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tischen Laufbahn ein Ziet seßte. Seiner Versicherung nach, wäre der Aufstand von bonapartistischen und legitimistischen Emissären angefacht worden, denen er die vereinzelten Gräuelthaten zuschreibt, welche die fen Kampf befleckten. Als Beleg citirt er nachstehenden Fall:

,, Unter den von den Bonapartisten verwendeten Agenten machte fich ein Maurer, Namens Lahr, vorzugsweise bemerklich. Lahr, ein Mann von seltener Thätigkeit und wildem Muth, arbeitete bei dem Maurermeister Herrn Nadaud, einem standhaften Republikaner und nachherigen Volksrepräsentanten. Am Vorabend des Aufstandes fand Herr Nadaud, der eben einige wichtige Arbeiten auf der Place du Panthéon leitete, daß Lahr, einer von den Leuten, die er brauchte, und der sonst außerordentlich pünktlich zu sein pflegte, sich entfernt habe. Auf die Frage, was aus ihm geworden, erfuhr er bald, daß Lahr kurz zuvor in ein Wirthshaus an der Ecke des Plages hinein gegangen sei. Herr Nadaud eilte nach dem Hause, wo er Lahr, von mehreren Arbeitern, meistens Deutschen, umgeben, antraf. Kaum hatte sich Herr Nadaud gezeigt, als Lahr, welcher trinkend am Tische saß, aufsprang, dem unerwarteten Gast entgegen ging und, ihm ein Glas Wein anbietend, ausrief:,,Willkommen, alter Junge! und nun, à la santé du petit!" Le petit war damals ein vertraulicher Ausdruck, mit dem die Arbeiter entweder Louis Bonaparte oder mich selbst bezeichneten. ,,Was und wen meinen Sie?" fragte Nadaud. „Ich meine", erwiederte Lahr, „daß wir die Gesundheit Louis Bonaparte's trinken müssen; denn es ist Zeit, daß wir uns an die Arbeit machen". Nadaud stieß das ihm gereichte Glas mit Entrüstung zurück: „Nennt Ihr dies Eure Arbeit?" rief er und rannte fort. Drei Tage nachher fand der Mord des Generals Bréa an der Barrière de Fontainebleau statt, wegen dessen Lahr zum Tode verurtheilt und hingerichtet wurde. Wer aber Lahr war und für wen er kämpfte, wurde sorgfältig verheimlicht, um die Verantwortlichkeit eines Mordes auf die Sozialisten zu wälzen, der in Wirklichkeit von einem Bonapartisten begangen und der noch dazu die einzige verrätherische Handlung war, die an dem Juni- Aufstande haftet".

Man wird aus obigen Auszügen den Charakter der neuen Publication des Herrn Louis Blanc zur Genüge erkennen. Sie ist im Wesentlichen eine oratio pro domo und muß daher nur von diesem Standpunkt aus betrachtet werden. Daß manche der von ihm aufgestellten Behauptungen auf Widerspruch stoßen werden, ist leicht. vorauszusehen, und in der That hat sich bereits in den englischen Blättern eine Polemik zwischen ihm und den Herren Longman, den Verlegern der Normanby'schen Schrift, entsponnen, die jedoch nicht ungünstig für ihn ausgefallen ist. Das Bemerkenswertheste an seinem Buche dürfte der Umstand sein, daß es mit einer Meisterschaft des englichen Stils geschrieben ist, die bei einem Ausländer, und nament lich bei einem Franzosen, überrascht und der das Londoner Athenaeum und andere Journale die höchste Bewunderung zollen.

L. Figuier's

wissenschaftliche und gewerbliche Jahres-Uebersicht.

Astronomie.

Physit.
- Technik. Elektrische Tele-
graphie. - Linguistik.
(Schluß.)

Die nächsten Abschnitte über Marine und Eisenbahnen enthalten gleichfalls viel Bemerkenswerthes:,,Gefeßbuch der Seesignale und der Schiffstelegraphie in mehreren Sprachen, von M. de Reynold Vortheile dieser Korrespondenzart Annahme desselben von Seite der hauptseefahrenden Nationen - Segel von Seide sollen besser und praktischer sein, als Segel von Leinwand - glaub' es wohl — aber auch theurer die pamphylisch-cilicischen Seeräuber zu Pompejus Zeiten hatten Segel von Purpur. Man ist dafür, wieder mit Kohle statt Coaks zu feuern. — Eine rauchverzehrende Lokomotive nach dem Systeme von Duméry.

--

Der Abschnitt „Elektrische Telegraphie" giebt eine Besprechung über die Legung des transatlantischen Kabels, dessen mehrfach gedacht worden ist und worauf wir nicht von neuem zurückkommen wolLen, ebenso über den zwischen Sardinien und Afrika. Interessant ist der Bericht über die von dem Professor Abbé Giovanni Caselli zu Florenz erfundene Pantelegraphie, oder den photographischen Telegraphen, der im Stande ist, das Facsimile der Schrift zu telegraphiren. Das Jnstrument", sagt der etruskische Almanach,,,besteht in einem Pendel aus Metall, welcher horizontal schwingt und an welchem ein anderer Zeiger aus Metall, der durch die Pendelschwingungen bewegt wird, angebracht ist und bei jeder Schwingung leise niederfällt. Vor diesem Zeiger ist eine Fläche, auf welche die Depesche geschrie ben wird. Wenn der Pendel schwingt, geht der Zeiger über diese Fläche hin, soweit es die Schwingung erlaubt, und berührt also alle Punkte der Schrift, die sich in der Linie feines Weges befinden. Da der Zeiger bei jeder Schwingung um den Bruch eines Milli

meters weiter herabrückt (wie? ist ein Mechanismus angebracht, der den Zeiger weiterschiebt?), so muß er bei fortgeseßtem Schwingen endlich alle Punkte der Fläche treffen, auf der er agirt, also die ganze beschriebene Oberfläche der Depesche. Dies geschieht in dem AbsendeBureau. Im Empfangs-Bureau ist gleichfalls ein senkrechter Pendel, gleicherweise mit einem wagerechten metallischen Zeiger versehen; er macht in derselben Zeit eine gleiche Anzahl Schwingungen. Der Zeiger, der bei jeder Schwingung in der ganzen Länge des Pendels ganz im selben Maße, wie der auf dem ersten Bureau, fortrückt, geht hier über eine Fläche, die mit chemisch zubereitetem Papier bedeckt ist, um die durch den elektrischen Strom überlieferte Schrift aufzunehmen. Der Vorgang geschicht nun auf folgende Weise: die Depesche ist mit isolirender Dinte geschrieben, während die nicht beschriebenen Theile den Strom durchlaffen. Zu dem Augenblicke nun, wo der metallene Zeiger auf eine schwarze Stelle kommt, wird der Strom unterbrochen, und dieses drückt sich auf der zweiten Station in dem chemi- ́. schen Papier durch ein genau entsprechendes farbiges Bild aus. Da der Zeiger nun alle Theile der Depesche, beschriebene wie unbeschriebene, berührt hat, so wird bei völliger Gleichheit der Schwingungen beider Pendel ein genaues Abbild der Schrift erreicht.

