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der Parthey, die wir im Staatsrath zu bekämpfen hatten, ließ uns 1795. dies ganz übersehen.“ Mit so vielem Vergnügen wir diese Memoiren wieder durchgelesen haben, so unzufrieden haben uns viele von den überseßten Noten dazu gemacht. Diejenigen, welche zu der Geschichte der Wiederherstellung der Jesuiten in Frankreich, und der Angelegenheit des Cardinals d'Offat hinzugefügt sind, sind so armselig, daß sie gar nicht hätten überseßt werden müssen. Die, welche sich Th. VI. S. 452. befanden, sind vermuthlich nur beybehalten, um zu zeigen, wie gleichgültig es auch guten Schriftstellern unter Ludwig XV Regierung war, ihre Ehre durch Auf. opferung der ersten Vorschriften des gesunden Menschenverstandes, und der Rechtschaffenheit aufs Spiel zu sehen, wenn es darauf ankam, dem Hofe zu schmeicheln. Wir erinnern uns nicht etwas übertriebeners zur Behauptung der Vorzüglichkeit einer uneingeschränkten Gewalt gelesen zu haben.

Die Memoiren des Herzogs von Sully unterhalten ihren Leser mit den wichtigsten, größten und allgemein einwirkenden Begebenheiten des Reichs und des Hofs. Es ist also nicht zu bewundern, daß uns der 7 te Band dieser Sammlung nicht so viel Unterhaltung und Vergnügen gewährt, als die vorhergehenden. Er enthält zuerst die Memoiren des Herzogs Heinrich von Bouillon und darauf den Anfang der Lebensbeschreibung des Connetable von Lesdiguires. Die ersten würden wir gar nicht gewählt haben. Sie sind äußerst unbedeutend, und das einzige, was man daraus nehmen kann, sind zerstückelte Nachrichten von den Intriguen des jüngsten Sohns Heinrich II und der sogenannten Politiker. Da für diese Sammlung noch ein so reicher Vorrath übrig ist, daß wir kaum glauben, daß sie ihn wird erschöpfen können, so muß der Herausg. ungemein aufmerksam auf die Auswahl seyn. Das, was dieser Theil von der Lebensbeschreibung des Connetable von Lesdiguires enthält, ist nicht von größrer Bedeutung, aber sie wird vermuthlich in dem folgenden Bande fortgesetzt werden, und Lesdiguires spielte als Connetable eine wichtige Rolle in der Geschichte der innern französischen Kriege im Anfange der Regierung Ludwigs XIII. Aus dem, was in diesem Bande davon befindlich ist, sieht man nur, wie diese Kriege durch beständige Ueberfälle, kleine Scharmüzel, Belagerung von geringen Dertern mit wenigem, oft auch gar keinem, Geschüße und abwechselnden Beweisen von Haß, Wuth, Grausamkeit und

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1795. Eigennuß, aber auch von großer persönlicher Tapferkeit, Edelmuth und Entsagung der Privatvortheile geführt sey. Die Uebersehung dieser 4 Bände läßt sich zwar nicht unangenehm_lesen, und scheint den Sinn des Originals allenthalben getroffen zu haben. Aber sie hat doch sehr wesentliche Fehler, Vergehungen gegen die Grammatik, z. B. wegen dem, die Weglassung des n bei den Adjectiven im Plural, welches zwar nicht immer, aber doch ungemein oft geschieht, undeutsche Wörter, z. B. misliebig, unmächtig (ohnmächtig), strittig, Unbothmäßigkeit (Ungehorsam) u. dgl. undeutsche Redensarten, als: Es geschah ein großer Fehler; einige Mannschaft sehen, (anstatt hinstellen) ein Amt begleiten. Ihr Vf. beobachtet auch zuweilen einen ängstlichen Purismus, und übersezt z. B. Tournier, Schrankengefecht; Portefeuille, Schriftsack; Vicomté, Wikgrafschraft, u. a. und doch behält er Assembleen, (Versammlungen des Volks) Affection, Expedition, firiren, regaliren, ja sogar Herr von Lorraine bey.

Hr. Hofrath Schiller hat die Erzählung der innern Unruhen in Frankreich nur bis zu den Zubereitungen zu der Pariser Bluthochzeit fortgeführt. Eine Handlung der hugenottschen Armee, die Hr. S. B. IV. S. 7. erzählt, beweiset, daß der französische Soldat damals mit eben dem Enthusiasmus für seine Parthey focht, als jest. Es war kein Geld da, eine deutsche Hülfsarmee zu bezahlen. Nicht nur die Officiere, sondern auch die gemeinen Soldaten, gaben alles Geld, und jede Sache von Werth her, die sie besaßen. Diese wurden verkauft, und die Deutschen befriedigt.

Allgemeine Literatur-Zeitung, Jena und Leipzig, 1795, 9. Januar.

