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unferen Herrn, unferen_Wohlthäter, unseren Vater, einen Kanzler, einen Fürsten, einen Radziwill, ohne Erbarmen, denn so wollte er es haben, und so war sein Befehl. Fing er an au wimmern, so wurde ihm ein Bett über das Haupt gewors fen. Sein dltefter Kammerdiener hatte überdies den Befehl, ihn zu beobachten. Wenn dieser nun etwas wider Gottes Gebote Streitendes wahrgenommen hatte, so durfte er ihm nur sagen: ,,Tommen Ew. Durchlaucht mit in jenes Zimmer, denn Sie müssen abgestraft werden!" Nie fragte der Fürst: wofür? nie suchte er Entschuldigungen hervor, sondern folgte stets ohne Weigerung. Und wenn er sich den Händen seiner Peiniger entriß und der Kammerdiener ihm sagte, daß so und so viele Hunderte an der anbefohlenen Strafe fehlten, so legte er fich gleich, ohne ein Wdrichen zu erwiedern, wieder hin, um das volle Maß zu ers dulden. Nach der Abstrafung war er stets heiter, und oft erhielt der Kammerdiener noch obenein eine Belohnung."

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Außer einigen afcetischen Schriften, die schon zu Radziwill's Lebenszeit gedruckt wurden, hinterließ er zwei historische Manus flripte, das eine „De rebus Sigismundi III." betitelt, das andere find die vorliegenden Memoiren, welche ursprünglich in Lateinis scher Sprache abgefaßt, von dem Fürsten Hieronymus Radziwill aber im 18. Jahrhunderte in's Polnische übersetzt sind. Sie ums fassen die Jahre 1642 - 1652. Das erste Werk galt lange für verloren, durch einen glücklichen Zufall habe ich es auf einer meiner lesten Reifen aufgefunden. Ueber das zweite Werk erlaube ich mir noch folgende Bemerkungen:

,,Aus der Biographie selbst wird der Leser vielleicht schon er rathen, was er von Albrecht Radziwill zu erwarten habe. Der offene edle Charakter desselben ist auch auf sein Werk übergegans ben, und sollte es ihm auch an durchdringender Urtheilskraft und der Kenntniß des menschlichen Herzens gebrechen, die seinem bekannten Zeitgenossen; dem Geschichtsschreiber Piasezki, in so hohem Grade eigen war, so wird doch dieser Mangel durch Pars teilosigkeit, durch die Fülle der Fakta und deren lebhafte Schils derung hinlänglich entschädigt. Durch seinen religiösen Eifer wird er zuweilen gegen Andersgläubige befangen, wie denn dieser sonst so biedere Pole, der stets bereit war, sich für die Freiheiten der Städte und des Volkes, für das Ansehen des Monarchen und das Wohl des Landes einzustellen, so oft die Berathungen auf die Verhältnisse der Nichtkatholiken im Lande gelenkt wurden, stets mit Heftigkeit gegen dieselben auftrat, ohne Rücksicht auf das dem Vaterlande daraus entspringende Unheil. Doch fällt die Schuld Davon nicht auf Radziwill zurück (?). Seine Gesinnung war eine Folge der Eindrücke, die er in der Jugend empfangen hatte, und die mächtiger waren, als sein Verstand, und irrte er auch, so folgte er doch ehrenhaft seiner Ueberzeugung.

Fürst Radziwill starb am 12. November 1656 zu Danzig, da fein Vaterland in dem Kriege mit den Schweden hart bedrängt wurde." (P. L.)

Frankreich.

Die Juli-Revolution und der Herzog von Orleans.

(Schluß.)

Die Munisipal Kommiffien berathschlagte icßt, ob sie ihre Functionen fortseßten sollte oder nicht. Mauguin war für das Erstere, weil die Kommission nicht dem General Statthalter, fons dern der Deputirten Kammer Rechenschaft schuldig fen. Man vers schob einen Entschluß auf den folgenden Morgen. Inzwischen sorgte die Kommiffion für die Beseßung der verschiedenen Verwaltungs ftellen. C. Perier ward zum Minister des Innern ernannt, aber er erklärte, wie unangenehm es ihm ware, unter der provisoris schen Regierung ein Ministerium anzunehmen, das ihm Stari X. Bulegt angeboten. Seine Ernennung war schon an den Moniteur eingefandt und mußte zurückgenommen werden. Sein ganzes Benehmen in jenen Tagen war fortwährend unentschieden und zweideutig; seine Abneigung gegen die Revolution stellte sich immer mehr heraus. Er, der Repräsentant des Tiers-état und der parlamentarischen Partei, bereute schon den unklugen Beis stand, den diese Partei der revolutionairen Fraction geleistet hatte aus Ehrgeiz oder aus blindem Eifer gegen einige Männer der Regierung.

Mit jeder Stunde schienen die Gefahren der Königlichen Fas milie zu wachsen. Karl X. hatte noch am 30sten vom General Excelmans erfahren, daß man die Blicke auf den Herzog von Orleans richte, und daß man schon davon rede, ihn auf den Thron zu erheben. Der General geftand ihm, wie wenig man hoffen dürfe, seiner Familie den Thron zu erhalten. Daß Karl X. darüber sehr niedergeschlagen ward, läßt sich denken. Gegen Abend wurde Saint Cloud von Insurgenten bedroht. Die Her 3ogin von Berry, die für ihre Kinder zitterte, beschwor den König, Saint Cloud zu verlassen. Der König gab nach, nachdem ihm der Herzog von Ragusa vorgestellt, daß Saint Cloud Peine mili tairische Position sen. Nach dieser Flucht war die Mission des Herzogs von Mortemart zu Ende. Am 31. Juli um 2 Uhr Nachts reifte die Königliche Familie nach Trianon ab, begleitet vom Marschall und einigen Regimentern, die ohne Ordnung mars fchirien. Die Brücke von Saint Cloud wurde befeßt, um die Flucht zu schüßen. Der General Talon wunderte fich darüber, daß die Rücknahme der Ordonnanzen den Bürgerkrieg nicht ger endet hatte, und ließ Lafayette um eine Erklärung darüber bitten. Dieser antwortete schriftlich folgendermaßen: Ran verlange

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von mir eine offene Erklärung über das Schicksal der Königlichen Familie seit dem leßten Angriff auf die Charte und dem Sieg der Pariser Bevölkerung; ich will diese Erklärung geben; fie lautet, daß jede Versöhnung unmöglich ist, und daß die Königs liche Familie aufgehört hat, zu regieren."

Bei Bille d'Avray, wo der König um vier Uhr ankam, fand man eine Menge Waffentrümmer von dem 50ften Liniens Regiment, das diesen Posten verlassen hatte. Das Wappen der Monarchie war schon auf allen Punkten dieses Drts verschwuns den. Der König stieg um fünf Uhr in Trianon ab; hier ließ er feine Minister fommen und zeigte ihnen an, daß mit der provis forischen Regierung keine Unterhandlung mehr möglich sey. Man schlug verschiedene Widerstandspläne vor. Karl X. wollte sich nach der Vendée zurückziehen oder den Herzog von Bordeaur mit feiner Mutter nach Saumur schicken, während der Rest der Kö niglichen Familie in Rambouillet warten follte. Doch vor der Rücklehr des Dauphins, der mit dem Gros der Armee zur Si derung des Rückzugs in Saint Cloud zurückgeblieben war, beschloß er Nichts. Brüde

Dieser Prins hatte am Morgen die Sèvres: Brücke besucht, die von einem Corps der Garde nebst einigen Lanciers beseßt war. Ein Infurgenten Haufen wollte den Uebergang erzwingen. Der Dauphin forderte sie auf, sich zurückzuziehen; sie antworteten ihm mit Geschrei und Flintenschüssen. Der Prinz gebot Feuer; auf einmal machten die bis dahin unbeweglichen Soldaten Miene, überzugehen. Als der Dauphin dies fah, rief er:,,Soldaten, wenn Ihr mich verlassen wollt, thut es nicht als Flüchtlinge, sondern mit der Ordnung und Ruhe, die Kriegern siemen." Das wirkte: ein kräftiger Angriff der Lanciers schlug den Haufen in die Flucht.,,Wenn Ihr jest entschlossen seyd, den Posten der Ehre zu verlassen", sagte der Dauphin,,,da ist Euer Weg, gehet." Und fie gingen. Ein Schweizer Bataillon, das man gegen den Rath des Herrn v. Maillardoz in Sèvres zurückgelass fen, dasselbe, das sich auf dem Grève: Plaß so kaltblütig gewehrt, wurde von den Einwohnern umringt und halb mit Geralt, halb durch Zureden entwaffnet.

