschen so gut wie ich; Sie sehen dieses Gelichter alle Tage. Welche Aehnlichkeit findet aber zwischen diesen Menschen_statt und den Männern, die auf Ihrer Liste stehen? Die Einen leben nur in vers geffenen Artikeln, die Anderen in bekannten und beliebten Büchern. Denken Sie das „Journal des Débats" hinweg, und Chateaur briand's Ruhm bleibt ungeschmälert; denken Sie den ,,Courrier Français" hinweg, und von Herrn Châtelain bleibt nichts übrig, nicht einmal der Name.

Sie werden wohl bemerkt haben, daß ich mich auf die Jours ‚nalisten beschränkt habe, die man anständig nennen fenn. Was nun diejenigen betrifft, „die gegen den Ersten Besten für zehn Thaler Schmähungen drucken lassen, welche die Damen der Halle wicht in den Mund nehmen würden, die von ihm drucken lassen, ,,daß er ein Spizbube, cin Betrüger, ein Mörder ist, daß seine Frau sich öffentlich verkauft und seine Tochter sich preisgegeben hat", so scheinen Sie diese Klasse von Menschen eben so gut zu Pennen wie ich, und ich übergehe sie. Ich bin nur bis zur Mittels maßigkeit gegangen; Sie find sur Niederträchtigkeit hinunters gestiegen. Ich bin also noch schonender und zurückhaltender ges wesen als Sie.

Es giebt also weierlei Menschen, die in den Journalen schreiben: die Einen halten dieselben für einen Kramladen, die Anderen für ein Katheder; die Einen empfangen von ihnen das Leben, die Anderen verleihen es ihnen; die Einen würden, wenn es keine Journale gabe, Handlungs- Reisende oder Aufruhrstifter senn, die Anderen Geschichtsschreiber, Politiker, Dichter. Jene find Journalisten, weil man es ihnen zu seyn erlaubt, diefe, weil sie es seyn wollen.

Darauf haben Sie in Ihrer Apologie des Journalismus nicht gehörig geachtet, und diese Unterlassung ist auch daran schuld, daß diefelbe nicht die Bedeutung hat, welche sie sonst ges habt haben würde. Sie beweist nichts, weil sie zu viel beweist. Sie giebt das Wichtigste preis, um das Unwichtige zu retten. Sie haben das Verfahren der Republikaner auf die Journalistik angewendet und die Riesen den Zwergen gleichgestellt.

Daher kömmt es auch, daß Sie in Widersprüche und augens scheinliche Irrthümer verfallen find. Sie sagen, die Komódians ten würden nicht drei Monate leben, wenn die Presse ihnen nicht die Ehre erwiese, täglich von ihnen zu sprechen. Das könnte leicht der Fall seyn; aber warum sagen Sie dann weiter,,, die Journale haben noch nie den wohlbegründeten Ruhm erschüttert, weil sie nur das Echo der öffentlichen Meinung sind, und ein guter Vers bleibe ein guter Vers, ein gutes Gemälde ein gutes Gemälde, man möge sagen, was man wolle; wäre die öffentliche Meinung allein von diesen haltlosen Urtheilen abhängig, fo müßte man an der menschlichen Gesellschaft verzweifeln. Auch hier haben Sie sich von den beiden Elementen, die das Wesen des Journalismus bilden, nicht Rechenschaft gegeben; das erste und bleibende dieser Elemente sind die Mittelmäßigkeit und die Nichtverantwortlichkeit, welche viel Böses wirken; das andere und aufällige dieser Elemente sind das Talent und die Begabung, welche einiges Gute Atiften. Aus demselben Grunde haben Sie auch nicht zur klaren Einsicht in die Macht der Presse kommen Pönnen.

Sie halten die hohe Stellung des Herrn Thiers für das Werk der Preffe; Sie nennen ihn das Kind des Journalismus und sagen, daß an dem Tage, wo er zum Conseils - Präsidenten ernannt wurde, die Französische Preffe ihre Schlacht bei Austers lig gewann.

