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lassen, kaum eines der bekanntesten Gedichte, selbst solcher die 'absolut jeder Deutsche kennt' (I, S. 162) genau auswendig zu wissen.

Aus purer Theilnahme endlich erlauben wir uns den Wunsch nach Beseitigung der vielen Citate Boltzischer Werke, besonders des unbedeutenden Fremdworts'; der so gewonnene Platz liesse sich in der That besser verwerthen.

Sollten wir freilich unser Urtheil noch kürzer zusammenfassen, so würden wir Herrn Boltz rathen, überhaupt keine deutsche Grammatik für Ausländer mehr zu schreiben, sondern dies Geschäft einem Befugteren zu überlassen; wir zweifeln nicht, dass ein solcher, der freilich nicht allein ein tüchtiger Kenner des Deutschen sein, sondern auch die Bedürfnisse französischer Schulen durch mehrjährige Erfahrung kennen gelernt haben müsste, leicht ohne armseliges Renommieren mit russischen, altindischen, urarischen, keltischen und umbrischen Wurzeln, ohne ein slowakisches Liedchen in der Ursprache und ohne Praesentierung eines poetisch verklärten Koprolithen ein praktisch brauchbares und daneben auch dem Inhalte der Uebungsstücke nach belehrendes und interessantes Buch liefern würde.

Königsberg i. d. Neumark.

Alb. Gombert.

Programmenschau.

Grundlehrplan für den deutschen Unterricht des Gymnasiums, von Dir. Prof. Dr. Kämpf. Programm des Gymnasiums zu Landsberg a. W. 1872.

Es seien hier nur diejenigen Punkte hervorgehoben, die von den Einrichtungen anderer Anstalten etwas Abweichendes darbieten möchten. Eine besondere deutsche Grammatik wird im Gymnasium nicht gebraucht. Schillers Lied von der Glocke wird in Obertertia gelernt. In Untersecunda werden zuweilen metrische Versuche gemacht. In Obersecunda Anfangsgründe der mittelhochdeutschen Grammatik. In Prima werden mit der Correctur und Besprechung der Aufsätze an geeigneter Stelle rhetorische Erörterungen über Tropen, Figuren u. s. w. verbunden.

Deutsche Rechtschreibung. Von Dr. Franz Zauffs. Programm. der Realschule I. O. zu Köln. 1871. 30 S. 4.

So viele Schriften sind in jüngster Zeit über die deutsche Rechtschreibung erschienen, dass man unwillkürlich bei einer neuen sich fragt: wozu auch die noch? Indess die vorliegende hat einen Rechtstitel aufzuweisen. Sie ist aus dem unmittelbarsten praktischen Bedürfniss hervorgegangen und hat einen allernächsten Zweck im Auge. Sie ist zunächst für die Realschule in Köln bestimmt, nachdem der Entwurf von dem Lehrercollegium genehmigt war; dann liegt die Ansicht zu Grunde, auch in den anderen Schulen der Stadt eine Uebereinstimmung herbeizuführen. Sodann aber verdient die Abhandlung auch besonders eines Punktes wegen Beachtung, in dem sie, ausführlich ihn besprechend, eine Klärung herbeiführen möchte, das ist der Gebrauch der grossen Anfangsbuchstaben, in dem die allerärgste Verirrung herrscht; darin muss man dem Verfasser Recht geben, wenn auch seine Vorschläge wohl noch nicht überall durchdringen werden. Ganz entschieden wird der Satz aufgestellt, um endlich einmal die zahllosen Verschiedenheiten zu beseitigen, dass wo ein Substantiv seiner bevorzugten Stellung untreu wird, und sich als Partikel, Adverb, Präposition u. dergl. benutzen lässt, es nicht mehr mit grossem Anfangsbuchstaben geschrieben werde, und dass bei der Erhebung eines andern Redetheils zum Substantiv sorgfältig man