Der Dauphin kam mit den Truppen ebenfalls nach Trianon. Der Abfall auf der Sèvres Brücke hatte ihn sehr gebeugt; seine und des Königs Haltung drückten Unentschloffenheit und Muths losigkeit aus. Die Herzogin von Berry wollie ihre Kinder nach Neuilly führen und dort unter den Schuß des Herzogs von Drs leans stellen. Dieser Schritt, wozu auch der General Vincent rieth, hatte der neuen Gewalt viel Verlegenheit bereitet, aber der König war zu stolz dazu. Endlich gab er den Befehl zum Aufs bruch nach Rambouillet. Um 1 Uhr ‍brach man auf. Der König machte den Weg zu Pferde, die Herzogin von Berry hatte Männerkleider angelegt. Zwischen 9 und 10 Uhr des Abends traf man in Rambuillet ein. Der König stieg zuerst ab; er fah sehr niedergeschlagen aus; auf feinen bestaubten Kleidern wollte man die Spuren vieler Thränen bemerkt haben. Er reichte der Herzogin von Berry den Arm, um die Schloßtreppe hinaufzusteigen; der Baron Damas trug den eingeschlafenen Herzog von Bordeaux im Arm. Der Saal war voll von Offi zieren und Beamten. Der König redete den Maire gnädig an, und die Uhr ziehend, die auf die zehnte Stunde wies, wunderte er fich feufsend, daß es noch so früh fen. Die Truppen bivouas quirten im Park; das Innere des Schlosses wurde von den Gars des du Corps, dem 7ten Schweizers, dem 2ten Grenadier Regiment zu Pferde und den Jagd: Gendarmen beseßt. Die Garde:ŽInfans terie blieb im Dorfe Perray vor Rambouillet, und die aus sieben Batterieen bestehende Artillerie befeßte die Rues Verte, einen Weiter hinter Rambouillet. Saint Cloud hatten die Infurgenten nach mehreren Gefechten ausgeplündert, in deren einem der Herzog von Fimarcon, einer der höheren Garde-Offiziere, schwer

verwundet ward.

Die Indisziplin hatte auf dem Wege von Trianon nach Rambouillet große Fortschritte gemacht. Die Franzosen können nicht fliehen; so lange sie vorrücken und siegen, find fie muthig und ausdauernd; so wie es aber an den Rückzug geht, werden fie schwach und muthlos. Die meisten Offiziere waren ganz demos rafifirt und nicht fähig, etwas zu befehlen. Einige mehr oder weniger bedeutende Defertionen hatten stattgefunden. Dazu kam der Mangel an Geld, man mußte Silberzeug verfeßen, um den Soldaten Brod zu schaffen. Es fehlte an Fleisch, Wein und Futter. In einer der fruchtbarsten Provinzen des Königreichs war man der Hungersnoth ausgefeßt. Mehrere Soldaten, die ohne Waffen sich entfernt hatten, um Lebensmittel zu holen, wurs den von den Bauern ermordet. Herr Weyler de Navas, mili tairischer Unter Intendant des tairischer Unter Intendant des Königlichen Hauses, benahm fich in diesen kritischen Umständen mit einer Klugheit und Treue, die das größte Zob verdienen. Als Beispiel einer in Bürgerkriegen feltenen Masigung ist anzuführen, daß mitten unter diesen harten Entbehrungen alle Transporte, die aus Beauce nach Paris zur Versorgung der Hauptstadt abgingen, von den Truppen respeks tirt wurden.

Die Königliche Familie hatte in Rambouillet die erste Freude, die ihr feit lange su Theil geworden: dies war die Rückkehr der Dauphine, welche in den ersten Tagen des Juli ihre jährliche Reise nach den Bädern von Vichy angetreten hatte. *) In Maçon

*) Man hat bebauptet, daß die Dauphine abfichtlich entfernt worden damit sie bei der Ausführung des intendirten Staatsstreichs nicht zugegen fen aber das ist ganz falsch. Die Dauphine war mehr für Gefühle, als für politische Ideen empfänglich, und folglich weder für, noch gegen die Ordon nanzen. Ihr Schrecken, als sie in Maçon davon hörte, neben dem Muth, den

erfuhr sie den Staatsstreich: sie ward blaß, sitterte und hatte Mühe, sich zu fassen. Doch gewann sie bald die ihr natürliche Würde wieder und wußte um der Etikette willen, die sie umgab, ibre dußere Erscheinung von jeder sichtlichen Befangenheit zu bes freien. Am folgenden Morgen reiste sie ab; kurz vorher sagte sie au dem Prdfelten, Herrn von Pupmaigre:,,Es ist vielleicht ein großes Unglück, daß ich nicht in Paris war!.... Uebrigens fürchte ich Nichts für mich; ich fürchte nur für den König und granfreich!

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In Bourg und Lons-le-Saulnier ward sie gut aufgenommen, obgleich man dasebst die Ordonnanzen schon fannte. Am 29sten um 2 Uhr kam fte nach Dijon, wo sie mit dem Ruf: Es lebe die Charte!" begrüßt ward. Nachdem fie die Behörden em‹ pfangen, wollte fie, obwohl man ihr davon abrieth, das Schaus spiel besuchen. Als sie in die Loge des Prdfekten trat, rief man: Es lebe die Charte! es lebe die Republik! nieder mit der Könis gin!" Sie war gezwungen, den Saal zu verlassen. Als sie fich erhob, eilten fammtliche Zuschauer hinaus, die Einen, um die Tochter Ludwig's XVI. zu beschimpfen, die Anderen, um sie zu vertheidigen. Mit Mühe konnte sich der Wagen der Prinzessin Bahn machen. In der Präfektur brach sie in Thränen aus und verbrachte so die ganze Nacht. Nachdem sie 1000 Franken für die Armen zurückgelassen, reiste sie um 4 Uhr Morgens nach Paris ab, in Begleitung des Gendarmerie Capitains. Sie hielt sich einige Stunden in Tonnerre bei dem Unter Präfekten auf und seßte dann ihre Reise verkleidet fort. Zwischen Jvigny und Me: fun traf fie den Herzog von Chartres (gegenwärtig Herzog von Orleans), der zu seinem Regiment zurückkehrte. Der Prinz stieg in ihren Wagen, nahm an ihrein Kummer lebhaften Antheil und bot ihr seine Dienste an mit einer Ritterlichkeit, von der sie sehr gerührt schien. In La Croir-de-Berins erfuhr die Prinzessin die Räumung von Saints Cloud und die Beseßung von Versailles durch die Insur genten. Gleichwohl wollte sie mit den gehörigen Vorsichtsmaßs regeln diese Stadt passiren, mit umgehung von Paris. Als sie durchführen, mußte der Graf von Faucigny, ihr Begleiter, der als Bedienter verkleidet war, mehrere Male unter dem Ruf:,,Es lebe die Freiheit!" den Hut schwingen. Sie hielt sich nicht auf, fondern erreichte mit denselben Pferden die erste Station auf dem Wege nach Rambouillet. Am 1. August früh tam sie mit dem Dauphin in Rambouillet an. Der König that ihr einige Schritte entgegen.,,Ach, mein Vater", rief fe,,,was haben Sie ges than! Und weinend stürzten sie einander in die Arme. Ihre Ankunft mischte Balsam in die Leiden dieser unglücklichen Familie. Troß des Kummers, womit sie jest zu kämpfen hatte, war die Prinzessin so aufmerksam, die Brittschriften, die man ihr auf der Reise überreicht und für deren Erfolg sie jeßt nichts thun konnte, portofrei zurückzusenden. *)

