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P. VERGILI MARONIS
GEORGICON

LIBER PRIMUS.

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Quid faciat laetas segetes, quo sidere terram vertere, Maecenas, ulmisque adiungere vites conveniat, quae cura boum, qui cultus habendo sit pecori, apibus quanta experientia parcis, hinc canere incipiam. Vos, o clarissima mundi lumina, labentem caelo quae ducitis annum; Liber et alma Ceres, vestro si munere tellus Chaoniam pingui glandem mutavit arista poculaque inventis Acheloia miscuit uvis; 10 et vos, agrestum praesentia numina, Fauni,

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Bild der Arbeitsamkeit und Sparsamkeit.

5-42. Anrufung der den Landbau beschützenden Gottheiten und des Augustus.

5. hinc, weist auf die vier genannten Punkte zurück.

6. lumina, Sonne und Mond.

7. Liber et alma Ceres etc. Nach Sonne und Mond, von deren Einfluss das ganze Wachsthum und Gedeihen überhaupt abhängig gedacht wird, werden einzelne Gottheiten als Beschützer besonderer Arten des Landbaus angerufen.

8. Chaoniam glandem, vgl. Ecl. IX, 13.

9. pocula Acheloïa. In Aetolien, dessen Grenzfluss der Achelous ist, soll Oeneus zuerst die Berge mit Reben bepflanzt haben. miscuit, deutet auf die Sitte der Alten, den Wein nur mit Wasser vermischt zu trinken.

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ferte simul Faunique pedem Dryadesque puellae:
munera vestra cano. tuque o, cui prima frementem
fudit equum magno tellus percussa tridenti,
Neptune; et cultor nemorum, cui pinguia Ceae
ter centum nivei tondent dumeta iuvenci;
ipse nemus linquens patrium saltusque Lycaei
Pan, ovium custos, tua si tibi Maenala curae,
adsis, o Tegeaee, favens, oleaeque Minerva
inventrix, uncique puer monstrator aratri,
et teneram ab radice ferens, Silvane, cupressum;
dique deaeque omnes, studium quibus arva tueri,
quique novas alitis non ullo semine fruges,
quique satis largum caelo demittitis imbrem;
tuque adeo, quem mox quae sint habitura deorum
concilia incertum est, urbisne invisere, Caesar,
terrarumque velis curam, et te maximus orbis
auctorem frugum tempestatumque potentem
accipiat cingens materna tempora myrto,

11. Dryades. Die Nymphen der Berge und Wälder werden angerufen, weil hier die Heerden weiden. ferte pedem, ad me.

12. munera vestra, Getreide, Wein, Heerden.

13. fudit equum. Die Götter hatten bestimmt, dass die neue Stadt (Athen) von dem den Namen führen solle, welcher das Nützlichste für die Menschen hervorbringen würde. Neptun schuf das Pferd, Athene den Oelbaum und siegte damit über Neptun.

14. nemorum, die Waldtriften. Aristäus, der Sohn des Apollo und der Nymphe Cyrene, welcher die Bienenzucht lehrte, wurde auf der cycladischen Insel Cea (Ceos) als Juppiter Aristäus verehrt oder auch mit Apollo voulos identificirt. cui, dem zu Ehren, dem geweiht, daher nivei. Vgl. die Erzählung von den Rindern des Helios bei Hom. Od. u, 340 ff.

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16. Lycaei, vgl. Ecl. X, 15. 17. Tegeaeus Arcadius, von der Stadt Tegea in Arcadien.

18. puer. Triptolemus von Eleusis, dem Sohn des Königs Celeus, wurde von Ceres das Pflügen gelehrt. Mit einem von Drachen gezogenen Pflug durchzog er die Erde.

20. Silvanus, vgl. Ecl. X, 24. Der Gott wurde in Bildern eine Cypresse haltend dargestellt. ab radice,

von der Wurzel aus, sammt der Wurzel.

24. tuque adeo, vgl. Ecl. IV, 11. Nachdem Octavians letzter Gegner Sextus Pompeius von Agrippa besiegt worden war, häufte der Senat alle möglichen Ehren auf den unumschränkten Machthaber, und in den Provinzen fing man an ihn unter die Municipalgötter zu reihen. Dem Dichter war also ein Anhaltspunkt zur Vergötterung gegeben.

mox, nicht eine Erinnerung an die Vergänglichkeit des Menschenlebens, sondern eine Hinweisung auf den Glanz der göttlichen Verehrung.

25. urbisne invisere etc. Die folgenden Fragen sind epexegetisch zu quae sint habitura deorum concilia. Er wird verehrt werden entweder als Schutzgott der Stadt, oder als Beschützer des Landbaus etc.

26. velis curam = velis suscipere curam. maximus orbis, der weite, unendliche Erdkreis.

