Billeder på siden
PDF
ePub

15 Nigrum Merionen, aut ope Palladis Tydiden superis parem?

20

Nos convivia, nos proelia virginum
Sectis in iuvenes unguibus acrium
Cantamus vacui, sive quid urimur
Non praeter solitum leves.

VII.

Laudabunt alii claram Rhodon aut Mytilenen,
Aut Epheson bimarisve Corinthi

Moenia, vel Baccho Thebas vel Apolline Delphos
Insignis, aut Thessala Tempe;

15. ope Palladis: tọɛìv μ' ovn έặ Παλλὰς Αθήνη Π. V. 256. Paren im Kampfe gewachsen, das Gegentheil impar IV. 6. 5. Dies war der Tydide nicht nur der Kypris (Il. V. 330-352), sondern selbst dem Ares (II. V. 846-887).

17. sectis hebt auf scherzhafte Weise das Ungefährliche hervor, acrium in prägnant für acriter pugnantium. Die Nägel sind natürlich nicht eigens für die Kämpfe, nicht zu sehr zu verwunden, sondern für gewöhnlich beschnitten: Orelli, ut puellas mundas decet.

um

19. sive quid oder ob wir eine Flamme haben: sive einmal, wie seu

3. 16.

VII.

Nach Regen Sonnenschein. 'Keine der griechischen Städte nimmt es mit Tibur auf (1-14). Aber wie in der Natur auf Regen Sonnenschein folgt: so endige du, mein Plancus, den Gram und die Beschwerden des Lebens durch lieblichen Wein, gleichviel ob du im Lager oder später auf deinem Tibur weilst (15-21). Auch Teucer wusste sich zu trösten: muthig ging er seiner Bestimmung entgegen, und froh genoss er die vergönnte Stunde’ (21-32). Das Gedicht besteht aus drei Theilen, von denen der erste den Eingang, der zweite den eigent

lichen Kern, der dritte den Schluss bildet. Es ist gerichtet an den Consularen L. Munatius Plancus: wahrscheinlich zu einer Zeit, wo derselbe, durch unangenehme Erfahrungen höchlich verstimmt, unschlüssig war ob er nach Tibur zurückkehren, oder sich irgendwo in Griechenland niederlassen sollte. Meineke: Totum carmen qui in duas partes dissecari voluerunt, pro uno carmine omnibus fere numeris absoluto duo exhibuerunt, quorum neutri nec caput nec pedem esse video.

1. alii, sunt quibus, plurimus: me ist ähnlich angelegt wie 1. 3-29. Claram ist ganz anschaulich zu fassen: die strahlende Rhodos, nicht die berühmte. Plin. N. H. II. 62: Rhodi et Syracusis nunquam tanta nubila obduci, ut non aliqua hora sol cernatur.

2. Ephesos wird von Florus lumen Asiae, Corinth Graeciae sidus genannt.

3. vel Baccho. Dieses vel verbindet die beiden Hauptglieder des ersten Kolon, welche jedes wieder durch aut getrennt werden. So ergeben sich vier Glieder, von denen die drei ersten wiederum zweitheilig sind. Die blossen Ablative Baccho Apolline sind in der Ordnung, weil es sich hier nicht um eine persönliche Einwirkung handelt. Sie stehen gleich mit nomine oder gloria Bacchi.

5 Sunt quibus unum opus est intactae Palladis urbem Carmine perpetuo celebrare et

Undique decerptam fronti praeponere olivam;
Plurimus in Iunonis honorem

Aptum dicet equis Argos ditesque Mycenas:
10 Me nec tam patiens Lacedaemon
Nec tam Larisae percussit campus opimae,
Quam domus Albuneae resonantis

Et praeceps Anio ac Tiburni lucus et uda
Mobilibus pomaria rivis.

15 Albus ut obscuro deterget nubila caelo
Saepe notus, neque parturit imbris

20

Perpetuo: sic tu sapiens finire memento
Tristitiam vitaeque labores

Molli, Plance, mero, seu te fulgentia signis
Castra tenent seu densa tenebit

Tiburis umbra tui. Teucer Salamina patremque
Cum fugeret, tamen uda lyaeo

5. opus Aufgabe, intactae d. i. der jungfräulichen.

6. Ov. Met. I. 4: Ad mea perpetuum deducite tempora carmen.

7. praeponere eig. 'vor' die Stirn "legen': vgl. praecinctus Ov. Met. I. 699. Sinn: wo sie es auch immer finden, ein Zweiglein für den Olivenkranz zu pflücken, mit dem sie die Stirn sich bekränzen. Ohne Bild: von allen Seiten den Stoff zu einem Loblied auf die Stadt Athen, welches sie berühmt machen soll, zusammenzutragen.

