Die kluge Herrschaft über Zung' und Lips pe? Mein theurer Freund, fast ganz verkenn' ich dich. Tasso. Und wenn das alles nun verloren wäre? Wenn einen Freund, den du einst reich ges glaubt, Auf einmal du als einen Bettler fändest? Wohl hast du recht, ich bin nicht mehr ich selbst, Und bin's doch noch so gut als wie ich's war. Es scheint ein Näthsel, und doch ist es kèins. Leonore. Was du mir sagst, mein Freund, versteh' ich nicht Wie du es sagst. Erkläre dich mit mir. uns So ganz verkennen magst? Vertraue mir. Tasso. Ich bin nicht der Beleidigte, du siehst Du weißt wohl kaum erschrick nicht, zarte Freundinn Du trifft den Freund in einem Kerker an. Mich züchtiger der Fürst wie einen Schüler. Ich will mit ihm nicht rechten, kann es nicht. Leonore. Du scheinest mehr, als billig ist, bewegt. Tasso. Hältst du mich für so schwach, für so ein Kind, Daß solch ein Fall mich gleich zerrütten könne? Das was geschehn ist, kränkt mich nicht so tief, Allein das kränkt mich, was es mir bedeutet. Laß meine Neider meine Feinde nur Gewähren! Frey und offen ist das Feld. Leonore. Du hast gar manchen fälschlich in Verdacht, Und auch Antonio feindet dich nicht an, Tasso. Den laß' ich ganz bey Seite, nehme nür Antonio wie er war und wie er bleibt. Verdrießlich fiel mir stets die steife Klugheit, Und daß er immer hur den Meister spielt. Anstatt zu forschen, ob des Hörers Geist Nicht schon für sich auf gúten Spuren wandle, Belehrt er dich von manchem, das du besser und tiefer fühltest, und vernimmt kein Wort, Das du ihm sagst, und wird dich: stets vers kennen. Verkannt zu seyn, verkannt von einem Stob zen, Der lächelnd dich zu übersehen glaubt! Frey will ich seyn im Denken und im Dichten; Leonore. Er spricht mit Achtung oft genug von dir. Taffo. Mit Schonung willst du sagen, fein und klug Und das verdrießt mich eben; denn er weiß So glatt und so bedingt zu sprechen, daß Sein Lob erst recht zum Tadel wird, und daß Nichts mehr, nichts tiefer dich verleßt, als Lob Aus seinem Munde. Leonore. Möchtest du, mein Freund, Bernommen haben, wie er sonst von dir O glaube mir, ein selbstisches Gemüth fliehen. Ein solcher Mann verzeiht dem andern wohl Doch das, was die Natur allein verleiht, |