28. materna myrto. Die Myrte ist der Venus, der Stammmutter des iulischen Geschlechts geweiht.

an deus immensi venias maris ac tua nautae 30 numina sola colant, tibi serviat ultima Thyle teque sibi generum Tethys emat omnibus undis, anne novum tardis sidus te mensibus addas, qua locus Erigonen inter chelasque sequentis panditur, ipse tibi iam bracchia contrahit ardens. 35 Scorpius et caeli iusta plus parte reliquit

quidquid eris, nam te nec sperant Tartara regem nec tibi regnandi veniat tam dira cupido, quamvis Elysios miretur Graecia campos nec repetita sequi curet Proserpina matrem 40 da facilem cursum atque audacibus adnue coeptis ignarosque viae mecum miseratus agrestis ingredere et votis iam nunc adsuesce vocari.

Vere novo gelidus canis cum montibus umor liquitur et Zephyro putris se glaeba resolvit, 45 depresso incipiat iam tum mihi taurus aratro

29. venias. Nachdem er der Erde genommen ist, soll er als Gott kommen.

30. Thyle, Thule, eine fabelhafte Insel, die als der äusserste Punkt des Nordens galt.

31. Tethys, die Gemahlin des Oceanus. Mit reichen Geschenken wird sie den Vergötterten zur Verehelichung mit einer ihrer Töchter zu gewinnen suchen. Die Heroen erhalten Göttinnen zu Frauen. omnibus undis, mit ihrem ganzen Reich.

32. sidus, vgl. Ecl. IX, 47. tardis mensibus, vgl. v. 6. 33. Erigone, auch Virgo, Astraea. Vgl. Ecl. IV, 6. Chelas sequentes. Der Skorpion ist hinter der Asträa. In der Anweisung des Platzes neben der als Asträa unter die Sterne versetzten Justitia kann man eine Anspielung auf die Gerechtigkeit des Augustus finden, die zu verherrlichen der Dichter besondere Veranlassung hatte.

34. ipse. Sogar das alte Gestirn weicht ehrfurchtsvoll zurück.

36. Tartara, eigentlich der Ort der Bösen und Unglücklichen in der Unterwelt, hier statt der ganzen Unterwelt.

Kappes, Vergils Bucol, und Georg.

38. Graecia, die griechischen Dichter.

39. nec repetita sequi curet. Proserpina wurde von Pluto geraubt und von ihrer Mutter Ceres auf der ganzen Erde gesucht. Nach Vergils Darstellung folgt die Tochter freiwillig nicht dem Ruf der Mutter, während der Mythus den Befehl Juppiters als Grund ihres Verbleibens in der Unterwelt beifügt.

40. facilem cursum, von der Schiffaudacibus fahrt übertragen. coeptis, das Beginnen eines so schweren Gedichtes.

41. miseratus. Lust und Verständniss für den Landbau waren während der langen Verheerungen abhanden gekommen.

42. ingredere, schreite einher, gehe voran, nämlich als Führer für audacia coepta. votis vocari, vgl. Aen. I, 290.

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43-99. Die Feldarbeiten vor der Einsaat. Das Pflügen. Die Behandlung des Bodens.

44. putris, mürbe, locker gemacht durch die Frühlingswärme.

45. iam tum, sogleich beim Wehen des ersten Frühlingswindes. Mit dem Pflügen wartet der Landmann nicht, bis die volle Frühlingswärme ständig ist.

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ingemere et sulco attritus splendescere vomer.
illa seges demum votis respondet avari
agricolae, bis quae solem, bis frigora sensit;
illius immensae ruperunt horrea messes.

ac prius ignotum ferro quam scindimus aequor,
ventos et varium caeli praediscere morem
cura sit ac patrios cultusque habitusque locorum
et quid quaeque ferat regio et quid quaeque recuset.
hic segetes, illic veniunt felicius uvae,

55 arborei fetus alibi atque iniussa virescunt

gramina. nonne vides croceos ut Tmolus odores, India mittit ebur, molles sua tura Sabaei, at Chalybes nudi ferrum, virosaque Pontus castorea, Eliadum palmas Epiros equarum? 60 continuo has leges aeternaque foedera certis imposuit natura locis, quo tempore primum Deucalion vacuum lapides iactavit in orbem, unde homines nati, durum genus. ergo age, terrae

46. ingemere, mit Bezug auf depresso.

avari

47. seges, metonymisch. agricolae. Wer recht viel aus seinem Boden gewinnen wollte, begnügte sich nicht mit dem gewöhnlichen dreimaligen Pflügen, welches bei Beginn des Frühjahrs, im Sommer und im Herbst vor der Einsaat (Wintersaat) vorgenommen wurde.

48. bis sensit. Der Acker blieb zwei Sommer und zwei Winter brach liegen und wurde dann viermal umgebrochen.

49. illius, wird gewöhnlich auf seges bezogen. ruperunt, haben zum Brechen angefüllt; hier aoristisches Perfect.

50. ac. Aber doch, und (aber) damit ist nicht alles gethan. Die Regel kann nicht unbedingt überall gleich innegehalten werden. igno

tum aequor, ein Acker, dessen Boden der Eigenthümer noch nicht kennt.