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Wir kehren wieder nach Paris zurück. Einige Mitglieder der Munisipals Kommission hatten ein Programm auffeßen wollen, der Din die Prinzipien enthielt, auf denen

beruhen food dies baule teine weitere Solgens man theilte Lafayette die Bedingungen dieses Programms mit, und dieser ging dann am 1. August in das Palais-Royal, wo er mit dem Herzog von Orleans eine Unterredung hatte, die von der Geschichte aufbewahrt zu werden verdient. ,,Sie_wissen“, fagte Lafayette,,,daß ich Republikaner bin, und daß ich die Amerikanische Verfassung für die beste halte, die es je gegeben hat." Ich denke wie Sie", sagte der Prinz;,,es ist unmög lich, zwei Jahre lang in Amerika gelebt zu haben und nicht ders selben Ansicht zu seyn. Aber glauben Sie, daß es uns bei der gegenwärtigen Lage Frankreichs und der herrschenden Stimmung zukommt, diese Constitution einzuführen?" ,,Nein", antwortete Lafayette und faßte das Programm feiner Kollegen in folgenden Worten zusammen:,,Was Frankreich jeßt braucht, das ist ein volksthamlicher Thron, umgeben mit republikanischen Inftitutionen." ,,So meine ich es auch", entgegnete der Herzog. —,,Halt", fagte Lafayette,,,die Constitution von 1791 war eine wahrhaft republikanische." ,,Das ist nicht die meine", sagte der Herzog; die Erfahrung hat uns die Nachtheile ders felben nur zu sehr fühlen lassen; man kann nicht mit Einer Kammer auskommen. Nach dieser Unterredung, die Lafayette nicht fäumte zu veröffentlichen, rief er begeistert aus,,,der Hers zog von Orleans sen eben so republikanisch gesinnt als er!" Woher diese Tauschung? Wurde etwa das oben genannte Pro gramm dem Herzog vorgelegt und von ihm angenommen? Hierüber schweigt die Geschichte. Unsere persönliche Meinung ist, daß die fompromittirende Mittheilung jenes Programms sus fällig oder abfichtlich durch den allgemein gehaltenen Charakter jener Unterredung verhindert ward, welche, ohne den Prinzen sehr zu binden, dem General folche Garantieen bot, die geeignet waren, ihn zufriedenzustellen.

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fie dem Dauphin in threm Brief vom 28ßten ausdrückte, und dem direkten Tadel, den fie später darüber aussprach, zeigt, wie schwankend ihre Ansicht darüber war.

Als die Munisipal-Kommission erfuhr, daß gewisse Gelder, die der Dauphine gehörten, bei dem Staats-Secretair derselben, Herrn Charlet, des ponirt worden, verordnete fie bie Beschlagnahme derselben am 31. Juli. Man fand bei ihm 140,000 Franken in verschiedenen Münzsorten und andere Softbarkeiten. Diese fonderbare Execution, die eigentlich den Zweck hatte, die Königliche Familie sur Herausgabe ber Kron-Juwelen zu zwingen, erregte etnigen Tumult unter der Menge, welche die Tendens derfelben misdeutete. Die Berwirrun auf dem Boll, denen man diefe Schäße übergab und die fie in der bei Selte bringen konnten, devonirten fie ehrlich im Stadt haus. Herr Merithou, der den Auftrag hatte, die Bücher jenes Intendanten au unterfuchen, konnte sich nicht genug über die vielen Wohlthätigkeitszüge, die er darin verzeichnet fand, wundern. Später wurde Alles Herrn Charlet wieder zugestellt.

Der vorige Tag hatte der demokratischen Partei noch nicht alle Hoffnung geraubt. Eine Deputation der Haupts Bollsgesells schaft, die bei dem Restaurateur Lointier zusammenkam, verlangte von der Munizipals Kommission, daß lein Souverain ausgerufen würde, ohne vorherige Befragung des Volks. Barrot wußte diese Forderung geschickt abzuweisen; doch der Abend ließ eine Bes wegung zu Gunsten der Republik fürchten. Man forderte den Herzog auf, die Posten verdoppeln zu lassen.,,Aber wozu eine Bewegung?" rief er; „ich bin Republikaner; ich bin es immer gewesen."

Die Munisipals Kommission legte an diesem Tage ihre Ges walt in die Hände des General - Statthalters nieder. Doch bat fie der Prins, diejenigen ihrer Functionen, welche die Sicherheit und die inneren Intereffen der Stadt Paris beträfen, bis auf weitere Ordre beizubehalten.

Die ersten Handlungen des Herzogs von Orleans waren die Wiedereinführung der Farben von 1789, die Berufung der Kam mern auf den 3. August und die Aufhebung der Strafen für politische Preßvergehen. Dann bildete er ein provisorisches Minis sterium. Dupont de l'Eure übernahm das Departement der Justis, General Gérard das des Krieges und Baron Louis die Finanzen. Guizot bekam das Departement des Innern, Marschall Jourdan das des Auswärtigen, Bignon den öffentlichen Unterricht und Tupinier, Direktor der Häfen des Königreichs, die Marine. Pasquier ward zum Präsidenten der Pairs Kammer ernannt, nachdem Pastoret, der Kanzler von Frankreich, der in den leßten Ereignissen keine bedeutende Rolle gefpicit, feine Entlassung ges nommen. Herr Calmon ward Domainen Direktor und. Herr Chardel in der Direction der Posten bestätigt. Girod de l'Ain übernahm die Pariser Polizei - Prefektur. Sebastiani hatte an der Bildung dieses Kabinets vielen Antheil gehabt. Er selbst behielt sich für die Zukunft das Departement der auswärtigen Angelegenheiten vor, auf dessen baldige Vakanz die politische Nullität des Marschall Jourdan schließen ück. Die republikanische Partei, die man schon die Partei des Stadthauses zu nennen anfing, ward in diesem Kabinet nur durch Dupont de l'Eure

vertreten.

