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beschränken sich also auf die Defensive, während Konrad und die Seinen die Offensive ergreifen. Was die einzelnen Charaktere betrifft, so giebt es in ,,The Island" nicht so thatendurstige, wie den Korsaren, noch so tieffühlende wie Medora, noch so leidenschaftliche wie Gulnare.

Die Handlung in ,,der Insel" ist eine abgeschlossene 1), während sie im ,,Korsaren" einen fragmentarischen Charakter hat. Was ist aus Konrad geworden, welches Schicksal hat Gulnare gehabt, fragt man unwillkürlich.

Geht durch,,The Corsair" ein viel leidenschaftlicherer und düsterer Zug, so schwebt über „,The Island" viel mehr Ruhe.2) Kaum giebt es in,,der Insel" so aufregende Scenen und Schilderungen als in „den Korsaren". Die Aufzählung von den Leiden der in das Boot ausgesetzten Mannschaft z. B. ist nur ein schwacher Abglanz von der grausigen Darstellung der physischen und psychischen Qualen, die Konrad in der Gefangenschaft zu erdulden hat.

Das reflektierende Element nimmt in,,The Island" einen viel breiteren Raum ein, während es in der anderen poetischen Erzählung sehr zurücktritt. Das komische Element fehlt in,,The Corsair" ganz, in,,der Insel" ist es jedoch vorhanden.

Also Byron hat es im ganzen zu vermeiden gesucht, ein dem Korsaren ähnliches Gedicht zu schreiben. Der Dichter hat wohl diesen Plan nicht nur wegen,,monotony and repetition" gehabt, sondern auch um,,not to run counter to the reigning stupidity altogether otherwise they will say that I am eulogizing Mutiny". Dies wird einem so recht klar, wenn man sich die Stellung vergegenwärtigt, die Byron in den zwei Dichtungen den Vertretern des Seeräubertypus' gegenüber einnimmt. Voll Begeisterung schwärmt in,,The Corsair" der Dichter von den Thaten und Plänen seines Helden Konrad. Und so schildert er uns z. B. mit grossem Wohlgefallen, wie der Pirat die in Sicherheit eingewiegten und bereits im Siegestaumel schwelgenden Türken überrascht. In ,,The Island" sucht Byron dem Leser Abscheu vor den Thaten Christians und der anderen Meuterer einzuflössen und Mitleid zu erregen für das Geschick Blighs und der ausgesetzten Mannschaft. Die Aufrührer ereilt fast alle die gerechte Strafe. Nur die Rettung Torquils, des einen von Christians Gefährten lässt sich wohl nicht vollständig rechtfertigen. Was man etwa in dem Falle zur Verteidigung des Dichters sagen könnte, wäre wohl folgendes: Island Canto III V. 145/1463) zeigt, dass Torquil von Christian zum Aufstande verleitet worden ist. Die Schuld von Neuhas Geliebten könnte in einem noch etwas milderen Lichte erscheinen, wenn man bedenkt, er wird II V. 209 a blooming boy genannt und III V. 147 young.) Also infolge seiner Jugend kann man ihm das Vergehen nicht so hoch anrechnen. Aus den Worten not to run counter otherwise they

will say. . . . Mutiny sieht man, Byron ist sich bewusst, wie er so oft satirisch in seinen Werken gewesen ist, und wie er vielfach in

1) Wülker, Seite 523.

2) Nichol, Seite 171.

3) In dieser Arbeit wird nach der neuen Ausgabe von Coleridge citiert. Daselbst steht ,,The Island" im 5. Bande, und die Verse werden dort in jedem Canto separat durchnummeriert.

4) Ausgabe Coleridge V, Seite 582, Abschn. 3.

Widerspruch zur öffentlichen Meinung sich gestellt hat. Gewiss fürchtete er, dass die Erbitterung in England sich gegen ihn noch steigern würde, wenn er in seiner poetischen Erzählung eine solche That, wie die Meuterei auf der Bounty mehr oder weniger gepriesen hätte. Allein der Dichter schien offenbar nicht zu wissen, dass damals die Sympathie des Volkes allgemein auf der Seite der Empörer war, und nicht mehr wie früher für Bligh Partei nahm.1) Hatte doch dieser Kapitän durch allzu grosse Strenge den Aufstand heraufbeschworen.

So erkennt man denn aus den Worten: This must produce tameness in some degree", wie Byron bemüht ist im „Island" einen zügellosen Ton möglichst zu vermeiden. Da drängt sich nun einem unwillkürlich die Empfindung auf, dass der Oppositionsdrang doch nicht mehr so stark im Dichter ist, er hat ruhigeren Gefühlen Platz gemacht.

