man ihn selbst dem Nachahmer beimessen darf, der in demselben Versmasse ein Gedicht (V. 21-36) sich zur Aufgabe stellte.' Doch nun kommt wieder an uns die Reihe dass wir uns wundern. C. II. 20. 13 weiss Herr Hirschfelder mit dem handschriftlichen notior nichts anzufangen. Die Lesart ocior verwirft er, weil sie ein metrisches Gesetz verbietet, auch der Gedanke sie nicht zu gestatten scheint, indem er bei dem Wort nicht an Schnelligkeit sondern an Eile denkt. Aber sehr ähnlich, meint er, sei C. IV. 4. 7 die Stelle vom jungen Adler: der junge Adler zage beim ersten Versuche (paventem); der Dichter gehe sicherer, als Icarus sich däuchte, nach den gefährlichsten Regionen: daber sei nothwendig die Emendation Bentley's tutior aufzunehmen. Also weil dort paventem steht, so muss nothwendig' hier tutior stehn. Und das heisst 'sehr ähnlich'. Und Horatius ist sicherer, als Icarus 'sich däuchte'. Da darf man sich doch wohl ein wenig wundern. C. III. 6. 9 will Herr Hirschfelder meine Bedenken gegen die Lesart Monaeses dadurch heben, dass er (mit Chr. Herbst) behauptet: ein Römer, der die Ereignisse kannte, werde sich schon das Richtige gedacht haben. Wenn aber die Bekanntschaft mit den Ereignissen vielleicht die Römer entschuldigen kann, wenn sie bei den Worten des Horaz etwas Anderes dachten als was er geschrieben hat: so doch sicher nicht den Horaz, wenn er etwas Anderes schrieb als was er gedacht hat. Dass ich nach den Ausführungen von Meineke und L. Müller (Herr Hirschfelder pflegt nämlich bloss Autoritäten, nicht Gründe anzuführen) noch immer mit Bentley sumptuosa hostia für den Nominativ halte, das findet er geradezu 'stark': aber was es eigentlich ist wesshalb der Ablativ unstatthaft erscheint, davon scheint Recensent keine Ahnung zu haben; auch ist es weder bei Lachmann noch bei Ritschl, weder bei Lucian Müller noch bei Andreas Spengel zu lesen. Herr Hirschfelder geht sodann zu solchen Stellen über, wo er aus grammatischen Gründen widersprechen zu müssen glaubt. Hier findet er nun, dass in der Erklärung des cumque C. I. 32. 15 ich der Wahrheit näher komme als Düntzer: obgleich er die Stelle für verderbt hält, und selbst nicht weiss wo die Wahrheit liegt. Dann soll ich aber in der Annahme eines Archaismus auch' zu C. III. 7. 4 irren, wo Düntzer das Richtige über fide biete. Düntzer sagt aber fide sei eine Genitivform, die sich bei Sallust Cäsar und Livius, auch bei Cicero und Ovid finde: Hirschfelder muss dem nach wohl glauben, dass sich bei Sallust und den Übrigen kein Archaismus finde. So viel über den ersten Abschnitt. In einem zweiten Artikel wird über die Erklärung der einzelnen Gedichte gesprochen, und hier ist Herr Hirschfelder, wie er selbst sagt, oft geneigt von der gegebenen Erklärung abzuweichen oder eine genauere Nachweisung zu wünschen. Dieser Wunsch dürfte wohl auf einer Verwechslung der beiden mit einander verglichenen Bücher beruhen, wenigstens bei dem andern gerechtfertigter sein; die Neigung zu widersprechen aber zeigt sich schon C. I. 2. 1, wo Recensent meine Anmerkung über satis terris - grandinis verwirft, und aus derselben schliesst dass ich das lange und das kurze i nicht unterscheide. Dass derselbe hier von einer glücklichen Angemessenheit des Ausdrucks nichts merkt, glaube ich gern: giebt es doch Ausleger, welche selbst in der Wortbrechung V. 19 nur einen Auswuchs erblicken. Dagegen nennt E. C. Francke (Scidae Horatianae, Weilburg 1865, S. 8) gerade diese Anmerkung mit Anerkennung, und findet mit mir: molesta is syllabae crebritate tristem illam calamitatum continuationem auribus subici. Von der Anmerkung C. II. 19. 24, dessgleichen zu III. 2. 