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Miscellen.

Über die Orthographie auf den Münzen der deutschen Großherzoge.

Die schon feit etwas mer als einem Jartaufend schwebende Frage über die schriftliche Widergabe der fogenannten Zischlaute der deutschen Sprache in lateinischer Schrift ist in neuester Zeit in einer eigentümlichen Weife zur Sprache gekommen. Die Bonner Zeitung brachte nemlich einen Artikel, in welchem gefagt wurde: "Über unferen neuen Zwanzigmarkstücken scheint ein eigentümlicher Unstern zu walten. Es lag uns gestern ein Zwanzigmarkstück vor, auf welchem ein orthographischer Feler fich eingeschlichen hat. Es war dis ein für Baden geprägtes Stück, auf welchem die Umschrift um das Bild des Großherzogs lautet: FRIEDRICH GROSHERZOG VON BADEN." Dazu bemerkte alsdann die Vossische Zeitung: "Was den vermeintlichen Schnitzer betrifft, fo verdankt derfelbe nicht irgend einem Unstern feine Entstehung, fondern ist eine historisch berechtigte Eigentümlichkeit des fonst gerade nicht partikularistischen 'Grosherzogtums' Baden, dessen Münzen längst jene freilich fer zweifelhafte Rechtschreibung zur Schau tragen. So wurde auf den baierischen Zwanzigmarkstücken, wenn König Ludwig I. noch lebte und regirte, die Umschrift des Averfes höchst warscheinlich Teutsches Reich' lauten."

Die obigen Artikel haben mich veranlasst, mir die Münzen der deutschen Großherzoge im Münzcabinet des hiefigen Museums und foweit folche mir fonst zugänglich gewefen find, in Bezug auf die Schreibung des Wortes Großherzog anzufehen. Das Ergebnis ist folgendes.

Die famtlichen Münzen des Großherzogtums Baden, welche mir vorgelegen haben, von Karl Fridrich ab, haben in der Umschrift GrosHerzog, resp. GROSHERZOGTHUM.

Dasfelbe ist der Fall mit den Münzen des Großherzogtums Hessen, fowol aus der Zeit Ludwigs I., wie aus der Ludwigs II. und Ludwigs III.

Auf den Münzen des Großherzogtums Oldenburg aus der Zeit Paul Fridrich Augusts findet fich ebenfalls GROSHERZOG. Auf den oldenburgischen Münzen, welche mir aus der Zeit des Großherzogs Nicolaus Fridrich Peter vorgelegen haben, steht abgekürzt GR. H., fo dass hier die Schwirigkeit umgangen ist.

Auf den Münzen aus der Zeit Karl Theodors v. Dalberg als Großherzog yon Frankfurt steht: GROSH. FRANKF.

Auf den Münzen von Ferdinand, Großherzog von Würzburg steht: GROSHERZ. WÜRZB. L.M. (Landesmünze).

Endlich auf den Münzen des ehemaligen Großherzogtums Berg:

JOACHIM GROSHERZOG V. BERG.

Den genannten 'Grosherzogen' gegenüber stehen die Großherzoge von Sachsen, von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, auf deren Münzen ich überall die Schreibweife GROSSHERZOG gefunden habe. Auf welcher der beiden Seiten der König von Holland als Großherzog von Luxemburg steht, kann ich nicht angeben. Auf den von mir eingefehenen Münzen finde ich die Inschrift: WILLEM III. KONing der ned.

G. H. V. L.

Die Schreibweife GROSZHERZOG, welche der neueren Schreibung Grimms entsprechen würde, habe ich auf den Münzen nirgends gefunden.

Danach war die Schreibung GROSHERZOG feit 1806 die überwigende Schreibung der Fürsten des Rheinbundes, von welcher jedoch die Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und SachsenWeimar von vornherein eine Ausname gemacht haben, wärend die Großherzoge von Baden und Hessen bei der Orthographie aus der Zeit des Rheinbundes stehen gebliben find.