Wie schade, daß Sie nicht Recht haben. Auch ich mische mich in das politische Handgemenge, welches sich die Journale alle Morgen Angesichts des Publikums liefern; auch ich versuche, die Ideen und Lehren, welche ich auf dem Felde der Geschichte fammie, zu verbreiten. Ich habe alfo ebenfalls Gelegenheit ges habt, mich öfter über die Politik des Herrn Thiers auszusprechen; aber noch weiß ich nicht, in wie fern wir Kinder der Studiums und der Literatur an dem Tage unsere Schlacht bei Austerliß ges wonnen haben sollen, wo Herr Thiers zum Minister ernannt wurde. Es ist freilich wahr, daß wir glaubten, die Ideen würs den endlich zu ihrem Rechte gelangen, als er die Leitung der Ans gelegenheiten übernahm; wir glaubten, ein junger Mann, der durch seinen Geist die höchsten Stufen erftiegen, würde seinen Ruhm darein seßen, die Herrschaft der Vernunft zu beginnen. Und dennoch, sagen wir es nur frei heraus, wie schwer es uns auch ankommt, that Herr Thiers nichts für den Glanz der Wissens fcbaften. Ja fogar, wenn ich nicht irre, wurden unter seinem Ministerium Victor Hugo's,,le Roi s'amuse" und ,,Antony" von A. Dumas verboten. Ich erzähle diese Thatsachen ganz einfach,

vermuthen sollen, daß ein Schriftsteller, den die Literatur zum Ministerium geführt hatte, sich der Literatur erinnern würde, bes fonders in einer Zeit, wo die Macht so schnell entschlüpft, und wo den gefallenen Größen nichts bleibt als der Umgang mit den Musen, die ihre Verehrer nie vergeffen. (Schluß folgt.)

Einige Tage im südlichen Frankreich.

II. Air und Marseille.

(Schluß.)

Bevor ich die Einzelnheiten genauer betrachtete, wollte ich mir erit, meiner Gewohnheit nach, eine Idee vom Ganzen vers schaffen. Ich erstieg Notre Dame de la Garde; diese heilige Jungfrau ist der erste Gedanke der Seeleute bei einer Gefahr, das beweisen die unzähligen schlechten Gemälde der Kapelle. Doch muß ich gestehen, je schlechter sie sind, desto mehr ziehen sie mich an. Freilich beklage ich von Herzen, daß die Frömmigkeit dieser guten Leute so auf der Mitte des Weges stehen bleibt, und daß der Gedanke an Gott in dem Gebete zu dieser Mittlerin sich verliert und verbirgt; aber dennoch hat diese Dankbarkeit, wenngleich sie in ihrem Gegenstande sich irrt, etwas Rührendes durch ihre Andacht und Naivetät. Warum muß der Unterricht, oder das, was man so wohlfeilen Kaufes mit diesem Namen bes legt, indem er die Kindheits- Begriffe der Völker aufhebt, auch das Gefühl zerstören, welches sie ins Leben rief? Warum kann der Geist sich nur auf Kosten des Herzens bilden? Was mich be trifft, ich bedaure diese ehrlichen Leute weit weniger, als die Freis genter, welche sich über sie tustig machen. Auf Notre Dame de la Garde ist die Wacht, die der Stadt die Ankunft der Schiffe anzeigen foll. In dem Gemache des Aufsehers sahen wir die Hauptflaggen des Marseiller Handels in Wasserfarben abgebildet, ein wahres Wappenschild unserer Zeit. Durch die Teleskope der Wacht entdeckten wir an den äußersten Gränzen des Horizontes Fahrzeuge, von welchen man mit bloßem Auge auch nicht einen Punki wahrnehmen konnte. Von dieser Hdhe hat man eine Pösts liche Aussicht auf das Meer, die Insel und das Schloß von If, den Leuchtthurm, den Hafen, die unermeßliche Phocische Stadt, die unzchligen Bastiden, welche dieselbe in der Ferne umgeben, und die fahlen, wie mit Asche bedeckten Berge, die sie eins schließen. Alles sieht aber merkwürdig unfruchtbar aus, und man würde sich Kummer machen um die Ernährung einer solchen Unmasse von Menschen, wenn die Maßten, welche sich auf der Rhede zusammendrängen, uns nicht darüber beruhigten. Die Bastiden sind eigentlich eine Art kleiner Landhauser, die von einem kleinen Stückchen kahlen Bodens umgeben sind, das mit zwei oder drei Bäumen bepflanzt ist. Dort ruht sich der Mars feiller Kaufmann Sonntags aus und genießt die Freuden des Landlebens, das beißt Kegelspiel, Zigarren, Gebackenes und Jagdvergnügen. Auf jenen Bäumen werden Stangen aufgesteckt, welche die Vögel verlocken, sich im Vorüberfliegen darauf auss zuruhen, und unser Nimrod lauert geduldig Stunden lang hinter seinem kleinen Balkon, ob fic nicht eine Beute gerade vor seinem Flintenlauf niederlassen will, wie ein Handlungsdiener ruhig hinter seinem Tisch das Herannahen des Kunden abwartet. Kömmt der Vogel nicht, so verliert er am meisten dabei, denn das beste Provencers Del wartete seiner in der Bratpfanne. Theokrit und Virgil, ihr, die ihr die Genusse des Landlebens so genau bes fungen, von diesem habt ihr uns doch nicht berichtet; aber man denkt ja nicht immer an Alles!