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zusehe, ob nicht diese Erhebung nur scheinbar ist. Daher taugt nichts die mechanische Regel, dass man ein Substantiv daran erkennen werde, dass man ihm den Artikel vorsetzen konne; daher die verkehrten Schreibungen: auf das Schönste, von Neuem u. a., und daneben doch: „am meisten." Richtig daher: „im ganzen (nie in dem ganzen) gut, und im Ganzen ruht auch der Theil." Radical will der Verfasser nicht verfahren, nur dem Missbrauch steuern. Er sagt ferner: Dem Beispiele der Adjektiva sind theilweise auch die Adverbia gefolgt, wenn auch nicht in der Ausdehnung, daher noch: ,,im Voraus, in Etwa, von Vorn." Ferner schreibt man „stündlich," „,zeitlebens" und daneben „Nachts, Behufs, Betreffs." Daher muss man alle Adverbien, auch wenn sie nur die Endung „es" als Merkmal ihrer Natur an sich haben, mit kleinen Anfangsbuchstaben schreiben; doch für die temporale Accusativform mag man den grossen Buchstaben behalten. Bei Ellipsen gelte der kleine Anfangsbuchstabe, also eines bessern belehren, auf allen vieren gehen, alle neun werfen, den kürzern ziehen u. a." Substantive werden zu Partikeln und sind dann demnach zu behandeln, also in wehthun, kundgeben, preisgeben, theilnehmen, achtgeben, stattfinden, es thut die grösste Anstrengung noth, du hast sehr recht, du hast sehr unrecht, du hast grosses Unrecht, wundernehmen, platzgreifen." Man thut am besten alle Pronomina mit kleinen Anfangsbuchstaben zu schreiben, also wie „du, man, auch: „jemand, niemand, jedermann, etwas, nichts, der erste, der eine, der letzte." Auch die von Städtenamen abgeleiteten Adjektive sind mit kleinen Anfangsbuchstaben zu schreiben, die von Personennamen der Höflichkeit wegen mit grossen. Ein anderes ebenfalls viel bestrittenes Capitel ist das von der willkürlichen Trennung von Wörtern, man schreibt bald „allzuschwierig, bald „allzu plump;" auch darin sucht der Verfasser Ordnung zu schaffen. Ein anderes Stück aber, die Interpunction, wird auf Grundsätze gestützt, die wenig Sicherheit gewähren. Zu welchen Ungeheuerlichkeiten kann die Regel fuhren: Setze da ein Interpunctionszeichen, wo du beim gewöhnlichen Sprechen und beim richtigen Lesen eine Pause machst? Das folgerechte Komma hinter „Sprechen" hat der Verf. ausgelassen. Die übrigen Regeln über die Rechtschreibung lehnen sich an O. Janickes Schrift über diesen Gegenstand; sie behandeln: den Gebrauch der Vokale: 1) lange Vokale, ie, Dehnung durch h, das th (zu schreiben: Heirat, Zierat, Armut, Demut); 2) kurze Vokale (zu schreiben: Gewinst; der Verf. verlangt selbständig, aber Selbstsucht [?]), Schreibung einzelner Buchstaben (es sei zu schreiben: nämlich, vornehmlich, eichen, die Heide, adlig, oder adlich, Sofa, tödlich, Geissel in beiden Bedeutungen, bloss). Der unmässige Gedrauch des Apostrophs wird gut eingeschränkt. Die Regeln über die Trennung der Silben (z. B. Hoffnung-en, Fing-er) werden angefochten werden. Mit einer kurzen Interpunctionslehre endigt die lesenswerthe Abhandlung.

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Zur Erklärung volksthümlicher deutscher Pflanzennamen.

Von

C. A. Fechner. Programm der Realschule I. O. zu Görlitz. 1871. 26 S. 4.

Weshalb für die Pflanzen immer noch lateinische Namen gebraucht werden sollen, sei, meint der Verfasser, um so weniger zu erklären, als wir so viele deutsche Namen besitzen; die lateinischen Namen blieben immer dem Schüler fremd und würden gar leicht vergessen. Es handele sich jetzt nur darum, in den verschiedensten Gegenden Deutschlands die gebrauchlichsten Volksnamen für die einheimischen Gewächse zu sammeln, und aus den Sammlungen dann die gebräuchlichsten zu wählen. Vorliegende Abhandlung stellt nun besonders die in der Lausitz dem Volke eigenthümlichen

