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Vergebliches Sehnen.

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am Nachmittag steige ich selbst hinauf, ist mir doch, als müsse die langersehnte Lady Leigh erscheinen; doch vergebens blicke auch ich nach Norden kein weißes Segel kündigt mir die Erlösung an. Träumend saß ich lange dort oben. Ich dachte des Tages, da ich am 1. Januar so muthig und froh den lezten Blick auf Manilas Häuser warf. Wo werde ich sein am Jahresschluß? Wer werde ich sein? denn mein Zeug beginnt schon bedenklich mürbe zu werden, meine Schuhe und Strümpfe sind schon hin, nun, die brauche ich ja auch nicht mehr, Huffaker *) trage!

*) Der Lendengürtel der Männer.

Ein Rupack im Staate Nasiaß,

und die Seife wenn ich erst einen

XII.

Peleliu.

,,Kommt, Gonzalez und Tomué, Jnarratbac, laßt uns gehen! Ihr habt mir so viel vom King in Ardelollec erzählt; ich will ihn heute besuchen." Nach gewohnter Sitte zögern sie alle noch, der eine hat dies, der andere jenes zu thun; ganz zulezt erst kommt Gonzalez, seine Mappe unter dem Arm. Fort geht es, im Gänsemarsch, durch die sumpfige Niederung, welche den Staat Nasiaß von dem mehr östlich liegenden Ardelollec trennt. Nach einer halben Stunde etwa sind wir am Hause des Königs. Es fällt auf durch seine Größe und Bauart; zwar nicht so hoch wie die Bais, ist doch der Stil derselbe, statt des gewöhnlichen Geflechts aus gespaltenem Bambusrohr bilden hier Planken den Fußboden wie die Seitenwände, und innen durchziehen wie in den Bais bemalte Durchzugsbalken, Träger des Dachstuhls, das Haus. Es ist offenbar ein reicher und angesehener Mann, dieser König; man sieht ihm an, wie er so würdevoll dasigt, mir mit einer Handbewegung meinen Plat anweist, daß er sich seines Werthes bewußt ist. „Ich komme, King“, begann ich,,,dein schönes Haus zu sehen; ich habe in Nafiaß so viel von dir und deinem Staate gehört, ich nahm mir deshalb vor, euch zu besuchen.“ „Das ist schön von dir, Doctor", erwiderte der König, „du sollst auch gut bewirthet werden. Wenn wir nur nicht so arm wären; früher wärest du

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mit großen Festen empfangen worden. Jezt geht das nicht mehr, unser Staat ist so klein geworden." Und in ernstes Schweigen versinkt der König nach diesen Worten. ,,Man hat mir schon davon erzählt in Nasiaß, daß dein Staat, o King, früher so mächtig war...",,Ja wohl“, fällt der alte Mann lebhaft ein, „sie haben dir die Wahrheit gesagt. Jezt sind nur noch acht Häuser bewohnt hier in Ardelollec. Aber als ich ein kleiner Knabe war, da waren wir sehr mächtig; alle Staaten vom Norden verbündeten sich gegen uns; sie kamen fünfmal zum Krieg hierher, mußten aber immer wieder ohne Sieg davonziehen. Das ist ein Ehrenplay, Doctor, auf dem du da sizest mir gegenüber; er war sonst nur für die ganz vornehmen Rupacks bestimmt. Wenn aber nun Ebadul einen ganz kleinen Mann schickt, so sezt er sich gleich hierher; früher mußten solche Leute von Coröre in der Thür bleiben und dort ihr Essen verzehren. Auch Nasiaß war damals sehr mächtig. Da kamen die Leute von Coröre und Armlimui, von Aibukit und Aracalong oder Meligeok immer hierher, wenn sie in Angelegenheiten des Staats sich Raths erholen wollten; unsere Könige waren mächtig und angesehen, aber auch weise, und deshalb kamen die Fremden, hier die Politik zu lernen (tid-a-messub-a-korulau-ar-tiabölu). Doch was machst du da?" wendet er sich fragend an Gonzalez. Dieser erwidert:,,Nak-a-malukkus-ar-kau" (ich zeichne dich). Mit ernster Miene, doch freundlich nickend, sagt jener:,,Nak-a-makesaú.“ Gonzalez wiederholt sein Wort. Nun verschwindet der freundliche Ausdruck im Gesicht des Königs. Nak-a-makesau“, herrscht er den Mestizen berichtigend*) an, und als dieser abermals sein,,Nak-a-malukkus-ar-kau" wiederholt, springt jener zornig auf und geht, nochmals rasch das „Nak-amakesau“ den verdußten Manilesen zubrüllend, zur Thür hinaus. Bald aber tritt er wieder herein und sezt sich ganz beruhigt nieder.