In wie weit die Sache anwendbar sei, unterliegt noch dem Zweifel; die Schwierigkeit liegt in der geforderten Gleichzeitigkeit der Pendelschwingungen an zwei weit entfernten Punkten.

In Norwegen trifft man Anstalten, elektrische Telegraphen einzuführen, um die Häringszüge rechtzeitig signalisiren zu können, weil man bei geringer Versäumniß der rechten Zeit oft große Verluste erlitten hat.

Der nächste Abschnitt ist der Linguistik gewidmet.

Die Franzosen machen die Erfahrung, die auch wir gemacht, daß ihre Orthographie schlecht ist und zu der gesprochenen Sprache nicht mehr paßt. Ein Herr Féline will diesem Uebelstande abhelfen und stellt ein rein phonetisches Alphabet auf, nicht sowohl zu dem Zwecke, um Bücher in dieser Orthographie abzufassen, als vielmehr um (z. B. in Wörterbüchern) die richtige unzweideutige Aussprache fest und sicher zu firiren der Gedanke ist gut und praktisch — will man die Orthographie reformiren, so ist ein rein phonetisches System der einzige richtige Ausweg. In welche Konfusion wir z. B. in Deutschland bei diesen Reformversuchen mit unseren vereinfachenden oder historischen, sprachgeschichtlichen, mittelhochdeutschen, gothischen zc. Standpunkten gekommen sind, ist beklagenswerth genug - vor lauter gelehrten Marotten kommt man nicht zur Einsicht dessen, was allein noth thut, was allein Zweck sein kann; ein rein phonetisches System anzunehmen, hat man nicht den Muth und die Entschiedenheit, würde es auch nicht durchsehen können, weil dann jedes der einzelnen Vaterländer seine Aussprache phonetisch firirt würde haben wollen; man würde dann erst sehen, wie vielerlei Deutsch wir haben. Der Fran zose hat also gar keinen sprachgeschichtlichen Standpunkt; die Linguistik gehört ihm zu den Naturwissenschaften, und er geht nicht zum Mittelund Altfranzösischen zurück, erschrickt auch nicht davor, die Etymologie zu verwischen, was ein Hauptkummer der deutschen Reformer ist. Das französische Vaterunser sieht in dieser neuen Uniform ziemlich spaßig aus:

Notr-ε pêr ki êt-z ô syê, kɛ votr-ɛ no swa saktifye,
kɛ votr-ε rêg ariv, ke votr-ε volote swa fêt sur la têr
kom ô syêl. Done nû-z ôjûrdui notr-ε pi kotidyż e par-

done nû nô-z ofas kom nû pardono-z a sê ki nû-z o-t
ofase. Ne nù lese på sukobe-r a la tatâsyo, mê delivre
nû du mal. Isi swa-t il.

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Einige Zeichen sind nicht gut gewählt, z. B. ê neben é (stumme e) für den Laut, den wir im Deutschen mit ö bezeichnen, ebenso mußte der Verfasser, wenn er offense, tentation richtig mit ofas, tatâsyo giebt, für pain, ainsi nicht pi, isi, sondern pe, esi feßen. So viel steht fest, wenn die Arbeit auch Klarheit und praktisches Verständniß verräth, tiefere sprachliche Studien und Kenntnisse verräth sie nicht; eine geschickte Empirie wird sichtbar, aber kein Prinzip. Bei uns ist es gerade umgekehrt; wir kommen vor lauter Geschichte und geschichtlicher Entwickelung nicht zum natürlichen Ausgangspunkte der= selben.

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Die noch folgenden Abschnitte sind: Naturgeschichte, Physiologie, Medizin, Gesundheitskunde, Landbau, industrielle Künste und wissenschaftliche Reisen wir können hier deshalb nicht näher darauf eingehen, weil sich diese Fächer meist in viele Einzelheiten zerspalten; neue Bemerkungen, Eigenschaften einzelner Stoffe, neue Manipulationen, neugefundene Nußpflanzen u. f. w. Unter dem Abschnitt Medizin findet sich eine mehr in das Gebiet der Philologie gehörige Mittheilung über das angebliche Grab des Hippokrates zu Larissa und die sehr verstümmelte Inschrift, die davon erhalten fein soll. Selbst im Falle, daß die Inschrift echt wäre, was durchaus noch nicht versichert ist, würde der darauf vorkommende Name Hippokrates nichts für den berühmten Arzt dieses Namens beweisen, sondern könnte

-

einem der zahlreichen Hippokrates' angehören, die in Theffalien und Griechenland gelebt haben; denn der Name war nicht selten. Die sehr verstümmelte Inschrift lautet:

πολει.
αγαθη .

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σωμα.
με
απε

· χρηστε ...

αγλαοφ ...

. τελεσφ ἕνεκα .... χαιρε

Sollte die erste Zeile des Epigrammes (denn das ist es jedenfalls) so zu ergänzen fein: [oñua rod'] Iллоxqά[τovs τov] Kw[tov] ay λaog[nuov]?,,Dies ist das Denkmal des berühmten Hippokrates aus Kos". Man kann bei solchen Inschriften nicht vorsichtig genug sein, denn Griechenland ist das Vaterland des Simonides Palimpsestos. Unter der Ueberschrift: „Wissenschaftliche Reisen“, wird die nordische Expedition des Prinzen Napoleon näher besprochen, die bekanntlich im Jahre 1856 stattfand. Sie segelte von Havre am 14. Juni ab, berührte Schottland und Island. Da die beiden Schiffe,,Reine Hortense" und,,Cocyte" auf ihrem Wege nach Spißbergen und dem Nordkap vom Eise aufgehalten wurden, so segelte man wieder westwärts auf Grönland zu, wo man einen kurzen Aufenthalt machte. Von hier ging es nach den Shetlands-Inseln und Norwegen. Nach einem kurzen Aufenthalte in Schweden kehrten die Schiffe nach Havre zurück. Prinz Napoleon hat ein vollständiges Eskimoskelett, verschiedene Eskimoschädel und außerdem eine Menge Photographieen von Eskimo's mitgebracht ferner verschiedene ausgestopfte Säugethiere und Vögel, Mollusken, Krustaceen u. s. w., dann eine Menge Bücher, gedruckte wie handschriftliche. Das wissenschaftliche Material, das man dieser Reise verdankt, scheint sehr umfangreich und viel seitig zu sein, wenn wir nach dem gegebenen Abriffe urtheilen dürfen.

