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quodsi me lyricis vatibus inseris, sublimi feriam sidera vertice.

II.

Iam satis terris nivis atque dirae grandinis misit pater et rubente

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35. quod si hat wie I 24, 13 u. II 1, 41 mehr die Bedeutung des Emphatischen als die einer logischen Folgerung. Über inseris (st. inseres) vgl. krit. Anhang.

36. Sappho fr. 37 yavnv opáva. .Ov. ex Pont. II 5, 57 huic tu cum placeas et vertice sidera tangas.

I, 2. Das Gedicht, von unglücklichen Naturereignissen, namentlich einer Tiberüberschwemmung, ausgehend, schildert die Leiden, die infolge der Ermordung Cäsars durch Bürgerkriege über Rom gekommen seien, und wendet sich dann von V. 25 zu den Mitteln der Heilung: die Götter allein müssen Rettung bringen, entweder unmittelbar (25 bis 40) oder indem sie in menschlicher Gestalt auf die Erde kommen. Und dies letzte sei schon geschehen in der Person des Cäsar Octavianus (41 bis Schlufs), der durch göttlichen Willen dazu ersehen sei, dem Erdkreis den verlorenen Frieden zu bringen und die Würde des Reiches nach innen und aufsen herzustellen.

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Mit der Überschwemmung ist sicher auf ein bestimmtes Ereignis hingedeutet; aber welche der historisch überlieferten Tiberüberschwemmungen ist gemeint? Nach der 5. Strophe denkt man am natürlichsten an die, welche nach Porphyr. (u. Ps. Acron) nebst anderen prodigia, über die s. Verg. georg. I 466 ff., in Cäsars Todesjahre 44 v. C. stattgefunden hat. In der That sind alle in diesem Gedichte geschilderten Unglücksfälle, die man im einzelnen nicht urgieren darf (s. zu V. 3), so sehr als Folge des göttlichen Zornes über jenen Frevel dargestellt, desgleichen Octavian v. 44 so bestimmt Cäsars Rächer genannt und dadurch mit dem erbitterten Strom (V. 18 se iactat ultorem) so augenscheinlich und absichtlich zusammengestellt, dafs man ohne die letzten Strophen mit vollem Rechte das Gedicht unmittelbar nach der Schlacht bei Philippi, d. h. etwa 41 v. C., ansetzen würde. Allein der damals 23 jährige Jüngling konnte nicht (V.50) pater atque princeps genannt werden, noch weniger konnte von ihm V. 51 eine Rache an den Parthern (Medern) erwartet werden, mit denen er vor Antonius' Sturz nichts zu schaffen hatte; auch konnte H. damals über Männer, an deren Seite er selbst gekämpft hatte, nicht ein so herbes Urteil fällen, ohne sich selbst der äussersten Gesinnungslosigkeit zu zeihen. Zu persönlichem Danke gegen Octavian hatte er, durch Verlust seines Erbguts verarmt, geringe Veranlassung, er hätte denn die ihm mit vielen anderen gewährte Amnestie so hoch

dextera sacras iaculatus arces
terruit urbem,

anschlagen müssen, sich aus einem
Freunde der hartnäckigsten Repu-
blikaner sofort in einen geschmei-
digen Hofmann umzuwandeln; und
in irgend eine nähere Beziehung
war er bisher nicht einmal zu Mae-
cenas, geschweige zu Oct., getreten.
Ähnliches gilt von der Annahme
(Plüfs Horazstudien), dafs dies Ge-
dicht in die Zeit unmittelbar nach
dem sicilischen Kriege (38-36)
falle; dafür lässt sich nichts geltend
machen als die sehr vage Analogie
mit der Schilderung der Unglücks-
fälle Italiens in Vergils Georg. 1,
466 ff. Bekanntlich hat Aug. selbst
diesen Krieg erbärmlich geführt;
die Gefahr vor S. Pompeius wurde
erst im J. 35 durch Meuchelmord
beseitigt, dazu Krieg in Pannonien
u. Dalmatien, Aufstand der Veteranen
in Italien u. s. w. Es war die Zeit,
in der H. die besten Satiren des
ersten Buches schrieb; und in keiner
derselben ist die geringste Spur
einer bis zur Anbetung gehenden
Ergebenheit gegen Octavian.
Andrerseits ist man, indem man
sich nach ähnlichen Naturereignissen
umsah, in der Zeit zu tief hinab-
gegangen. So dachte Masson_(und
nach ihm Orelli u. a.) an die Über-
schwemmung, die nach Dio Cass.
54, 1 im J. 22 v. C. mit Pest und
Hungersnot in Italien eintrat. Allein
damals erfreute das Reich sich seit
8 Jahren der segensvollsten Ruhe,
auswärtige Fürsten und Völker
huldigten dem römischen Namen,
der lanustempel war 2 mal ge-
schlossen worden, in Spanien hatte
Augustus neue Lorbeeren erworben,
kurz Cäsars Ermordung war längst
gesühnt. Näher kommen die der
Wahrheit, welche die nach Dio
Cass. 53, 20 in der Nacht nach
Octavians Ernennung zum Augustus
eingetretene Überschwemmung an-
nehmen. Jene Ernennung geschah