Tübingen, b. Cotta: Die boren.*) Jahrgang 1795. Erstes Stúd. X u. 93 S. 8. (Preis des Jahrgangs von 12 Stücken ein Carolin oder 6 Rthlr. 8 gr. fächsisch.)

Mit inniger patriotischer Freude sehn wir glücklich den Anfang einer periodischen Schrift gemacht, deren Ankündigung durch die ihr vorgezeichneten Geseze die größte Erwartung erregt,

*) Die Einleitung der Horen lautet also:

und durch den Namen ihres Herausgebers, in Verbindung mit 1795. einer ansehnlichen Anzahl von Mitarbeitern, worunter mehrere

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Zu einer Zeit, wo das nahe Geräusch des Kriegs das Vaterland ängstiget, wo der Kampf politischer Meynungen und Interessen diesen Krieg beynahe in jedem Zirkel erneuert, und nur allzuoft Musen und Grazien daraus verscheucht, wo weder in den Gesprächen noch in den Schriften des Tages vor diesem allverfolgenden Dämon der Staatscritik Rettung ist, möchte es eben so gewagt als verdienstlich seyn, den so sehr zerstreuten Leser zu einer Unterhaltung von ganz entgegengesetter Art einzuladen. In der That scheinen die Zeitumstände einer Schrift wenig Glük zu versprechen, die sich über das Lieblingsthema des Tages ein strenges Stillschweigen auferlegen, und ihren Ruhm darinn suchen wird, durch etwas anderes zu gefallen als wodurch jezt alles gefällt. Aber jemehr das beschränkte Interesse der Gegenwart die Gemüther in Spannung seht, einengt und unterjocht, desto dringender wird das Bedürfniß, durch ein allgemeines und höheres Interesse an dem, was rein menschlich und über allen Einfluß der Zeiten erhaben ist, sie wieder in Freyheit zu setzen, und die politisch getheilte Welt unter der Fahne der Wahrheit und Schönheit wieder zu vereinigen.

Dieß ist der Gesichtspunkt, aus welchem die Verfasser dieser Zeitschrift dieselbe betrachtet wissen möchten. Einer heitern und leidenschaftfreyen Unterhaltung soll sie gewidmet seyn, und dem Geist und Herzen des Lesers, den der Anblick der Zeitbegebenheiten bald entrüstet, bald niederschlägt, eine fröhliche Zerstreuung gewähren. Mitten in diesem politischen Tumult soll sie für Musen und Charitinnen einen engen vertraulichen Zirkel schließen, aus welchem alles verbannt seyn wird, was mit einem unreinen Partheygeist gestempelt ist. Aber indem sie sich alle Beziehungen auf den jeßigen Weltlauf und auf die nächsten Erwartungen der Menschheit verbietet, wird sie über die vergangene Welt die Geschichte, und über die kommende die Philosophie befragen, wird sie zu dem Ideale veredelter Menschheit, welches durch die Vernunft aufgegeben, in der Erfahrung aber so leicht aus den Augen gerückt wird, einzelne Züge sammeln, und an dem stillen Bau besserer Begriffe, reinerer Grundsäße und edlerer Sitten, von dem zuleßt alle wahre Verbefferung des gesellschaftlichen Zustandes abhängt, nach Vermögen ge= schäftig seyn. Sowohl spielend als ernsthaft wird man im Fortgange dieser Schrift dieses einzige Ziel verfolgen, und so verschieden auch die Wege seyn mögen, die man dazu einschlagen wird, so werden doch alle, näher oder entfernter, dahin gerichtet seyn, wahre Humanität zu be fördern. Man wird streben, die Schönheit zur Vermittlerinn der Wahr

1795. zu den ersten Schriftstellern der Nation gehören, ihr das gerechteste Butrauen erworben hat.

Ohne den mannichfaltigen Nußen, den das lesende Deutschland von so vielen, im Ganzen betrachtet, nicht schlechten, perio

heit zu machen, und durch die Wahrheit der Schönheit ein dauerndes Fundament und eine höhere Würde zu geben. So weit es thunlich ist, wird man die Resultate der Wissenschaft von ihrer scholastischen Form zu befreyen und in einer reizenden, wenigstens einfachen, Hülle dem Gemeinsinn verständlich zu machen suchen. Zugleich aber wird man auf dem Schauplage der Erfahrung nach neuen Erwerbungen für die Wissenschaft ausgehen, und da nach Gefeßen forschen, wo bloß der Zufall zu spielen und die Willkühr zu herrschen scheint. Auf diese Art glaubt man zur Aufhebung der Scheidewand beyzutragen, welche die schöne Welt von der gelehrten zum Nachtheile beyder trennt, gründliche Kenntnisse in das gesellschaftliche Leben, und Geschmack in die Wissenschaft einzuführen.