Unsere hundert Meilen lange, untergehende Nordsee-Inselkette.

Unter diesem Titel veröffentlicht Dr. Clement in den,,Hamburger Nachrichten" einen Mahnruf an die deutschen Regierungen, die Inselkette, welche durch ihr Bestehen einen Theil der norddeutfchen Küsten vor dem Ueberfluthen schüßt, mit allen denkbaren Auftrengungen zu erhalten. Er ruft das Zeugniß der Geschichte an, um nachzuweisen, welche schreckliche Verheerungen die Sturmfluthen auf diese Inseln und Küsten zu allen Zeiten verursacht haben, und sagt voraus, daß dieselben noch weit größer werden müssen, sobald die Inseln, wie es allen Anschein hat, gänzlich untergehen.

Wenn man in der Geschichte der Wasserfluthen von Hunderttausenden von Menschen liest, welche in einzelnen Nächten umgekommen sind, so glaube man nicht, daß dies Uebertreibungen sind. Die einzige Nacht zum 12. Oktober des Jahres 1634 nahm in nur vier Stunden allein 15,000 nordfrisischen Insulanern das Leben. Und was gewesen ist, kann wiederkehren, kann, ja wird ärger werden, als vorhin; denn die Vorwehren der frifisch-deutschen Nordseeküste liegen fürchterlich verwahrlost, und das Gebiet des Elements zwischen Themse und Neu Tief wird immer breiter, und nach Beobachtung des Dr. Clement, auf der Basis des Studiums und der Erfahrung, werden in dieser Hälfte unseres Jahrhunderts die Nordseestürme bei Springfluthen einen größeren Hang als sonst haben, aus der gefährlichsten Nichtung W.-N.-W. und N.-W. zu wehen. Schon aus diesen Gründen (und weil noch dazu alles Jrdische mit den Jahren sinkt) geht klar genug die Nothwendigkeit hervor, die Nordsee-Deiche höher zu machen, und zwar ungefäumt, da jedes nächstfolgende Jahr die erwähnten periodi schen Springfluthen bringen kann. Wer die See im Sturm nicht kennt und keine Wassersnoth und Lebensgefahr, wie auf den frisischen Infeln, der merke sich Folgendes: Die Sturmfluth des Jahres 860 verschüttete die alte Rheinmündung unweit Leyden mit Sand. Es muß ein entsegliches Wetter gewesen sein, und wer weiß, wie viele Dörfer draußen untergingen. In den Flüthen 1014 und 1099 ging Thanet und die Nachbarschaft mit sehr vielen Dörfern und unzähligen Menschen größtentheils unter. Die Sturmfluth 1016 vernichtete eine große Landstrecke zwischen der jezigen Außen-Jahde und der äußersten Wesermündung. 1219 schuf die große St. Marcellusfluth die Jahde. Eine Menge Dörfer waren am Morgen verschwunden. Zwischen 1205 und 1250 war Wieringen eine Insel. Das reiche Rongholt in Nordfriesland ward mit sieben Kirchspielen bei Nachtzeit im Jahre 1240 in der See begraben. Nach der Volkssage läuteten noch lange Zeit hernach die Kirchenglocken auf dem Meeresgrunde. In der Weihnachtsfluth 1277 ward der Dollart vollendet. 33 Dörfer, ein Städtchen und mehr als 20 Klöster und Villen verschwanden spurlos. In der Sturmfluth am 14. Dezember 1287, die alle Frisenküsten heimsuchte, kamen 80,000 Menschen um. In der Sturmfluth 1300

blieben auf der einst sehr großen Insel Heiligland nur zwei Kirchen
nach. 1362 um Mitternacht war die,,Große Manntränke“. 30 Kirch-
spiele Nordfrislands mit allen ihren Kirchen gingen unter. Die Eli.
sabethsfluth 1412 schuf den Biesbosch, zerstörte 72 Dörfer in Süd-
Holland und vertilgte 100,000 Menschen. Die,,Große Fluth" am
2. November 1532 erging über alle Frisenlande. Ganz Nord-Beve-
land stand unter Waffer, und Süd-Beveland verlor seinen öftlichen
Theil mit 3 Städten. Die Kirche zu Tondern stand 6 Fuß im Waffer,
und in den Straßen zu Ripen fand man lebendige Seefische. Als
es Vollwasser war, ward es so windstill, daß man mit brennendem
Licht unter offenem Himmel gehen konnte. Die Fluth hatte Fris-
land so erschreckt, daß eine dreitägige Beizeit angeordnet ward. Die ent
fegliche Allerheiligenfluth 1570 suchte abermals alle Frisenlande heim.
Alle Marschen zwischen Belgien und Jütland liefen unter. Gegen
400,000 Menschen kamen um. Sie war aus NW. Allenthalben
brachen die Deiche. Die einzige Nacht zum 12. Oktober 1634 bei
Hochspringfluth und völligem NW-Orkan, als alle Nordseemarschen
unterliefen, fast alle Deiche, auch die Elbdeiche, brachen, die See
3 Fuß tief zu Garding in Eiderstedt über die hohe Geeft hinwogte
und die große Insel Strand, die viele Meilen im Umfang hatte, in
vier Stunden in drei bis vier Stücke zerrissen ward, änderte und
zerstörte fast ganz Nordfrisland, wo 15,000 Menschen umkamen und
50,000 Stück Vieh. 1500 Häuser des Strandes wurden ein Raub
der See und des Sturmes, 44 Deichbrüche entstanden und 30 Wind-
mühlen wehten um. Die ganze Südseite der weißen Dünen Amerams
(sonst sind sie gewöhnlich gelb) entstand aus dem feinen Kleisand
der im Strande in jener Schreckensnacht untergegangenen Marsch-
strecken. Von den im Nordstrande, dessen jeßige Haupttrümmer die
Inseln Pelwerm und Nordstrand find, übrig gebliebenen Unglücklichen
mußten 2500 auswandern, und in Folge fremder Ansiedlung starb
die frisische Sprache auf den beiden Inseln aus. Die große Weihnachts-
Fluth 1717, bei einem furchtbaren Nordweststurm, welcher die drei
stand, richtete auf den Halgen, an den nordfrisischen Festlandsküsten,
Festtage über dauerte, bis Alles, was nicht Geest war, unter Waffer
in Dithmarschen, in den Elb- und Weser-Distrikten, in Ostfrisland,
Groningen, Westfrisland und Nord-Holland unermeßliche Verwüstun
gen an. Viele Tausende von Menschen starben im Waffer und eine
zahllose Menge Vieh. Die ganze Nordseeküste sah aus, wie die Nord-
see selbst. Alle Deiche standen 4 bis 5 Fuß tief im Wasser. In
Offrisland allein ertranken 2787 Menschen und 15,500 Stück Vich.
An einigen Stellen der Nordküste Westfrislands stürzte die See in
einer Höhe von 17 Handbreit über die Außen-Deiche hin.