Die Schreibung des s statt B: gros, blos etc. statt groß, bloß ist eine zimlich alte. So schrib schon Luther überwigend (vgl. den Artikel groß in Dietz Wörterbuch zu Luther II, 172) und ist dife Schreibung seit Luther nie ganz verschwunden; namentlich verlangten fie verschidene Reformbestrebungen aus dem letzten Viertel des vorigen Jarhunderts und aus den beiden ersten Jarzehnten diefes Jarhunderts. So schrib z. B. die Erfurter Gelehrten-Zeitung, welche feit 1780 unter der Aufficht der Akademie herausgegeben wurde, in der Recenfion von Schillers Raubern vom 24. Juli 1871 Aber eben diese grose Hofnung berechtigt uns auch zu gröseren Forderungen als die Alltagskost für unsere gewönliche Kraftmänner und süse Geisterchen... Der Verfasser halt es für eine widersinnige Zumuthung, in drei Stunden einige auserordentliche Menschen zu erschöpfen, hält es für unmöglich, dass sie sich auch dem durchdringendsten Geisterkenner innerhalb vier und zwanzig Stunden entblösen solten.' (Vgl. Jarbücher der k. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. Heft VI, S. 19 f.) In Frankfurt steht über dem Pegel der nach Sachsenhaufen fürenden Mainbrücke, welche das Standbild Karls des Großen trägt, die Inschrift: Schuh-Maas ueber dem Punct. Namentlich aber ist Rumpelt in neuester Zeit als Vertreter der Erfetzung des B durch s, im Gegensatz zum tönenden f, aufgetreten.

Die auffallende Übereinstimmung der Schreibweife der Großherzoge von Baden, Hessen, Würzburg, Frankfurt, Berg scheint einem gemeinfamen politischen Einflusse entsprungen zu fein. Dass vile Leute in Baden und Hessen einen lautlichen Unterschid zwischen s und nicht kennen, davon kann man fich leicht überzeugen; dennoch scheint die Schreibung 'Grosherzog mer nur eine perfonliche Eigentümlichkeit der Großherzoge felbst gewefen zu fein, da man im amtlichen Verkere in den Großherzogtümern fonst immer die Schreibung 'Großherzog angewendet findet und dife auch, fo weit ich habe erfaren können, allein in den badischen und hessischen Schulen als richtig geduldet wird. Die phyfiologischen Gründe, welche später Rumpelt zu der vereinfachten Schreibweife gefürt haben, können unmöglich schon 1806 bei den Großherzogen des Rheinbundes maßgebend gewefen fein; eher könnte man auf einen Einfluss der Schreibung der Franzofen (Strasbourg statt Straßburg) feine Vermutung richten. Dem Ausländer muss ja unser mit feiner Benennung es-zet wunderlich genug vorkommen, und man wird es erklärlich finden, dass er fich auf eine fo feine Unterscheidung wie die von s und ist, möglichst nicht einlässt, fondern

beide durch das felbe Zeichen widergibt. Doch darauf, wie das Ausland fich mit unferer Sprache abzufinden fucht, kann es uns nicht ankommen.

Merkwürdig ist es, dass von den vilen Schriftstellern, welche in den letzten Jarzehnten über deutsche Orthographie geschriben haben, die in Rede stehende Eigentümlichkeit der badischen und hessischen Großherzoge nirgends hervorgehoben ist, ja dass felbst das Mitglid des großherzogl. badischen Oberstudienrats, Geh. Hofrat Feldbausch in feiner Schrift über die historische Begründung der deutschen Rechtschreibung nicht einmal eine Andeutung davon gegeben hat, obwol er über die Bezeichnung der S-laute fer ausfürlich spricht. Überhaupt haben wol nur fer wenige bisher darauf geachtet, dass ein Teil unferer Großherzoge in irem Titel eine eigene Orthographie befolgten. Infofern hat die Sache bei weitem nicht die störende Einwirkung ausgeübt, wie das hartnäckige Beharren der bairischen und würtembergischen Regirungen bei den von der Wissenschaft verurteilten Schreibungen: Bayern, Württemberg. Dennoch dürfte der Umstand, dass felbst in die neuen Reichsmünzen eine Verschidenheit in der Schreibung des Titels der Großherzoge eingedrungen ist, einen neuen Beleg dafür bilden, dass eine einheitliche Regelung der Rechtschreibung für Deutschland in der Tat ein unverkennbares Bedürfnis ist, und eine neue Manung an die deutschen Regenten des Grundfatzes eingedenk zu sein: Caesar non supra grammaticos.