Die

Die dffentliche Theilnahme hatte sich schon für die Opfer des Bürgerkrieges thatig gezeigt. Schon am 30ften ward eine Subscription zu Gunsten der Verwundeten und ihrer Familien eröffnet. Dieser Subscription kam man in ganz Frankreich mic einem Eifer entgegen, dem der Parteigeist nicht immer fremd blieb. Eine große Menge Aerzte, Apotheker, Particuliers und Handwerker zeichneten sich durch die Sorgfalt aus, womit sie die Verwundeten aus beiden Lagern aufnahmen und pflegten. Die materiellen Verluste wurden schnell wieder gut gemacht. Kosten für die Wiederherstellung des Pflasters, das zu den Barris kaden gedient hatte, betrugen allein an 200,000 Fr. Ein Beschluß der Munisipal Kommission verordnete, daß zwei Bürger in jedem Bezirk die wichtigsten Waffenthaten der drei Tage sammeln foll ten; Herr Plougoulm, Advokat am Königlichen Gerichtshof von Paris, follte einen Hauptbericht daraus machen. Dieser Beschluß kam nicht zur Ausführung. Ein anderer Beschluß, durch welchen die Akademie der schönen Künste aufgefordert ward, einen Plan zu den für die Opfer dieser merkwürdigen Woche bestimmten Trauer Monumenten zu liefern, hatte ebenfalls feine Folge.*)

Doch die Künste blieben nicht ganz unthatig für die Dars stellung dieser Ereignisse. Die Pariser Manze ließ eine Medaille zum Andenken an dieselben schlagen**), und die Herren Casimir Delavigne und Auber versuchten, den Aufschwung, aus dem fe hervorgegangen waren, in einer Volkshymne zu befingen, die man die Parisienne genannt hat, eine etwas blasse Nachahmung der Marseillaise, aber ganz dazu gemacht, die fieberhafte Aufs regung im Volk noch lange zu erhalten.

Die Schüler des Rechts und der Medizin, so wie die Zig, linge der polytechnischen Schule, welche Ehrenbelohnungen bes kommen, schlugen diese, so wie jede persönliche Auszeichnung, aus, indem sie meinten, ihre Theilnahme an den Kampfen von Paris fen nur die Erfüllung einer Nationalpflicht gewesen. Die Journalisten waren eben so großmüthig; aber die Macht, zu deren Erhebung fie so viel beigetragen hatten, that ihrer Uneigens nüßigkeit bald Gewalt an.

England.

Ueber den Umfang des Diebeshandwerks in den Englischen Grafschaften.

Der Widerwille der Englander gegen alle Polizei, der in ihrer übertriebenen Achtung für die individuelle Freiheit seine

Der Munizival-Rath von Paris beschloß am 13. August, daß das auf ber Stelle des alten Opernhauses (wo der Herzog von Berry ermordet worden) angefangene Monument dem Andenken der Juli-Ovfer geweiht werden sollte; ihre Gebeine follten darin beigefeßt und ihre Namen auf Tafeln von schwar sem Marmor eingeprägt werden. Diese Bestimmung ist bis auf den heutigen Tag ohne Ausführung geblieben.

**) Diese Medaille stellte auf der einen Seite Frankreich dar, weinend über einem Grabmal, das von der Freiheit bekranst ward, nebst einer Inschrift sum Andenken der in den drei Tagen gefallenen Franzosen: auf der anderen Seite standen folgende vier Berse von Cafimir Delavigne, der durch seine alte Intimität niit dem Hause Orleans ganz dazu berufen schien, der Dichter der Juli Revolution zu werden:

,,France, dis-moi leurs noms, je u'en vois point paraître
Sur ce funèbre monument."

-Ils ont vaincu si promptement

Que j'étais libre avant de les connaitre.

Quelle hat, ist Schuld an der steigenden Zahl und Kühnheit der Verbrechen in diesem Lande. Besonders ist dies Uebel auf dem platten Lande, das fast jedes Schußes entbehrt, sehr fühlbar, und die Regierung hat daher Kommissarien ernannt, welche über die zur Abhülfe geeigneten Mittel Bericht erstatten sollten. Dieser Bericht ist in der legten Session dem Parlament vorgelegt wors den und hat allgemeines Aufsehen erregt.

zelnen herausfordern würden, wäre es ihnen, trog bes Mangels an aller Polizei, unmöglich, sich lange zu halten.

Zuerst handelt der Bericht von den verschiedenen Eigenthumss Verlegungen, die auf dem platten Lande vorkommen. Die Ers forschung derselben war nicht leicht. In den meisten Distrikten schickte man die Kommissarien zu d den Friedensgerichtsschreibern, wo sie nur die Zahl fämmtlicher Kriminal Prozesse erfuhren, als ob die Zahl der Verurtheilungen einen Maßstab für die der Vers gehen abgabe. Ja, es giebt Distrikte, deren Richter mehrere Male mit weißen Handschuhen auf den Händen (ein Zeichen, welches andeutet, daß ihre Distrikte ganz rein von Verbrechen seyen) in den Affifen erschienen waren, und von welchen es sich nachher fand, daß sie zu denen gehörten, wo die meisten Vers brechen verübt wurden. Die Polizei war daselbst so schlecht bes stellt, daß kein Verbrecher verfolgt wurde, die Gefängnisse leer blieben und die Jury beständige Ferien hatte, was dann diese guten Dorf Beamten als eben so viele Beweise für die Sittens reinheit ihrer Untergebenen anführten.

Die Erfahrung hat lang bewiesen, daß die Zahl der Vers urtheilungen in feinem Verhältniß steht zu der der Verbrechen. Viele Verbrecher bleiben unbekannt, viele retten sich durch Flucht, und viele entgehen der Strafe aus Mangel an genügenden Bes weifen. Die Kriminal - Register find also nicht die sichersten Quellen für diese Statistik, Zwei andere Ursachen, welche die Straflosigkeit der Verbrechen sichern, sind die Furcht, zu denun siren, und die Zwecklosigkeit gerichtlicher Verfolgungen in den meisten Fällen. Als die Kommissarien in Worcestershire ihre Untersuchungen betrieben, wurde in dortiger Gegend ein Hammels Diebstahl begangen; die Kommission machte bekannt, daß sie den Dieb, wenn sie seiner habhaft würde, eremplarisch bestrafen wolle. Doch Alles schwieg; kein Pächter führte Klage; es schien, als hatten die Hammel Niemanden gehört, Diese Scheu, zú denunziren, wurde durch die leßte Parlaments Alte, die den Ans geklagten einen Vertheidiger bewilligt, vermehrt. Ein Pächter, dem man die Hälfte seiner Heerde gestohlen, entdeckte die Diebe und verfolgte fie gerichtlich. Die Beweise ihrer Schuld waren so schlagend, daß sie dem Instructions Richter das Verbrechen gestanden und zugleich das Mitleid des Bestohlenen anflehten; gleichwohl gelang es dem Advokaten, ihre Schuldlosigkeit darzus thun, und der Pächter ward zu den Kosten verurtheilt. Dieser rief, als er dies hörte:,,Ach, ich hätte schweigen sollen! Die eine Hälfte meiner Heerde haben mir die Diebe genommen, die andere nimmt mir die Justiz!!!~

Die Kommissarien sahen bald ein, daß sie zu anderen Mits teln die Zuflucht nehmen müßten, wenn sie die Zahl der began genen Verbrechen erfahren wollten. Sie versprachen den Vers urtheilten, welche Geständnisse ablegen wollten, eine Belohnung, und das wirkte. Bald entstand eine Art Wetteifer unter den Ans gebern, und man erfuhr mehr, als man wünschte. Die Meisten Fonnten übrigens nichts Einzelnes angeben; die gewöhnliche Ants wort war, sie hätten,Hunderte von Diebstahlen, mehrere Huns derte, zu viel, als daß sie sich aufzählen ließen", begangen. Nur die, welche Raub und Diebstahl im Großen getrieben hatten, Ponnten ihre Heldenthaten einzeln aufzählen. Daher hålt sich auch der Bericht nicht bei den gewöhnlichen Taschendieben auf; die Zahl derselben und ihre Konkurrenz auf dem Lande ist, wie es in dem Berichte heißt, so groß, daß im Durchschnitt der tägliche Ertrag ihrer Industrie für Jeden nicht über drei Pence (24 Šgr.) betragen kann.