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Mannigfaltiges.

Oppert's Mesopotamische Expedition. In einer der lehten Sizungen der französischen Akademie der Inschriften und der schönen Literatur überreichte Herr Guigniaut im Namen des Herrn Julius Oppert die erste Lieferung des zweiten Bandes von deffen unter den Auspizien des französischen Staatsministeriums und unter der Leitung einer aus Mitgliedern der Akademie bestehenden Kommission herausgegebenen Expédition scientifique de Mésopotamie". Auf Veranlassung dieser Kommission hat Herr Oppert die Publication seines Tertes mit der Abtheilung begonnen, welche die Entzifferung der keilförmigen, besonders der affyrischen und der afsyro-babylonischen Inschriften behandelt. Die früher erschienenen Lieferungen des ersten Bandes hatten nur Abbildungen zur Topographie und Archäologie des alten Babylon und Assyriens gebracht. Mit der gegenwärtigen ersten Lieferung des zweiten Bandes beginnt nun der rein philologische Theil des Werkes, der, wie Herr Guigniaut bemerkt, wenn er auch nicht lauter Neues bringt, doch gewiß die wichtigste Abtheilung bildet, indem er der Schlüssel des Ganzen ist. Zahlreiche Gelehrte, fügt der Berichterstatter hinzu, von Grotefend bis auf die neueste Zeit, haben Scharffinn und Fleiß darauf verwendet, um die arischen oder persischen Inschriften der Achemeniden zu entziffern. Vieles ist ihnen auch gelungen, aber keiner hat uns einen so großen Schritt vorwärts in der schwierigen Kunst dieser methodischen Räthsellösung thun laffen, Keiner hat daraus so überraschende, sichere und fruchtbare Aufschlüffe nicht blos über den Sinn dieser vielbelehrenden Inschriften, sondern auch über das System der Keilschrift selbst, über ihre Entwickelung, ihre Verschiedenheit, ihren Ursprung und ihren primitiven, ideographischen und hieroglyphischen Charakter gezogen, wie Herr Oppert. Die Akademie, bemerkte Herr Guigniaut schließlich, hat sich über den Erfolg dieser Arbeiten um so mehr Glück zu wünschen, als sie in deren klar und streng methodischer Form die Frucht ihrer eigenen Einwirkung und der Rathschläge erkennen wird, die dem Verfaffer von mehreren Mitgliedern der Akademie in denjenigen Sizungen zu Theil geworden, in welchen Herr Oppert die ersten Versuche seiner Analyse und Erklärung der Inschriften dargelegt hatte.

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für die

Bestellungen werden in jeder deutschen Buchhandlung (in Berlin bei
Beit u. Comp., Jagerstraße Nr. 25, und beim Spediteur Neumann,
Ricber wallfir. Nr.21), sowie von allen königl.Pofl-Aemtern, angenommen,

Literatur des Auslandes

Italien.

4.12 Der Buchhandel in Italien.

II.)

Berlin, Dienstag den 8. Juni.

Der italiänische Nachdruck und die Convention zu dessens
As Unterdrückung. Not

*

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Wir haben vor einiger Zeit einen Artikel über den italiänischen Buchhandel gebracht, indem wir das für einen deutschen Lefer Interessantefte und Wichtigste über diesen Gegenstand aus einer Mais ländischen Zeitschrift (II Crepuscolo) entlehnten und, so weit es unserem Zwecke angemessen schien, zusammenstellten. Da die Sache in sofern einige Wichtigkeit hat, als sie uns mit den Bedürfnissen, den Leiden und Hindernissen bekannt macht, mit denen eine geistig so be gabte Nation zu kämpfen hat, und uns zu mancher interessanten Vergleichung Anlaß giebt, können wir nicht umhin, das angefangene Thema weiter zu besprechen und aus einigen folgenden Artikeln der gedachten Zeitschrift das hervorzuheben, was am deutlichsten jene Berhältnisse ins Licht stellt. Wir heben hierbei nur das Allerwesentlichste hervor und lassen Alles bei Seite, was, wenn auch vielfach interessant, doch nur den Italiäner, feinen Standpunkt, seine Hoffnungen, feine Wünsche und Bestrebungen betrifft.

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Unker den direkten Maßnahmen, um den Buchhandel in Italien zu regeln, haben wir noch nicht der Convention gedacht, welche zum Schuge des literarischen Eigenthums geschlossen würde und sich bereits im Jahre 1840 auf alle italiänischen Staaten, mit Ausnahme des Königreichs Neapel, erstreckte. Ihr Zweck war, die literarische Frei benterei zu vernichten, oder wenigstens soviel als möglich zu beschrän ken, die zu den beklagenswerthesten Uebelständen gehörte, und der gemeinen und räuberischen Betriebsamkeit der Verleger Einhalt zu thun. Denn bis dahin war jedes geistige Erzeugniß ein freier Raub gewesen für Jeden, der es sich zu: Nuße machen, es nachdrucken, nachmachen, verunftalten wollte zum Schaden des Verfassers und zum Betruge des Publikums. Es war eine alte eingelebte GewohnheitsAnsicht, die auch jezt noch nicht verschwunden ist, die literarische Production von vorn herein als Gemeingut anzusehen; die Werke des Talentes galten als ein dem Publikum gemachtes Geschenk, das sich gar nicht darum kümmerte, ob der Autor" wirklich in der Lage wäre, fo freigebig zu fein.

