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der galligsten, und was ihren groben Ton betraf, impertinentesten Recensionen, dem jungen Lord jedes Fünkchen Talent absprach, ihm zugleich weder Wissen, noch Geschmack zugestehend. Diese Behandlung mußte den ganzen Zorn des jungen Löwen aufreizen; er rächte sich blutig auf seine Weise, und schlug wie mit einer rundum mit Stacheln beseßten Keule, die, ehe sie zerschmettert, erst durchbohrt, die ganze Clique zu Boden. So hatte nämlich lange nichts getroffen, wie die Satyre English Bards and Scotch Reviewers, die er nun entgegenschleuderte, und die in mehr als einer Hinsicht, obwohl von der gereiztesten Leidenschaft eingegeben, ein Kunstwerk genannt werden kann. Seine Opposition war mannlich und großartig im vollsten Sinne des Wortes, und erregte daher die Theilnahme von ganz England, denn er griff nicht bloß Einzelne an, sondern das ganze verfehlte Streben einer veralteten Schule.

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Bis zu seiner ersten Reise führte Byron abwechselnd auf seinem Gute und in London, ein eigenes wunderliches Leben, an welchem eine gewisse Eitelkeit, die aus falsch verstandenem Streben entstand, im Verein mit den Schmerzen unglücklicher Liebe, wohl vorzüglich Schuld waren, und das von den Wenigsten gut geheißen werden konnte. — Er schildert sich selbst, jedoch mit sehr stark aufgetragenen Farben, in den einleitenden Stanzen zu Childe Harold (Canto I. St. 3. fgde.)

Anfangs war es seine Absicht, Indien und Persien zu besuchen, doch ånderte er diesen Entschluß und verließ England den 10. Juni 1809, gleich nachdem er mündig geworden, um seine große Reise nach Griechenland anzutreten. Er besuchte auf derselben, in Gesellschaft seines Freundes Hobhouse, Portugal, Spanien und Griechenland, und kehrte, nachdem sein Begleiter sich schon zu Ende des Jahres 1810 von ihm gez trennt hatte, 1811 in die Heimath zurück. Im folgenden Jahre gab er die beiden ersten Gesänge des Childe Harold heraus, die Hauptfrucht seiner Reisen, die, kaum erschienen, die Bewunderung der Einzelnen wie der Menge mächtig an

zogen und dauernd erhielten. Ihnen folgten bald und rasch The Giaour, The Bride of Abydos, The Corsair, Lara, The Siege of Corinth und Parisina (von 1813 1815), sämmtlich poetische Erzählungen, in der ihm eigenthümlichen Weise. In dieselbe Periode fallen auch mehrere seiner kleineren Gedichte.

Des Dichters Ruhm hatte jetzt seinen Culminationspunkt in seinem Vaterlande erreicht, aber er wußte sich in seine Landsleute eben so wenig zu schicken, als sie sich in ihn, und da die gewöhnlichen Menschen, ich glaube aus geheimem Neid, den sie aber nur fühlen, ohne sich dessen bewußt zu seyn, Originalität und Genialität, die sich nun einmal nicht im Gewande des Alltags zu bewegen lernen, durchaus nicht vertragen können, so mußte er sich bald geisteseinsam finden im Gedränge. Das aber ist ein großer Fluch, und leider nur zu oft der innerste bittere Kern der Weihgeschenke der Muse; denn ein begabter Mensch wehrt sich schlecht oder versteht gar nicht, sich derselben Waffen, wie sie der latirte Pöbel führt, zu bedienen, weil dieser eben keine anderen hat, als Gemeinheit in allen ihren Gattungen.

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Byron fühlte sich um so einsamer nach seiner Heimkehr, als während seiner Reise auch seine Mutter gestorben war, an der, so schroff ihre Charactere sich auch entgegenstanden, seine Seele doch während seines ganzen Lebens unveränderlich bing. War es ein Wunder, daß er mit dem verwaisten Herzen sich sehnte, diese Lücke auszufüllen, und sich ein Wesen suchte, das, durch heilige Gelübde für immer mit ihm verbunden, alle Freuden wie alle Leiden seiner reichen Brust gern und freudig mit ihm zu theilen, wie zu tragen, übernahme. Seine Wahl fiel auf Anna Isabella, die einzige Tochter des Baronet Ralph Milbanke Noel. Er vermählte sich mit ihr am 2. Januar 1815. Was er bei der Trauung empfand, schildert er selbst in dem Gedichte, der Traum" mit folgenden Worten:

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Das seiner Jugend Sternlicht war als er
Selbst vor dem Altar stand, kam über ihn
Derselbe Anblick, die Erschütterung
Die in dem alten Bethaus ihm die Brust
Ergreifend faßte wie in jener Stunde

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Zeigt sich sein Antlik von Gedanken voll,
Die unaussprechlich — schwindend wie sie kamen.
Dann stand er still und ruhig, und sprach aus
Das passende Gelübde, aber hdrte

Die eignen Worte nicht, und Alles drehte

Sich rings um ihn -er sah nicht, was gewesen, Und nicht, was håtte sollen seyn; nur bloß

Die alte Wohnung, die gewohnte Halle,

Die wohlbekannten Zimmer und den Ort,

Den Tag, die Stunde, Sonnenschein und Schatten.

