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zu seyn, ist daffelbe, um seiner abstrakten Auffassung willen, vielmehr das Allerärmste und schlechthin Leere. Das Gemüth ver= langt mit Recht einen konkreten Inhalt, ein solcher aber ist nur dadurch vorhanden, daß er die Bestimmtheit d. h. die Negation in fich enthält. Wird der Begriff Gottes blos als der des abftrakten oder allerrealften Wesens aufgefaßt, so wird Gott dadurch für uns zu einem bloßen Jenseits und von einer Erkenntniß desselben kann dann weiter nicht die Rede seyn, denn wo keine Bestimmtheit ist, da ist auch keine Erkenntniß möglich. Das reine Licht ist die reine Finsterniß.

Das zweite Interesse dieser rationellen Theologie betraf die Beweise vom Daseyn Gottes. Die Hauptsache dabei ist, daß das Beweisen, wie dasselbe vom Verstand genommen wird, Abhängigkeit einer Bestimmung von einer andern ist. Man hat bei diesem Beweisen ein Vorausgesettes, ein Festes, aus dem ein Anderes folgt. Es wird hier also die Abhängigkeit einer Bestimmung von einer Vorausfehung aufgezeigt. Soll nun das Daseyn Gottes auf diese Weise bewiesen werden, so erhält dieß den Sinn, daß das Seyn Gottes von andern Bestimmungen abhängen soll, daß diese also den Grund vom Seyn Gottes ausmachen. Hier sieht man denn sogleich, daß etwas Schiefes herauskommen muß, denn Gott soll gerade schlechthin der Grund von Allem und hiermit nicht abhängig von Anderem fehn. Man hat in dieser Beziehung in der neuern Zeit gesagt, Gottes Daseyn seh nicht zu beweisen, sondern müsse unmittelbar erkannt werden. Die Vernunft versteht indeß unter Beweisen etwas ganz Anderes als der Verstand und auch der gesunde Sinn thut dieß. Das Beweisen der Vernunft hat zwar auch zu seinem Ausgangspunkt ein Anderes als Gott, allein es läßt in seinem Fortgang dieß Andere nicht als ein Unmittelbares und Sehendes, sondern indem es dasselbe als ein Vermitteltes und Geseztes aufzeigt, so ergiebt sich dadurch zugleich, daß Gott als der die Vermittelung in fich aufgehoben Enthaltende, wahrhaft

Unmittelbare, Ursprüngliche und auf sich Beruhende zu betrachten ist. Sagt man: betrachtet die Natur, sie wird Euch auf Gott führen, Ihr werdet einen absoluten Endzweck finden

so ist damit nicht gemeint, daß Gott ein Vermitteltes sey, sondern daß nur wir den Gang machen von einem Andern zu Gott, in der Art, daß Gott als die Folge, zugleich der absolute Grund jenes Ersten ist, daß also die Stellung sich verkehrt und dasjenige, was als Folge erscheint, sich auch als Grund zeigt und was erst als Grund sich darstellte, zur Folge herabgesett wird. Dieß ist dann auch der Gang des vernünftigen Beweisens.

Werfen wir nach der bisher angestellten Erörterung noch einen Blick auf das Verfahren dieser Metaphysik überhaupt, so ergiebt sich uns, wie dasselbe darin bestand, daß fie die Vernunftgegenstände in abstrakte, endliche Verstandesbestimmungen faßte und die abftrakte Identität zum Princip machte. Diese Verstandesunendlichkeit aber, dieß reine Wesen, ist selbst nur ein Endliches, denn die Besonderheit ist davon ausgeschloffen, beschränkt und negirt dieselbe. Diese Metaphysik anstatt zur konkreten Identität zu kommen, beharrte auf der abstrakten; aber ihr Gutes war das Bewußtseyn, daß der Gedanke allein die Wesenheit des Sehenden sey. Den Stoff zu dieser Metaphyfik gaben die frühern Philosophen und namentlich die Scholaftiker. In der spekulativen Philosophie ist der Verstand zwar ein Moment, aber ein Moment, bei welchem nicht stehen geblieben wird. Plato ist kein solcher Metaphysiker und Ariftoteles noch weniger, obgleich man gewöhnlich das Gegentheil glaubt.

B.

Zweite Stellung des Gedankens zur Objek

tivität.

I. Empirismu's.
§. 37.

Das Bedürfniß Theils eines konkreten Inhalts gegen die abstrakten Theorien des Verstandes, der nicht für sich selbst aus seinen Allgemeinheiten zur Besonderung und Bestimmung fortgehen kann, Theils eines festen Halts gegen die Möglichkeit, auf dem Felde und nach der Methode der endlichen Bestimmungen Alles beweisen zu können, führte zunächst auf den Empirismus, welcher statt in dem Gedanken selbst das Wahre zu suchen, dasselbe aus der Erfahrung, der äußern und innern Gegenwart, zu holen geht.