Die Haupt Fabriken von Marseille sind bekanntlich die Zucker und Seifensiedereien. Nichts ist so leicht und so wenig anziehend, wie diese leste Fabrication. In unermeßlichen Kübeln focht ein grduliches Gemisch von Fett und Aschensalz, das unaufhörlich, wie von Macbeth's Heren, durch Wilde von der Südsee gerührt wird, mindestens follte man sie ihrer Kleidung nach für Wesen dieser Gattung halten. Je nachdem sich die Masse durchs Schäus men fldrt, geht sie immer in andere Kübel über und segt sich gulegt zu Seife an; nun handelt es sich nur noch darum, fie au formen. Bei dieser für die Geruchsnerven so empörenden Arbeit präsidirt ein sigarrenrauchender Dandy, der kurz nachher im Kon sert, im Theater oder in den besten Gesellschaften in gelben Handschuhen einherstolzirt. Es ist dies der Seifensieder, Weister, der fich feines Handwerks gar nicht schämt und sich ganz vortrefflich auf die Verschmelzung der Kontraste versteht. Das Raffiniren des Zuckers ist schon interessanter; es besteht aus einer langen Folge von allerhand Verrichtungen, zu denen ungefähr drei Monate Zeit erforderlich sind; da wird der Zucker durch Kohlen filtrirt, durch Dämpfe eingefocht, was unter einer Art von Lufts pumpe geschieht, um bei geringer Temperatur eine Aufwallung mit wenig Brennmaterial zu erzielen; darauf wird er in Formen von weißem Thon gegoffen, worin das Brod Zucker, ungefähr vierzehn Tage stehen bleibt und sich härtet.

Die Marseiller nd von jeher Antiministerielle und Berryers gewesen, weil sie behaupten, daß die neue Verfassung nichts für He gethan habe. Aus der immer großartigeren Ausbreitung ihres Handels und Reichthums kann man beurtheilen, wie gegründet ihre Klagen find! Liverpool ist vielleicht die einzige Stadt der Halblugel, welche ihnen den Rang streitig macht. Will man einen Beweis davon, so begebe man sich nach dem Hafen durch die Canebiere, die kürzeste, aber gewiß die schönste Straße der

neue Welt hat keinen, der gedrängter und großartiger wäre, als diese Masten von jedem Ursprung und Umfang, die sich fanft im Seewinde schaukeln und die tausend Farben majestätisch entfalten und wehen lassen, mit welchen sie beflaggt sind. Es giebt keinen Winkel der Erde, der nur irgend eine Art Handel triebe und nicht auch hier bei diesem Flaggen Kongreß seinen Vertreter hatte. Was für eine Stadt ist dieser Hafen! Was für eine Macht der Bewegung ist sein unvergleichlicher Quai! Wie die Adler nach dem Kampfe in ihren Horst zurückkehren und ihrer Brut die Achung bringen, welche sie in weiter Ferne für sie raubten, so fördern diese Schiffe um die Weite aus ihren ungeheuren Höhlen Reichthümer aller Art ans Tageslicht, die sie aus allen Theilen der Windrose herbeiholten und die ganze Schwarme von Arbeitern zahlen, ordnen und forttragen. Hate, Turbane, Griechische, Ars menische und Albanesische Wüßen kreuzen und vermischen sich hier und bilden nur ein einziges Volk, ein Volk von Kaufleuten. So ist die Habsucht noch mächtiger als das Christenthum und vollzieht unter den Nationen jenes Werk der Annäherung und Vers schmelzung, dessen erfreuliches Schauspiel die Vorsehung unseren Nachlemmen vorbehalten hat! Der Hafen ist Marseille im eigent lichen Sinne, denn ihn erblickt man am dußersten Ende jeder Straße, er ist Lebens Bedingniß, Reichthum und die schönste Zierde der Stadt. Unglücklicherweise munden aber dort alle Rinnsteine mit ihrem Unrathe aus, deshalb herrscht daselbst beständig ein übler, ungesunder Geruch, und das ist die Kehrseite der Münze. Doch will man einen Kanal graben, um die Wasser der Durance nach Marseille zu leiten, das Auslaufen der Fahrzeuge zu ers leichtern und zu gleicher Zeit den Hafen gesunder zu machen. Der Plan, der von einem jungen Ingenieur aus dem Kanton Waadi, Namens Mayor, entworfen wurde und dessen Kostenans schlag sich auf drei Millionen beläuft, ist schon von den städtischen Behörden angenommen, und man wartet nur noch auf die Bestä: sigung der Regierung. Zugleich geht man damit um, den Hafen au erweitern, indem man die Häuser um einige Fuß hineinrücken will, wodurch man ihnen mehr Einheit und Schönheit geben könnie; doch wird man wohl durch die Größe des Opfers abges schreckt werden, wenn nicht die Eigenthümer, den großen Vors theil einsehend, der daraus für ihre Befihungen erwachsen würde, bereitwillig jeder Anforderung entgegenkommen und sich billig finden lassen, denn es wäre doch zu hart, sie für eine Wohlthat noch theuer entschädigen zu müssen.