8. "Wer eifrigst auf die Ehre oder Verherrlichung der Juno (Agysín II. IV. 8) bedacht ist'. Sonst heisst es allerdings multus oder totus in re, nach der Analogie von in aliqua re occupatus; hier aber ist der Begriff des Zweckes oder Zieles überwiegend, und in aliquid intentus gemeint. Vgl. II. 11. 4 trepidare in usum, was man ebenfalls beanstandet hat. Für den Plural kann plurimus allein, ohne ein damit verbundenes Substantiv, nicht stehen: so wenig als multus für multi.

9. aptum equis für innóßorov, dites πολύχρυσος (Μυκήνη) bei Homer.

10. patiens (das abgehärtete) Lacedaemon und Larisa opima (qıBola II. II. 841) gegensätzlich, percussit hat Eindruck gemacht.

12. domus von der Grotte der Nymphe.

13. ac macht das zweite Glied vollständig, et fügt das dritte hinzu wie das zweite. Über Tiburnus zu 18. 2.

15. albus (5. 7) und obscuro gegensätzlich, deterget etwa 'verscheucht'. 20. tenent - tenebit. Aus der Verschiedenheit der Tempora ist zu entnehmen dass Plancus zur Zeit noch im Lager weilt.

21. Teucer, non receptus a patre Telamone ob segnitiam non vindicatae fratris iniuriae, Cyprum appulsus cognominem patriae suae Salamina constituit. Vell. Pat. I. 1. 1.

22. fugeret nicht 'vor' dem Vater, sondern von' dem Vater: bestimmter aufugeret, von dem Vater 'hinweg'. Vgl. Cic. N. D. II. 43. 111: Andromeda, aufugiens adspectum maesta parentis. Udus lyaeo er

Tempora populea fertur vinxisse corona,
Sic tristis affatus amicos:

25 'Quo nos cumque feret melior fortuna parente, Ibimus, o socii comitesque!

30

Nil desperandum Teucro duce et auspice Teucro;
Certus enim promisit Apollo

Ambiguam tellure nova Salamina futuram.
O fortes peioraque passi

Mecum saepe viri, nunc vino pellite curas:
Cras ingens iterabimus aequor.'

VIII.

Lydia, dic, per omnis

Te deos oro, Sybarin cur properes amando

heitert vom Weine (Sorgenlöser), verschieden von madidus: II. 19. 18.

23. Die Schläfe, als der zarteste Theil des Hauptes, galten vorzugsweise für den Sitz der Trunkenheit. Die Pappel war dem Hercules heilig. Man opferte aber dem Ηρακλῆς ἡγεμών, weil auch er die Weiten der Erde durchschweift hatte: III. 3. 9.

25. melior gütiger, günstiger.

27. Nil desperandum Nichts ist der Hoffnung versagt, Alles dürfet ihr hoffen. Teucro Teucro ist ein wirksamer Chiasmus; der Name für me zeigt Selbstgefühl, und nicht minder die Wiederholung des Namens. Neuerdings ist die Lesart auspice Teucri vertheidigt, und auspex Teucri für eine Bezeichnung des Apollo genommen worden: aber kann auspex Teucri so ohne Weiteres den Apollo bezeichnen? und soll man die gangbare Verbindung duce et auspice ductu auspicioque hier auseinanderreissen?

=

certus νημερτής.

29. Salamis werde zweifelhaft sein, d. h. aufhören das einzige sei

nes Namens und Ruhmes zu sein: tellure nova, d. h. urbe in novis finibus condenda. Deutlicher wäre ambiguam Salamine nova Salamina futuram. Die Cäsur wie Ep. 13. 3.

30. Aen. I. 198: O socii, neque enim ignari sumus ante malorum ; O passi graviora: dabit deus his quoque finem.

32. ingens aequor ἀπείρονα πόνTov, iterare aufs Neue befahren: Morgen gehts zurück aufs unendliche Meer.

VIII.

Frage. Der Scherz richtet sich an die Lydia, scheint aber mehr noch auf den Sybaris gemünzt. Beide Namen bezeichnen Wohlleben und Weichlichkeit. Nach dem allgemeiner gehaltenen Eingange gehen die Fragen ins Einzelne, und erhalten in der letzten Strophe einen dem Eingang entsprechenden Schluss: 1+2+1 Strophen. Eine Vermuthung über die Person des Sybaris zu III.

9. 14.

5

Perdere: cur apricum

Oderit campum, patiens pulveris atque solis!

Cur neque militaris

Inter aequalis equitat, Gallica nec lupatis
Temperat ora frenis?

Cur timet flavum Tiberim tangere? cur olivum

Sanguine viperino

10 Cautius vitat neque iam livida gestat armis Brachia, saepe disco,

15

Saepe trans finem iaculo nobilis expedito?

Quid latet, ut marinae

Filium dicunt Thetidis sub lacrimosa Troiae
Funera, ne virilis

Cultus in caedem et Lycias proriperet catervas?

3. cur giebt die nähere Erklärung der ersten Frage: ich meine, will

sagen.

4. campum das Marsfeld, 9. 18. III. 1. 11; patiens da er doch zu ertragen weiss, nicht wusste'.