Zu den gefährlicheren Klassen gehören zuerst die sogenannten ,,Colporteurs, die mit Pferden und Karren von Markt zu Markte reisen. Diese Karren, die mit doppeltem Boden versehen sind, dienen ihnen sowohl zur Verwahrung des Gestohlenen als zur Flucht. Man kann sich nicht vorstellen, wie groß die Zahl der durch dieses Mittel ausgeführten Diebstähle ist. Dann kommen die Horden von Vagabunden jeder Art, die Tag und Nacht auf dem platten Lande umherstreifen, und die bald von Thür zu Thür: Almosen betteln, bald Instrumente spielen oder eine Lotterie mit sich führen, deren Gewinner immer der Person gehören, die ihnen Quartier giebt, und die nach Allem, was in ihren Bereich kommt, lange Finger machen.

Die slimmste Art von Plünderern für den Landmann sind die,,Kohlenverkäufer", die jede Nacht die Eselheerden, welche tie zum Transport der Steinkohlen brauchen, auf die besten Felder treiben, bis der Pächter Nichts mehr darauf zu frndten hat.

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Hierzu nehme man noch die gewöhnlichen Diebe, die vers mittelft Leitern, falscher Schlüffel und Einbruchs ihr Handwert treiben, und die zwar weniger zahlreiche, aber defto gefährlichere Klaffe der Schriftverfälscher oder Verbreiter von falschen Banten bat nue hoc eine unvollkommene Borstellung Eigenthum ausgefest ist.

noten,

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Mehrere von den bezeichneten Verbrechern müssen sich übris gens, um auf den platten Lande ihr Wesen treiben zu können, eine Stadt von einigem Umfang sum Mittelpunkt ihrer Dperas tionen nehmen; in fleinen Gemeinden, wo ihre Sitten und Burn benstücke bald allgemein befannt und die Wachsamkeit jedes Eins

Die Geständnisse, welche Einzelne der Kommission machten, geben uns ein treues Bild von den Sitten und dem Charakter dieser Diebe. Diese Geständnisse haben meist eine ermüdende Breite; denn sobald sie einmal von den Kommissarien über die Folgen ihrer Aufschlüsse beruhigt waren, ergingen sich die Diebe in endlosen Erschlungen; die Einen rühmten sich ihrer Heldens thaten und Gefahren mit eben so viel Stolz, als Othello feiner Siege, und die Anderen beschrieben ihre Diebsstücke mit der Luft und Redseligkeit des alten Tobias, wenn er sich in seine endlosen lustigen Geschichten verliert.

Einer von diesen ausgedienten Dieben, der kaum zwanzig Jahre alt war (er hatte früh angefangen!) und einer ehrbaren Familie von Manchester angehörte, giebt eine sehr ergößliche Schilderung feines abenteuerlichen Lebens, von der wir nur das Interessante mittheilen:

Ich habe eine Französin gekannt", sagt er,,,die nur stahl, um sich die Romane ihres Vaterlandes anschaffen und lefen zu Pönnen. Das war ihre Passion; sie konnte nicht einen Tag leben ohne Herrn von Balzac oder Paul de Kock. Wer von diesen Herren am beliebtesten bei ihr war, weiß ich nicht; aber so viel ist ausgemacht, daß Beide für die Verirrungen ihrer Landsmannin verantwortlich sind. Was mich betrifft, so hatte ich eine andere, obwohl dhnliche Leidenschaft: es war das Theater. Ach, um ins Theater zu gehen, hatte ich einem Verhungerten den legten Bissen Brod stehlen können. Auch habe ich nie eine Gefahr gescheut, wenn es die Befriedigung dieses Bedürfniffes galt, das bei mir lebhafter als Hunger oder Durst war.“

(Fortseßung folgt.)

Mannigfaltiges.

Lichtbilder und Konjekturen. Herr Henry For Tals bot, derselbe Engländer, der mit Herrn Daguerre bei der Erfins dung der Lichtbilder konkurrirte, dessen Darstellungen jedoch, die auf sogenanntem photogenischen Papier ausgeführt waren, weit hinter denen des Französischen Künstlers zurückblieben, hat eine Schrift über das Alter und die Echtheit des ersten Buches Mofis, der Genesis, herausgegeben.") Herr Talbot, der sich auch viel mit klassischer Alterthumskunde beschäftigt und der einen Band archdologischer Forschungen unter dem Titel,,hermes" edirt hat, will zwischen der Fabel der Pandora, wie sie heslod erzählt, und der Geschichte von der verbotenen Frucht im Paradiese große Aehnlichkeit auffinden, zu welchem Zwecke er sich die fehr unnüge Mühe giebt, einige seltsame Konjekturen über die Lesart eines Hesiodischen Verses aufzustellen und unter Anderem das Griechische Wort noua (Poma), welches so viel als Büchse (der Pandora) bedeutet, in das Lateinische pomum (Apfel) zu verwandeln. Nicht minder scharfsinnig scheint eine andere Konjeftur, auf die er sich ganz besonders viel zu gut thut, nämlich daß der Name der Phry gischen Götin Berecynthia, von welcher der Berg Berecynthus den Namen hat, keinen anderen Ursprung habe, als das Hebräische Wort,,Bereschith", mit welchem die Genesis beginnt und das fo viel heißt, als,,im Anfang". Auf dieselbe Weise, wie man nun die Cybele Magna Mater, Duois, Téreais, genannt habe, so hatten ihre hebräisirenden Anbeter in Phrygien sie,,Bereschith" geheißen, wie noch heutzutage das erste Buch Mosls bei den Juden genannt werde; und daraus hätten nun die Alles hellenis firenden Griechen,,Berecynthia" gemacht! Man sieht, daß Herr Talbot doch noch bei weitem mehr Beruf zum Daguerreotypiften, als zum Philologen hat.

Spencer contra Jacobi. Ein Herr Spencer in Livers pool tritt, wie früher Talbot gegen Daguerre, jeßt gegen Herrn Profeffor Jacobi in Petersburg in die Schranken. Herr Spencer behauptet nämlich, auch seinerseits die Erfindung gemacht zu has ben, gestochene Kupferplatten durch einen elektromagnetischen Prozeß zu vervielfältigen, d. b. fie in ReliefsTafeln herzustellen. Proben seiner Arbeit hat er zwar nach London gelangen lassen; wir zweifeln jedoch nicht, daß diefe post festum gemachte Erfin dung in gleichem Verhältnisse hinter der Jacobischen zurückbleiben. werde, wie Talbot hinter Daguerre zurückgeblieben ist.

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-Klößer in England. Der Anglikanische Geistliche, Herr F. D. Wackerbarth, der sich zu den Grundsägen der Orfors der Schule bekennt, von welcher seit einiger Zeit die sogenannten Oxford tracts" ausgehen, hat ein Buch über die Nothwendigs keit der Wiedererrichtung von Klößern in England (The revival of monastic institutions) berausgegeben. Er trifft darin mit den Bemühungen des katholischen Bischofs Wiseman zusammen, dem es in der That geglückt ist, in London selbst ein Mönchs und ein Nonnentlofter zu grünben, wie denn überhaupt iene von Orford ausgehende theologische Schule die Römischen Prinzipien, die ste angeblich beldmpf (die Römischen Katholiken werden von diesen Orfordern gewöhnlich Tridentinische Sektirer" genannt, rodh und sie sich selbst als die eigentlichen Katholiken betrachten), faft durchweg adoptire hat. De

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1

vierteljährlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie.

No 131.

für die

Expedition (Friedrichs-Straße Nr. 72); in der Provinz se wie im Auslande bei den Wobllöbl. Poßt - Aemtern.