auf Antrag des Munatius Plancus am 17. Januar (Censorin. de die nat. 22) oder am 13. (Ovid. fast. I 587-590) 27 v. C. Octavian bekleidete damals sein 7. Konsulat und hatte im J. 28 als magister morum um die inneren Volkszustände sich so verdient gemacht, dafs er schon zu Ende des Jahres zum beständigen princeps senatus erklärt wurde. Hierauf deuten die Worte V. 50 pater atque princeps unzweideutig hin; und wenn Franke nach T. Faber und Dacier für das Gedicht das J. 29 ansetzt, so macht er jene Worte zu einer leeren Phrase. V. 47 ist offenbar auf Aug.' strenge Censur angespielt; aber auch diese führte er ja (gemeinschaftlich mit Agrippa) erst im J. 28. Dafs gar das Gedicht vor Octavians Rückkehr aus Asien verfasst sei, weil in der letzten Strophe ihm Triumphe und Ehrentitel erst in Aussicht gestellt werden, ist unrichtig; ames triumphos und dici princeps bezeichnet Geschehenes, erst der folgende Vers weist auf die Zukunft. Da nun Dio Cass. 53, 3-12 erzählt, dafs Octavian beim Antritt seines 7. Konsulats im J. 27 dem Senat den Entschlufs kundgegeben, das imperium niederzulegen, dann aber dasselbe doch auf 10 Jahre wieder übernommen habe, so liegt die Vermutung nahe, dafs H. auf jenen erheuchelten Entschlufs hindeutet und damit die Bitte verbindet, von demselben abzustehen, um neue Wirren im Staate zu verhüten. Über jenen durch Plancus veranlafsten Senatsbeschlufs darf man aber nicht hinabgehen; denn hatte Octav. schon den Namen Augustus, so wäre es undenkbar, dafs H. diesen von Dio Cass. 53, 16 göttlich genannten Titel, über dessen Bedeutung vgl. Ov. fast. I 608-616, verschwiegen hätte. Dann

terruit gentis, grave ne rediret
saeculum Pyrrhae nova monstra questae,
omne cum Proteus pecus egit altos

war aber ferner jene von Dio Cass.
53, 20 gemeldete Überschwemmung
noch nicht eingetreten; und es
stimmt dazu völlig, dass sie nach
ihm von den Augurn nicht als
ein Unglück, vielmehr als ein
Zeichen göttlicher Gnade gedeutet
wurde, „ὅτι τε ἐπὶ μέγα αὐξήσοι
καὶ ὅτι πᾶσαν τὴν πόλιν ὑποχειρίαν
ἕξοι, προέγνωσαν." Also mit dem
deus Tiberinus wird Oct. auch dort
zusammengestellt, aber als einem
gnädigen Gotte, der nichts weniger
als Zerstörung der Stadt im Sinne
hatte. Nicht minder ergiebt sich,
dafs jene Überschwemmung so arg
nicht gewesen ist, wie man aus den
Übertreibungen zu Anfang schliefsen
dürfte. Fällt somit das Gedicht in
die ersten Tage des Januar 27, so
bleibt nur übrig, jenes nach Cäsars
Tode geschehene Naturereignis fest-
zuhalten. Und dazu pafst alles: die
Quelle der langen Leiden war jenes
Verbrechen; seitdem ist viel Blut
über Rom gekommen, Bürgerkriege
haben die Jugend decimiert; aber
luppiter hat einen Retter gesandt,
und jetzt endlich nach so vielen
Jahren ist die Sühne zu hoffen, der
du, Cäsar, dich nicht entziehen
darfst. In der That hat nach Dio
Cass. Octav. sich stets als Rächer
Casars angesehen und dies auch
in jener zu Anfang des Jahres 27 im
Senat gehaltenen Rede (53, 3-12)
wiederholt betont, z. B. c. 4 „ovτws
τῷ πατρὶ δεινῶς σφαγέντι τις
μωρῆσαι ἠθέλησα“ und 9 „οἱ δ ̓
ἀποσφάξαντες αὐτὸν κακοὶ κακῶς
análovτo." Darnach befremdet es
nicht, dafs H. jener alten wunder-
baren Ereignisse gedenkt, deren Be-
deutung im Laufe der Zeit nicht ver-
schollen, sondern vergrössert war.
Dafs endlich vidimus v. 13 sehr
wohl von einer verjährten Begeben-
heit gebraucht wird, lehrt u. a. Tac.