* Zusaz. “Der Empirismus verdankt seinen Ursprung dem im vorstehenden §. angegebenen Bedürfniß eines kon= kreten Inhalts und eines festen Halts, welchem Bedürfniß die abstrakte Verstandesmetaphysik nicht zu genügen vermag. Was hierbei das Konkrete des Inhalts anbetrifft, so ist es überhaupt darum zu thun, daß die Gegenstände des Bewußtfeyns als in sich bestimmt und als Einheit unterschiedener Bestimmungen gewußt werden. Nun aber ist, wie wir gesehen haben, dieß bei der Verstandesmetaphysik, nach dem Princip des Verstandes, keineswegs der Fall. Das blos verständige Denken ift auf die Form des abstrakt Allgemeinen beschränkt und vermag nicht zur Besonderung dieses Allgemeinen fortzuschreiten. So begab sich z. B. die alte Metaphyfik daran, durch das Denken auszumitteln, was das Wesen oder die Grundbestimmung der Seele sey und es hieß dann, die Seele sey einfach. Diese

der Seele zugeschriebene Einfachheit hat hier die Bedeutung der abftrakten Einfachheit, mit Ausschließung des Unterschiedes, welcher, als Zusammengeseztheit, als die Grundbestimmung des Leibes und dann weiter der Materie überhaupt betrachtet wurde. Nun aber ist die abstrakte Einfachheit eine sehe dürftige Bestimmung, wodurch das Reichthun der Seele und dann weiter des Geistes keineswegs zu erfassen ist. Indem so das abftrakt metaphysische Denken sich als unzureichend erwies, sah man sich genöthigt, zur empirischen Psychologie seine Zuflucht zu nehmen. Eben so verhält es sich mit der rationellen Physik. Wenn hier z. B. gesagt wurde, daß der Raum unendlich sey, daß die Natur keinen Sprung thue u. f. w., so ist dieß durchaus unbefriedigend der Fülle und dem. Leben der Natur gegenüber.

§. 38.

Der Empirismus hat diese Quelle einerseits mit der Metaphyfit selbst gemein, als welche für die Beglaubigung ihrer Definitionen, der Vorausfehungen so wie des bestimmtern Inhalts, ebenfalls die Vorstellungen d. h. den zunächst von der Erfahrung herrührenden Inhalt zur Gewähr hat. Anderntheils ist die einzelne Wahrnehmung von der Erfahrung unterschieden, und der Empirismus erhebt den der Wahrnehmung, dem Gefühl und der Anschauung angehörigen Inhalt, in die Form allgemeiner Vorstellungen, Säße und Geseze 2. Dieß ge= schicht jedoch nur in dem Sinne, daß diese allgemeinen Bestimmungen (z. B. Kraft) keine weitere Bedeutung und Gültigkeit für sich haben sollen als die aus der Wahrnehmung genommene, und kein als in der Erscheinung nachzuweisender Zusammens hang Berechtigung haben soll. Den festen Halt nach der subjektiven Seite hat das empirische Erkennen darin, daß das Bewußtseyn in der Wahrnehmung seine eigene unmittels bare Gegenwart und Gewißheit hat.

Es liegt im Empirismus dieß große Princip, daß was wahr ist, in der Wirklichkeit seyn und für die Wahrnehmung

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da seyn muß. Dieß Princip ift dem Sollen entgegengesetzt, womit die Reflexion sich aufbläht und gegen die Wirklichkeit und Gegenwart mit einem Jenseits verächtlich thut, welches nur in dem subjektiven Verstande seinen Siz und Daseyn haben soll. Wie der Empirismus erkennt (§. 7.) auch die Philosophie nur das was ist; sie weiß nicht solches, was nur seyn soll und somit nicht da ist. Nach der subjektiven Seite ist ebenso das wichtige Princip der Freiheit anzuerkennen, welches im Empirismus liegt, daß nämlich der Mensch, was er in seinem Wissen gelten lassen soll, felbft sehen, sich selbst darin präsent wissen soll. - Die konsequente Durchführung des Empirismus, insofern er dem Inhalte nach sich auf Endliches beschränkt, läugnet aber das Ueberfinnliche überhaupt oder wenigstens die Erkenntniß und Bestimmtheit deffelben, und läßt dem Denken nur die Abstraktion und formelle Allgemeinheit und Identität zu. — Die Grundtäuschung im wissenschaftlichen Empirismus ist immer diese, daß er die metaphysischen Kategorien von Materie, Kraft, ohnehin von Einem, Vielem, Allgemeinheit und Unendlichem u s. f. ge= braucht, ferner am Faden solcher Kategorien weiter fortschließt, dabei die Formen des Schließens voraussegt und anwendet, und bei allem nicht weiß, daß er so selbst Metaphysik enthält und treibt, und jene Kategorien und deren Verbindungen auf eine völlig unkritische und bewußtlofe Weise gebraucht.

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Zusat. Vom Empirismus erging der Zuruf: Last das Herumtreiben in leeren Abstraktionen, schaut auf eure Hände, erfaßt das Hier des Menschen und der Natur, genießt die Gegenwart und es ist nicht zu verkennen, daß hierin ein wesentlich berechtigtes Moment enthalten ist. Das Hier, die Gegenwart, das Diesseits sollte mit der leeren Jenseitigkeit, mit den Spinnengeweben und Nebelgestalten des abstrakten Verstandes vertauscht werden. Hiermit wird dann auch der in der alten Metaphyfik

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