Literatur des Auslandes.

Berlin, Freitag den 1. November

Belgien.

Lüttich und seine Denkmäler.

Siebenter Artikel.

Auf Ludwig von Bourbon folgte Johann von Horne, unter deffen Regierung die zahlreichen Wunden des Landes auch nicht vernarbten. Der neue Bischof hatte sich zwar mit Wilhelm von der Mark verföhnt und 1484 mit ihm einen Frieden zu Longern geschlossen; troß dieses beschworenen Vertrages aber ließ Johann von Horne den Eber der Ardennen gefangen nehmen, nach, Mastricht führen und ihn dort schon den folgenden Tag auf dem St. Gervais, Plaß in seiner Gegenwart enthaupten. Dieser haffenswerthe Treubruch, der fich durch nichts entschuldigen läßt, Kürzte das Land in neue Unruhen, wodurch wieder viel Blut flos. Die Familie von der Mark war mächtig; die Brüder des Ebers, Robert, Adolph und Eberhard, alle tapfere Kriegsmanner, schworen dem Bischofe ewige Rache, und mit Hülfe ihrer Ans banger, unter welchen sich der berüchtigte Tribun Gun von Kanne, ben das Volk 1486 ermordete, besonders hervorthat, wütheten fle lange Zeit im ganzen Bisthum. Erst 1492 endigten diese schrecks lichen Streitigkeiten, denn der Bischof ging in der Ebene von Haccourt seinen Feinden unbewaffnet entgegen, Eniete dann nieder und rief dreimal hinter einander: Herr Eberhard, vergebt mir den Mord Eures Bruders, ich beschwöre Euch bei den Wunden und den Leiden unseres Herrn Jesu Christi“; worauf Eberhard weinend und schluchsend erwiederte: Ihr bittet um Verzeihung wegen des Mordes an meinem Bruder, im Namen eines Gottes, der für uns Alle ftarb, wohlan! ich bewillige file Euch!" Von da an lebten diese beiden Häuser in Friede und Ruhe mit einander.

Während dieser Unruhen waren natürlicherweise alle Arbeiten sum Wiederaufbau der Stadt liegen geblieben; nach Beilegung derselben begann man jedoch wieder, sich damit zu beschäftigen. Die Violette, welche gegen Ende des vorigen Jahrhunderts auf dem Marktplaß erbaut worden war, fing an, einzufallen; man fchaffte daher die nöthigen Geldmittel zur Erbauung eines neuen Stadthauses herbei, welches aber erst 1497 beendigt wurde. Die damaligen Bürgermeister Raes von Warfusée und Gilles von Hup Rellien ihre eigenen Wappen, das des Papstes, des Kaisers, Jos hann von Horne's und das Stadtwappen, daselbst auf. Am Obers theil des Gebdudes wurden die Wappenschilde der zweiunddreißig Gewerke und aller anderer Städte des Landes in erhabener Arbeit angebracht, über weichen sich der Kaiserliche Adler erhob. Um Die Bevölkerung von Lüttich zu vermehren, gestattete man allen Fremden, sich daselbst niederzulassen und acht Jahre hindurch ihre Handwerte nur gegen eine Abgabe von einem Gulden jährlich Bu betreiben; nach Verlauf dieser Zeit aber wurden denjenigen, die Bürger werden und sich im Gewert einlaufen wollten, große Bortheile zugefagt. Um diese Zeit, 1500, wurde Lüttich dem Weftphalifchen Kreise einverleibt, einem jener Kreise, die der Kaiser Marimilian auf dem Augsburger Reichstage feftjeßte.

Ware Johann von Horne ein weijer und kluger Mann und ein Freund des Volles gewesen, das seiner Obhut anvertraut war, so hatte er das Geld, welches er von seinen Unterthanen bejog, nicht au thōrichten Vergnügungen und unnügen Reifen verschwender, anstatt sich mit dem Wohle seines Landes zu ber fchäftigen. Er war grausam und habgierig und ließ mehrere Bürger unter dem Vorwande der Auflehnung gegen seine Rer gferung föpfen und viertheilen, lediglich um sich ihres Vers mögens bemächtigen und geheime Rache befriedigen zu können. Ja, seine Gewaltthätigkeiten nahmen so überhand, daß sle bei Ibm ordentlich in eine Art von Wuth ausarteten, denn oft ftürzte her sich selbst mit dem Dolche in der Hand auf diejenigen, welche ich die kleinsten Beleidigungen gegen ihn zu Schulden lommen ließen. Fast jeden Tag verlangte er unter allerhand Vorwanden neue Beisteuern von seinen Unterthanen, und als diese ihm ends lich verweigert wurden, verließ er die Stadt und begab nich nach Mastricht, wo seine Wuth Ausbrüche ihm nach turzer Zeit den Tod zuzogen.

Sein Nachfolger, Erhard von der Mark, wurde im sechzehns een Jahrhundert das für Lüttich, was Notger im sehnten ger wesen war, denn nur wenige Fürsten haben so wie er für die Berichönerung der Stadt und die Vergrößerung des Landes Sorge

1839.

getragen. Er besuchte alle Städte und Schlöffer seines Gebietes und ließ fie befestigen und ausbauen; in Lüttich selbst wurde fleißig an der Stadtmauer gearbeitet, zu den Wällen zwischen dem St. Lorenss und St. Margarethen, Thore wurde der Grund gelegt und am St. Walburgis, Thore ein ausgezeichnet fester Wall erbaut; auch ließ er zwei marmorne Thürme zur Vertheis digung der St. Margarethens und der St. Martins.Seite errichs ten, die den feindlichen Ueberfällen am meisten ausgefeßt waren. Im Jahre 1508 fing er an, einen neuen bischöflichen Palast auf der Stelle des alten zu erbauen, an welchem zweiunddreißig Jahre gearbeitet wurde und der beim Tode Erhard's noch nicht beendigt war; in feinem Testamente verordnete daher der Fürst, daß alle rückständige Summen, die ihm als bischöfliche Lafels gelber zu zahlen waren, zur Vollendung des Gebäudes anges wendet werden sollten. Dies ist das prachtige Gebdude, welches wir noch heute sehen, zwar von der Zeit und den Feuersbrünsten so beschädigt, daß Lüttich vor den Fremden erröthen müßte, die hierber lommen, um es zu bewundern. Wenn nur nicht der uns wissende Materialismus unferes Jahrhunderts sich noch vandas lischer in dieser Hinsicht zeigt und aus dlonomischen Rücksichten Hand an dieses bewunderungswürdige Denkmal legt, und den Lüttichern nichts als einige Trimmer von diefem leßten Ueberrest ihres ehemaligen Glanges übrig bleiben!

