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werden müssen, Zahlen, welche annähernd nur bei den Ruthenen, sonst bei keinem der angeführten slavischen Völker sich wiederfinden.

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Unter den Südslaven also, deren Höhenindex (65-86), gleichfalls genau so wie der Breitenindex, sich veränderlicher (21%) als bei den Nordslaven zeigt, sind die meisten Schädel (60 = 65.93 %) hoch, gegen welche die mittelhohen (16 17.85 %) und besonders niedrigen (15 16:48 ) sehr weit zurücktreten, wodurch sie sich bedeutend von den Nordslaven unterscheiden, welche im allgemeinen mehr niedrige als hohe Schädel aufweisen; merkwürdiger Weise bilden gerade die östlichsten Slaven, die Ruthenen, durch das Vorherrschen der Hochschädel das Verbindungsglied zwischen Nord- und Südslaven.

Alle Slaven zusammengenommen haben einen mittlern Höhenindex von 772, welcher sich zwichen den Gränzwerthen von 65 und 87 bewegt, mithin um 228, fast genau so viel wie ihr Breitenindex (218) schwankt; niedrige Schädel finden sich unter den 221 nur 68 (30.76 %), mittelhohe noch weniger (49 = 22:17 8), dagegen aber hohe am meisten (104 = 47.05 %).

Sehen wir, wie sich das Längenhöhenverhältniss bei den benachbarten Völkern gestaltet:

Unter den Türken finden sich weniger niedrige (25.39 %) und mittelhohe (17·46 g), dafür aber viel zahlreichere hohe Schädel (57.14%), als bei den Slaven; blos den Südslaven gegenüber haben sie mehr niedrige, weniger hohe, aber fast genau dieselbe Anzahl Mittelformen.

Bei den Rumänen überwiegen wohl auch die Hochschädel (40 %) sowohl die Flach- (27.5 g) als die Mittelschädel (325), nur sind doch die beiden extremen Formen seltener, die Mittelformen viel häufiger als bei den Slaven.

Unter den Magyaren wieder halten sich niedrige (40 g) und hohe Schädel (42.5) nahezu das Gleichgewicht, so dass sie viel öfter die ersteren, seltener die letzteren, sowie auch die mittelhohen Schädel (1758) aufweisen, als die Slaven; im Vergleiche mit dem Südslaven allein haben sie ähnlich den Rumänen viel weniger hohe und mehr niedrige Formen.

Die Deutschen unterscheiden sich von allen diesen Völkern durch das überwiegende Vorherrschen der niedrigen Schädel (64.61 %), gegen welche die mittelhohen (20-76 g) und noch mehr die hohen (1461), die unter ihnen ganz im Gegensatze zu den anderen am seltensten vorkommen, weit zurücktreten, wodurch sie den Czechen und Slovaken noch am meisten gleichen.

Hierin ähnlich sind ihnen die Norditaliener, bei welchen ebenfalls die niedrigen Schädel (50%) den hohen (35%) und mittleren (15 g) überlegen sind; diesen Prozentzahlen nach stehen sie offenbar den Slovenen näher als jedem andern slavischen Volke.

Unter den genannten nichtslavischen Völkern sehen wir also, dass mit Ausnahme der Türken und Rumänen alle übrigen viel mehr niedrige, weniger hohe Schädelformen besitzen als die Slaven, ferner dass, ganz ähnlich wie bei diesen, im allgemeinen die Zahl der niedrigen Schädel von Osten

nach Westen zu-, jene der hohen aber abnimmt, sowie auch ihr durchschnittlicher Höhenindex in dieser geographischen Richtung sich verringert.

Woher kömmt es nun, dass unter den Nordslaven gegen Westen hin die Breite des Schädels zu-, seine Höhe aber abnimmt? Oben schon haben wir gesehen, wie unter den Nachbarvölkern der Slaven die Kurzköpfe in derselben Richtung seltener, die Langköpfe dagegen häufiger werden und im ganzen die Brachycephalie sich abschwächt, so dass einerseits im Osten die Ruthenen (823) mit den noch mehr brachycephalen Rumänen (828), im Centrum die Slovaken (835) mit den weniger brachycephalen Magyaren (823), anderseits im Westen die breitköpfigen Czechen mit den an der untersten Gränze der Brachycephalie stehenden Deutschen (820) angränzen, weshalb es nicht denkbar ist, die grössere Brachycephalie der Slovaken und Czechen etwa einer Mischung mit Magyaren und Deutschen, die geringere der Ruthenen einer Kreuzung mit den Rumänen zuzuschreiben, weil dadurch gerade das Gegentheil, geringere Brachycephalie der westlichen und stärkere der östlichen Slaven hätte eintreten müssen.

Werfen wir noch einen Blick auf die Südslaven (839), welche mit den Rumänen (828), Magyaren (823), Türken (828), Norditalienern (818), und Deutschen (820) in Berührung sind, also mit durchaus weniger brachycephalen Völkern, leider müssen die so interessanten Albanesen, die nach meinen hiesigen Erfahrungen an Lebenden ebenfalls vollkommen brachycephal sind, wegen Mangel an ausreichendem Materiale für jetzt ausser Acht gelassen werden, so finden wir darin ebenso wenig eine Aufklärung für ibre die Nordslaven übertreffende Brachycephalie.