Die Schreibung GROSS befridigt natürlich noch weniger als GROS; fo lange man fich indes nicht entschließt für das B auch eine entsprechende Majuskelform aufzustellen, würde das SZ: GROSZHERZOG des Grimmschen Wörterbuches für Inschriften wol immer noch das empfelenswerteste fein.

Oder man fetze entsprechend dem Gebrauche des fs, dem z. B. die Berliner Akademie folgt, auch für die Majuskel GROfs. Das würde zwar beim ersten Anblick auffallen, aber das Auge würde fich ficher fer bald auch daran gewönen und dann nichts auffälliges mer darin finden.

Sollte diser Vorschlag Anname finden, fo würde es fich auch wol empfelen, auf den preußischen Münzen die Schreibung PREUSSEN durch PREUSZEN, resp. PREUSSEN zu erfetzen.

Hoffentlich wird aber das neue deutsche Reich auch noch die Aufgabe zu löfen wissen, fich für das eine entsprechende Majuskelform zu schaffen. (PREUBEN. GROBHERZOG.)

Die Berliner Gymnafialorthographie bietet infofern eine Lücke, als zwar angegeben ist, wie die S-laute in lat. Minuskeln widergegeben werden follen, aber nicht, wie in lat. Majuskeln. Es dürfte wünschenswert fein, dass auch hierüber eine Normalbestimmung getroffen werde, und zwar würde eine folche wol am besten durch den Reichsrat felber einzuleiten fein.

Michaelis.

Die französischen Wörter im Nibelungenliede.

Herr Dr. Albert Wittstock, welcher mit einem grösseren Werke über Spuren des Nibelungenliedes in Frankreich beschäftigt ist, hat vor einiger Zeit in den Beilagen zur Augsburger Allgemeinen Zeitung (180 ff. 1873) einige Früchte seiner Untersuchungen veröffentlicht, von denen wir Nachstehendes zur Kenntniss der Leser dieser Zeitschrift bringen.

„Es wäre anziehend dem Ursprung der niederrheinischen oder fränkischen Heldensage näher auf die Spur zu kommen, die sich gleich dem grossen Rheinstrom zuletzt in den Sand verliert. Ich möchte sie weder den nach Gallien versetzten Singambern noch den zurückgebliebenen ausschliesslich, sondern beiden gemeinschaftlich aneignen, wie auch das Merovingische Königsgeschlecht mit beiden zusammengehangen haben muss." Seit Jacob

Grimm (Gesch. d. deutschen Sprache I, 524) diese Worte geschrieben, hat der deutsche Forschergeist nicht aufgehört immer weiter in den dunkeln Schacht des deutschen Alterthums einzudringen, und wie die Heldensage üherhaupt, so ist auch besonders der Inhalt des Nibelungenliedes zum Gegenstand mancher scharfsinnigen Schrift gemacht worden. Eine ansehnliche Nibelungen-Literatur ist allmählich entstanden, welche gleichzeitig die früher oft gehörte Behauptung widerlegt hat als liebe es die deutsche Gelehrsamkeit weit eher in der alten Literatur anderer Völker zu forschen als in der des eigenen Vaterlandes. Andrerseits wird wohl heute niemand mehr meinen wollen, dass die alte Dichtung etwas unnützes und nebensächliches sei, denn es wird immer von grosser Wichtigkeit sein, mit Ernst und Gründlichkeit in unsere Sprache, Sage und Geschichte zu dringen.