Besagte Convention wurde von vorn herein nur als ein Verfuch angesehen und daher nur auf die Dauer der nächsten vier Jahre geschloffen, nach welcher Zeit sie je nach den Umständen aufgegeben n aufgegeben oder erneut werden sollte, und es ist wenigstens ein erfreuliches Zeichen, daß sie bis auf den heutigen Tag fich behauptet hat. Unser Gewährs mann findet nun an ihr, und mit Recht, nicht Unbedeutendes aus zusehen.

Schon von vorn herein trat fte nicht auf (was sie wohl damals auch schwerlich konnte) als Verkündigung eines Rechtes, sondern nur g eines Rechtes, sondern nur als Konzession eines Privilegiums, und das literarische Eigenthum, statt von einer sittlichen Grundlage auszugehen, stellte sich nur unter dem Charakter einer sozialen Thunlichkeit und Angemeffenheit dar. Der Unterschied ist nicht gering; denn das Gefeß, wenn es nicht die Autorität eines Rechtes in Anspruch nimmt, kann wohl zum Gehors fam verpflichten, aber läßt doch stets das Gewissen deffen frei, der es nicht erfüllt, und feine Verlegung, wenn auch mit materiellem Schaden verknüpft, zieht keinen fittlichen Makel nach sich, deffen man sich zu schämen hätte. Wenn der Nachdruck feine Straffumme gezahlt und den flagbar gewordenen Verleger oder Autor abgefunden hatte, war er wieder so ehrlich, wie zuvor; denn vor wenigen Jahren war eine solche Handlung überhaupt nicht strafbar, und wer weiß, in welch furzer Zeit es wieder ebenso sein würde, wie Die vention hatte also nicht die volle Wirksamkeit, die man von ihr ver

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langt hatte; fie legte der Unordnung einen Zaum an, aber rottete fie nicht aus, und indem sie die Möglichkeit ihrer Wiederkehr bestehen ließ, verminderte sie zum Theil den versittlichenden Einfluß des Gefeges, der nicht geleugnet werden soll.

Ferner äußert unser Gewährømann den Wunsch, daß bei einer Umgestaltung und Neubildung dieser Einrichtung mehr Rücksicht auf die Journalistik genommen werden möge, als bisher, wo nur mehr das literarische Eigenthumsrecht der eigentlichen Bücher-Verfasser in Betracht kam, die Journalistik aber nur insoweit berücksichtigt wurde, als Artikel und Veröffentlichungen über drei Druckbogen stark einen Schuß fanden. Es wäre dies eine Unbilligkeit, weil in der Conven tion das Eigenthumsrecht aller Ueberfegungen gewährleistet sei, während Original-Artikel doch jedenfalls einen höheren Werth zu bean sprüchen hätten, als bloße Ueberseßungen; die italiänische Journalistik habe mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, und unter diesen sei nicht die geringste die, daß ein Journal, mit bedeutenden Kosten gegründet und mit guten Mitarbeitern versehen, fortwährend Gefahr laufe, von Blättern zweiten und dritten Ranges regelmäßig geplündert zu wer Das geschieht leider auch in Deutschland häufig genug indeß glauben wir, ohne uns irgend ein Urtheil anzumaßen, daß eine so große Ausdehnung des Eigenthumsrechtes denn doch nicht gut mög lich und durchführbar sein würde. Es giebt auch hier ein bestimme tes Maaß: die bloße Gefeßgebung thut es nicht, zumal ihre Handt habung in den meisten Fällen mit den äußersten Schwierigkeiten verknüpft sein würde → hier muß die allgemeine Stimme und die Ehrenhaftigkeit der Redactionen, die wenigstens ihre Quellen zu nennen haben, wenn sie einen entlehnten Artikel bringen, das Beste thun denn wozu sollte es führen, wenn man wegen jedes Artikels einen Prozeß anstrengen wollte? Das Publikum muß sich selbst ein Urtheil über den Werth oder Unwerth, über die Selbständigkeit oder Unabi hängigkeit einer Zeitschrift bilden und that es in der Regel auch.' “g

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Eine parafitische Winkel-Literatur mit der Würzel ausrotten zu wollen, ist ein ebenső undankbares als fruchtloses Bemühen, da sie sich in den allermeisten Fällen aller Kontrole entzieht und meist viel zu verächtlich ist, um einer geseglichen Verfolgung werth zu sein. Wenn die italiänische Journalistik, wie der Verfaffer behauptet, in der That im Wachsthum begriffen ist, wenn sich ihr tüchtige Köpfe zu widmek anfangen, so wird sie diesen unleugbaren Uebelstand aus sich selber überwinden. ther & de rod

Als fernerer Nachtheil wird hervorgehoben, daß die Convention keine eigentliche gesegliche Sträflichkeit anerkenne, sondern nur den materiellen Schaden, den ein Nachdruck gebracht, zu ersehen zwinge die Exemplare des Nachdruckes werden nämlich nach diesem Verfahren konfiszirt, und der Nachdrucker muß dem Verfaffer (oder Berkeger) einen baaren Schadenersatz leisten. Dazu kommt, daß die Geseßs gebung in den verschiedenen Staaten die größten Ungleichheiten in diesem Falle hervorbringt, wie es denn vorgekommen ist, daß ein Mail länder Buchhändler gegen einen Nachbrucker in Florenz Hlagbar wurdej aber die Freisprechung deffelben aus keinem anderen Grunde erleben mußte, als weil die toskanische Gefeßgebung für diesen Fallt gar keine Strafe beftimmt hatte. Es würde also dieserhalb eine allgemeine italiänische Strafgefeßgebung nöthig sein.

