Billeder på siden
PDF
ePub

herrlichen Zeit der Hohenstaufen stammt, wo in Deutschland Staat und Kirche, das ritterliche und das Volksleben in höchster Blüthe stand und wo auch die deutsche Dichtkunst ihre goldene Zeit feierte. Damals wurden die alten vielgesungenen Mären erneuert, und wie einst Karl der Grosse eine schriftliche Sammlung der alten Heldenlieder veranstaltete, jener Lieder die dem grossen Frankenbeherrscher so werth waren, weil sie die Thaten seiner Vorfahren, der Pipine oder Nibelungen, feierten, so musste unter den Hohenstaufen, deren Stamm man wohl gar von den Karolingern und Merovingern ableitete, der Sinn für die alte einheimische Heldendichtung neue Nahrung erhalten. Sie liebten und übten ja selbst die Dichtkunst, namentlich Friedrich I., der die Provenzaldichter an seinen Hof zog und dadurch den Geist der Nacheiferung in Schwaben und dem übrigen Deutschland erweckte (Adelung, über die Geschichte der deutschen Sprache); ferner ist uns speciell erhalten was Friedrich II., der zwar meistentheils in Italien, aber doch von 1212-1220 und von 1235-37 in Deutschland war, für Kunst und Wissenschaft gethan (Raumer, Gesch. der Hohenstaufen II, 555 flg.), und König Konrad IV. liess eine Weltchronik dichten. Eine neue Vermuthung liesse sich noch aufstellen, wenn man den christlichen Sinn der durch das Gedicht zieht nicht für unwesentlich hält. Mit ihrem ursprünglich heidnischen Inhalt werden die alten Heldenlieder bei der Geistlichkeit wohl keine Gnade gefunden haben, es wäre aber möglich, dass auf Grundlage eines lateinischen Gedichtes von einem Geistlichen mit poetischem Talent, vielleicht von einem Mönch in St. Gallen, ein so zu sagen christianisirtes Nibelungenlied gedichtet worden ist. Es kann nicht fehlen dass in einer so vielfach gedeuteten Frage immer wieder die Wahrscheinlichkeit sich für berechtigt halten wird neue Gesichtspunkte aufzustellen, und ein strenger Beweis, der keine Einwendung zuliesse, wird auch, so lange für jene Zeit nicht neue Geschichtsquellen fliessen, wohl schwer möglich sein. Vielleicht ist es sogar Pflicht keine Ansicht zu verschweigen; oft kann die leiseste Spur einen andern auf den richtigen Weg leiten.

Unverkennbar ist die in Frankreich früher gebildete Ritter-Poesie auch auf das Nibelungenlied von Einfluss gewesen: der Charakter der adeligen Hofpoesie, welcher allen dichterischen Erzeugnissen der schwäbischen Zeit anklebt, wurde auch bei Aufnahme der alten Volks- und Heldendichtung in den Vordergrund gedrängt. Die älteste Verwandtschaft zwischen Frankreich und Deutschland zeigt sich in der Literatur wie in der Geschichte, und ein gegenseitiges Geben und Empfangen ist damit verknüpft. Hierbei darf allerdings nicht vergessen werden dass von Deutschen vor und seit der Völkerwanderung auch in den wälschen Ländern die Gestalt der neuen Welt ausgieng. Nachdem sich aus der germanischen Gefolgschaftsverfassung der Lehnsstaat, aus dem bevorrechteten Reiterdienst der Ritterstand und aus beiden das ideale Ritterthum gebildet hatte, das sich durch ein Zusammenwirken der mächtigsten Ursachen, wie der Kreuzzüge, in den französischen Gebieten zur vollsten Blüthe erhob, wodurch eine reiche hofische Literatur befördert wurde, übte dies wieder auf die Gestaltung der wenig später erwachenden höfischen deutschen Dichtkunst einen entschiedenen Einfluss aus, und ein Vergleich der altfranzösischen Literatur mit der deutschen kann am besten die schon frühe Einwirkung des Französischen bestätigen. Die innigen Wechselbeziehungen zwischen der französischen Literatur und der deutschen, namentlich im Epos, sind genugsam dargethan; aber es sind nicht blos die fremden Romane die von deutschen Dichtern wiedergeboren und verklärt wurden: selbst das Nibelungenlied, obwohl es eine auf sich selber wurzelnde deutsche Ur- und Stammsage enthält, war mit Frankreich verwachsen, die Sage hat sich auf ihrer Wanderung auch nach wälschen Ländern verbreitet: in der Dichtung jener Stämme welche über den Rhein gewandert und mit Aufgebung ihrer Muttersprache zu Romanen geworden waren, finden sich Spuren der alten Heldensage. Es ist häufig auf das