5. militaris inter aequalis, nicht militaris equitat. Es sind junge Cavallerieofficiere gemeint. (Westphal: Warum galoppirt er nicht mehr mit den frohen Kriegsgenossen?) Auch 24. 2 ist der auf ältere Weise geschriebene Accus. Plur. fälschlich für den Nominat. Sing. genommen worden.

7. ora, als der Theil auf den es vornehmlich ankommt, für die Rosse selbst. Die gallischen Rosse wild und schnell.

8. tangere: als Schwimmer. Mit Öl salbte man sich zum Ringkampf.

9. Natternblut für das stärkste Gift: Ep. 3. 6.

10. neque iam: wie früher. Livida: durch Druck und Stoss bei dem Gebrauch der Waffen, etwa den Übungen mit dem schweren Schilde.

11. saepe zu nobilis, der sich oft Ruhm gewann.

12. trans finem expedito dadurch dass er noch über das Ziel hinaus schwang. Hiernach scheint es mehr auf Weitwerfen als auf Treffen angekommen zu sein.

14. dicunt. Hierzu ist aus latet zu entnehmen latere, aber latere in der Geltung des Imperfects (versteckt 'war'), wie dies nicht nur an sich, sondern auch aus dem Imperf. proriperet klar ist. Gemeint ist der heimliche Aufenthalt des Achilles bei Lykomedes und seiner Tochter Deidamia. Sub funera zur Zeit des (nahen) Untergangs.

16. cultus in Verbindung mit virilis regius und ähnlichen Beiwörtern nicht einfach Kleidung, sondern Schmuck. Et fügt zu caedem, Schlacht Gemetzel, Specielles hinzu. Die den Troern verbündeten Lycier kämpften unter dem göttlichen Sarpedon und Glaukos. Proriperet: doch wohl mittelbar durch Hinzutreten Anderer, wie des Ulixes.

HORAZ, I. 7. Aufl.

3

IX.

Vides ut alta stet nive candidum
Soracte, nec iam sustineant onus
Silvae laborantes, geluque

Flumina constiterint acuto:

5 Dissolve frigus ligna super foco
Large reponens, atque benignius
Deprome quadrimum Sabina,
Ō Thaliarche, merum diota.

Permitte divis cetera: qui simul
10 Stravere ventos aequore fervido
Deproeliantes, nec cupressi

Nec veteres agitantur orni.

Quid sit futurum cras fuge quaerere, et
Quem fors dierum cumque dabit lucro

IX.

Im Winter. Gegen unbehagliche Temperatur und Stimmung ertheilt der lebensfrohe Sänger den doppelten Rath, vor allen Dingen für Feuer und Wein zu sorgen und das Übrige den Göttern zu überlassen, dann unbekümmert um den folgenden Tag die Jugend zu geniessen. Die 3 ersten Strophen sagen was jetzt, die 3 letzten was überhaupt zu thun sei. Sehr ähnlich, selbst in Einzelheiten wie cetera und virenti, ist Ep. 13.

Die neun ersten Oden sind jede in einem anderen Versmass gedichtet. So zeigt der Dichter gleich zum Anfang seine πολυμετρία, während er bei den Epoden umgekehrt die mannigfach wechselnden Metra für das Ende (Ep. 11–17) aufgespart hat.

1. ut stet wie es starrt oder ragt: sofern es nämlich nive candidum (III. 25. 10) viel deutlicher als sonst erscheint.

3. laborantes, etwa 'die gebeugten', legt den Wäldern gleichsam Empfindung bei: II. 9. 7.

4. constiterint von consisto. Die Situation deutet auf Tibur: 7. 13 u. 21. IV. 3. 10. In Rom ist Soracte (ein isolirtes Kalkgebirge, das wie

ein Eiland aus dem vulcanischen Boden hervorragt) nur vom Janiculum zu erschauen.

5. dissolve mit Rücksicht darauf, dass die Kälte starr ist; focus vom Zimmerherd, Kamin.

6. benignius freigebiger, das Gegentheil malignus 28. 23.

7. depromere mit dem Ablat. auf die Fr. unde: 37. 5.

8. Thaliarche. Auch dieser Name ist den Verhältnissen angepasst, bedeutet also nicht einen Symposiarchen, sondern θαλίας τὸν ἄρχοντα im Sinne des Homerischen άλλὰ σύ γ ̓ ἄρχε θεοῖσι δόμοις ἔνι δαιτὸς ἐίσης I. XV. 95.

[ocr errors]

9. qui simul (ac). Das Relativum führt die Begründung ein, wie oft. 10. stravere (niederstreckten, niederwarfen) beruht auf derselben Anschauung, wie das deutsche sich legen oder concidunt 12. 30.

11. deproeliari nach der Analogie von decertare depugnare, machtvoll'. Die Accusativform deproeliantes = cum deproeliabantur entspricht dem Ablat. auf e, die andere deproeliantis dem Ablat. auf i; jene hat verbale, diese adjectivische Bedeutung: vgl. 2. 2 rubente, und die Anmk. zu metuentes III. 12. 3.

« ForrigeFortsæt »