Ferner erstreckt sich die Convention nicht über ganz Italien; ein ganzes Dritter, das Königreich Neapel, hat sich davon ausgefchloffett, und zwar, wie es scheint, nicht, weil die Regierung besondere Schwierig teiten gemacht, sondern weil die dortigen Buchhändler, die Konkurreng des übrigen Italiens fürchtend, sich mit Hand und Fuß dagegen wehr ten und alle Bemühungen einsichtiger Staats- Dekonomien und Freunde der Wissenschaft zu Schanden machten. Die neapolitanischen Buchs händler und Verleger wollten ohne Konkurrenz der Autoren sein und allein den Büchermarkt regieren.,,Neapel, fagt unser GewährsHeilson- mann, ist ein sehr thätiger Mittelpunkt der Studien, der keinem and

deren in Italien nachsteht; seine Journalistik ist an Gediegenheit and an Zahl der Veröffentlichungen die bedeutendste, welche die italianifchen Hauptstädte bieten. Das würde man faum glauben, wenk

es nicht ein Italiäner selbst sagte, der sonst auf Neapel nicht gut zu sprechen ist. - Es läßt sich indessen wohl denken, daß man von Seiten der Regierung die betreffenden Reformen wicht befördert und lieber mit Allem zufrieden ist, mag es auch für Fremde nicht gerade erbaulich und bequem sein. Wir sprechen von einer Sache, die aller Welt bekannt ist; Jedermann weiß, daß es leichter ist, Bücher aus Kalkutta und Peking zu erhalten, als aus Neapel oder Palermo; wie es denn gleicherweise offenkundig ist, daß man bei uns kein Mittel finden kann, die neapolitanischen oder sicilischen Zeitschriften schnell und regelmäßig zu erhalten, weil die Post-Anstalten sich weigern, die Last der gegenseitigen Association auf sich zu nehmen."

Auch hat sich Neapel durch einen unmäßig hohen Eingangszoll auf Bücher dermaßen verbollwerkt und verfeftigt, daß, es gravo die gegen das übrige Italien so gut wie abgeschlossen ist. Während anderswo Bücher nach dem Gewichte, werden sie hier nach dem Formate geschäßt, und während man in der Lombardei für die Einfuhr eines Oktav Bandes höchstens fünft sechs Centesimi zahlt, erhebt der neapolis tanische Tarif für den nämlichen Band 75 Centefimi, D. h. vielleicht den fünften oder sechsten Theil des Ladenpreises. Bei größerem For mat wächst der Uebelstand: mat wächst der Uebelstand: denn schon ein Quartband zahlt das Doppelte, ein Folioband das Vierfache, und dabei kann der Foligband vielleicht sehr dünn sein, wie z. B. bei Kupfermappen u. f. w. Es kann also der Fall vorkommen, daß ein Band, der einen Lire werth ift, drei Lire Steuer zahlt. Welchen Einfluß solche Einrichtungen auf die Moralität im Buchhandel ausüben müssen, ist nicht schwer einzusehen. Es giebt natürlich Pfiffe, die Steuern zu umgehen; ja, es giebt in gewissen Fällen bedeutende Ermäßigungen, wenn z. B. der Buchhändler nachweist, ebenso viel Bücher in das Ausland spedirt zu haben, als hereingekommen sind. Natürlich steckt das der Buch händler, der seinem Kunden voll anrechnet, in seine Tasche. Es tommt vor, daß die neapolitanischen Buchhändler einen Rabatt von 40 bis 50 Prozent verlangen oder dem, der ihn weigert, mit foforti gem Nachdruck drohen. → Was ist nun mit solchen Leuten anzufangen? Als Beispiel, wie es einem Autor in dieser Weise ergeht, wird eine jedenfalls höchst verdienstliche Arbeit, die Uebersehung der Werke Plato's von Ruggiero Bonghi, angeführt, die in Gefahr steht, auf gegeben zu werden, wenn der Verleger sich nicht versteht, den Neapolis tanern zu willfahren. Sie kommt auf Subscription heraus.ee wal

Ferner wird eine Ausdehnung der Convention auch auf Frank reich für besonders wünschenswerth erachtet - freilich eine Sache, die bedeutende Schwierigkeiten haben dürfte bei der politischen Zerrissen heit Italiens und der Passivität der meisten Regierungen, Wie die Sache sich am einfachsten darstellt, muß es scheinen, daß Frank reich hierbei den größeren Vortheil haben würde, und das müßte auch in der That der Fall sein, denn während französische Bücher in Unzahl nach Italien gehen und dort Leser finden, findet das Umgekehrte in weit geringerem Maße statt. Unser Gewährsmann erkennt dies auch an; aber er faßt die Sache aus einem ganz verschiedenen, wesentlich moralischen Standpunkte auf und bezweckt hiermit vorzüglich eine Reinigung und Hebung der italiänischen Literatur.

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dem Verfasser ein direkter
dem Verfasser ein diretter
influß auf das Schicksal seines Werkes
verstattet sein. Müßten ferner die Herausgeber einer Uebersehung
erst die Einwilligung des ersten Verlegers und des Schriftstellers eins
holen und sich mit ihnen verständigen, so würde der Haufe elender
Winkelverleger außerhalb des Landes alles Gehör und allen Kredit
verlieren, und fremde Verleger und Schriftsteller würden sich nur an
Verlags-Handlungen von einigem Namen und Sicherheit wenden.
Müßten ferner die Buchhändler den Original-Autor für Abtretung
seines Rechtes bezahlen, so würde die Auswahl fremder Bücher mit
mehr Rückhalt und Vorsicht geschehen, weil mehr Geld auf dem
Spiele stände, und der allerärgste Schund wäre beseitigt. Vorzüglich
hofft unser Gewährsmann hiervon einen günstigen Einfluß auf die
lien fich gänzlich abhängig von Frankreich sicht.
Roman-Literatur und das Theater, in welchen beiden Zweigen Ita-

Die italianischen Bühnen follen gleichfalls ihr Eigenthumsrecht französischer Stücke erkaufen, die französischen Autoren und BühnenVorstände gegen Mißbrauch einschreiten; die Folge hiervon wird eine hebung der einheimischen dramatischen Literatur sein; die schlechten Schauspielertruppen müßten schwinden oder besser werden. Ob das nun gerade der Fall sein würde, steht freilich sehr dahin, auch ist unser Gewährsmann weit entfernt, Alles von der Convention zu erwarten, die ja eben nur ein formelles Gefeß ist, und deren Geltung zum großen Theil von der öffentlichen Moral abhängt.

