55 cantando puerum memini me condere soles: Causando nostros in longum ducis amores. hinc adeo media est nobis via; namque sepulcrum 60 incipit apparere Bianoris. hic, ubi densas agricolae stringunt frondes, hic, Moeri, canamus; Desine plura, puer, et quod nunc instat agamus: 5 pauca meo Gallo, sed quae legat ipsa Lycoris, Quae nemora aut qui vos saltus habuere, puellae Ortygia, einem Theil von Syracus. 2. pauca carmina, wenige Verse. legat, prägnant, aber solche, welche beim Lesen selbst Lycoris rühren sollen. 3. neget Gallo. Der Dichter - wurde wohl von Gallus um ein solches Gedicht angegangen. 4. sic, vgl. Ecl. IX, 30. subterlabere. Die Sage lässt die Arethusa vom Alpheus in Elis unter dem Meere nach Sicilien fliessen. 5. Doris, die Gemahlin des Nereus. Doris amara, das salzige Meer. Vgl. Ecl. IV, 32. 6. incipe, mit Bezug auf sic non intermisceat. So wie ich wünsche, dass dir dein reiner Quell erhalten bleibe, bitte ich dich, mein Lied zu fördern. 8. respondent, vgl. Ecl. I, 5. 10. Naides, Nymphen, hier Musen, welche wie die Nymphen an heiligen Quellen wohnen. Vgl. Ecl. VII, 21. Der Dichter versetzt den Gallus in seinem Liebesschmerz erst an die Quelle auf dem Helicon, dann nach Arcadien. Vgl. Ecl. VI, 64. Wenn Gallus so sehr in Schmerz vergeht, müssen die Musen fern gewesen sein, sonst hätten sie sei nen Schmerz gelindert. Die Allegorie will sagen: Gallus hat nicht im Lied Trost für seinen Schmerz gesucht. indigno amore, vgl. Ecl. VIII, 18. 12. Aonie, vgl. Ecl. VI, 65. Aganippe, die Quelle am Helicon, aus der man Begeisterung trank, hier personifizirt. moram fecere. Sonst waren die Musen nicht aufgehalten, in der Gesellschaft des Gallus zu sein. 13. illum etiam - flevere. Sogar die leblose Natur beweinte den Gallus in seinem Schmerz; um wie viel mehr würden es seine Gönnerinnen, die Musen gethan haben! 15. Maenalus, vgl. Ecl. VIII, 21. Auch der Lycaeus ist ein Berg in Arcadien. 16. nostri nec paenitet illas. Insofern der Dichter das Hirtenleben besingt, sind die Schafe in traulichem Verkehr mit ihm. Auch Gallus soll diesen traulichen Verkehr, d. h. er soll ein Hirtenlied nicht verschmähen, wenn er auch ein divinus poeta ist. stant oves, malerisch. 18. formosus Adonis, der in der Sage wegen seiner Schönheit gepriesene Liebling der Venus. 19. upilio,-subulcus-Menalcas. Ein Hirte nach dem andern kommt. 20 uvidus hiberna venit de glande Menalcas. omnes 'unde amor iste' rogant 'tibi?' venit Apollo: 25 florentis ferulas et grandia lilia quassans. 30 Pan deus Arcadiae venit, quem vidimus ipsi 'ecquis erit modus?' inquit. Amor non talia curat: Arcades. o mihi tum quam molliter ossa quiescant, 35 atque utinam ex vobis unus vestrique fuissem 40 seu quicumque furor quid tum, si fuscus Amyntas? 20. uvidus. Menalcas kommt aus dem Walde, wo er die den Winter über gelegenen Eicheln zum Füttern gesammelt hat, wo es im Frühjahr noch feucht und nass ist. Feuchtigkeit macht auch das dürre Laub auf dem Boden zu guten Walddünger. Die 22. insanis, wie furere, von der Heftigkeit der Leidenschaft. 23. per nives-per horrida castra. Lycoris folgte einem Liebhaber, der den Feldzug des Agrippa gegen die Gallier im Frühling des Jahres 37 v. Chr. mitmachte. Der Schnee lag noch auf den Bergen Galliens. 24. Silvanus, öfter mit Pan verwechselt, eine altitalische Schutzgottheit der Heerden und Felder (agresti honore). 25. quassans, hebt den mit grossen Lilien verzierten Kranz von Pfriemenreisern ausmalend hervor. 26. quem vidimus ipsi, soll ein bekräftigender Zusatz sein, weil nach dem Volksglauben Pan nur selten sich den Menschen zeigte. hic nemus; hic ipso tecum consumerer aevo. nunc insanus Amor duri me Martis in armis 45 tela inter media atque adversos detinet hostes: tu procul a patria, nec sit mihi credere tantum! Alpinas a! dura nives et frigora Rheni me sine sola vides. a te ne frigora laedant! 60 spicula. tamquam haec sit nostri medicina furoris 70 75 Sithoniasque nives hiemis subeamus aquosae, Haec sat erit, divae, vestrum cecinisse poetam, 66. aquosae, das natürlichste Epitheton zu hiems, dem Winter im Süden. 67. cum moriens liber aret, wann der Bast (die Rinde) austrocknet, von der Hitze abdorrt, Umschreibung der höchsten Sonnenhitze. Vgl. Ecl. I, 64. 69. et nos cedamus. Nachdem er alles durchforscht hat, giebt er sich resignirt zufrieden, findet er sich in seinem Schicksal zurecht. Diesen weitern Sinn hat hier cedere Amori, nicht: der Liebe Gehör schenken. 70. divae. Dass der Dichter hier zum Abschluss die Musen überhaupt anredet, nachdem er im Eingang nur die Arethusa angerufen hat, ist nichts Auffälliges. Vgl. Ecl. VI, 2, 13. 71. fiscellam texit hibisco. Wenn der Hirte zu Hause nichts zu thun hatte, flocht er sich aus Eibisch die Käseformen. |