Man wird sich, soweit kein edlerer Zweck darunter leidet, Mannichfaltigkeit und Neuheit zum Ziele seßen, aber dem frivolen Geschmacke, der das Neue bloß um der Neuheit willen sucht, keineswegs nachgeben. Uebrigens wird man sich jede Freyheit erlauben, die mit guten und schönen Sitten verträglich ist.

Wohlanständigkeit und Ordnung, Gerechtigkeit und Friede werden also der Geist und die Regel dieser Zeitschrift seyn; die drey schwesterlichen Horen Eunomia, Dice und Irene werden sie regieren. In diesen Göttergestalten verehrte der Grieche die welterhaltende Ordnung, aus der alles Gute fließt, und die in dem gleichförmigen Rhythmus des Sonnenlaufs ihr treffendstes Sinnbild findet. Die Fabel macht sie zu Töchtern der Themis und des Zeus, des Gesetzes und der Macht; des nehmlichen Gesezes, das in der Körperwelt über den Wechsel der Jahreszeiten waltet, und die Harmonie in der Geisterwelt erhält.

Die horen waren es, welche die neugebohrene Venus bey ihrer ersten Erscheinung in Cypern empfingen, fie mit göttlichen Gewanden bekleideten, und so von ihren Händen geschmückt in den Kreis der Unsterblichen führten: eine reizende Dichtung, durch welche angedeutet wird, daß das Schöne schon in seiner Geburt sich unter Regeln fügen muß, und nur durch Gesezmässigkeit würdig werden kann, einen Plaz im Olymp, Unsterblichkeit und einen moralischen Werth, zu erhalten. In leichten Tänzen umkreisen diese Göttinnen die Welt, öffnen und schliessen den Olymp, und schirren die Sonnenpferde an, das belebende Licht durch die Schöpfung zu versenden. Man sieht sie im Gefolge der Huldgöttinnen und in dem Dienst der Königin des Himmels, weil Anmuth und Ordnung, Wohlänständigkeit und Würde unzertrennlich sind.

Daß die gegenwärtige Zeitschrift des ehrenvollen Nahmens, den sie an ihrer Stirne führt, sich würdig zeigen werde, dafür glaubt der Herausgeber sich mit Zuversicht verbürgen zu können. Was ihm in seiner eignen Person nicht geziemen würde, zu versichern, das erlaubt

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dischen Schriften zieht, im geringsten bestreiten zu wollen, dürfen 1795. wir wohl als ausgemacht vorausseßen, daß die übergroße Menge und Vervielfältigung derselben eine drückende Last, und für die wahren Zwecke der Lectüre mehr schädlich als nüzlich sey.

er sich als Sprecher der achtungswürdigen Gesellschaft, die zu Herausgabe dieser Schrift sich vereinigt hat. Mit patriotischem Vergnügen sieht er einen Entwurf in Erfüllung gehen, der ihn und seine Freunde schon seit Jahren beschäftigte, aber nicht eher als jest gegen die vielen Hinderniffe, die seiner Ausführung im Wege standen, hat behauptet werden können. Endlich ist es ihm gelungen, mehrere der verdienstvollesten Schriftsteller Deutschlands zu einem fortlaufenden Werke zu verbinden, an welchem es der Nation trok aller Versuche, die von Einzelnen bisher angestellt wurden, noch immer gemangelt hat, und nothwendig mangeln mußte, weil gerade eine solche Anzahl und eine solche Auswahl von Theilnehmern nöthig seyn möchte, um bey einem Werk, das in festgefeßten Zeiten zu erscheinen bestimmt ist, Vortrefflichkeit im Einzelnen mit Abwechslung im Ganzen zu verbinden.

Folgende Schriftsteller werden an dieser Monatschrift Antheil nehmen:

Herr Hauptmann von Archenholz in Hamburg.

Seine Erzbischöffl. Gnaden Herr Coadjutor von Mainz Freyherr
von Dalberg in Erfurt.

Hr. Profeffor Engel aus Berlin.
D. Ehrhardt in Nürnberg.
Professor Fichte in Jena.
von Funk in Dresden.

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Professor Garde in Breslau.

Kriegsrath Genz in Berlin.

Canonicus Gleim in Halberstadt.

Geheimer Rath von Göthe in Weimar.

D. Gros in Göttingen.

Vice-Consistorial-Präsident Herder in Weimar.

Hirt in Rom.

Profeffor Hufeland in Jena.

Legations-Rath von Humbold aus Berlin.

Oberbergmeister von Humbold in Bayreuth.

Geheimer Rath Jacobi in Düsseldorf.

Hofrath Matthison in der Schweiz.

Profeffor Meyer in Weimar.

Hofrath Pfeffel in Colmar.

Hofrath Schiller in Jena.

Schlegel in Amsterdam.

Hofrath Schüt in Jena.
Hofrath Schulz in Mieteau.

Professor Woltmann in Jena.

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