Der Name Puget ist allerdings eine Ehre für Warseille, doch mißbraucht man das Recht der Mitbürgerschaft und ermüdet damit das Ohr des Reisenden. Das Stadthaus, ein stattliches, aber überladenes Gebäude, macht ihm nur geringe Ehre, und die Kapelle der Charité nicht die geringste. Serre, ein Schüler von Puget, hat das Stadthaus mit zwei Gemälden ausgestattet, welche die berüchtigte Pest vorstellen, an denen aber. das Naturwahre allein merkwürdig ist; das ist indeß immer etwas und heutzutage fogar viel. Von da aus begab ich mich nach der Sanitäts-Bes Hörde, deren Gebäude, die Consigne benannt, fich längs des Las sarethes hinzieht, und wo man durch die Gitter die Langeweile der Quarantaine beobachten kann. Der Secretair der Behörde, ein unterrichteter und sehr liebenswürdiger Mann, hatte die Ges fälligkeit, mich umherzuführen. Die Statue des heiligen Rochus, welche das Eingangsthor überragte, ist durch einen Schiffsschnabel getopft worden, und man besorgt, daß ein Naseweis derselben Art, durch die Fenster in den großen Saal eindringend, einst den Malereien, die diesen schmücken, ein ähnliches Schicksal be: reiten wird. Den Namen der Künstler nach zu urtheilen, müßten diese Gemälde lauter Meisterwerke seyn, und in der That find fie es auch meint alle. Unglücklicherweise hascht die an Talenten to reiche Franzónsche Schule noch immer vergeblich nach Genie; ihre schönsten Erzeugnisse sind immer nach einer Seite hin man, gelhaft; entweder ist die Composition, die Zeichnung oder das Kolorit verfehlt. Bei ihnen erkennt man nicht, wie bei der Itas lidnischen Schule, jene mächtige Schöpferkraft, die, wie aus einem Guß, auf der Staffelei der Phantasie das fünftige Gemälde schon vollendet erblickt, ja wirklich erblickt, so daß Pinsel und Palette, die gefügigen und zu Allem geschickten Werkzeuge, weiter nichts zu thun haben, als die Vision ganz ohne Anstrengung auf die Leinwand zu übertragen. Hier aber fühlt man im Gegens theil, wie der Maler umhersuchte, wie er die Figuren wählte, die Effelte berechnete, hinzufügte, auftrug oder dämpfte, bis ihm das Werk endlich hinreichend geglättet und vollendet erschien. Dadurch bringt man, wie sie sich ausdrücken, ein schönes Stück zuwege; aber ein Stück ist noch nichts Ganzes, und nicht also überlieferte man der Welt eines jener alten Kunstdenkmåler, welche die Meister selbst, im stolzen Bewußtseyn ihres Werthes, perennius aere, dauerhafter als Era, nannten. Das Hauptflúð dieser Sammlung stellt einen heiligen Rochus dar, der vor der Jungfrau kniet und sie um Abwendung der Landplage anruft. Es ist eines der ersten und besten Werke Davids; ohne aber einis ger minder wichtigen Mängel zu gedenken, athmet das Ganze fcbon jene Griechische und Römische Manier, welche David in Frankreich einführte, und die bis weit in die Kaiserzeit hinein Alles despotisch beherrschte: der heilige Rochus sieht aus wie ein Römischer Senator und Maria wie eine Jungfrau von Delos. Dann folgt die Peft von Marseille, von Gérard, der keine andere Belohnung für sein Gemälde in Anspruch nahm, als die Ehre, es neben dem seines Meisters David aufgehangt zu sehen. Weiter zurück erblickt man den hälfefpendenden Belzunce, im Vordergrunde ist Marseille unter dem Bilde ciner Mutter dars gestellt, welche ihren Sohn stäßt, der von den ersten Anfällen