Während Erhard von der Mart sich mit der Befestigung und Verschönerung der Stadt beschäftigte, forgte er auch für die Verherrlichung seiner Kirchen. Aus fremden Provinzen berief er die geschichtesten Arbeiter an feinen Hof und ließ für die St. Lambertus Kirche ein Reliquienkästchen anfertigen, das mit kleinen Filbernen Figuren und kostbaren Edelsteinen geschmückt ward, so daß es hundert tausend Thaler koftete, für jene Zeit eine unges heure Summe, denn damals war das Geld so knapp, daß der Lagelohn eines gewöhnlichen Arbeiters nur einen Lütticher Liard betrug. Zur Ausschmückung der Kathedrale ließ der Bischof fer ner noch aus Paris loftbare Stickereien auf Goldgrund, mit echten Perlen durchwirkt, verschreiben, dann auch noch Meßgewander und Chorhemden von gleichem Reichthum, zum Gebrauch für die dienftibuenden Geistlichen beim Fefte des heiligen Lambertus. Eines der schönsten Kunstwerte aber, welches wahrend seiner Regierung ausgeführt wurde, war sein Grabnial, das er im Chor der Kathedrale aufstellen ließ. Dieses aus vergoldetem Kupfer bestehende Mausoleum war fünf Fuß hoch, und breit und sieben lang; an den Seiten waren sieben Nischen zu Statuen angebracht. Auf diesem Mausoleum stand ein goldener Sarg, aus welchem ein Knochengerippe sich erhob, das dem auf einem Fußgestell knieens den Kardinal au winken_schien. Die alten Geschichtsschreiber versichern, daß nichts in Europa diejem Denkmale an Schönheit und Reichthum gleich gekommen sen; in den literarischen Reisen der Benediktiner Martene und Durand befindet sich eine getreue Abbildung davon. Auch die festen Schlösser von Huy, Dinant, Stochem und Franchimont, die jeßt nur noch Ruinen fird, wurs den von Erhard von der Mark erbaut. Als ihm einst einige Edelleute ihre Verwunderung darüber bezeugten, daß er als ein fo friedliebender Fürst so bedeutende militairische Werke ausführ ren lasse, erwiederte er mit Feinheit: Wer seinen Vogel wohl bewahren will, muß einen guten Käfig befißen." Wenn man nun aber su gleicher Zeit so viel Wälle, Gebäude und Denkmäler ents stehen sieht, so fragt man sich, wie Erhard von der Mart so große Ausgaben bestreiten konnte; er besaß aber durch die Gnade Kaiser Karl's V. fehr reiche Pfrunden, die ihm große Summen einbrachten, wurde auch zum Bischof von Chartres, zum Abt von St. Michael in Antwerpen, sum Erzbischof von Valencia und zum Kardinal ernannt, und das rohe Material, so wie das Arbeitslohn, loftete in damaliger Zeit nur sehr wenig. Auch hɗdufte der Bischof dadurch viel Geld auf, daß er den Bürgern gestattete, die Ab, gaben, welche auf den Häusern der Stadt und der anderen guten Siddie lasteten, wieder abzulösen.

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Wir haben aller der großen Dinge gedacht, die Erhard von der Marl ausführen ließ, doch müssen wir leider auch dem Lobe des geiftvollen Mannes den Tadel beigefellen, denn er, der von Beginn feiner Regierung an fich fo gerecht und nachsichtig ger Ben Jedermann bewies, seigte doch nicht denselben hohen Sinn, als es sich um religidie Fragen handelte. Schon frühzeitig babas ten sich die Lehren Luther's den Weg auch nach Lüttich, doch Er hard, der wegen eines Bündnisses mit Karl V. die Allianz mit

Frankreich aufgegeben hatte, ließ sogleich in seinem Kirchsprengel die Kaiserlichen Edikte gegen die,,Keser" bekannt machen und verfolgte diese mit der größten Strenge. Schon 1509 bethätigte der Bischof feinen Eifer für die Römische Kirche durch verschies dene Verordnungen gegen die,,Gotteslästerer", welche bei einem Rückfalle drei Goldgulden Strafe bezahlen mußten und dann an den Pranger gestellt wurden, wo man ihnen ein Ohr abs schnitt. Im Jahre 1521 ließ der Bischof mehrere Anhänger der neuen Lehre in die Maas werfen und bald darauf mehrere andere lebendig verbrennen. Ungefähr um dieselbe Zeit tam ein Karmes Itter Mönch, Johann Jamolet, Doktor der Theologie, mit besons deren Vollmachten vom Paphie und vom Bischofe nach Lättich, um das Amt eines apoftolischen Inquisitors gegen die neuen Seftirer und ihre Profelyten zu verwalten; er machte sich aber durch seine Grausamkeit sehr verhaßt, und das erzürnte Voll brachte es dahin, daß der Gemeinderath ein Dekret veröffentlichte, worin,, Jedem untersagt wurde, sich um die Verbrechen oder Vergehen der Bürger, und wäre es auch in Religionssachen, zu fümmern und sie zu bestrafen, ohne daß sie nach den Geseßen und Freiheiten des Landes gerichtet und verurtheilt wären, weil man die Spanische Inquisition nicht in das Land eindringen lassen wollte.

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Vergebens fuchte der Bischof um Widerruf dieser Verordnung bei den Gerichtspersonen nach und stüßte sich dabei auf die Edifie Karl's V.; die Bürgermeister waren muthig genug, ihm zu ers wiedern, daß sie den Dekreten des Kaisers immer nur in denjenis gen Punkten folgen würden, die den Rechten der Bürger und den Vertragen des Landes nicht entgegen wdren. Nun schlug der Bischof dem Stadtrathe vor, aus allen Kirchspielen Personen von anerkannter Rechtlichkeit insgeheim auszuwählen, ihnen volle Macht über die Kezer zu geben, welche sie nach den bestehenden Gefeßen richten sollten. Durch diese leßte Klausel, die freilich nichts als eine Vorspiegelung war, erlangte der Bischof Alles, was er nur wollte. Nun entstand in Lüttich eine Art Inquisition, und statt der Beißßer der heiligen Hermandad saßen hier einige Bürger, welche meistentheils vom Bischofe und seinen geheimen Agenten gewahlt wurden, über die Anhänger Luther's zu Gericht. Unadhlige Personen beiderlei Geschlechts und von jedem Alter wurden eingezogen und nach Anwendung der Folter den Flammen überliefert. Allgemeines Entseßen herrichte in der Stadt, die Gefängnisse waren mit Opfern überfüllt, und der Inquifitionss Ausschuß, den die Gewohnheit, zu verdammen, von Tag zu Tag immer strenger machte, folgte nur zu treu der von Erhard auss gegangenen Anregung. Doch wie das gewöhnlich der Fall ist, die Verfolgung vergrößerte nur die Zahl der Bekenner der neuen Lehre, und der Bischof, der gar nicht mehr wußte, wie er sie bewältigen und an der Verbreitung ihres Glaubens verhindern sollte, fiel dars auf, ihnen die Zunge mit einem Nagel durchbohren zu lassen; dann ließ er auch neue Edikte gegen diefenigen veröffentlichen, welche die heilige Jungfrau und die Heiligen lästerten, die Existens des Fegefeuers leugneten und die Ceremonien der Römischen Kirche tadelten. Gar Mancher wurde dieser Ursachen wegen verbrannt.

So konnte sich dieser Mann, der in seinem Privatleben so groß war, doch nicht über die Vorurtheile seines Jahrhunderts erheben, sondern folgte blind den Eingebungen eines kleinlichen und erbarmungslosen Fanatismus. Auf seinem Grabftein hätte man Herrliches eingraben können, und doch hat er nur den Freus dens und zugleich auch Schmerzensruf des Geschichtsschreibers Gleidan verdient: „Erhard_ist_todt!.. Wohl keiner hat mehr Menschen, als er, der neuen Lehre wegen verfolgt."

dem Kornmarkte, der sonst der Bischöfliche Hof bieß, ein Slachts haus, führte beim St. Walburgisthor einen Wall auf und ließ ein Stück Mauer bauen. Auch beauftragte er feinen Vice, Kangler, den gelehrten Oranus, ein Mitglied des Schöffen›Tribunals, mit einer Reform der Gerichtshöfe des Landes die aber von den Bürs germeistern und den Abgeordneten der Gewerke, als gegen die Landesgefeße und Rechte, verworfen wurde. Dann beseitigte er verschiedene Grdnzstreitigkeiten durch einen Vertrag mit der Statts halterin der Niederlande, Maria von Ungarn, gab einige Verords nungen in Bezug auf die nichtsnußigen Burschen und Nachtschwärs mer und veröffentlichte auch das erste Edikt in Lüttich, das auf Censur und Bücherverbot Bezug hatte; er befahl nämlich am 21. April 1548, alle Exemplare verschiedener Schmähschriften, welche gegen die Stadtbeamten und fürstlichen Ratbe gerichtet waren, den Flammen zu überliefern. Die Schmähschriften waren vermuthlich in den benachbarten Siddten gedruckt worden, denn erst um das Jahr 1558, unter der Regierung Roberts von Berg, wurde suerst in Lüttich gedruckt; das erste Buch, welches die Preffe verließ, ist ein von den Domherren von St. Paulus hers ausgegebenes Brevier, in zwei Oktav Bånden 1560 von Gauthier Morberius gedruckt.