51. varium caeli morem. In verschiedenen Gegenden sind verschiedene klimatische Verhältnisse zu beachten.

52. patrios cultus. Die von den Vätern überlieferte, ortsübliche Bebauungsart muss der neue Eigenthümer erst kennen lernen.

54. veniunt, ebenso unser,,kommen" von aufkeimenden Pflanzen.

56. Tmolus, ein Berg in Lydien, reich an Wein und Safran. croceos. Der Safran (crocum) war gleich gesucht als Gewürz- wie als Farbpflanze.

57. Sabaei im glücklichen Arabien, werden wie alle Völkerschaften Asiens als weichlich bezeichnet. sua hebt die Eigenthümlichkeit besonders hervor.

58. Chalybes, im Südosten des schwarzen Meeres, durch die Bearbeitung von Eisen und Stahl (chalybs) berühmt. nudi, als

Schmiede.

59. palmas equarum. Die Rosse aus Epirus sind der Preis aller Rosse, d. i. die vorzüglichsten, welche bei den olympischen Spielen in Elis bei den Wettkämpfen rennen. Da fasst er seine Harfe, sie aller Harfen Preis."

60. continuo, in enger Beziehung zu quo tempore primum (ubi primum), sofort von dem Augenblick an, wo, zugleich aber auch hindeutend auf die ununterbrochene Fortdauer.

63. ergo. Von der Verschiedenartigkeit des Bodens geht der Dichter zurück zu den v. 50 verlassenen Vorschriften.

pingue solum primis extemplo a mensibus anni 65 fortes invertant tauri, glaebasque iacentis pulverulenta coquat maturis solibus aestas; at si non fuerit tellus fecunda, sub ipsum Arcturum tenui sat erit suspendere sulco: illic, officiant laetis ne frugibus herbae, 70 hic, sterilem exiguus ne deserat umor harenam. Alternis idem tonsas cessare novalis

et segnem patiere situ durescere campum, aut ibi flava seres mutato sidere farra, unde prius laetum siliqua quassante legumen 75 aut tenuis fetus viciae tristisque lupini sustuleris fragiles calamos silvamque sonantem. urit enim lini campum seges, urit aveuae, urunt Lethaeo perfusa papavera somno.

66. maturis solibus, mit gereifter, d. i. voller Sonnenhitze. Mit Bezug darauf steht pulverulenta bei aestas.

67. non fecunda, wenn der Boden leicht, d. i. nicht fett ist, genügt es ihn im September nur wenig zu lockern.

68. Arcturum. Der Arcturus, der glänzendste Stern im Bootes, von dem man glaubte, dass er mit seinem Aufgang in der ersten Hälfte des Septembers Sturm und Regen bringe. suspendere, in der Landwirthschaft von dem Auflockern des Bodens gebraucht.

69. illic. Im fetten Boden wuchert gern zwischen der Saat das Unkraut auf. hic. Im leichten Sandboden ist mehr Feuchtigkeit zuzuführen.

70. exiguus umor. Nicht ein Tropfen Feuchtigkeit darf verloren gehen.

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71. alternis, adverbial vicibus, bezeichnet hier die Abwechslung in der Verwendung des Bodens. novalis ist alles, was von neuem gepflügt wird, hier mit dem Zusatz tonsas Aecker, auf denen die Frucht geschnitten ist, welche aufs neue angepflanzt werden müssen. Solche Aecker liess man gern unbebaut liegen (situ), um den Boden durch Ausruhen (segnem) sich kräftigen zu lassen. Vgl. v. 48.

71. idem, gleichfalls. Der nämliche, der ans Ackern denkt, er

wägt auch, ob er den Acker brach liegen lassen will.

72. et durescere, epexegetisch zu cessare. Durch die Brache wird der Boden fest, hart, ruht aus, indem er nicht umgeackert wird.

73. aut, oder aber, wenn man den Acker nicht brach liegen lassen will, so wechselt man mit der Saat, so dass auf die schwerere die leichtere folgt, welche weniger den Boden aussaugt, wie Spelt oder Dinkel (far), die leichteste von den Getreidearten, oder Hülsenfrüchte, wie Lein, Mohn, Hafer. sidere. Für jede Einsaat beachtete man ein besonderes Gestirn.

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mutato

74. laetum. Wenn der Wind durchstreicht, klappern die dürren Schoten lustig an einander. legumen ist hier wohl die grosskernige Bohne oder Erbse, im Gegensatz die magere (tenuis) Wicke und die herbe (tristis, nicht erfreuende) Feigbohne. Diese Früchte dienten als Nahrung den armen Leuten oder auch als Viehfutter.

76. fragiles bezeichnet die Eigenart der Halme der Hülsenfrüchte. silvamque sonantem, epexegetisch zu fragiles calamos.

77. urit enim. Auch Lein, Hafer, Mohn kann man zur Abwechslung nehmen, aber nicht so vortheilhaft, denn sie brennen den Boden aus. 78. Lethaeo perfusa somno. Der weisse Mohn wurde geröstet und

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