der Vest ergriffen wird. Das Kind ist bewundernswürdig auss geführt; diese Schwere in allen Gliedern, die in einander zusam menfinken, dieses allgemeine Krankheitsgefühl, welches auf das frischefte Wohlbehagen folgt, dies Zurücktreten und Gerinnen der Lebenssäfte, diese Gesichtsfarbe, die erbleicht wie die Gefilde an einem Gewittertage, wenn dichte Wolken sich vor der Sonne aufihürmen, alles dies verrdih den großen Meister. Neben diesem Kinde im ersten Stadium der Krankheit erblickt man einen Mann in den legten Zügen. Der Kontrast ist trefflich und wurde fast durch den Gegenstand bedingt; unglücklicherweise aber hielt es der Künstler für nöthig, feinen Sterbenden sich winden zu lassen, und es ist schwer zu sagen, wie durch diese eckigen und widernatürlichen Verrenkungen, durch dieses gråßliche Z, welches den Hauptplag auf dem Gemälde einnimmt, das ganze Bild ents stellt und verunehrt wird. Die menschliche Würde verlangt ein Maak selbst im Entseglichen, und dem Genius, diesem gesteigers ten Sinn der Menschenwürde, ist ein Justinkt jenes Makes ans geboren, welches er nie überschreitet. Ein Bild von Paul Guérin stellt den berühmten Ritter Roze in dem Augenblicke vor, wo er mit Gefahr seines Lebens die Peftleichen forischaffen läßt, welche die Stadt nur mit Verlängerung des Uebels bedrohten. Es ist ein Gemälde von großem Verdienst; der Held erinnert bedeutend an die Antike, er hat ihr Adel, Kraft und Einfachheit ents lehnt, doch machte der beschränkte Raum auf der Leinwand es nöthig, ihm alles Uebrige aufzuopfern, denn Rose_nimmt das ganze Gemälde ein. Was man übrigens von der Scenerie ers blici, läßt glücklicherweise das Fehlende nicht schmerzlich bedauern, denn die blaugrüne Farbe, welche die Pest anzeigen soll und die allen Gestalten eigen ist, gehört zu jenen gezwungenen Hülfss mitteln, mit welchen das Genie_haushätterisch umgeht. Die Cholera am Bord einer Fregatte, ein Gemälde von Horace Vernet, hat nur den Fehler, daß es zu gut ist. Es ist dieselbe geleckte, glißernde und zierliche Art, welche man vom Luxembourg her Pennt und die man den Dandyismus der Malerei neunen möchte; Mignard, aus dessen Namen man ganz ungerechter Weise ein schlechtes Kompliment gemacht, hat sich nie so viel Mühe gegeben. Ueber dem Stamine befinder sich das bewundernswürdige Basres lief, die Pest von Mailand, die einzige von Pugets Arbeiten, welche mir seinen Ruf erklärlich machte. Zuleht vervollständigt noch ein Portrait des heldenmüthigen Belzunce, das ähnlich_seyn soll, die Reihe dieser Pestbilder, mit denen dieser Name für immer vers webt ist. Ich bestieg den Wall der Tourette und ward nicht müde, von da aus in die Tiefen des Meeres zu schauen und die uns fruchtbaren, aber malerischen Küsten der Rhede zu betrachten, an welchen entlang das Auge immer weiter in die Ferne schaut. Diese Esplanade, an der die Aussicht auf derselben das einzig Schöne ift, gränzt an die alte Kathedrale, in welcher Belzunce den Schlaf des Todes schläft.

Ich unterließ nicht, mich nach den Sehenswürdigkeiten von Marseille zu erfundigen; doch was höre ich, nichts giebt es. hier... auch nicht die kleinsten alterthümlichen Trümmer in dieser dliesten Stadt Frankreichs. Die Einfälle der Barbaren richteten hier allgemeine Verheerung an, und der Handel, dieser zweite Barbar, der die Sachen nur nach ihren Marktpreisen schist, rfumie noch vollends Alles aus dem Wege, was ihn nicht ans ging. Es giebt hier zwar, wie man sagt, eine Bibliothek, die reich an Manuskripten ist, welche zur Revolutionszeit in den bes nachbarten Klöstern und ganz besonders in der Abtei von Lérins erobert wurden, doch außer den Bibliothekaren benußt und fennt fie Niemand. Das Museum verdient gesehen zu werden, ich aber jog es vor, meine mir kurz zugemessene Zeit dem zu widmen, was man sonst nirgends sieht, der so belebten, geschäftigen Bes völkerung, von welcher der Fischmarkt das treuchte Bild und der Haupt Versammlungsort ist. Dort erblickt_man in Menge jene Frauen, die weltbekannt sind durch ihre Sprache, durch ihre Schlägereien, ihre Unverschämtheit und durch ihr Mitleid; denn nie verläßt sie ein Bettler mit leeren Händen, und ereignet sich irs gend ein Unglücksfall, so sammeln sie sogleich unter einander eine Kollekte, die oft im Verhdatniß reichlicher ausfällt, als jene Samm: lungen, deren die Zeitungen mit so vielem Geprahle erwähnen. Doch erstreckt sich ihre christliche Liebe nicht bis zum Vergessen irgend einer Beleidigung; wenn zwei von diesen Gevatterinnen in Streit gerathen, so legen sie zuvörderkit ganz sorgsam ihre Hauben, Ringe und Ohrgehange beiseit, dann stürzen sie auf eins ander los, die Stärkste drückt die Bestegte, als Zeichen ihres Triumphes, mit dem Gesicht auf die Erde, und damit ist Alles abgemacht. So Mannes sich auch Einer fühlen mag, ich rathe ihm doch nicht, sich mit diesen Damen in einen Wortwechsel eins zulassen; ihm möchte leicht ein Gleiches widerfahren, denn in dies sem Viertel findet kein Unterschied der Geschlechter start