16, gesteht Herr Hirschfelder offen dass er sie nicht verstehe. Das ist allerdings übel. Doch will ich versuchen die Sache noch deutlicher zu machen. Ich wollte sagen dass wie unguibus durch leonis, so mala durch horribili bestimmt wird, und nicht etwa leonis auch zu horribili mala gezogen werden darf: mit Löwenklauen und entsetzlichem Rachen, nicht mit den Klauen und dem entsetzlichen Rachen des Löwen. Dessgleichen dass inbellis iuventae mit timidoque auf gleicher Linie steht, so dass es allenfalls auch timidique tergo heissen könnte. Ebenso ist Verg. Aen. I. 242 (Hoc equidem occasum Troiae tristisque ruinas Solabar) tristes ruinae parallel mit occasus Troiae, nicht mit occasus: über den Untergang Trojas und den Greuel der Verwüstung, nicht den Untergang und die greuliche Verwüstung Trojas. Auch Aen. III. 54 (Res Agamemnonias victriciaque arma secutus) ist nicht mit Voss 'Agamemnons Macht und siegenden Waffen' zu übersetzen, sondern: der Macht Agamemnons und den Waffen des Siegers. Wird das verständlich sein? Wenn ich C. II. 13. 28 von einer Cäsur sprach, so war auch dies wohl verständlich, obgleich nicht ganz genau; denn der Verseinschnitt mit Dura fugae ist freilich keine Caesura legitima, doch derselben Art und desselben Gewichts wie C. I. 28. 24 der mit Ossibus et capiti. Das Citat aus Goethe aber galt ja nicht der Cäsur wie Herr Hirschfelder wähnt (wo in aller Welt sollte diese wohl stecken?), sondern lediglich der Wortstellung. Die von mir gegebene oder vielmehr zurückgerufene Interpunction hinter fugae denn sie beruht auf alter Überlieferung, wie bei O. Keller zu lesen hat in den oben genannten Scidae Horatianae S. 29 auch Francke angenommen. Hirschfelder dagegen versichert: Es heisst Beschwerden der Irrfahrt, schlimme Beschwerden der Verbannung, Beschwerden des Krieges'. Aber wie? verstehe ich denn recht? Dura substantivirtes Adjectiv wie C. IV. 4. 76 acuta, und mala das Attribut dazu? Dura mala nicht mehr die harten Leiden? dura mala schlimme Beschwerden? Ist das wohl möglich? Zu C. I. 3. 1 bemerkt Hirschfelder: Was Nauck sagt, Sic führe (vielm. versetze!) in medias res, bedurfte des Beweises. Den Beweis habe ich geführt, und so gut ich's vermochte. Wenn derselbe dessenungeachtet für Herrn Hirschfelder nicht existirt wie ich sehe, so kann ich ihm dies Mal wirklich nicht helfen: Andere hat derselbe sogar überzeugt. Namentlich hat Th. Lenhoff (Adnotationum in aliquot Horatii locos specimen tertium, Neu-Ruppin 1869, S. 5) die von mir aufgestellte Erklärung des Sic te, nach sorgfältiger Erwägung der Gründe, nachdrücklich empfohlen und mit folgenden Worten erläutert: Quoniam ad iter ingrediendum te paratam esse video, vel potius Quum res ita se habeant, ut deorum auxilio ac regimine egeas. Poeta enim hoc fingit, sese in littore stare eo ipso temporis momento, quo Vergilius amicus nave conscensa Athenas profecturus erat, ibique navem a se commonefieri, quam carum pignus ei crediderit, quod ut conservet cupidissime exoptat. Merkwürdig übrigens, dass gerade die eifrigsten Vertheidiger der alten Erklärung am wenigsten die Bedeutung des Sic bei Wünschen erkennen. Es wurde ursprünglich, sagt Herbst, bei einem Wunsche gesetzt, dem sich eine Bedingung anschloss, unter welcher der Wunsch in Erfüllung gehen sollte: also ein Satz mit si oder ut. 'Allmählich liess man diese Bedingung weg, oder drückte sie in anderer Form aus'. Nein die Bedingung ist in dem Sic enthalten, und steht in bewegter Rede proleptisch, wie C. III. 28. 1 die Frage. 'Dann' (d. i. Wenn du es thust) mögen dich die Götter erhalten: erhalte mir den Freund. Weil nun aber in unserer Stelle die Aufforderung (serves) eben nicht auf eine Bedingung, sondern auf eine Bitte (precor) gestützt wird; so liegt darin ein Grund mehr um von jener Bedeutung des Sic, die freilich jedes Wörterbuch bietet wie Hirschfelder mir vorhält, hier abzusehn. Wenn C. I. 14. 6 darauf hingewiesen wird, wie hier (ursprünglich hiess es auch hier: aber die Wörtchen' auch hier waren dem Recensenten wieder unverständlich!) durch que die Haupttheile, durch et und ac die Untertheile verbunden werden; C. I. 12. 31 dagegen die Bemerkung steht, dass (selbstverständlich hoc loco) et nicht an den vorhergehenden V. das dritte, sondern an das Asyndeton V. 29 und 30 das zweite Glied anknüpfe: so glaubt er darin einen directen Widerspruch entdeckt zu haben, und zeigt dadurch nur dass es ihm auch hier (damit will ich sagen: wie an andern zahlreichen Stellen) an dem granum salis gebricht mit dem die Anmerkungen genossen werden sollen. Aber was Recensent damit beweisen will, dass er gegen die Anmerkung über carmina dividere C. I. 15. 