Benennungen auf. Sie geht aber noch weiter, sie gibt auch eine Erklärung derselben, so weit sie möglich ist, berücksichtigt dabei den Gebrauch und den Glauben, der sich an die Pflanze knüpft, so wie die anderswo üblichen Benennungen. Darin liegt das besondere Interesse, welches die Abhandlung für den Philologen und Culturhistoriker hat. Man bewundert den ausserordentlichen Reichthum unserer Sprache in den Benennungen sowohl, wie das Treffende derselben. Der Verf. hat grossen Fleiss auf sein Werk verwandt, er hat die hauptsächlichsten Wörterbücher, Zeitschriften, die Kräuterbücher benutzt. So ist die Abhandlung verwandt dem noch weitläufiger angelegten Mecklenburgischen Pflanzenbuch von Schiller, welches der Verf. nicht erwähnt, also nicht zu kennen scheint. Die Fülle des dargebotenen Stoffes, wofür dem Verf. Dank gebührt, ist ausserordentlich gross. Manche Erklärungen werden allerdings streitig sein, so erklärt der Verf. z. B. Veronica als Vera unica, übereinstimmend mit den deutschen Ehrenpreis, Grundheil, während sonst auch der Pflanzenname dem griechischen Berenice statt papevin, Siegbringerin gleich gesetzt wird; so meint er, der Name Epheu hänge mit dem Evoe des Bacchus zusammen, gewiss sehr bedenklich; die Entstehung des Namens Kiefer aus Kienföhre wird im Grimmschen Wörterbuch nur für möglich gehalten u. a.

Ueber Familiennamen, insbesondere die von Münden, von Oberlehrer Dr. C. Pauli. (Fortsetzung und Schluss der Abhandlung von 1870.) Programm der höheren Bürgerschule in Münden. 1871. 30 S. 4.

Die Abhandlung ist Ergänzung und Fortsetzung des Programms von 1870, über welches im Archiv berichtet ist. Auch hier ist der grosse Fleiss des Verf. zu rühmen, eigene fortgesetzte Sammlungen und Benutzung neuer literarischer Hilfsmittel, von denen der Verf. namentlich Steubs Buch über die oberdeutschen Familiennamen rühmend hervorhebt. Bei solchen Arbeiten ist schon die Sammlung des Materials ein Verdienst; die Gruppirung und Erklärung wird freilich immer ihre Bedenken haben, der Eine erklärt eben so, der Andere so, und für die verschiedenen Auffassungen lassen sich aus der Analogie Beweise darbringen. So werden sich sicher auch die wenigsten der Arbeiter auf dem Felde zu dem Glauben verleiten lassen, ihre Erklärung sei die allein annehmbare, auch nur die beste. Der Verf. gruppirt sein fast unübersehbares Material, das er hier unter die Nummern 87 bis 252 gebracht hat, so: 1) Kirchliche Namen, d. b. aus kirchlichen Vornamen abgeleitete Familiennamen und zwar a) alttestamentliche (von Michael an), b) neutestamentliche (zuerst Johannes), und hiebei auch Droysen als von Andreas, c) heilige (von Martinus an) 2) aus Ortsnamen abgeleitete und zwar a) von Ländern und Volksstämmen, b) von Städten und Ortschaften hier beweist der Verf. u. a. die Ableitung des Familiennamens Mengersen aus dem Göttinger Dorfe Mengershausen damit, dass derselbe sich sonst nirgends als in dortiger Gegend finde, was irrig ist, da er in Westfalen oft vorkommt wie auch der folgende Namen Holthusen, ebenso Emter, Wüstefeld, Fahrenholz (der lippische Ort wird vom Verf. nicht genannt) c) von sonstigen Oertlichkeiten, wie von Berg und Thal, Holz und Forst, Busch und Baum, Haus und Hof u. s. w. 3) von Eigenschaften abgeleitete Familiennamen und zwar a) von Stand und Gewerbe, b) von Eigenschaften des Charakters, des Körpers u. dergl. 4) sonstige Namen, substantivische, nach Thieren, Pflanzen, Münzen, Speisen u. a., imparativische und mit Präpositionen gebildete. Daran schliesst der Verf. eine Nachlese von

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Namen, die er nach Steubs Vorgange aus alten deutschen hervorgegangene nennt, einzelne volle Namen, hauptsächlich aber Patronymika und Koseformen, wobei u. A. Wiese als Verkleinerung von Wigizo bezeichnet wird. Das Meiste, wie gesagt, bleibt mehrfacher Deutung fähig.