Aber trotz aller Untersuchungen, die zu so manchen Ermittelungen über das Wesen der Nibelungen-Sage, über ihr Verhältniss zur Geschichte, über ihr Fortleben wie ihre Verbreitung geführt haben, ist doch in der Hauptsache noch kein fester sicherer Boden gewonnen. Es scheint fast als gehöre das Unergründliche, Geheimnissvolle, welches den poetischen Reiz des Ganzen noch erhöht, mit zu dem Wunderbaren dieser Sage. Nach wie vor müssen wir fragen: welches ist der Ursprung des Nibelungenliedes, wann und wo und aus welchen Elementen hat sich die Sage gebildet, worauf es ruht? Was verbindet historisch scheinende Züge aus der deutschen Geschichte nach der Völkerwanderung mit der nebelgrauen Ferne der deutschen Götter- und Heldenwelt? Oder ist der Inhalt des Nibelungenliedes nur eine modernisirte Auffassung, ein herausgerissenes Fragment eines grossen weit hinaufreichenden Sagenkreises, der von dem Gott Odin ausgeht, Armin und Siegfried als Sprossen der Götter identificirt und in allen Einzelheiten symbolisch gedeutet werden muss? Wir schen, hier bewegen wir uns auf dem Gebiete des Mythus, und wenn wir weiter forschen, so finden wir, dass die Quelle der Sage in letzter Instanz immer wieder die Sage ist. Gleich den alten Volksmärchen, die, ohne aufgezeichnet zu sein, fort und fort leben (so sind in Frankreich, das an eigentlicher Jugend- und Märchen-Literatur arm ist, die contes de ma mère l'oie unverschollen), ist auch der unermessliche Nibelungen-Stoff vor und nach der Völkerwanderung auf die mannigfaltigste Art gesagt und gesungen worden (Uns ist in alten maeren wunders vil geseit"), und hat, nachdem unser Nibelungenlied schon vorhanden war, noch in seiner alten Selbständigkeit fortexistirt. Natürlich nimmt die Sage allmählich das Gewand der Zeit an, ihre Gestalten erhalten eine schärfere persönliche Ausprägung, und so entsteht die Nationalsage. Aber allen Nationalsagen gehen alte allgemeine Sagenbildungen, geht eine gemeinsame Urquelle voraus. In dieser Beziehung ist die altdeutsche Heldensage häufig mit der altgriechischen, das Nibelungenlied mit Homer verglichen worden; man hat versucht die Parallele bis in die kleinsten Details zu ziehen. Die Niflunger sind mit den Kindern der Nephele verwandt, das goldbedeckte Atterfell der Edda deutet auf das goldene Vliess von Kolchis, der nur an einer Stelle verwundbare Siegfried erinnert an Achilles, während der Drachenkampf Anklänge an die Symbolik der Aegyptier, Perser und Griechen enthält, bei denen der Drache oder die grosse Schlange das Sinnbild des bösen Princips ist. Weiter zurückgehend würde eine Vergleichung der deutschen Sage mit den Epen der Inder zweckmässig sein. Wie die Räthsel aller indogermanischen Sprachen durch die Entdeckung der gemeinsamen sanskritischen Urquelle zum grossen Theil ihre Lösung fanden, so wird auch von hier aus die Mythologie und Sage durch den Weg wissenschaftlicher Vergleichung neues Licht erhalten, und wenn zwar die indische Poesie, namentlich die epische, uns nicht vollständig zu Gebote steht, in einzelnen dunkeln Zügen wird die Aehnlichkeit wenigstens schon in dem Vorhandenen erkennbar. Endigt nicht z. B. auch in der Mahabharata der Kampf der beiden Fürstenfamilien mit der Ver

nichtung aller edlen Geschlechter, gleich dem Untergange der Nibelungen? Der deutsche Mythus hat seine Keime schon in der asiatischen Urheimath getrieben. Die Wiege des Menschengeschlechts ist auch die Wiege der Sage.