Der Anfang der Regierung Robert's von Berg wurde also durch eine große Wohlthat, durch die Errichtung einer Druckerei in Lüttich bezeichnet, doch traten auch zugleich schon lange vor, bereitete Maßregeln ins Leben, die der Macht des Landes ger fährlich wurden; der Papst Paul IV. gestattete nämlich 1559 die Errichtung neuer Bisthümer in den Niederlanden, und Lüttich verlor dadurch einen bedeutenden Theil seiner Discese. Große Unzufriedenheit entstand darüber in der Stadt, und es war sogar schon einen Augenblick, selbst in den Berathungen der 32 Ger werke, davon die Rede, sich von der Römischen Kirche loszusagen und zu der Augsburgischen Konfeffion überzugehen; doch legre fich die Aufregung bald wieder. Robert von Berg leistete im Jahre 1564 Verzicht auf das Bisthum und starb das Jahr darauf su Bergen op Zoom.

Seit der Eroberung Lüttichs war nun ein Jahrhundert vers Aloffen; zwar hatte die damals ganz zerstörte Stadt ihren alten Glans noch nicht wieder erreicht, aber sie zählte sich doch schon wieder unter die Städte ersten Ranges. Wie durch Zauber waren zahllose Wohngebäude aus der Erde hervorgewachsen und bedeckten fast schon die ganze Fläche der heutigen Stadt; auf dem Hügel und auf allen Höhen um Lüttich herum wurde Wein ges baut, ja felbft alle jeßige Vorstädte bestanden schon zu jener Zeit, freilich noch nicht so ausgedehnt und bevölkert, wie jest; so finden wir die Stadt auf einem alten Plan von Guichardin aus dem Jahre 1560 gezeichnet;mes befanden sich damals in Lüttich vier reiche Abreien, drei Damenstifte, vier Klöfter von Bettelorden, 32 andere Klöster und Parochial Kirchen, so daß man inners und außerhalb der Stadt über hundert Kirchen zählte. (J. d. L.)

England.

Ueber den Umfang des Diebeshandwerks in den Englischen
Grafschaften.
(Fortseßung.)

,,Das Erste, was ein Dieb zu thun hat, wenn er mit Erfolg fehlen will, ift, die Gaunersprache su studiren. Ich habe eine Sammlung von altem Rothwdlich gelesen; mit dem, was jest in Gebrauch ist, verglichen, war es Nichts. Es giebt drei Dias lefte: die Sprache der Zigeuner, der Bettler und der eigentlichen Diebe. Im Hauptstamm einander dhnlich, unterscheiden sie sich doch von einander in vielen Einzelnheiten. Diese Nuancen muß man Pennen; sonst würde der Bettler den Stadtdieb nicht verstehen, und der Zigeuner könnte Beiden nicht antworten. Das hat noch den Vortheil, daß man gleich an den ersten Worten erkennt, welchem Zweige der Profeffion derjenige, mit dem man spricht, angehört. Das Rothwdisch der Zigeuner ist das reichste; es hat Worte für jede Sache, es ist eine vollständige Sprache."

Die folgenden dreißig Jahre bieten wenig Merkwürdiges dar; Cornelius von Berg, Georg von Desterreich und Robert von Berg, gingen ziemlich unbemerkt vorüber; den 16. Juni 1538 hielt Ersterer unter den üblichen Ceremonien feinen Einzug in Lüttich, da er aber von schwacher Gesundheit und sehr ruhelies bend war, so dankte er schon nach sechs Jahren wieder ab, hatte jedoch während dieser Zeit so manche gute Einrichtung, besonders in militairischer Hinsicht, zur befferen Vertheidigung der Stadt getroffen. Zu Anfang des Jahres 1544 tam Karl V. zum zweis tenmal nach Lüttich, wo er 1520 unter der Regierung Erhard's von der Mark schon einmal gewesen war. Die Geiftlichkeit, der Adel und die Magistratspersonen empfingen ihn auf den St. Wals Nach diesen linguistischen Mittheilungen hören wir Einiges burgis Höhen und geleiteten ihn mit großem Pomp bis sum über die topographischen Verhältnisse des Handwerks:,, Von bischöflichen Palaste; die Bürgermeister, welche ihre langen allen unseren Englischen Städten", fagt er,,, liefert Manchester Purpurs Roben trugen, überreichten ihm die Schlüssel der Stadt, am meisten Subjekte. Wenn Jhr den Leuten in irgend einem ans die er sehr gnddig annahm und an seinen Sattelknopf befestigte. deren Besire des Vereinigten Königreichs lagt, daß Ihr aus Als der Kaiser vor dem prächtigen, von Erhard erbauten Palaste Manchester send, so halt man Euch schon für einen Dieb. Mit angelommen war, rief er die Bürgermeister zu sich und gab London, Birmingham, Liverpool ist es eben fo. Die Diebe von ihnen die Schlüffel mit den Worten surúd:,,Bewahret immer Manchester und Liverpool gelten für die gefchickteften. Man glaubt, die Schlüffel meiner guten Stadt mit demselben Eifer und der daß fie aus Irland stammen, und daß fie daher eine so wunders felben Treue, die Ihr bis heute bewiesen habt, und ich werde bare Gewandtheit in jeder Art von Betrug und Gaunerei besigen. fle nie besseren Handen anvertrauen Pönnen." Nach einigen Was mich betrifft, so kann ich versichern, daß alle Diebe von Tagen begab sich der Kaiser von Lüttich nach Speyer, nachdem einigem Ruf, die ich kennen gelernt habe, Grisches Blut in ihren er zuvor noch Georg von Defterreich zum Bischof eingefeßt hatte, Adern hatten. Auch meine Mutter war eine Irlanderin. Wals der ein so warmer Anhänger Karl's V. war, daß er denselben lifer find unter denen, die einen Namen haben, Wenige und noch in seinem Bisthume nach Gefallen schalten ließ, und nach seinem weniger Schotten. Uebrigens ist Irland eben so sehr durch seine Tote adhlten die Lütticher in ihrem Lande drei von einem frems Vagabunden und Prostituirten, als durch seine Diebe berühmt." den Monarchen erbaute Feftungen. Das gefiel ihnen feiness Diese statistische Mittheilung wird durch ein Kennerurtheil weges, und fle schichten mehrere Gesandtschaften an den Kaiser über die Englischen Gefängnisse vervollständigt. Nach dem Ers ab, um davon befreit zu werden; diese brachten aber, wie Bouilleadhler,, ist das Gefängniß von Leicester das angenehmste in den

Unterthanigkeit gegen stardichte aurig geleden erreide ner alemlich guter Fürft, der sich, wie seine Vorgänger, die örtlichen

dean on dine Grunde cum iftice und drei um Rittagbros; V., Georg von Defterreich hat Frühstück zwei um sechs Uhr ist man Abendbrod, und erst um acht Uhr wird

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