Fortleben und die Verbreitung des Nibelungen-Namens hingewiesen worden (namentlich von Leichtlen, Forschungen im Gebiete der Geschichte und Alterthumskunde Deutschlands B. I, Heft II, und Mone, Quellen und Forschungen IS. 22 ff.), auch in Frankreich hat der Name unter mancherlei Variationen existirt; ein geschichtlicher Nachweis lässt sich z. B. durch die Histoire littéraire de la France, par des Religieux Bénédictins de la Congr. de S. Maur. führen, und die bekannten Beispiele liessen sich leicht vermehren wenn man in manchen Documents inédits nachsuchen wollte. Allein es kommt weniger darauf an das Fortleben des blossen Namens zu beweisen; wichtig ist dass auch die Sage und Dichtung in Frankreich existirt hat. Die frühe Geltung und Verbreitung speciell der Nibelungensage bei den Franken ist natürlich: Siegfried und die Nibelungen sind von den Franken ausgegangen gegenüber den suevisch-gothischen Wölfingen und Amelungen. Auch die Thiersage von Reinhart entsprang unter den Franken; auf dem Berge von Laudunum (Laon), das nach der Scheidung zwischen Neustrien und Austrasien, d. h. dem westlichen und östlichen oder romanischen und deutschen Frankenland, fränkischer Königssitz geworden sein mag, woran noch altfranzösische Lieder erinnern, lässt die Thierfabel mit naheliegender Aenderung des Monlaon in Monleon den Löwen Hof halten. Die germanischen Eroberer hatten ihre heimischen Sagen mitgebracht und auch später noch ihre Helden und Grossthaten besungen. Diese epische Poesie erklang ursprünglich in altfränkischer (deutscher) Sprache, gieng aber im zehnten Jahrhundert auch in die neufränkische oder romanische Sprache über, ja man schrieb die Uebertragung der Lieder aus Karls Sammlung in das Romanische dem König selbst zu. In Nordfrankreich musste dem Volkscharakter gemäss die Nationalliteratur zuerst als volksmässige Epik auftreten. Die Chansons de geste, Lais, Romans d'aventure lassen noch erkennen wie die französischen Nationalepen zum grossen Theil Umgestaltungen der germanischen Helden- und Geschlechtssagen waren. Schon W. Grimm (die deutsche Heldensage) hat über Spuren des grossen deutschen Sagenkreises in der nordfranzösischen Literatur Andeutungen gegeben. Welches Licht würde aber über die Jahrhunderte alten Beziehungen zwischen Galliern und Germanen gebreitet werden wenn genaue Untersuchungen angestellt würden über J. Grimms Behauptung (Gesch. d. dtsch. Spr. I, 479), welcher sagt: „Gewissermassen könnte die provenzalische Poesie gothische, die nordfranzösische fränkische heissen." Einzelne verwandte Heldennamen (sogar der gothische Name Attila) treten allerdings auf. Beispiele welche nur an Theile des Sagenkreises erinnern liessen sich mehrere anführen. In dem altfranzösischen normännischen Roman de Horn et Rimenhild (publié par Francisque Michel. Paris 1845) erscheinen zwei Könige: Hildebrant und Herebrant. In den Lais der Marie de France (Lai de Milon) wird eine der deutschen Sage ähnliche Geschichte von Hildebrand und Hadebrand erzählt. (Poésies de Marie de France I, 359.) Die alten Ueberlieferungen sind freilich später verfallen und abgestorben; das Ritterthum und die Kreuzzüge brachten eine andere Richtung in die Poesie, welche die Abnahme des Interesses an dem Volks-Epos nach sich zog. Als aber unter der glanzvollen Zeit der Hohenstaufen die deutsche Dichtkunst ihre erste grosse Blütheperiode feierte, waren in Frankreich umfassende Ritter-Epopöen längst vorhanden, die theils aus einheimischen, theils aus südeuropäischen und auch aus nordischen Quellen geschöpft waren, und es lag nahe, dass die Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Strassburg, Konrad von Würzburg mit grösserer oder geringerer Freiheit der Nachahmung an das Vorhandene anlehnten. Ja, es lässt sich annehmen dass sich diese Nachahmung nicht blos auf den Inhalt, sondern auch auf die Form erstreckte. Die Aehnlichkeit zwischen dem altfranzösischen epischen Vers und unserm Nibelungenvers wird wohl dadurch erklärt werden müssen, dass die deutsche Form als die jüngere ihre Ausbildung der französischen