Bausteine zur Geschichte der deutschen Fabel. Von Dr. Gust. Dietzel. Programm des Vitzthumschen Gymnasiums. 1872. Ausgehend von dem Erfahrungssatze, dass die Fabeldichtung, trotzdem sie heute wenig Gnade finde, doch mehrere Jahrtausende beliebt gewesen sei, hat der Verf. die Aesopische Fabel und ihre Geschichte in Deutschland für einen würdigen Gegenstand der Untersuchung gehalten, und legt hiemit eine geistvolle und fleissige Abhandlung vor. §. 1. behandelt die Aesopische Fabel des 6. Jahrhunderts n. Chr. Ob ein Aesop wirklich gelebt habe, lässt er unentschieden. Die Definition der Aesopischen Fabel lautet: die Darstellung, oft auch Lösung eines komischen Contrastes oder Confliktes in Thun und Treiben organischer Wesen. Sie gehörte ausschliesslich zur epischen Dichtung, deren winzigste Gattung in prosaischer Form sie heissen konnte. §. 2. Wie sie didaktisch wurde und blieb. Schon bei Hesiod, also weit vor Aesop, wurde die Fabel zu didaktischen Zwecken verwendet. Am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde sie in Athen beim Elementarunterrichte gebraucht; eine selbständige Geltung behielt sie nicht mehr. Ein zierliches Gewand verlieh ihr noch einmal Babrios. §. 3. Die Römer haben die naive Gesinnung, die Quelle der Aesopischen Fabel, nie gekannt; doch hat Chaldras durch seine unschönen Nachdichtungen mit der Alltagsmoral sich einen Namen errungen. Die prosaische Auflösung unter dem Roman des Romulus ist den folgenden Jahrhunderten, dem ganzen Mittelalter, der wahre Aesop geworden. Der Aesop des Romulus und seit dem Ende des 15. Jahrhunderts die Ausgabe und Uebersetzung von Steinhövel wurde die Quelle für alle deutschen Fabeldichter von Sparvogel bis Lessing, sie haben es freilich besser gemacht als ihr Vorbild, im 16. Jahrhundert greift die Fabel in die politischen Verhältnisse mit bitterer Satire ein; daneben bildeten sich seit Stricker der Schwank aus, speziell aus dem Leben der Geistlichkeit seinen Stoff nehmend. §. 4. Im 17. Jahrhundert kennt man die Fabel nicht, allein Philipp Harsdörfer ist mit ihr bekannt, aber er lässt nichts gelten als die Parabel. §. 5. Da nimmt die Fabel einen ungeahnten Aufschwung, seit Gottsched sie in seiner kritischen Dichtkunst zur ersten poetischen Gattung erklärte. Der französische Jesuit Martin du Cygne ist es, der zuerst wieder in seinem Buche le arte poetica 1664 auf die Fabel Rücksicht genommen und ihr eine entschiedene Richtung gegeben hat. 1668 trat La Fontaine auf mit seinen Fabeln, in denen er gradezu auf den poetischen Effect ausgeht. Bedeutend wurde die Poetik des Jesuiten Le Bossu, dem Gottsched in zwei Hauptstücken, in der Vergleichung der Moral in Fabeln und Epen und in der Anweisung, wie beide zu fertigen, folgt, er verlangt einen untadeligen moralischen Satz, eine Einkleidung in eine solche Begebenheit von Pflanzen, Bäumen oder Thieren, dass ihre Wahrheit aus dem Erfolge der Begebenheiten selbst erhellt, Kürze und ungekünstelten Ausdruck. Breitinger dagegen unterscheidet sich darin von Gottsched, dass die Poesie zu ihrem Ausgangspunkte nicht den moralischen Nutzen, sondern das Ergetzen haben müsse. §. 6. Hagedorn hat seine Hauptstärke nicht in der Fabel, sondern in der harmlosen Gesinnung. Bei Lichtwer tritt die Lehre oft weit hinter den eigentlichen dichterischen Effect zurück; die Thierwelt zeichnet er mit Feinheit und sympathischer Herzlichkeit, Archiv f. n. Sprachen. LII.

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