,,I am merely trying to write . . . will be the most agreeable to the enlighted public" einschliesslich.

Bei den Zeitgenossen dürfte sich wohl der Dichter in seinen Hoffnungen etwas getäuscht haben, welche er auf den Erfolg seines Werkes setzt. Im ganzen scheint,,The Island" nicht so aufgenommen worden zu sein, wie Byron es wenigstens nach diesem Schreiben gewünscht hatte.

Fassen wir zunächst Urteile von Zeitschriften und Zeitungen ins Auge. Teils sind bedeutende Zeitschriften mit Stillschweigen über die poetische Erzählung hinweggegangen, teils sind mehr oder weniger ungünstige, wenn auch nicht vernichtende Kritiken erschienen. Wenigstens habe ich einen solchen Eindruck bekommen aus einer geringen Zahl der mir zu Gebote stehenden Litteratur. 2) Nur in folgende Blätter habe ich einsehen können: Quarterly Review, Edinburgh Review, Gentleman's Magazine, Blackwood's Magazine, Monthly Review, Literary Gazette, Times.

In den drei zuerst genannten Zeitschriften ist „The Island“ überhaupt nicht erwähnt. Die anderen Blätter aber verbreiten sich über das Epyllion, indem sie eine längere oder kürzere Recension geben.

Was tadelt man nun an dem Gedichte? Blackwoods Magazine, das die kürzeste, oberflächlichste und am meisten übelwollende Besprechung giebt, hebt die kühle Aufnahme beim Publikum und was damit verbunden ist, den geringen Absatz der Dichtung hervor, sowie den Mangel an Originalität Byrons.) Die Monthly Review1) und in viel ausführlicherer Weise die Literary Gazette rügen Nachlässigkeiten aller Art, vor allem sprachliche Verstösse. Die letztere Zeitung weist auch auf den Mangel an poetischem Schwung hin im Vergleich zu den früheren Epen, 5) und die Times ereifert sich gegen den beliebten Heldentypus des Dichters, wie er in Christian zum Ausdruck kommt, gegen den bold, bad man."")

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Indes jede dieser Zeitungen hat auch anerkennende Worte, selbst Blackwoods Magazine, welches in etwas unverständlicher Weise von ,,two pages and just two of Byronian poetry" spricht.") Auf wohl

1) Siehe Island, Ausgabe Coleridge, V, Seite 582.

2) Vergl. auch Elze, Seite 138.

3) Band XIV, Seite 111 u. Seite 92.

+) Band CI, Seite 317.

5) 21. Juni 1823, Seite 389.

6) 17. Juni 1823.

) Bd. XIV, Seite 92.

gelungene Stellen machen aufmerksam die Literary Gazette,1) Monthly Review) und Times; 3) und der moralischen Lebensauffassung, die im ganzen durch die Dichtung geht, wird von der Literary Gazette1) gedacht. Dies sind Stimmen aus der Presse unmittelbar nach dem Erscheinen der poetischen Erzählung. Aehnlichen Ton mögen wohl noch andere Kritiken in Blättern angeschlagen haben.

Von Recensionen, die nicht in Zeitungen und Zeitschriften erschienen sind, habe ich aus den Jahren von 1823 bis 1833 nur drei finden können.5) Dass Brydges") und Galt') in ihren Schriften viele Werke des Dichters besprechen, aber von „der Insel" kein Wort erwähnen, scheint mir auf eine kühle Hinnahme des Epyllions von seiten des Publikums hinzuweisen.

Eine wohlwollende Kritik giebt Clinton in seinem bereits erwähnten Buche Er sagt auf Seite 665/666:

,,The general character of this poem is, that it is more tame- that it contains more of a quiet beauty, but not perhaps, therefore, less of beauty, than most of his previous publications. It was certainly a subject which pleased himself; and, although there is no great care evident in its construction, or elaboration in its finish, it is full of interest and delightful excitement“.

Den Eindruck eines unbefangenen sich an der Lieblichkeit und dem Zauber des Gedichtes erfreuenden Lesers macht Dr. Parr, dessen Urteil in der Ausgabe von Moore als letzte Anmerkung zu „The Island" aufgenommen worden ist.) Dieses Citat söhnt sozusagen einen mit Moore aus, nachdem dieser sogar auf das Titelblatt „der Insel" die Besprechung Barrows aufgenommen hat. Diese Kritik, die sich in der Einleitung von dessen Eventful History of the Mutiny and piratical Seizure of the Bounty" findet, konnte dem Gedichte keineswegs zur Empfehlung dienen. Man erkennt eben wieder einmal, wie wenig diese poetische Erzählung Anklang in England fand.