verdankt, obwohl gerade umgekehrt Uhland in seiner Abhandlung über das altfranzösische Epos (S. 102) in dem zweisylbigen Verse genau den Vers der deutschen Heldengedichte erkennt, der durch deutsche Stämme, wie Verfassung, Sitte und Leben, nach Gallien gebracht sein könnte. Nach W. Grimms Vermuthung ward das Rolandslied in frühester Zeit allerdings auch in fränkischer Sprache gesungen, und fiel erst nach ihrem Verschwinden der romanischen Poesie ausschliesslich zu. (Ruolantes liet, p. CXX.) Nach Diez (Altromanische Sprachdenkmale S. 130) lässt der Hauch des germanischen Gesanges, der uns, wie selbst französische Kritiker gefühlt haben, aus den vielleicht schon mehrfach umgebildeten romanischen Gedichten noch immer entgegenweht, sogar einen unmittelbaren Einfluss der Deutschen auf die französische Poesie annehmen, ohne dass man dem selbständigen Ursprung der letzteren zu nahe tritt. In dieser Hinsicht müsste man bis in jene Zeit zurückgehen wo noch deutscher Gesang in Frankreich gehört ward. Hier stehen wir vor einer dunklen Stelle der Literaturgeschichte, die zu erhellen noch eine Reihe von Forschungen voraussetzt, um in die Geschichte des mittelalterlichen Epos, seine Wanderung von Volk zu Volk und die damit zusammenhängende Rückwirkung von Volk auf Volk einen näheren Einblick zu erhalten, weiter aber durch die Darstellung des literarischen Verkehrs der europäischen Nationen im Zeitalter der Kreuzzüge zu bestimmen in wieweit die poetischen Erzeugnisse alle einander erläutern. Glücklicherweise hat man auch in Frankreich der Nachforschung früher verachteter Chroniken und anderer schriftlichen Denkmäler, die sowohl im Privatbesitz als in öffentlichen Sammlungen, nicht selten aber grossentheils unbekannt sind, sich mit Liebe ergeben, und so wird hoffentlich die Erforschung des französischen Alterthums eine noch junge Wissenschaft auf manchen Fund führen, und gleichzeitig tiefere Bezüge zwischen dem deutschen und dem französischen Epos entdecken, wie überhaupt zur Vergleichung der altfranzösischen Literatur mit der deutschen Literatur des Mittelalters wesentlich beitragen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir auf diesen Gegenstand noch eingehend zurückkommen, sobald genaueres über einige Quellen, denen wir auf der Spur sind, festgestellt sein wird. Einstweilen ist so viel gewiss dass, wie aus Erwähnungen bei älteren Schriftstellern hervorgeht, die Sage von den Nibelungen in Frankreich bekannt war und auch bis in die neueste Zeit nicht vergessen worden ist, wie z. B. die französische Uebersetzung der Nibelungen von Francis Riaux und die Abhandlung von Ampère (Revue des deux Mondes, Paris, 15 août 1832) beweist.