Horatius I. 3. Aufl.

5

Germ. 8 vidimus sub divo Vespasiano Veledam, wo er an eine Zeit vor fast 30 Jahren erinnert.

1. dirus heifst bei Horaz vorzugsweise, was über die gewöhnlichen menschlichen Vorstellungen und Kräfte hinausgeht, also namentlich das Wunderbare und Grausen Erregende. So dira detestatio und kurz vorher diris vos agam ep. 5, 89. necessitas carm. III 24, 6. venena ep. 5, 61. diram hydram epist. II 1, 10. diris sollicitudinibus ep. 13, 10. dirus hydrops carm. II 2, 13, und so auch dirus Afer IV 4, 42 und dirum Hannibalem III 6, 36, während II 12, 2 durum allein gut bezeugt ist. Auch Verg. georg. 1, 488 hat diri cometae. Tac. ann. 12, 43 dirae aves.

2. Dafs die nomina auf ns die Ablativendung in e, nicht i bilden, lehrt Verrius Flaccus bei Charisius p. 101. Vgl. Bentley zu I 25, 17.

3. Unter den sacrae arces kann man speziell den Capitolin. Berg mit seinen beiden Höhen, der des Tempels und der Burg, verstehen; dafs diese vom Blitze getroffen seien, ist uns freilich nicht bekannt, es braucht auch nicht so wörtlich genommen zu werden.

5. gentis, weil alle, nicht Rom allein, den Weltuntergang fürchteten. Ebenso per gentis Verg. georg. 1, 331.

6. Ein saeculum umfafste nach altetruskischer Rechnung eigentlich 111 oder 110 (s. c. s. 21) Jahre, wird aber oft allgemein für aetas gebraucht. So saecula duravit ferro ep. 16, 65. fecunda culpae carm. III 6, 17. longo saeculo putidam ep. 8, 1. Zu der Schilderung vgl. Archil. fr. 74 (Bergk), 6 ff. undeis ἔθ ̓ ὑμῶν εἰσορῶν θαυμαζέτω, μηδ ̓ ὅταν δελφῖσι θῆρες ἀνταμεί

3

visere montis,

piscium et summa genus haesit ulmo,
nota quae sedes fuerat columbis,
et superiecto pavidae natarunt
aequore dammae.

vidimus flavum Tiberim retortis
litore Etrusco violenter undis
ire deiectum monumenta regis

ψωνται νομὸν ἐνάλιον καί σφιν
θαλάσσης ἠχέεντα κύματα φίλτερ
ἠπείρου γένηται, τοῖσι δὲ ἡδὺ ἦν
ogos. Übrigens s. über diese und
die folgende Strophe den krit. Anhg.

8. visere (griechischer) Inf. des Zwecks. Es ist nicht ,,anstaunen", sondern nur ein habituelles videre: die Robben hatten zum Sonnen kein anderes Ufer als die höchsten Berge.

13. Tiberis flavus wegen des Lehms und Schlamms, den der Strom mit sich führt. I 8, 8. II 3, 18.

14. Will man die Bedeutung von litus urgieren, so könnte man hier wohl das Ufer des etruskischen Meeres verstehen, von dem also der Flufs zurückgedrängt werde. Denn wenn auch nach Fea der Tiberflufs bei Rom 50 Fufs höher ist als bei der Mündung, so erfolgt doch die angegebene Erscheinung notwendig bei jeder Stauung des Wassers, wenn auch nicht in dem hier beschriebenen Umfange. Vgl. die lebendige und anschauliche Schilderung einer solchen Überschwemmung des Tiber und Anio bei Plin. epist. VIII 17, insbesondere zu retortis undis § 2 ,,inde quae solet flumina accipere et permista devehere, velut obvius retro cogit" und zu deiectum monumenta § 5 „quassata atque etiam decussa monumenta" vielleicht mit Anspielung auf dies Gedicht. Wahrscheinlich ist aber doch das rechte Ufer des Flusses gemeint, dem V. 18 das linke bestimmt gegenübergestellt wird. Die Vertauschung von litus u. ripa ist auch sonst nicht unerhört. Bei Verg. Aen. 3, 390 u. 8, 83, auch Stat. silv. V 2,