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Im ganzen ist ersichtlich, der Dichter dachte selbst höher von den Lesern. Dass das Epyllion nicht mehr Erfolg gehabt hat, liegt zu einem grossen Teile in den Zeitumständen. Byron schadete die Verbindung mit Leigh Hunt, und durch so manches Werk hatte er sich die Gunst der Leser verscherzt, z. B. durch,,Don Juan",,,The Vision of Judgment". Geradezu mit einem Vorurteile werden viele die neue Dichtung gelesen haben. Ausser Barrow mögen auch andere daran Anstoss genommen haben, dass vom zweiten Gesange an Byron sich nicht mehr an die geschichtliche Ueberlieferung gehalten hat. 34 Jahre waren ja erst seit der Meuterei vergangen, und erst 6 Jahre war über die weiteren Schicksale der Aufrührer eine neue Entdeckung gemacht worden.")

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Jetzt stellen unbefangene deutsche Kritiker die Insel" viel höher. Dies zeigen uns die Litteraturgeschichten von Büchner, Scherr, Wülker, sowie andere litteraturhistorische Schriften, von welchen Elzes Buch hier hervorgehoben sein möge. Selbst Bleibtreu, der in seiner Litteratur

1) Vergl Anm. 4 vorhergehender Seite.

2) Bd. CI, Seite 317.

3) Vergl. Anm. 5 vorhergehender Seite.

4) Vergl. Anm. 4 vorhergehender Seite.

5) Die Dichtung wurde 1823 veröffentlicht.

6) An impartial Portrait of Lord Byron as a Poet and a Man. Paris 1825.

Galignani.

Siehe Litteraturangaben am Schlusse der Arbeit.

$) Ausgabe Moore Band XIV, Seite 356.

") Shillibeer: A Narrative of the Briton's Voyage to Pitcairn's Island. 1817, London.

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geschichte das Epyllion nicht so hoch schätzt wie es die vorhergenannten Gelehrten thun, muss zugeben, dass die Dichtung von einer Schönheit und Anmut umflossen sei, die, um das Höchste zu sagen, an die Geschichte der Liebe Don Juans und Haidees erinnert." 1)

„Though I shall sprinkle some uncommon place here and there." Diesen Plan hat auch Byron ausgeführt. Abschweifungen vom Thema in seinen Werken zu machen war er ja gewöhnt, wie „Beppo" und „Don Juan" zeigen. In der Insel" kommen inbetracht u. a.: II, V. 196/197; II, V. 280 ff.; II, V. 318 ff.; II, V. 448 ff. Ueberhaupt können auch die vielen Reflexionen im Gedichte hier mit herangezogen werden.

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,,I am going on with the poeshie". Da der Brief als Datum den 25. Januar trägt, so kann man aus den eben angeführten Worten schliessen, Byron hat die Dichtung vor jenem Tage begonnen und ist an diesem Datum noch nicht fertig mit ihr. Nun teilt Coleridge mit, dass der 1. Gesang den 10. Januar 1823 beendet worden ist und der 4. wohl den 14. Februar. Letzteres Datum, das etwas unleserlich sein soll, steht im Manuscripte am Schlusse des letzten Canto. 2) 3) Also trotz der neuen Ausgabe der Dichtung sind wir noch vollständig im Ungewissen, wann der Dichter sein Epyllion begann. Wann das Manuskript nach London gekommen ist, darüber werden wir durch einen Brief des Dichters an John Hunt unterrichtet:

„I add a few lines to what I wrote last week to request that you will have the goodness to mention to Mr. Kd4) that it is essential for me to have the remaining Cantos in proof immediately, that I may correct the press; as also those of the Island“ a poem in four Cantos) now received in London“.“) Das Schreiben hat als Datum den 9. April.

Endlich sehen wir, Byron hat selbst die Druckbogen korrigieren wollen. Es ist anzunehmen, dass er dies in Wirklichkeit auch gethan hat. Betreffs der Art der Veröffentlichung war mir nur ein Zeugnis zu finden möglich. Leigh Hunt sagt in dem bereits angeführten Buche:

„I must not omit, that Lord Byron would have put his Island" in it) and I believe another poem, if I had thought it of use. It would all have been so much dead weight; especially as the readers, not being certain it was contributed by his Lordship, would not have known whether they were to be enraptured or indifferent. By and by he would have taken them out, published them by themselves, and then complained that they would have sold before, if it had not been for „The Liberal".")

Also Byron hatte einmal die Absicht, die Dichtung in die Zeitschrift aufzunehmen, aber durch Hunt ist er von diesem Vorhaben abgebracht worden. Dann liess er,,The Island" bei John Hunt als Einzelausgabe veröffentlichen, behielt sich indes das litterarische Eigentumsrecht vor; einen Anteil am Gewinne beanspruchte er nicht.") Meiner Ansicht nach dürfte wohl der Vertraute des Dichters, Douglas Kinnaird, in dieser

1) Bleibtreu, Seite 283.