Dasselbe Geheimniss welches den Ursprung der Sage umhüllt, schwebt auch über der Entstehung und Abfassung des auf uns gekommenen Nibelungenliedes. Wann, wie und wo ist das Gedicht entstanden? Haben vielleicht ausser dem verlornen lateinischen Buche von den Nibelungen noch ältere Geschichtswerke vorgelegen, und wenn diess der Fall, wie viel gehört der eigenen freien dichterischen Erfindung an? Oder ist unser Gedicht nur eine Bearbeitung auf Grundlage eines älteren Nibelungenliedes? Wenigstens könnten die Lieder, so wie sie gesungen wurden, im Zusammenhang aufgezeichnet worden sein.* Freilich kommt bei dieser Auffassung nach Art der Homerischen Forschungen in Betracht dass beim Niederschreiben der Lieder der alte volksmässige Boden schon verlassen war, indem das alte Volks-Epos mit der höfischen Kunstepik des 12. und 13. Jahrhunderts verschmolzen wurde. Dem Inhalt nach und bei Betrachtung der Entwick lung, Aenderung und Abschwächung der ursprünglichen Sage kann allerdings von einem einzelnen Dichter oder Verfasser des Nibelungenliedes keine Rede sein, aber der Form nach rührt das Nibelungenlied, sowie es vor uns liegt, offenbar nur von Einem her. Das sind nicht mehr die alten von den fahrenden Sängern angestimmten Lieder von Siegfried und seinen Thaten, und auch in ihrer Vereinigung mit den Liedern von Hagen, Günther, Dieterich, Hildebrand, Etzel und Rüdeger waren sie längst verhallt; in dieser Form sind sie nicht gesungen worden. Der Einwand dass ein einzelner Verfasser wohl in so fern eine grössere Einheitlichkeit durchgeführt hätte, als er sich von Anachronismen freigehalten und Heidenthum und Christenthum, Heldenthum und Ritterthum in wunderbarem Gemisch nicht nebeneinander gestellt haben würde, könnte nur dann in Betracht kommen wenn wir es mit keinem poetischen, sondern mit einem historischen Werke zu thun hätten. Die Zusammensetzung ist eben eine willkürliche, selbständige, einzelne Züge sind unmittelbar aus dem Leben und Wissen der Gegenwart entnommen und mit Elementen der Sage und Geschichte zu einem phantastischen Ganzen verbunden. Dadurch war es möglich die Zeit der Abfassung des Gedichtes zu bestimmen. Schwieriger als die Frage des Wann bleibt allerdings immer das Wie und Wo der Entstehung zu beantworten, und selbst wenn man sich zu der Pfeiffer-Bartsch'schen Erklärung hinneigt, kann man doch darum die Arbeiten der Lachmannianer und Holtzmannianer noch nicht für überholt ansehen. und ohne ferner denjenigen beistimmen zu wollen welche an der Möglichkeit verzweifeln über die Entstehung des Nibelungenliedes jemals ins reine zu kommen, ist es doch jedenfalls richtig dass dasjenige was wir bis jetzt wissen sich auf Vermuthungen stützt und über das Gebiet der Hypothese nicht hinausgeht. Wohl ist die Annahme leicht dass, wie z. B. die Thierfabel und die Faustsage ohne Rücksicht auf ältere Vorlagen ihren selbständigen, den alten Stoff frei behandelnden Dichter fanden, so auch aus den Elementen der alten Nibelungensage die grossartige Composition geschaffen wurde, die aus der reichen Fülle des Stoffes nur das enthält was der Dichter für seinen Plan geeignet hielt, während es natürlich ist dass er im übrigen dem Ganzen den Charakter des ritterlich-höfischen Lebens seiner Zeit aufprägte. Aber wer war es aus der langen Reihe vortrefflicher Dichter die in jener ersten classischen Literatur-Epoche bis zu Kaisern und Königen hinanreicht, der das Lied sang und schrieb oder einem Schreiber vorsagte? So viel wissen wir, dass das Gedicht aus der

Es ist zu beachten dass sich die Nibel. Noth bloss auf mündliche Sage beruft (so wir hören sagen, als ich vernomen hân); die übrigen Denkmäler des Mittelalters dagegen, selbst Gudrun, berufen sich auf beides zugleich, das Buch und die mundliche Sage.

Archiv f. n. Sprachen. LII.

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