Rücksichtlich der Höhe des Schädels lassen sowohl die Slaven, als auch deren Nachbarvölker ein ganz gleiches Verhalten erkennen, nämlich Abnahme derselben von Osten nach Westen, wodurch verursacht wird, dass gerade im Westen die zwei Völker mit den niedrigsten Schädeln (Deutsche und Czechen) neben einander wohnen, wie im Osten die hochköpfigen Ruthenen und Rumänen und im Süden die Kroaten und Türken.

Welches der hier erwähnten slavischen Völker dem slavischen Urtypus, wenn es je einen solchen gegeben hat, am meisten entspricht, dürfte sich kaum entscheiden lassen; nach den oben angegebenen Durchnittszahlen für die Slaven im allgemeinen kämen die Polen demselben am nächsten, während sich die Czechen, Slovaken und Südslaven am weitesten davon entfernen, die beiden ersteren durch ihre grössere Breite und geringere Höhe, die letztern durch ihre grössere Breite und grössere Höhe.

Die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchungen lassen sich folgendermassen zusammenfassen:

1. Die Slaven gehören zweifellos zu den brachycephalen Völkern.

2. Die Nordslaven haben schmälere und zugleich niedrigere Schädel als die Südslaven.

3. Unter den Nordslaven haben die westlichen Zweige (Czechen und Slovaken) breitere und niedrige Schädel, als die östlichen (Polen und Ruthenen).

3. Die stärkere Brachycephalie der Süd- und der westlichen Nordslaven. findet keine Erklärung in etwaiger Vermischung mit den anwohnenden nichtslavischen Völkern, weil dieselben durchaus weniger brachycephal sind.

5. Die geringere Höhe der Schädel der westlichen Nordslaven dagegen liesse sich vielleich auf Mischung mit den durch ihre so geringe Schädelhöhe ausgezeichneten Deutschen zurückführen. Constantinopel, im Juni 1874.

Bemerkungen zu F. Liebrecht's Artikel „Ueber die goldgrabenden Ameisen"

in dieser Zeitschrift, Jahrg. 1874. S. 98 ff.

Indem Hr. Liebrecht die bei Herodot, Strabo u. A. erwähnten goldgrabenden Ameisen mit den goldhütenden Greifen zusammenstellt, führt ihn der Umstand, dass die Letzteren bei Nonius Marcellus und Plautus pici genannt werden, auf die Vermuthung, das Wort picus bedeute ursprünglich die Ameise. Als Beleg dient ihm das englische Wort pismire, in dessen erster Silbe er das entstellte picus um so sicherer wiedererkennt, als er sich dabei auf Wagner's Ausgaben von Bailey-Fahrenkrügers Wörterbuch berufen kann, wo es heisst, mire, niedersächsich miere, sei die Ameise; dasselbe bedeute pismire, in dessen erster Silbe picus stecke. Bei dieser Deutung des Wortes picus muss freilich in pismire eine hässliche Tautologie statuirt werden, aber Hr. Liebrecht weiss Analogieen beizubringen; desgleichen kommt er über das Bedenken, dass picus in keiner ihm bekannten Sprache die Ameise bedeutet, recht leicht hinweg.

Angenommen, dass es sich bei dieser Conjectur nicht um einen etymologischen Scherz, sondern um eine ernsthafte Studie handelt, so darf man Hrn. L. als Lütticher und Niederländer wohl fragen, ob er denn niemals von dem pisdifje, dem niederländischen „Harndiebchen", dem deutschen Wichtelmännchen, gehört hat? Hat er, so konnte ihm auch die Etymologie von pismire nicht unbekannt sein. Hätte er aber auch niemals von jenem Schelme gehört, so müsste es doch mit unrechten Dingen zugehen, wenn ihm nicht jeder deutsch- und welsch-redende Niederländer sagen könnte, was pissen be