China. Canton im Jahre 1838.

(Bibl. Univ.)

VI. Ein Buddhistisches Kloster.

Der Buddhistische Klostertempel, der diesesmal das eigentliche Biel unserer Erkursion rear, liegt in geringer Entfernung von dem Quartier der Schuhmacher. Gebaut ist derselbe ebenfalls von kleinen Ziegeln aus grauer Erde; allein er ruht auf einem Funs damente aus schönem Granit. Man findet prächtige Grantblöcke in China; ich habe Säulen von 23 Fuß Höhe geichen, die aus Einem Stücke gearbeitet waren. Ver ungefähr zwölf Jahrhuns

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berten wurde dies religiöse Gebäude, das im Grunde nur eine ungeheure Anhdufung kleinerer Gebaude ist, durch die KotschinTicinesen gegründet. Es wird von 250 Mönchen bewohnt, die wir Bonzen zu nennen pflegen. Ein geräumige. Hof führt zus nacht in die Vorhalle, wo zwei monftrofe Statuen die Wächter des Tempels vorstellen. Sie sind 12 bis 15 Fuß hoch von bemals tem Holze und haben graufenerregende Gesichter. Aus der Vors halle traten wir in eine große Kapelle, die dem Gotte des irdis schen Wohlbehagens gewidmet ist. Die sehr große Statue dieses Gottes hat eine liegende Stellung und stüst den ungeheuren Kopf auf den rechten Arm; der Obertheil des Körpers ist unbekleider; die ganze Statue ist aus Einem Holzblocke gearbeitet und von Kopf bis zu Füßen vergoldet. — Ich habe nie eine bessere Personifi cation des Hanges zu Wein und Wohlleben gesehen: das eine Auge des Gottes war fast geschlossen, und um den halb geöffneten Mund spielte ein Lächeln. Er hat noch nicht das höchste Stadium des Rausches erreicht, was auch hier zu Lande gar nicht passen würde, da die Chinesen im Allgemeinen dem Laster der Trunken: heit sehr wenig ergeben sind. Auf einer lafirten Tafel über dem Kopfe des Idols Rehen die Worte:,,Gesundheit, Macht, Reich; thum, das irdische Glück des Menschen." Vor dem Gotte steht eine Art von Altar, auf welchem man sechs bis acht Vasen aus einer dem Silber ähnlichen Composition von Zink und Kupfer bemerkt. In die geheiligte Asche, welche den Inhalt dieser Ges faße bilder, stecken die Gläubigen kleine brennende Stäbe aus wohlriechendem Holze. Zwei langen vergoldeten Bandrollen an beiden Seiten des Altars hat man einc folche Lage gegeben, daß fie sich aus der Ferne wie gespenstisch bagere, vor der Gottheit niederknieende Figuren ausnehmen. In einem großen Kohlen: becken vor dem Altare verbrennt das Volk Papier Zettel, worauf die Priester mystische Charaktere geschrieben haben, um sie dann au verkaufen; und an einer Seite der Kapelle hangt eine Glocke, die den Gott, falls er gerade etwas Anderes im Kopfe haben follte, an das fromme Individuum, das eben zu ihm betet, ers innern muß.

Wir verließen den Chinesischen Bachus oder Silen und schritten auf Brücken über mehrere Höfe, die man hohl ausgegra: ben und zu Behältern eines grünlichen stehenden Wassers gemacht hatte. Die Chinesen lieben diese Farbe sehr und sorgen dafür, das Nichts die Einförmigkeit eines solchen Wasserteppichs unters breche. Mitten in diesen ungefunden Lachen bemerkten wir vor trefflich gearbeitete künstliche Felsen, die den Neid manches Liebs habers malerischer Spielereien in meinem Vaterlande erregt haben würden. Die ganze Façade des vor uns liegenden Gebäudes war mit schönen Skulpturen geschmückt.