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Even at the altar, o'er his brow there came

The selfsame aspect, and the quivering shock
That in the antique Oratory shook

His bosom in its solitude; and then

As in that hour a moment o'er his face
The tablet of unutterable thoughts

Was traced; and then it faded as it came

And he stood calm and quiet, and he spoke
The fitting vows, buf heard not his own words
And all things reeld around him; he could see
Not that which was, nor that which should have been
But the old mansion, and the accustom'd hall
And the remember'd chambers and the place
The day, the hour, the sunshine and the shade.

Was zu dem Ort und zu der Zeit gehörte,
Zu ihr, die sein Verhängniß war, es kehrte
Und warf sich zwischen ihn hin und das Licht.
Was hatten sie zu der Zeit dort zu thun?

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und

Ihm ahnte, daß er sich namenloses Weh bereite, denn übereilt, augenblicklicher Aufwallung folgend, hatte er diesen Schritt gethan, bei dem die Wenigsten bedenken, daß er für das ganze Leben gilt, noch Wenigere aber, welchen Inhalt von Jammer und Weh, von Freude und Glück die drei kleinen Worte,,das ganze Leben" umschließen, seine Ahnung täuschte ihn leider nicht. Die Ehe wurde nach einem Jahre wieder getrennt, nachdem Lady Byron am 10. December 1815 einer Tochter (Augusta Ada) das Daseyn gegeben hatte. - Sie verließ ihren Gatten Ende Januar's 1816, angeblich im besten Vernehmen, um ihre Eltern zu besuchen. Kaum auf dem Landsize derselben angekommen, ließ sie ihm durch ihren Vater melden, daß sie nie wieder zu ihm zurückkehren würde, und bestätigte diesen Entschluß einen Posttag später durch einen eigenhändigen Brief. Wer von Beiden die Schuld getragen, läßt sich nicht entscheiden; die Ursachen der Trennung waren Lord Byron's zerrüttete Vermögensumstände, mit deren Folgen auf seine Laune, Lady Byron's Eifersucht und die Einflüsterungen ihrer Mutter und eis ner Vertrauten, vorzüglich aber wohl der Umstand, daß keine von den drei Frauen eine solche Seele zu verstehen und zu begreifen vermochte, und daß Byron selbst nicht eingesehen, als es noch Zeit war, wie weder er für eine Ehe, noch die Ehe für ihn passe, vorzüglich in den Verhältnissen, welche sein Rang und Stand in der Welt ihm auferlegten. Er selbst äußert sich auf eine höchst edle Weise in einem Briefe an

All things pertaining to that place and hour
And her who was his destiny, came back
And thrust themselves between him and the light:
What business had they there at such a time.

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Moore mit folgenden Worten über seine Gattin:,,I must set you right in one point however. The fault was notno, nor even the misfortune in my choice (unless in chusing at all) for I do not believe and I must say it, in the very dregs of all this bitter business that there ever was a better, or even a brighter, a kinder, or a more amiable and agreeable being than Lady B. I never had, nor can have, any reproach to make her, while with me. Where there is blame, it belongs to myself, and if I cannot redeem, I must bear it."*) Daß er sie wahrhaft und innig liebte, davon spricht am Rührendften sein schönes Gedicht Farewell, denn eine solche Tiefe des Gefühls ist unmöglich Lüge und Byron hat die große und schöne Eigenschaft, in Allem, was er redet, subjectiv wahr zu seyn. →→→ Wie schmerzlich mußte ihn also diese Trennung kränken, da Alles, was einem Manne heilig ist in seiner Seele, dadurch unheilbar verwundet wurde, Ehre, Liebe und Vertrauen. Die ganze Heftigkeit seines leidenschaftlichen Characters blißte in ihm auf, und die Flammen schlugen über seinem Haupte zusammen; er ließ das Farewell und ein anderes Gedicht gegen die oben erwähnte Vertraute in öffentli chen Blättern abdrucken, und übergab durch diesen Misgriff seine Verhältnisse der Oeffentlichkeit. Alles was nur dem hatte, fiel jezt über ihn her, ganz England bildete nur eine Parthei gegen ihn. In jeder Gestalt," sagt Moore,

*) In einem Punkte muß ich Sie indessen belehren. Der Fehler lag nicht, nein, nicht einmal das Unglück in meiner Wahl (wenn nicht darin, daß ich überhaupt wählte) donn ich glaube nicht und ich muß es sagen mitten in dem Schlimmsten diefer bitteren Angelegenheit daß es nie ein besseres, oder holderes, lieberes, liebenswürdigeres und angenehmeres Wesen gab, als Lady B. Ich hatte ihr niemals oder kann ihr nie einen Vorwurf zu machen haben, so lange sie mit mir lebte. Wo hier Tadel ist, da trifft er mich, und kann ich's nicht ändern, so muß ich's tragen.

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