Sich seines Namens Ewigkeit voraus, Denn wer den Besten seiner Zeit genug Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.
Die neue Aera, die der Kunst Thaliens Auf dieser Bühne heut beginnt, macht auch) Den Dichter kühn, die alte Bahn ́verlassend, Euch aus des Bürgerlebens engem Kreis Auf einen höhern Schauplaß zu versehen, Nicht unwerth des erhabenen Moments Der Zeit, in dem wir strebend uns bewegen? Denn nur der große Gegenstand vermag Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen; Im engen Kreis verengert sich der Sinn, Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken. Und jezt an des Jahrhunderts ernstem Ende, Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird, Wo wir den Kampf gewaltiger Naturen Um ein bedeutend Ziel vor Augen sehn, Und um der Menschheit große Gegenstände, Um Herrschaft und um Freyheit, wird gerungen, Jest darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne, Auch höhern Flug versuchen, ja sie muß, Soll nicht des Lebens Bühne sie beschämen. Zerfallen sehen wir in diesen Tagen Die alte feste Form, die einst vor hundert Und fünfzig Jahren ein willkommner Friede Europens Reichen gab, die theure Frucht Von drepßig jammervollen Kriegesjahren. Noch einmal laßt des Dichters Phantasie
Die düstre Zeit an euch vorüberführen, Und blicket froher in die Gegenwart Und in der Zukunft hoffnungsreiche Ferne.
In jenes Krieges Mitte stellt euch jekt Der Dichter. Sechszehn Jahre der Verwüstung, Des Raubs, des Elends sind dahin geflohn, Instrüben Maffen gåhret noch die Welt, Und keine Friedenshoffnung strahlt von fern. Ein Tummelplah von Waffen ist das Reich, Verödet sind die Städte, Magdeburg
Ift Schutt, Gewerb und Kunstfleiß liegen nieder, Der Bürger gilt nichts mehr, die Krieger Alles, Straflose Frechheit spricht den Sitten Hohn,/ Und rohe Horden lagern sich, verwildert Im langen Krieg, auf dem verheerten Boden. Auf diesem finstern Zeitgrund mahlet sich Ein Unternehmen kühnen Uebermuths
Und ein verwegener Charakter ab.
den Schöpfer kühner Heere,
Des Lagers Abgott und der Länder Geissel, Die Stüße und den Schrecken feines Kaisers, Des Glückes abenteuerlichen Sohn, Der, von der Zeiten Gunst emporgetragen, Der Ehre höchste Staffel rasch erstieg, Und ungesåttigt immer weiter strebend, Der unbezähmten Ehrsucht Opfer fiel. Von der Parteyen Gunst und Haß verwirrt Schwankt sein Charakterbild in der Geschichte; Doch euren Augen soll ihn jezt die Kunst,
Auch eurem Herzen menschlich näher bringen; Denn jedes Aeußerste führt sie, die Alles Begrävzt und bindet, zur Natur zurück; Sie sieht den Menschen in des Lebens Drang Und wálst die größre Hälfte seiner Schuld Den unglückseligen Gestirnen zu.
Nicht Er ist's, der auf dieser Bühne heut Erscheinen wird. Doch in den kühnen Scharen, Die sein Befehl gewaltig lenkt, sein Geist Beseelt, wird euch sein Schattenbild begegnen, Bis ihn die scheue Mufe selbst vor euch Su stellen wagt in lebenter Gestalt:
Denn feine Macht ist's, die fein Herz verführt: Sein Lager nur erflåret sein Verbrechen.
Darum verzeiht dem Dichter, wenn er euch Nicht raschen Schritts mit Einem Mal ans Ziel Der Handlung reißt, den großen Gegenstand In einer Reihe von Gemåblden nur
Vor euren Augen abzurollen wagt. Das heut❜ge Spiel gewinne euer Ohr Und euer Herz den ungewohnten Tönen; In jenen Zeitraum führ' es euch zurück, Auf jene fremde kriegerische Bühne, Die unser Held mit seinen Thaten bald Erfüllen wird.
Und wenn die Muse heut, Des Tanzes freye Göttinu und Gesangs, Ihr altes deutsches Recht, des Reimes Spiel,
Bescheiden wieder forbert
Ja, danket ihr's, daß sie das düstre Bild Der Wahrheit in das heitre Reich der Kunst Hinüberspielt, die Täuschung, die sie schafft, Aufrichtig selbst zerstört und ihren Schein Der Wahrheit nicht betrüglich unterschiebt; Erust ist das Leben, heiter ist die Kunst.
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