Die leste der erwähnten Brücken führte geradesweges nach der Küche des Klosters. Eine Inschrift an der Thür untersagte das Tabackrauchen in den inneren Rdumen. Nur wenige Schritte von der Küche lag das Refektorium, wo wir gerade zur intereffans reften Stunde des Tages ankamen; denn es saßen hier volle hun dert und funfaig Bonzen an dreißig parallelen Tischen, und jeder hatte seine Portion Speise, d. h. eine Tasse mit dünnem Reisbrei und eine andere dergleichen mit einem Gemüse, das ungefähr wie Spargel aussah, vor sich stehen. Die Enthaltung von jeder animalischen Speise gehört zu den Gelübden der Buddhas Priester. Als wir eintraten, resitirte der Superior eben mit feierlicher Stimme eine Art von Benedicite, das etwa zehn Minuten dauerte und worauf ein Glockenschlag das Signal zum Effen gab. Alle diese Bonzen waren in lange graue Kutten gekleidet, deren Ka puge auf die Schultern zurückfällt. Sie beobachten an der Tafel ein tiefes Schweigen, und ihre Abstraction war so groß, daß fie faum unser Eintreten bemerkten. In dem Raume zwischen den beiden Reihen der Tische stand ein besonderer Tisch für den Sus perior, der übrigens an dem Mahle feinen Theil nahm. Im Hintergrund des Saales liest man auf einer Lafel die Namen der Würdenträger des Klofters und die bestimmten Zeiten ihrer Functionen.

Das obere Stockwerk ist dem vollendeten Buddha unserer Weltperiode gewidmet: es bildet eine ungeheure Kapelle, die loft: barer aufgepußt ift, als die übrigen Theile des Gebäudes. Von der Galerie, welche diese Kapelle umzieht, sahen wir Canton und seine Vorstådte in ihrer ganzen ungeheuren Ausdehnung vor uns liegen. Die innere Stadt wird gegen Norden von ziemlich hoben Bergen begränzt; fie muß jehr viele Garten enthalten, Denn wir bemerkten eine große Anzahl Bäume. Die mit Thurs men bewehrte Mauer, welche beide Städte trennt, zieht sich, in Form eines Halbkreises von Oft nach West; fie fann eine Tange von drei Stunden haben. Auf das Buddhas Bild in der Kapelle war uns nur ein flüchtiger Blick vergönnt, da wir dieses Heiligs thum selbst nicht betreten durften. Beim Niedersteigen von der Galerie zeigte man uns eine andere Kapelle, die der Hanist Haus fua nach dem Tode seines ältesten Sohnes einer tausendarmigen Gottheit zu Ehren erbauen lief.

Im unteren Stockwerk wieder angelangt, ließen wir uns über einen anderen grünen Teich nach der Kapelle des weiblichen Buddha) führen, an deren Wänden zehn Gemdide hingen, die

Diefer fogenannte weibliche Buddha ist nichts Anderes, als der Indische Awalofita (d. 6. der auf die Welt schaut), Buddha's Stell vertreter auf Erden in der Person des Tibetischen Dalai Lama. Da diefe verklärte Intelligenz von den Indischen Buddhisten mit einigen weiblichen At tributen abgebildet wurde, so hat man sie in China irrthümlich für ein himm

eben so viele Drie der höllischen Pein darstellten. Ueber jedem Höllenschlunde thront ein mürrischer Buddhistischer Minos, und neben ihm eine sarte jugendliche Schönheit, die feine herben Urs theile vermuthlich mildern soll. Unter dem Richterstuhl bringen gespenfische Trabanten den Sünder geschleppt; das Verbrechen, deffen man ihn zeiht, ist auf einem Medaillon abgebildet. Eines dieser Medaillons zeigte einen Sohn, der seinen Bater mit einer Art erschlägt; der Vatermord hat keinen anderen Zeugen, als einen Büffel, welcher aufmerksam zuschaut. Dieser Büffel Klåger erscheint neben dem Schuldigen vor dem Richter, und schon ents falter eine Gerichtsperson das verhängnißvolle Papier mit dem Urtheilsspruche. Auf einem anderen Gemälde wird ein junges Weib dem Todtenrichter überliefert; dieser wagt ihre guten und böjen Handlungen in einer Wage, und man sieht an der Vers zweiflung, die sich auf dem Gesichte der armen treatur malt, daß die Sünden: Schale schwerer seyn muß. Auf dem untersten Theil eines jeden Gemäldes sind die Strafen selbft abgebildet: hier stürzen die Nachrichter der Hölle ganze Haufen von Verbrechern in den unerfättlichen Rachen eines grauenvollen Lindwurms; dort wird ein Sünder zwischen zwei Brettern zerfægt, und Hunde lecken sein hervorsprudelndes Blut. Auf einem dritten Bilde packt ein scheuseliges Ungerhum die nackten Leiber der Vers dammten und schleudert fie aus Leibeskräften gegen einen Berg, der von breiten Dolchen starrt, in denen sie stecken bleiben, wie Schmetterlinge an Nadeln; auf einem vierten erscheint ein unge heurer Keffei voll geschmolzenen Metalls, in welchem die Opfer, wie Fleisch in einem Kochtopfe, vermittelst großer Gabeln manis pulirt werden.