2) Island, Ausgabe Coleridge, Seite 581.

3) Was indes in dieser Ausgabe, Seite 597 die Worte „Jn 14" bedeuten sollen, die unmittelbar nach den letzten Versen des 1. Gesanges abgedruckt sind, giebt der Herausgeber nicht an. Ebenso bleibt es mir unklar, welche Bewandtnis es gar mit „J 10 th 1823" hat, was sich nach der Schlusszeile des ganzen Gedichtes findet. 4) D. i. Kinnaird.

5) Wohl Don Juan.

6) Letters and Journals, Ausg. Prothero VI, Seite 191/192.

D. i. The Liberal.

8) Hunt I, Seite 106/107.

9) Letters and Journals, Ausgabe Prothero Band VI, Seite 123.

Angelegenheit die Entscheidung mit herbeigeführt haben. Schreibt doch Byron um diese Zeit einmal an John Hunt über ,,The Age of Bronze": The poem will be published alone and by whom I know not, as I leave

these things to Mr. Kd." 1)

Das „Eherne Zeitalter" erschien nun bekanntlich bei J. Hunt. Einen bestimmten Tag habe ich nicht feststellen können, wann die poetische Erzählung veröffentlicht worden ist, allein genauer lässt sich doch das Datum angeben, als dies die Londoner Ausgabe thut.2) Die früheste Besprechung, die mir zugänglich war, ist die vom 17. Juni in der,,Times". Da es in dem Artikel heisst „Lord Byron has just published a little poem", so darf man annehmen, dass das Epyllion Mitte Juni veröffentlicht worden ist.) Die Gräfin Guiccioli irrt, wenn sie die Publikation „der Insel" wenige Tage vor Byrons Abfahrt nach Griechenland setzt. Diese erfolgte bekanntlich den 15. Juli von Genua.

And then, in describing the happiness of two lovers, in his poem of „The Island" a few days before setting out for Greece❝4)

lautet die Stelle. Dieses Versehen ist wohl entweder zu erklären durch den langen Zeitraum, der zwischen der Abfassung ihrer Schrift über Byron liegt und der Veröffentlichung des Gedichtes, oder die Gräfin hat kurz vor Byrons Abreise die Ausgabe gesehen. So erschien also Mitte Juni 1823 die poetische Erzählung unter dem Titel,,The Island, or Christian and his Comrades. By the Right Honorable Lord Byron. 1823: printed for John Hunt, 22, Old Bond Street.") Die Dichtung hat vier Gesänge) und ist im heroischen Versmasse geschrieben. Jeder Canto zerfällt in ungleich lange Strophen. Zu vielen Versen sind unten auf der entsprechenden Seite von Byron Anmerkungen gegeben. Vor der Dichtung selbst findet sich eine Angabe von den hauptsächlichsten Quellen, von dem Ort und Jahre der Abfassung. Den Schluss der Einzelausgabe bildet ein Auszug aus einer Reisebeschreibung, die Byron unter den Quellen als erste angeführt hat.

1) Letters and Journals, Ausgabe Prothero Band VI, Seite 170.

2) The Island was written early in the year 1823, and published in the June

following".

3) Wie Coleridge daraufkommt, den 28. Juni als Datum der Veröffentlichung anzugeben [Introd. to the Island S. 581], kann ich mir daher nicht erklären. 4) Guiccioli I, Seite 440 der englischen Ausgabe.

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5) Coleridge giebt als Titel der Dichtung an: The Island or, The Adventures of Christian and his Comrades". Da mir nun die erste und zweite Auflage nicht zugänglich war, so habe ich im Britischen Museum mich nach dem genauen Titel dieser beiden erkundigt; denn es fiel mir auf, dass in der ebenfalls 1823 erschienenen dritten Ausgabe das Werk nur „The Island or Christian and his Comrades" genannt wurde. In der That sollen alle drei Auflagen denselben Titel haben, also The Adventures" sich durchaus nicht finden. Jedenfalls ist bei der Drucklegung der Titel deshalb geändert worden, weil er mit dem Inhalte der Dichtung sich nicht verträgt. Der Brief, wo Byron die Aenderung beantragt haben mag, kann ja verloren gegangen sein.

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6) Körting spricht in seinem ,,Grundriss der Geschichte der englichen Litteratur" fälschlich nur von zwei Gesängen. [2. Auflage, Seite 363 und 3. Auflage, Seite 353.]

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