Billeder på siden
PDF
ePub

wandt ist die sittliche Entrüstung über helldunkle Reime, die am meisten dort im Schwange geht, wo man ö ê || ü i nicht zu unterscheiden pflegt: als ob der Reim nur fürs Auge wäre, wie im weiland Französisch-Academischen! Denn die heutigen Franzosen haben von den ärgsten Ukasen ihrer Ahnherren bereits einen Theil abgethan. Wer aber schisse und schüsse | mehren und möhren || in der Mundrede nicht unterscheidet, wie darf der Göthes schritte und hütte | erquicken-entzücken | medicin-bemühn für unächt verklagen? Uns dagegen, die jene Unterschiede deutlich vernehmlich darstellen, scheint diese neudeutsche Färbung, gegen Jacob Grimm, eine Bereicherung der Sprache. Denn während das Mittelhochdeutsche, sinnlich treu sprechend und phonetisch schreibend, die sinnliche Gleichheit der Reimklänge fordert und durchführt: so erhebt sich das Neuhochdeutsche wo wir Schillers und Göthes Sprache schwerlich als unklassisch ausmerzen können zu einer musikalischen Vergeistigung des Anklanges, der unserm Ohre wohl thut, weit wohler als die kalt nachgeahmten Assonanzen, wobei uns eher spanisch zu Muthe wird, und die weder Rückert noch Platen volksthümlich machen konnten. Die englischen Assonanzen dagegen sind anderer Art; an sich schon entschuldigt durch die mannigfaltige Trübniss und Unbestimmtheit ihrer Vocale klingen sie doch dem deutschen Ohre gefälliger durch Consonanten gleichheit, so dass Walter Scott's Reim spell-pinnacle und unzählige bei Shakespeare auch uns eingänglicher erscheinen, als jene fremdromanischen Assonanzen von mehr Witz als Klang.

-

VIII. Nachträglich einiges mundartlich Consonantische. Die auslautenden z tz sind im Thüringer klar articulirenden Munde besser hörbar als in Niederdeutschland, wo bei den Worten ganz schwanz tanz ein deutliches ẞ* ertönt, vgl. auch Holld. gansch gansche daher auch im Plural ganße schwänße tänße tanßen. Pelz scheint zu schwanken, indem man hie und da hört pelz pelße, anderswo pel pelße. Als ächtes tz=ts lautet überall hochd. filz herz harz salz schmalz sterz sturz herze harze salze sterze stürze, regelmässig nndsch t anlautend. Man erkennt den organischen Fortsatz der mhd. Unterschiede.

--

Die Schrift ss und sz ist verwerflich, mehrdeutig in communistischer Confusion, dem deutschen Schriftgrundsatz gründlich entgegen.

Pf auslautend wird nach Vocalen nhd überall vollständig gehört kopf top zopf (zipf-el) wo nndsch gegenlautet p: kop gleichsam pp = dagesch. Nach Consonanten schwindet das p in der Aussprache: kampf strumpf - nur nicht nach r: karpfen.

Pf anlautend sprechen die Niederdeutschen in hochd. Aussprache meist als scharfes f Pferd = fêrt, Pfad = fât; in plattd. Aussprache lautets p: pêrd. påt. Den schweren doppeltharten Anlaut bewahren dagegen die klar articulirenden Thüringer und Schweizer.

Als Corollarium hiezu mag gelten, dass in gewissen Geminationen richtiger Dagescirungen zuweilen Dissimilation stattfindet, wie in teldere plur st. teller götting. helder st. hell, heller ostfr. trepfe st. treppe angeblich thüringisch oder chursächsisch.

IX. Ueber richtige Schreibung im Allgemeinen, insonderheit bei mundartlicher Schwankung hat R. v. Raumer im obgenannten Buch wohl das Beste und Annehmbarste vorgeschlagen. S. 216. 238. 322, er nennt unsre fortschreitende Orthographie die historisch phonetische. Darin sind wir Neudeutsche gleichsam von Alters her bevorzugt vor vielen Europäern, vielleicht nur Italiener und Schweden stehn uns darin gleich oder nahe, auch das neueste Spanisch eifert dem nach, nämlich der vernünftigen eindeutigen Buchstabengeltung, die nicht wie die anderen mehr- und vieldeutigen das zerblätterte Schriftwerk halb aus Quiescenzen zusammen klebt, zum Zeichen der Quiescenz organischer Fortbildung sich an dem Nothnagel erstarrter Historie festklammert, um nur überhaupt lesen zu können. Wer diese Quiescenzen nach Ursprung und Fortgang erkennt, den muss es wundernehmen, wenn noch hie und da der griechische Reuchlinismus in Schutz genommen wird, während unzweifelhafte Zeugnisse darthun, dass Griechisch, Lateinisch (Quintil. orat. 1, 7, 31) Gothisch gleich dem Sanskrit lautet wie geschrieben steht: eindeutig d. h. a ist a, e ist e und bleibt wie es von Anfang war, ehrlich und einfältig. Man achtet diesen Punkt oft zu gering, und übersieht den unermesslichen Vorzug, den die Buchstabenschrift eindeutiger Articulation vor allen übrigen gedenkbaren hat schon darin, dass sie allein im Stande ist, neue unbekannte Wörter aufzubewahren, selbst im Klange, soweit dies überhaupt erreichbar ist.