Es handelt sich auch, unseres Erachtens, weniger barum, eine schlechte Literatur, die sich oft aller Kontrole entzieht, zu unterdrücken, als eine gute in den Stand zu sehen, die schlechte im Baume zu halten, Man sehe doch z. B. unseren deutschen Büchermarkt an; kann man nicht vielleicht mit Recht behaupten, daß vier Fünftel alles Gedruck ten entbehrlich wäre und durch die bloße Speculation auf den Markt kam? All diese unterirdische Literatur, die mit Universal-Rezepten, Quackfalbereien, Taschenspielerkünften, gemeinem Volks-Aberglauben, persönlichem Schuße der Lüderlichkeit, Compilationen aus Klassikern 26. ihren Kram treibt, haben wir in schönster, blühendster Entwickelung, nicht, weil es uns etwa au Organisation mangelt, sondern weil ein Markt für diese Sachen vorhanden ist und viele Verleger sich über ästhetische und moralische Bedenken ebenso gut hinwegsehen, als die Italiäner. monial,cambil2 nd mad Auf die anderweitigen Klagen und pia desideria 3 B., ben zu hohen Rabatt, den die Verleger den Sortiments-Buchhändlern geben müssen, die zu wünschende Einheit des Mauth- und Geldsysteme, können wir nicht näher eingehen. Welche Einfuhrzölle z. B. Neapel auf Bücher geschlagen hat, ist oben bereits mit einigen Daten belegt. worden; in anderen Staaten ist es etwas besser, aber doch bleibt des Wünschenswerthen noch übrig genug. Transitzölle, in den verschie denen Staaten verschieden und im Ganzen nicht bedeutend hoch, aber immerhin hindernd, werden gleichfalls erhoben, day on imag 00001 Laur hand and mus - mut weg date

badban to modnog Frankreich.

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Ländern ein Gegenstand der Pflege sind, viejenigen auszuzeichnen, die auch bei uns mit demselben Nuzen eingebürgert werden können. Für die Wissenschaft wird ein Unternehmen von solchem Umfange jedenfalls zum Nußen ausschlagen, denn es wird in ihr Gebiet eine große Zahl neuer, merkwürdiger und wohlbeobachteter Thatsachen hineinziehen.

verschiedenen Epochen vorgehen, daß endlich von dieser sehr sorgfältig beachteten Unterscheidung der Erfolg der Operationen zur ZuckerGewinnung aus den Maisstengeln abhänge. In diesem Punkte unterscheiden sich der Mais und das Sorgho von der Runkelrübe, bei welcher der Saamen erst dann feine volle Reife erlangt, wenn vorher

Die praktische Seite der Frage auf sehr ernste Hinder der in der Knollwurzel angehäufte Zucker völlig erschöpft vift.nj.

nisse stoßen; denn hier genügt es nicht, die Acclimatisation möglich gemacht zu haben, sondern man wird auch die Entwickelung der auf unserem Boden, unter mehr oder weniger veränderten klimatischen Bedingungen, verpflanzten Fremdlinge abwarten müssen, um über den wirklichen Nußen das Endurtheil. festzustellen. Zubing mainaduu_47 150 Unter diesen verheißenen friedlichen Eroberungen sind besonders zwei neulichst eingeführte Pflanzenarten, welche gegenwärtig die Auft merksamkeit der Gelehrten wie der Landwirthe auf das Höchste spannen: das zuckerhaltige Sorghe und die chinesische Yamswurzel, die unter Anderem von Montigny, dem französischen Konsul zu Shanghai, 1851 an die geographische Gesellschaft eingesendet wurden. Nach den viel

dem Mais und Sorgho, entsponnen. Nach der Meinung mehrerer
Agronomen halten sich die Vortheile bei beiden in gewissem Betrachte
die Wage, und es dürfte zweifelhaft erscheinen, welcher der Vorzug
zu geben sei Ueber die von Pallas der Akademie der Wissenschaften
überreichte Denkschrift äußerte sich der gelehrte Berichterstatter Biot:
,,Wir wollen die Industrie nicht unbesonnen in neue Bahnen vers
locken, dürfen aber auch nicht aus übertriebener Aengstlichkeit sie das
von abschrecken. Wenn der Maiszucker aus den Stengeln mit Erfolg
ausgebeutet werden kann, so sind seine Vortheile gegen die Nunkel-
rübe für den Ackerbau entschieden." In den Vereinigten Staaten,
wo man Experimente angestellt, ergaben die Maisstengel 17 Prozent
Zuckersubstanz, und es ist nicht unwährscheinlich, daß in gewiffen Süds
Gegenden Frankreichs und des algerischen Gebietes nicht minder günstige
Resultate in Aussicht stehen. ...
(Schluß folgt.)"

fachen Anwendungen, die man ihm Prophezeiet, scheint das Sorgho wo man Experimente angieden." In den Vereinigten Staaten,

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nicht nur das Zuckerrohr und die Runkelrübe, sondern auch alle Stoffe der Spiritus Production mit einer gewaltigen Konkurrenz zu bedrohen. Welches wahrscheinliche Resultat ist nun von den Acclimatisations-Versuchen dieser beiden Pflanzen zu gewärtigen? Entspricht namentlich das Sorgho den Bedingungen der zu lösenden Aufgabe? Bietet es zugleich ökonomische und reichliche Nahrung, einen nüßlichen Rohstoff für die Rational-Industrie? Versuchen wir, diese Fragen zu beantworten.t arch) Das : Zucker-Sorgho (Holcus vel andropogon saccharatus) → um eine kurze Beschreibung vorauszuschicken — ist eine schöne Pflanze aus der Familie der Gramineen, von zierlichem Wuchs, mit geraden, dünnen und glatten Halmen, die, wenn in fruchtbarem Boden, unter günstigem Klima angebaut, eine Höhe: von sechs bis neun Fuß und darüber erreichen. Die Halme tragen Büschel, die aus acht bis zehn, mit gewundenen, zurückfallenden, regelmäßig von einander abstehenden Blättern versehenen Stengeln gebildet find. Zwei oder drei Haupt stengel entwickeln an der Spiße eine tegelförmige Rispe von Blättern, die anfangs grün, allmählich in violette. Töne ›übergehen, um sich endlich, zur Zeit der Reife, in eine dunkle Purpurfärbe zu vertiefen. Die Körner sind klein, sehr braun und glänzenda. Nach den genauen Beobachtungen Dupeyrat's erscheint es ausgemacht, daß diese Pflanze in unseren Südgegenden, und zwar westlich von Loire, Garonne und dem Languedoc-Kanal, sowie auf einer ziemlich ausgedehnten Strecke des Rhone-Thales, wenn in besten Boden Ende April gefäct, vom 20. Mai bis zum 20. Oktober, bei einer Gesammtsumme von 3000 Tem peratur-Graden auf 150 Tage, mithin bei durchschnittlich 20 Grad auf den Tag, zur vollen Reife gelangen kann. In Algerien, wo die klimatischen ƒ Umstände weit günstiger find, erzielte man bessere Resultate in 120 Tagen. Die Pflanze scheint indeß zu ihrer vollen Entwickelung reichlichen Dünger und schicklich angebrachte Bewäfferung oder Besprengung zu verlangen....

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Ueber die Handelsverbindungen des alten Rußland mit Livland und den Hansestädten.