15 und über oscula dividere C. I. 36. 6 Stellen wie Epod. 11. 16 und Ov. Met. VI. 278 citirt, ist wieder mir unverständlich; denn in der ersten dieser beiden Stellen heisst dividere nicht austheilen sondern zerstreuen, und in der zweiten steht für austheilen nicht dividere sondern dispensare. Zuletzt wird über die Cäsur gesprochen, und 'die Meinung der Verseinschnitt trenne auch für den Sinn' im Allgemeinen durch den Ausspruch von K. Lehrs widerlegt: dass die Cäsur hörbar werde durch die Modulation, und dass die Modulation bei Versen angewendet werde um die rhythmischen Glieder als ein Ganzes erkennbar zu machen, selbst wider den Sinnverhalt und wider die Gliederung welche man bei prosaischem Lesen anwenden würde. Ist dieses 'selbst wider den Sinnverhalt', cum grano salis genommen, s. v. a. unter Umständen und ausnahmsweise sogar gegen den Sinnverhalt: so bin ich ganz einverstanden, und habe nicht unterlassen auf derartige Fälle aufmerksam zu machen. Dies ist auch C. III. 10. 10 geschehen, und hier ist es, wo Hirschfelder versichert dass Nauck nur mit schwerem Herzen eine Abweichung von der Regel statuire. Wie kommt Herr Hirschfelder dazu? Nur mit schwerem Herzen! Das ist fürs Erste nicht wahr. Vielmehr habe ich meine Erklärung, von deren Richtigkeit ich überzeugt war, mit grosser Freudigkeit niedergeschrieben. Aber wie kommt Herr Hirschfelder dazu? Eine Indiscretion hat er nicht begangen: denn niemals habe ich ihm eine Herzenseröffnung, weder mündlich noch schriftlich, gemacht. Wohl aber hat er sich eine Fiction gestattet: vielleicht einer gewissen Komik zu Liebe, die Recensent auch sonst wohl angestrebt hat. Im J. 1854 schrieb ein Recensent der ersten Ausgabe meines Buches, W. H. Kolster zu Meldorf: 'Vortreffliche Winke über die Cäsur finden sich vielfach zerstreut, und bedeutsame Resultate sind für die Interpretation daraus gewonnen'. Vielleicht dass bei längerer Beschäftigung mit den alten Dichtern auch der Recensent vom J. 1869 noch einmal zu der Meinung gelangt, dass der Verseinschnitt auch für den Sinn trenne: dass es also wirklich einen Unterschied auch für den Sinn mache ob man lese 'Ατρείδα δὲ μάλιστα | δύω κοσμήτορε λαῶν, oder ob man lese 'Ατρείδα δὲ μάλιστα δύω | xoбμýτoqe lαcv: doch ist es auch sehr leicht möglich, dass dies niemals geschieht. Der Herr Prof. Dr. Hirschfelder hat selbst eine Horazausgabe angekündigt. Möge es ihm gelingen das Vorurtheil, welches er durch eine solche Recension bei Manchen hervorgerufen haben wird, zu besiegen: und möge er dann Beurtheiler finden, welche bei dem guten Willen auch die Fähigkeit besitzen ihm gerecht zu werden. Zu den verglichenen Ausgaben sind hinzugekommen die erklärende Ausgabe von Professor Dr. Chr. Herbst, die kritische Ausgabe von K. Lehrs, und die Textausgabe von Lucian Müller. Dieser hat in der Praefatio die hübsche Bemerkung über die лolvustoiα des Horaz gemacht, welche ich zu C. I. 9 wiederholt habe. K. Lehrs ist bekanntlich in die Fusstapfen von Peerlkamp und Gruppe getreten, und von Freunden des Dichters ist die Besorgniss ausgesprochen worden: dass es durch die Kritik oder Hyperkritik eines so ausgezeichneten Gelehrten am Ende wohl gar noch dahin kommen könne, dass der Horaz aus den Schulen verbannt werde. Aber nicht Alle werden Alles so albern, unsinnig, blödsinnig; so lächerlich, verdreht und läppisch; so überwunderlich, so unmässig thöricht, so lächerlich gräulich finden, wie es hier dargestellt wird. Alle diese Prädicate sind nämlich des verehrten Verfassers eigenste Worte. Doch hat der Strom, aus dem sie geschöpft sind, auch Goldkörner der Interpretation mitgebracht, die kein Ausleger übersehen darf. Herr Prof. Herbst hat in seinen Anmerkungen fast überall auf meine Erklärung Bezug genommen, so dass es fast den Anschein hat, als ob sein Buch hauptsächlich für mich, oder wenn man will gegen mich, geschrieben wäre. Wenn er dabei |