Eine neue Seite der Nibelungen-Forschung bleibt die noch genauere linguistische Untersuchung, die insofern auch mit der Frage nach dem Verfasser des Gedichtes zusammenhängt, als dem häufigen Vorkommen eigenthümlicher Wendungen, Ausdrücke und einzelner Wörter, die sich sowohl im Nibelungenliede als auch bei andern mittelhochdeutschen Dichtern finden, besondere Beachtung gewidmet werden muss. So ist jedenfalls sicher, dass der Dichter unseres Liedes ein auf der Bildungshöhe der Zeit stehender höfischer Dichter war, der auch genau mit der französischen Sprache und Poesie bekannt sein musste. Beweis dessen sind die im Nibelungenliede vorkommenden französischen Wörter, und es ist hierbei bemerkenswerth dass einige dieser Wörter (z. B. chovertiure, garzune etc.) nur poetisch sind und sich nicht in der Sprache erhalten haben. Wenn wir von den in unserm Gedicht enthaltenen französischen Wörtern zunächst diejenigen von zweifelhafter Verwandtschaft übergehen könnten, wie vernogieren, Münchener Handschrift in der Klage 1048: vernoygierte, franz. s'ennuyer, altital. nojo; oder krac, le crac (wovon „Krakehl" vielleicht eher abgeleitet werden kann als von querela, la querelle), so liessen sich die übrigen classificiren in solche Wörter die germanischen Ursprungs sind und in die französische Sprache übergiengen, ferner in kirchlich lateinische und in romanische Wörter,

welch' letztere beide nicht immer zusammenfallen, während die ersteren durch ihre Aehnlichkeit an das Französische erinnern, und darum erwähnt zu werden verdienen. Dahin sind zu rechnen borte, franz. border, bordiren, einen Rand, etwas erhabenes ansetzen, aus dem althochdeutschen bort, franz. im 13. Jahrhundert bort, Fl. et Bl. 1380. Im 16. Jahrhundert findet sich bord bei Amyot, Aratus 45. Ferner diu wise, auch wis, gwis, franz. guise vom althochdeutschen wisa, guise findet sich schon im 11. Jahrhundert, Ch. de Rol. schermen oder schirmen erinnert an escrimer, ital. schermire, germanischen Ursprungs, althochdeutsch skirm, skerm. Auch roub und robe sind verwandt, althochd. roubôn rauben, provenç. rauba. Weiter stehen riche Herren und die altfranz. hommes riches in Beziehung, riche kommt vom altbochd. richi, prov. ric, goth. riiks (rex Theodo-rich, Friede-rich). Diu marche, mark, altfranz. mare, ist marque, Gränze. Von diu Warte, garde, wurde altfranz. warder, im 11. Jahrhundert kommt wart vor in Lois de Guill. 41, später guarder vom althochd. wartên. Irrthümlich ist die Zusammenstellung mit jardin, altfranz. gardin (in den Fabliaux et contes de Barbazan findet sich bloss gart) picard. gardin, guerdin, prov. gardi und jardin, allerdings auch germanischer Herkunft, goth. gards. Brest von bresten findet sich ebenfalls im Altfranzösischen. Nach Diez vom althochd. brestan, im 14. und 15. Jahrhundert bresche (Basselin), briser, brèche, Bruch.