Die Bildsdule des weiblichen Buddha's schien mir fast ein Meisterstück zu seyn; sie ist, wie die Statuen der übrigen Götter, aus vergoldetem Holze. Das Gesicht hat viel Sanftmuth und Würde; der mit einer Krone geschmückte Kopf ift wunderschön geformt. Zwei Engel an ihrer Seite, welche das Haupt bücken und die Hände falten, scheinen sie anzubeten.

Während wir die Werkwürdigkeit dieser Kapelle einer himm lischen Frau anstaunten, betrachteten uns fünf oder sechs irdische Damen mit vieler Neugier; fie bildeten die Familie eines Würs denträgers aus dem Inneren des Reichs. Das Kloster dient Pers sonen von Rang, die in Canton kein Domizil haben, als Absteige: Quartier. Als ich den Schönen mich näherte, waren sie, wie flüchtige Schatten, wieder verschwunden.

The wir das Kloster verließen, lag man uns an, in einen kleinen Saal zu treten, wo wir Thee und verschiedene Sorten getrockneter Früchte, auf einem runden Tische servirt, vorfanden. Es wäre uns höflich, ja fast grausam gewesen, die Gastfreundschaft dieser braven Leute auszuschlagen, und so entschloffen wir uns, ein paar Taffen vortrefflichen Thee's zu schlürfen, der fast lochend heiß und ohne Zucker war. Die Chinesen glauben ihren Thee zu verderben und ihm einen Theil seines Aroma's zu entziehen, wenn sie fremdartige Stoffe hineinmengen. Beim Abschiede reichte uns ein Bonze seinen Betteltopf, mit den Worten Komtscha (milde Gabe)! Wir versagten ihm das kleine Almosen nicht und entfernten uns, ganz entzückt über die herzliche Aufnahme, die wir bei den Menchen gefunden hatten. Ein Theil derselben mußte wohl in Nord China zu Hause seyn; denn ich sah unter ihnen manche Physiognomie, die beinahe får Europäisch gelten konnte, und Mancher trug einen stattlichen, wohlgenährten Bart.

Mannigfaltige 8.

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Das Wort Statistik". Bis jeßt ist geglaubt und auch fast in allen Handbüchern der Statistik gesagt worden, daß nicht bloß die wissenschaftliche Bearbeitung dieser Wissenschaft, sondern auch der Name selbst in Deutschland entstanden fen. Profeffor Achenwall in Göttingen soll ihr im Jahre 1749 den Namen und die erste systematische Form gegeben haben. Das Lestere mag unbestritten bleiben; was jedoch das Erstere betrifft, so hat Professor Ferrario auf der Versammlung der Italianischen Naturforscher in Pisa nachgewiesen, daß Girolamo Ghilini, Kanonilus von San Ambrogio in Mailand, bereits im Jahre 1633 in seinem Werke Teatro degli Uomini Letterati das Wort Statistik gebraucht habe, indem er von einer Scienza Statistica und von Statistica affari spreche. Profeffor Ferrario selbst hat ein ausgezeichnetes Werk über medizinische Statistik geschrieben und machte auch in Pisa sehr beherzigenswerthe Vors läge über allgemeine stariftische Tabellen, die in alleu öffentlichen Krankenhausern nach demselben Schema einzuführen wären.

Benvenuto Cellini. In Italien hat man den bes rühmten Skulptor auf die Bühne gebracht, und zwar ist das von Lorenzo Sanzogno verfaßte Drama nach der Selbstbiographie gearbeitet, die der Meister hinterlassen hat. Das Drama hat indeffen einen sehr verschiedenartigen Erfolg gehabt: während es in Turin als ein Meisterwerk bis zum Himmel erhoben wurde, ist es in Mailand ausgepocht worden. Gegenwärtig ist es im Drud erschienen, so daß des Stückes Gegner und dessen Bes wunderer sich gegenseitig widerlegen können; es scheint jedoch, als ob die Ersteren den Sieg davontragen würden.

lisches Weib erklärt und mit allen Attributen eines Weibes ausgestattet. Awalokita heißt bei den Buddhistischen Chinesen, die ihn für den Schußpatron China's erklären, Kuauschi, was gleiche Bedeutung hat.

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