Die archäographische. Kommission in Petersburg, die sich bereits seit einer Reihe von Jahren mit der Publication von historischen Denks mälern über das politische und soziale Leben im alten Rußland beschäftigt, hat vor kurzem eine Sammlung von Aktenstücken veröffents licht, die von Herrn Napierski in den Rigaer Archiven aufgefunden wurden und die sich auf die Handelsverbindungen der nordwestlichen Provinzen des jeßigen russischen Reiches mit Riga und den Hanse städten während des 12., 13. und. 14. Jahrhunderts beziehen.") Das älteste dieser Dokumente ist ein Vertrag des Fürsten Jaroslav Wlddimirowitsch von Novgoröð: aus dem Jahre 1195; dann folgen: ein Vertrag des Großfürsten Alexander Newski und der Novgoroder mit den Deutschen (1257–1259); Vertrag des Fürsten Gerden von Polozk mit dem deutschen Orden (1264); Sendschreiben des Fürsten Isjastav von Polozk an den Heermeister und die Nigaer (1265); Urtheil des Großfürsten von Smolensk über einen Rechtshandel wegen einer Kirchenglocke (1284); Sendschreiben des Erzbischofs von Riga au den Großfürsten Feodor Rostislawitsch von Smolensk (1297); Sendschreiben des Großfürsten Andréi Alexandrowitsch (1294-1304) an die Mannen des dänischen Königs; Sendschreiben des Bischofs Jakob von Polozk an die Rigaer (1300); Handelsvertrag zwischen Polozk und Riga; Sendschreiben des Fürsten von Smolensk,. Alerander Gljebowitsch, an die Rigaer (1800); Sendschreiben des Großfürsten Andréi Alexandrowitsch an die Rigaer. (1301). Einige von diesen Urkunden haben kein besonderes Intereffe; so der Brief des Erzbischofs vòn Riga, in welchem er den Fürsten Feodor von Smolensk bittet, der Anklage keinen Glauben zu schenken, daß die Rigaer einen ruffischen Kaufmann ermordet hätten, und daß Begrüßungsschreiben des Fürsten Alexander an die Rigaer, das nur den Wunsch ausdrückt, mit ihnen dieselben freundschaftlichen Verbindungen zu unterhalten, wie fein Bater.. Dagegen enthalten andere nicht unwichtige Data über die intere nationalen Beziehungen jener Zeit, und über die juridischen Begriffe des alten Rußlands.

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d. Nach den von Hardy, Direktor der Pflanzschulen in Algerien, und, später von Leplay bestätigten, sorgfältigen Beobachtungen Beaus regard's, begreiftɛman das ganze Gewicht, das auf die Production des Sorghoforns zu legen ist. Diese Agronomen haben erkannt, daß, entgegen den gewöhnlichen Gesezen der Pflanzen- Physiologie, die Abscheidung des Stärkestoffes in den Körnern / des. Sorghö nicht auf Unkosten des Zuckerstoffes in den Halmień geschieht, ja, daß dieser hier gerade dann in stärkeren Verhältnissen angehäuft ist, wenn die Pflanze ihre vollständige Reise erlangt hat und jene noch saftgeschwän gert sind. Man muß sich aber hüten, diesen Zeitpunkt vorübergehen laffen, denn bald würden merkliche Veränderungen eintreten und Da die Deutschen wegen Verbrechen, die sie in Rußland begang den Zuckerertrag vermindern, pos: aig Peulusi gen, durch russische Tribunale gerichtet wurden, so sind in den Vers rain Diese physiologische Erscheinung ist indeß auch beim Mais beob trägen die damals am häufigsten vorkommenden Verbrechen nebst den achtet worden. Schon die Herren Biot und Saubeiran hatten kon darauf gefeßten Strafen angegeben. Hier treten uns manche bisher statirt, daß, wenn man die Maiskolben vor der Reife abschneidet, die unbekannte Züge der altrussischen Geseßgebung entgegen. Namentlich Zuckerabscheidung in den Stengeln nur um etwa 2 Prozent zunimmt. ist in dieser Beziehung der Friedensvertrag Jaroslav Wladimirowitsch's Noch früher hatte Pallas, Oberarzt im Hospital zu St. Omer, in aus dem Jahre 1195 merkwürdig, in welchem die auf Mord und feinem bedeutenden Werke über den Mais) das Vorhandensein des Beschimpfung gesezten Strafen bezeichnet werden. Nach der Russkaja krystallisirbaren Zuckers, in dem Stengel dieser, Pflanze festgestellt, Prawda) wurden Tödtungen, Verstümmelungen und körperliche Vermit dem Zusage, daß der von dem Fruchtkolben abgesonderte Mais, Lesungen, mit einer Geldstrafe (wira, Wergeld) belegt, deren Betrag fengel der allgemein angenommenen Meinung entgegen, einen sich nach dem Range der beleidigten Person und der Größe des von trystallisirbaren Zucker enthält, der dem besten Rohrzucker nichts nach ihm erlittenen Schadens richtete für die Ermordung eines freien giebt, und war, den nichtkrystallisicbaren Theil, mit einbegriffen, in Mannes mußte man theurer bezahlen, als für die eines" einer Quantität Pon 6 Prozent des Stengelgewichts;, daß die stärksten, das Leben einer männlichen Person stand höher im Preise, als das bears ausgeschiedenen Dosen in den Stengeln mit dem Zeitpunkte zusammen einer Frau, das eines fürstlichen Beamten höher, als das eines Knechtes; fallen, wo die Frucht zur Reife gelangte." Mit Recht fügt der Vers die höchste Strafe aber belief sich auf achtzig Griwen Silber. In dem faffer hinzu, daß man nicht ferner, wie früher allgemein geschehen, four oddstraf ved soar tolgyntaf aðlagaike motni un big? das Reifen der Körner mit der Austrocknung der Pflanze zusammen1217) Грамоты, касающіяся до сношеній Северозападной Россіи werfen müsse: es sind vielmehr zwei Prozesse, die nach einander in съ ригою и Ганзейскими городами вѣ XII, XIII и XIV вѣкахъ. Найдены вы рижскомъ архива K. 9. Hапіерскимъ и изданы Археографическою Коммиссіею, СПб. 1857.

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eibeigenen,

*) Recherches sur le maïs, l'art de fabriquer le sucre et le papier **) Das Gesezbuch des Großfürßten Saroslav aus dem Jahre 1020. avec la tige de cette plante, 1837.

D. R.

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