Was die aus dem Romanischen stammenden Wörter betrifft, so stehen von den durch die Lehrer des Christenthums mitgebrachten lateinischen Wörtern viele selbständig da ohne Beziehung zum Französischen, z. B. erzenie, arzenei, artista. erzenie findet sich noch Winsbeke 14, 1. Das Vorkommen von Wörtern wie Vesper deutet auf directe Bekanntschaft mit den lateinischen Kirchennamen. (Das Wort findet sich mehrmals im Parz.) So auch mettine, mettene (Mette), woran wir gleich Messe schliessen können, etym. wohl lat., franz. messe findet sich schon im 11. Jahrhundert (Ch. de Rol. XI.), deutsch ausser Nibelungen hauptsächlich noch in Trist., Iw. und gute Gerh. Weiter zurück geht die Etymologie bei abtei (syrisch aba). Abt hiess altfranz. abbet; im 11. und 12. Jahrhundert findet sich abbeie (L. de Guil) und abeie (Th. Mart. 61), im 15. Jahrhundert zuerst abbaye (Ch. d'Orl. Ball. 52). Chappelan kommt dagegen aus dem Romanischen, Vulgarlatein. capella, picard. capelle, prov. capelan (die franz. Wörter im Nibelungenliede stimmen zum grossen Theile mit dem Provenzalischen überein. Cappelân findet sich noch im Parz. und Trist., moine, Münche, Mönche, altfranz. monge, kommt ebenfalls aus dem vulgärlat. monialis. Ganz lat. ist crden, prov. orde und orden, altfranz. ordene, im Parz., Pass. K., Suchenw. etc. christ, christen und christian (in den Eiden), Wace schrieb crestian, im Lied auf die heil. Eulalia aus dem 9. Jahrhundert steht christiien.

Ein Wort das ohne Zweifel direct aus dem Französischen gekommen, ist âventiure; es ist zahlreich vorhanden in W. Wh., Trist, Tit., Wigal, Suchenw., Lanz., Flore, Eggenl., Er., Hartm. in Gregor. Die Ueberschrift aventiure in Nib ist beachtenswerth (vgl. Grimm, frau aventiure). Im Französischen findet sich im 11. Jahrhundert aventure in L. de Guill und bleibt bei allen Schriftstellern bis zum 15. Jahrhundert, im 16. kommt adventure vor (Mont. II. und IV, Laboëtie, Amyot, Préface). Die gedehnte Form chemenate für chemnate (etym. celtisch, vulgärlat. camminata, davon Cabinet) findet sich noch bei Hartm. v. Aue im Greg. (besunder in eine Kemenâten), sowie in Parz., Flore, Iw., Wigal., Gudr., En., Trist., franz. cheminée, chemin, Gang, ital. il cammino, Weg, in Fl. et Bl. 1811 keminée. Romanisch ist ferner chamer, chamerare, lat. camera, camara, althochd. chamara, franz. chambre, camérier, prov. camarier, altfranz. cambre, z. B. in Ch. de Rol. CLXIX. Chron. de Rains. kamer, kamere, kameraere, kanmêre in Parz., Trist., Wigal., Walth., Gudr. Diu chovertiure noch in Parz., Wigal, und Trist. vom lat. cooperire, altprov. coopertura, neufranz.