Von den quiescirenden Schreibvölkern haben die Franzosen im letzten Jahrhundert Fortschritte gemacht zur Eindeutigkeit, zuerst angeregt durch Voltaire, dann ein Menschenalter später von der Academie

sanctionirt. Am tiefsten gesunken in vieldeutige Vocal-Quiescenzen sind die Neugriechen nächst den Engländern und Gälen (Welschen, walish), die in Vocal- und Consonanten-Würfelspiel ihres Gleichen suchen.

Andere Fortschritte der Schrift, wie die moderne durch Ewald eingeführte Accentuirung vermögen wir nicht zu loben. Es ist etwas darin von der kranken Dynamik moderner Musicanten, die den Tönen keine Ruhe lassen, bevor sie jedem eins angehängt haben von fff p pp sf f. z <> AV und so eine breite Schaar von algebristischen Zauberformeln, die den zarten Hauch der Seelenathmung krystallisiren sollen und nicht können. Göthe hat sich all solcher parenthetischen Tonmalereien enthalten, gleichwie Sophokles und Aeschylus;

[ocr errors]

erst in seinen spätesten philosophisch prosaischen Schriften drängen sich gesperrte Wortschriften ein, dergleichen in Jean Paul und Hegel desto reichlicher zu finden sind, in Schelling weniger. Nun dagegen einen-éinen | darin--darín | den-dén u.s. w. zu unterscheiden, entstellt und mühseliget das frische fröhliche Lesen. In dem Einen sind die Engländer bevorzugt, dass sie stolziglich gleich den Altrömern keinen Schriftaccent brauchen, um vernehmlich zu sein. Bei den Griechen begannen die Accente, als die klassische Sprache versank. Der Engländer fürchtet keinen Missverstand wenn er toll von tollere und toll Zoll ganz gleichmässig schreibt. Wir erkennen wohl an, wie die gedankenreich fortschreitende Sprache mehrerer Bezeichnungen sich zuweilen bedürftig fühlt, fürchten aber von diesen und ähnlichen mehr rhetorischen als grammatischen Aenderungen, dass sie mehrere nach sich ziehen werden, die letztlich in dynamische Zukunftsmusik auslaufen, und darüber organische Besserungen der Literal-Orthographie in Schatten stellen.

[ocr errors]

Die modern französische Accentuirung hat ihr Gutes wegen der quiescirenden e und deren Gegentheil: aime aimé aimèrent, wobei doch Zweideutigkeiten bleiben wie content 3 pl. content adj. In jenen Fällen aber sind die Accente ebenso grammatisch wie phonetisch; schadhaft dagegen erscheint die Inconsequenz des Gebrauches. Die Unterschiede a -à || ou―où haben nur grammatischen, nicht phonetischen Werth. Der accent grave ist in den meisten Fällen ganz entbehrlich, denn bruyère lisière lièvre siècle würden auch ohne Accent nicht anders ausgesprochen werden, wie denn Pascal und seine Zeit nicht accentuiren, ohne deshalb undeutlich zu sein.

Aus diesen und ähnlichen Schriftbetrachtungen erhellt nebenbei, wie thörigt es ist, die sogenannte Lautir-Methode als allgemein gültige Natur-Lese-Lehre auszuspielen. Im Englischen wärs nun schon rein unmöglich; aber auch im Deutschen ists wenigstens nicht Natur, sondern mühselige Künstelei, die stummen p kt mit Schwa vorzupusten, was Scharfhörigen widerlich und lächerlich, Schwerhörigen unfasslich ist und bleibt, und die Lesekunst der Kinder nicht wie man will beschleunigt, vielmehr öfter verlangsamt.

Göttingen.

Die

sprichwörtlichen Formeln der deutschen Sprache.

Von

Carl Schulze.

C. reimlose formeln.

a) substantiva.

weder A noch B davon wissen gar nichts. A u. O, ich bin das A u. das O, apokalyp. 21, 6. = der erste u. der letzte, anfang u. ende das ist das A u. das O, Göthe. abend u. morgen, livl. kr. 4645. Trimb. 3190. ablâz u. genade, Schade g. ged. 11, 708. jâmer u. ach ( schmerz), Horneck 193 a. ach u. klage des mädchens, Stilling 2, 94. acht u. bann ausschliessung aus staatlicher u. kirchlicher gemeinschaft; der bann galt weniger als die acht, daher sagt der sachsensp. 363: ban scadet der sele unde ne nimt doch niemanne den lif, noch ne krenket niemanne an lantrehte noch an lênrehte, dar ne volge des koninges achte na. daher lautet die formel gewöhnlich: b. u. a. Trimb. 3b. bî der a. u. bî d. b., Berthold 54 u. 403. Lehenrechtbch. 40 a. achte, ban, Vrîd. 148, 16. MS. I. ja mîn glucke ist ze banne, m. froude in der ahte, Martina 162 b. des reichs acht ni des pabsts ban, Horneck 181b. 197 a. Helmbrecht 1019. Suchenw. 44, 19: in pan u. acht, Muscat. 80, 34. in echt, i. ban, lieders. 235, 12. b. u. a., fastnsp. 1000, 23. Altsw. 4b, 148, 23. 177, 14. 5, 230, 28. mazz u. acht (zustand), Horneck 133 a. acht u. weide (= hut u. weide), bî der a. u. b. d. w., kaiserkron. 179, 11. acker u. pflug, diese kunst ist sein acker u. pflug, Rückert. adel u. geburt, Suchenw. 6, 139. mit alefanzen u. m. list, Rochholz s. 349 (1521). altar u. heerd, kämpfen für

« ForrigeFortsæt »