deutet, und dass die Ameise deshalb piss-miere, im Dänischen pissemyre, heisst, weil sie bei ihrer Vertheidigung gegen Feinde einen scharfen ätzenden Saft ausspritzt, den man unter dem Namen der Ameisensäure bekanntlich auch durch Destilliren oder Ansetzen dieser Insekten auf Spiritus zu gewinnen sucht. Der Ameisen- oder Mierenspiritus wird sich wohl auch in der Hausapotheke der lütticher Frauen finden. Dieser Erklärung des in Rede stehenden Wortes haftet nur der eine Uebelstand an, dass man ausgelacht werden würde, wenn man sich ihrer etwa als einer neuen Entdeckung, als eines gelehrten Fundes rühmen wollte, denn Millionen der ungebildetsten Menschen kennen sie schon von Kindesbeinen an; dass sie aber richtig ist, wird durch die übrigen Bezeichnungen, welche die deutsche Sprache für die Ameise hat, mehr als zur Evidenz nöthig ist, erwiesen. Zwei derselben, gleichfalls nur dem nördlichen Deutschland angehörig, sind miegemiere und dessen ursprüngliches Deminutiv miegemerke. In Mittel- und Süddeutschland heisst das Insekt die seich-ameis, wozu noch als provinzielle Idiotismen die seichmotze, der saich-ames und die seich-amse kommen. In allen diesen Compositis decken sich die ersten Worthälften durchweg, denn die Zeitwörter pissen, miegen und seichen, (saign) sind lauter Synonyma von harnen. Seichen gehört noch heutigentags im grössten Theile Deutschlands dem gemeinen Sprachgebrauche an, im vorigen Jahrhunderte war es noch in der Schriftsprache gewöhnlich und die älteren Dichter übertrugen es häufig auf die Regen ausströmenden Wolken. Dagegen waren dem Gebrauche des Zeitwortes miegen wohl von jeher engere Grenzen gesteckt; Wachler's Glossar. german. s. v. stellt es mit dem lat. mingere, mejere zusammen und erwähnt dazu das Nomen die miege (lotium); auch die Form miegig (nach Harn riechend) gehört noch der lebenden Sprache an.

Der Schule und Zeitungslectüre wird es wohl gelingen, die pissmiere sammt ihren unmanierlichen Schwestern allmählig zu verdrängen, so dass man künftig wenigstens in unseren Städten nur von der „Ameise" hören und sprechen wird; auf den Dörfern werden sich die Verbannten noch Jahrhunderte lang zu halten wissen. Zur Zeit ist es noch nicht dahin gekommen; so hat beispielsweise der saichames noch in allen Städten des Voigtlandes von Werdau nach Plauen, Oelsnitz und Hof und tief nach Franken hinein sein unbestrittenes Bürgerrecht.

Da die vorstehenden Zeilen eigentlich nur dem Spechte seinen ehrlichen Namen zurückgeben wollten, und diesen Zweck wohl erreicht haben, so wären wir zu Ende. Mit der zweiten Hälfte des Wortes pismire resp. pissmiere haben wir es hier nicht zu thun, und es kann nur nebenher bemerkt werden, dass durch Wagner's Angabe a. a. O., miere sei das persische mur, gar nichts gewonnen wird; die blosse Wortähnlichkeit ohne die Gewissheit etymologischer Verwandtschaft wiegt federleicht. Wenn wir bei Vergleichung der indo-iranischen Sprachen mit den europäischen den sicheren philologischen Standpunkt verlassen, wenn wir, statt uns mit dem Nachweise des ge

meinsamen grammatischen Baues dieser Sprachenfamilie zu begnügen, Vocabeln hernehmen, um an ihnen zu drücken und zu zwacken, bis aus dem bekannten Alopex ein Füchslein wird, so werden wir kleinlich und der gemachte Fund ist in der Regel ein Irrthum. Oder glaubt Hr. L., seine Identificirung des Sanskrit-Wortes pipilika mit picus sei etwas Anderes? Solche Dinge haben in dem letzten Jahrzehnte dem Sanskritstudium in Deutschland leider sehr geschadet. Warum bezüglich des Wortes miere in die Ferne greifen, wo das Gute so nahe liegt? Das Zeitwort mieren (vergl. das engl. to bemire und das norddeutsche mierig „schmierig“) bedeutet beschmieren, pissmiere und miegemiere sind die Harnbeschmiererin. Dasselbe ist seichmotze, denn das Zeitwort mutzen ist beschmutzen. Nur bei dem Worte ameise, neben welchem sich noch das schweizerische ambeis geltend macht, kann das Etymon fraglich sein. Eine Erörterung dieser Frage gehört aber in eine philologische Zeitschrift, nicht in eine ethnologische.

Wie Hr. L. seinen bis auf die angeregten Punkte sehr interessanten Artikel mit einer Warnung schliesst, so wollen wir diese Bemerkungen mit der Mahnung schliessen, dass man sehr vorsichtig mit der Conjectur sein sollte, wo es sich um Wortformen einer lebenden Sprache handelt, da die Kritik in diesem Falle von einem ganzen Volke geübt wird, und das Volk über die Entdeckungen einer dem Leben entfremdeten Stubengelehrsamkeit oft recht schonungslos urtheilt.

Berlin, den 10. Juli 1874.

J. G. W.

Gesammelte Notizen über Landwirthschaft und Viehzucht in Abyssinien und den östlich angrenzenden

Ländern.')

Von Joh. Maria Hildebrandt,
z. Z. in Ostafrika.

Jedes Volk steht mit seiner Heimath, wie in seinem physischen Aeussern, so in seinem Denken und Wirken im engsten Verbande. Der Bewohner der Küste ist räuberisch wie die Woge des Meeres; der der Wüste dürr und unstät, wie seine Einöde, über die der Sandsturm saust; der des Gebirges schroff und gewaltsüchtig, wie sein Fels und der tosende Giessbach; der der üppigen

Die hier beschriebenen Gegenstände sind von dem Reisenden an das Königliche Landwirthschaftliche Museum zu Berlin eingeliefert worden.

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