10

15

113 könnte freilich die Meeresküste
verstanden werden, weil dort von
der Mündung des Flusses in das
Meer die Rede ist. Allein selbst
Cicero bezeichnet de invent. II 31,97
(constituit in litore, ut, qui trans
flumen essent, videre possent)_mit
litus das Ufer des Eurotas; u. Stat.
nennt silv. I 3, 24 utrumque litus
des Anio, während er mit demselben
Wechsel wie hier V. 14 u. 19 sofort
25 alternas ripas und 44 ripis
algentibus in gleichem Sinne ge-
braucht. Ebenso bestimmt bezeich-
net er silv. IV 4, 5 ff. das rechte
Tiberufer (dextrae Thybridis orae)
als Lydia (d. h. Etrusca) ripa ; und
silv. II 6, 64 f. (seu Thybridis im-
petus altas in dextram torsisset
aquas) hat er augenscheinlich diese
Stelle des H. vor Augen gehabt u.
das Ungeheuerliche der Erscheinung
in seiner Weise durch ein σxnμα
ἀδυνάτου noch überboten. Dafs
auch der ganze Strom silv. I 2, 190
Lydius, V 2, 114 unda Tyrrhena
genannt wird, ist natürlich kein
Hindernis; das etruskische Gebiet
hatte Jahrhunderte lang sich bis
über das linke Ufer hinaus erstreckt,
und das Janiculum war lange in
feindlichem Besitz gewesen.
hier beschriebene Überschwemmung
scheint nun eigentlich zu den voran-
gegangenen Wundererscheinungen
nicht zu passen; der Dichter hat
diese durch terruit ne auch wirk-
lich nur als Gegenstand der Furcht
hingestellt, mit vidimus bezeichnet
er thatsächlich Erlebtes.

Die

15. monumenta regis Haus des Numa Pompilius, regia genannt.

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und noch zu Augusts Zeit in der Nähe des forum und neben dem auch von Numa zwischen Palatium und Capitolium aufserhalb der urbs quadrata erbauten Tempel der Vesta, von dem nahen Tiber leicht zu erreichen. Erst zu Neros Zeiten brannten beide nieder. S. Tac. annal. 15, 41 Numaeque regia et delubrum Vestae cum Penatibus populi Romani exusta. disiectum will Linker mit Cuningham; und das wäre allerdings hier passender, wo nicht von einem Herabwerfen (von Bildsäulen) die Rede ist. Vgl. demoveas I 1, 13.

17. Ilia ist Rea Silvia (s. III 9, 8), Mutter des Romulus, von der Cäsar und die ganze gens Iulia ihre Abkunft herleitete. Daher beklagt sie die Ermordung Cäsars und bittet ihren Gemahl, den Tibergott, um Rache. Nach Ennius wurde Rea Silvia auf Befehl des Amulius in den Flufs gestürzt, vom Tibergott gerettet und zur Gemahlin erkoren.

Andere setzen dafür den Anio. Rea (denn so ist zu schreiben nach Preller Röm. Mythol. 697), völlig verschieden von der Rhea mit ihrem aus Phrygien nach Griechenland gekommenen Dienste, bezeichnet eine damnata oder voti rea. S. Macrob. Saturn. I 12, 31 u. III 2, 6. Über die Echtheit dieser und der folgenden Strophe s. krit. Anh

19. uxorius von einem maritus uxoris amori nimium indulgens ebenso Verg. Aen. 4, 266. Cäsur am Ende eines Verses findet

Die

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sich bei Horaz nur im Sapphischen Metrum. S. I 25, 11 u. II 16, 7, beide Male wie hier im 3. Verse der Strophe, so dafs der Adonius mit dem vorangehenden Hendecasyllabus zu einem Verse verschmilzt. Ebenso Catull. 11, 11. Sappho hat diese Freiheit sich öfter erlaubt; so fragm. Bergk 1, 11. 2, 3 u. 11. 12. 13. 20. Auch die Verschleifung zu Ende eines Verses findet sich in diesem Metrum öfter, wie II 2, 18. 16, 34. IV 2, 22 u. 23. c. saec. 47.

22. Perser und Meder (V. 51) werden von Dichtern oft ehrenvoller für das ehemals nomadische Parther

volk gesetzt. Diese waren einst den Königen der Perser unterthan gewesen und geriethen mit diesen unter die Gewalt Alexanders, dann der Seleuciden. Von diesen rissen sie sich 256 v. C. unter Arsaces los und gründeten ein neues halb barbarisches Königreich, welches bis zur Erhebung der Neuperser unter Artschir blühte. Ihr König Orodes hatte 53 bei Carrhae den Crassus mit einem starken Heere vernichtet. Seitdem hatte auch Antonius als Triumvir vergeblich jene Niederlage zu rächen gesucht, vielmehr selber, besonders im J. 36, schmähliche Verluste durch sie erlitten und die Plünderungen von Syrien und Judäa nicht hindern können. Auch Octavian hatte nach dem Tode des Antonius ein festes Verhältnis zu ihrem damaligen Könige Phrahates noch nicht hergestellt; das gelang ihm erst im Jahre 20 durch den bekannten Friedensschlufs.

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