-

couverture, altfranz. couvreture, couverture, im 12. Jahrhundert findet sich coverture in Liber psalm p. 20, covreture (Job, 446 und Raoul de C. 60), im 13. Jahrhundert covreture und auch schon couverture. Venster, Fenster, althochd. fenstar, lat. fenestra (Parz, Iw., Tit.), wobei man nicht immer an unsere Glasfenster zu denken hat, altfranz. fenestre, welches noch im 16. Jahrhundert bei allen Schriftstellern vorkommt, z. B. Calv. Instit. 1108, bei Lacurne etc. chrone (corona), im Mittelhochd. auch corône, übereinstimmend mit dem Altfranz., im 12. Jahrhundert corone (Sax. I. und Ren. 8265). Nach Diemer, dtsch. Ged. des XI. und XII. Jahrhunderts: von der ewigen corône di got gibet ze lône, sonst krône in Walth., Parz., Trist., Winsbeke etc. Ohne Zweifel sind Mord und la mort verwandt (etym. lat.), sowie turn, Thurm und tour, tournelle (lat. turris), prov. torn. Althochd. und mittelhochd. ist die Schreibart mort, wie prov. mort (bei Konrad v. Würzburg, Suchenw., Wigal., Iw., Trist., Gudrun etc.), und von turn findet sich im Althochd. noch turri. Ze prise, um den Preis, ist ebenfalls romanisch (etym. lat. pretium), mittelhochd. pris, neufranz. prix, altfranz. pris, im 12. und 13. Jahrhundert Sax. XXX., Quesnes Romancero p. 93). Bei Louis XI. (Nouv.) findet sich zuerst prix, ze prîse bei Trist., Iw., im Parz. für prîs. - trunzune ist tronçon. Im 11. Jahrhundert truncun: Ch. de Rol. CIV. (Herkunft wahrscheinlich von truncus); das Wort ist seltener, es kommt in dieser Form nur noch im Parz. vor. Auch der Gebrauch von tjoste, tioste (einzelnes Lanzenrennen) schwankt, franz. jouste, joste, prov. josta, bei Suchenw. tjust (als pugna justa, gleicher Kampf), tjoste im Parz., Wigal., Trist., Iw., etc. Altfranz. joute im 12. Jahrhundert, ferner joste in Rou und Raoul, juste in Marie, Milon. buhurd, buburdiren ist der Massenkampf, franz. behourd, bohourt, mittellat. behordium, mittelhochd. im Parz., Trist., Wigal. etc. Palas, altfranz. pallas, etwa um das 12. Jahrhundert aus dem Französischen eingeführt (palatium, nach Ampère vom Hauptgebäude des Palatinischen Berges, Burg des Kaisers Augustus), bei Hartm. das palas, bei Wolfr. und Konr. der palas, in den Nibelungen und im Wigal. beides. - Permint, es existirte auch die lat. Form pergemente, in Nib. und Parz. kommt immer permint vor. Porte, portenaere (porta), porte, portier, findet sich bei fast allen mittelhochd. Dichtern. Das zwar aus dem Französischen gekommene matrazze, matraz ist jedoch nicht romanisch, sondern kommt vom arab. al matrasha, vulgärlat. materacium, franz. im 13. Jahrhundert materas (Joinv. 252) und im 16. Jahrhundert matterats (Amyot, Pomp. 6). Matraz findet sich nur in Nib., Parz. und Engelh. Endlich ist noch garzune franz. Abstammung (garçon); im 11. Jahrhundert findet sich garçon, auch garzon (Ronc. p. 183), im 13. Jahrhundert gars (Quesnes Romanc. p. 86), wahrscheinlich aus dem Vulgärlat., garzûn kommt ausser in den Nib. nur im Iw., Parz., Trist. und Wigal. vor.

--

Wenn man die in den Werken eines und desselben Dichters am häufigsten vorkommenden Wörter, namentlich Fremdwörter, mit denjenigen des Nibelungenliedes vergleicht, so möchte man fast auf den Gedanken kommen dass Wolfram von Eschenbach bei der Umarbeitung des Gedichtes betheiligt war."

Aber abgesehen von den Fingerzeigen welche eine specielle linguistische Untersuchung, resp. Vergleichung mit Bezug auf den Verfasser des Nibelungenliedes immerhin gibt, ist eine derartige Studie jedenfalls ein wichtiger Beitrag zur Sprachgeschichte. Wir sehen die deutsche Sprache schon sehr früh mit französischen Elementen vermischt, trotzdem dass sich beide Sprachen, ungeachtet der politischen Verwandtschaft beider Nationen, ganz besonders entwickelt und gestaltet haben, und namentlich bietet die Betrachtung der deutschen Sprache im 12. Jahrhundert und der französischen Sprache in derselben Zeit ein sprachgeschichtlich sehr verschiedenes Bild

* Die St. Galler Handschrift des Nibelungenliedes befindet sich zwischen Eschenbach und Stricker, von derselben Hand geschrieben.

« ForrigeFortsæt »