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*) In solchen Synkopen zu sprechen, ist vornehm; Gonzalez fannte nur die niedere Sprache.

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in Begleiter dort, Doctor", ein King, zu dem niemand die zu sprechen wagt.“ *)

,,Gon:

Sprache nicht, King, du mußt ihm werden." Und nun wendet er sich noch

masin sehen, wie du mich gezeichnet hast"; aber

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r zurück, als er das Blatt in die Hand nimmt. plet von dir, mich so zu zeichnen, es sieht ja aus,

diejer, der ähnliche Scenen schon oft erlebt haben mochte, fügt als wenn ich getöpft wäre; wo sind meine Arme und Beine und mein Körper? Gleich male die auch hin, Gonzalez." Und Zeichnung dem König, der nun, Befriedigung in seinen Mienen, mit leichten Strichen alles Gewünschte hinzu und reicht die das wohlgelungene Bild mit hohem Stolz den Seinen zeigt. ,,Nicht wahr, Doctor, das läßt du mir hier als Andenken an ,,Recht gern, nimm es hin. Doch nun Good bye, und zu Abend muß ich wieder nach Nasiaß zurück. Vielleicht ist Cabel Mul gekommen, um mich zu holen, dann muß ich heute Nacht noch hinüber nach Drocoll.“ Good bye, Doctor, hier, nimm diesen Schildpatt als Geschenk von mir."

dich?"

King, jest will ich noch an den Strand,

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Gegen Sonnenuntergang waren wir wieder in Nasiaß. ,,Nun, Tomué“ -er trat mir vor seiner Hütte entgegen ,,ift Cabel Mul da?" - ,, nein, Doctor, ich war zweimal dort oben, es ist kein Segel zu sehen. Aber der Kalid von

*) Auch auf Java und in andern malaiischen Staaten muß der niedriger Stehende den Höhern in der feinen Sprache anreden; der Vornehme bedient sich dagegen umgekehrt der gewöhnlichen Volkssprache. Wer weiß, ob nicht manche englische Grammatik der Sprachen im Stillen Ocean uns nur Kunde gibt von der gemeinen schlechten Volkssprache, welche dort wie auf den Palaus auch die Umgangssprache zwischen Eingeborenen und Europäern ges worden sein mag. Ich meinerseits bin überzeugt, daß die melanesischen Sprachen in dem Gabelenz'schen Werke nur aus diesem Grunde so einfach gebaut erscheinen.

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rocoll läßt dich einladen, ihn morgen zu besuchen; und überrgen ziehen die Männer, welche nächstens den Ruck aufführen n, in das Bai der Rupacks ein und tanzen ihn zum ersten , wie es sich gehört."

dorf.

Natürlich ging ich zu dieser Hauptprobe in das Nachbar

Tomué wollte mich gleich nach eingenommener Mahlzeit in das Haus des Kalid führen, den er seinen Vater nannte. ,,Was hast du nur davon, Tomué, daß ich dahin gehe? Ich will lieber den Ruck ansehen, das macht mir mehr Freude.“ ,,Nun, wie du willst; ich gehe mit dir an den Strand, wo sich die Männer ankleiden." Wir kamen noch zur rechten Zeit. Die lezten Vorbereitungen zu ihrer Probe machten die Leute; der eine bestrich sich gerade über und über mit rother Farbe, ein anderer, schon mit hochrothen Arabesken bemalt, band sich um den Hals eine aus Kokosblättern gemachte weit abstehende Binde. Mit den langen Schwanzfedern des Tropikvogels hatten sie ihre sorgfältig ausgekämmte und oft auch roth gepuderte Haarkrone verziert; in den Händen hielten sie eine Klapper, ihre Art und ihr Kalkrohr, als sie nun den Marsch begannen. Wie die Gänse, ebenso würdevoll und ebenso lächerlich einherschreitend ich hatte Mühe, troß meiner gedrückten Stimmung, den Ernst zu bewahren ziehen sie nun vom Strande her in das Dorf ein und gerade auf das Bai zu, in das sie mit einer Art von eintönigem Gesang eintreten. Gleich nachher beginnt der Ruck. Wie immer, wird auch hier der Tanz mit Gesang begleitet; das Lied, das sie singen, ist in deutlich erkennbare Strophen abgetheilt. Jeder Vers wird durch ein eigenthümliches, von unsern Ohren kaum zu fassendes Geschrei eingeleitet und beendigt. Ein einziger Vorsänger singt das begleitende Lied, der Chor stimmt nur in jenes Geschrei mit ein. Völlig gleichwerthig sind die langsam gesungenen Silben; in zwei oder drei Tönen höchstens scheint sich die musikalische Strophe zu bewegen. Uebrigens sah ich nur einen Theil

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