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Stande sind, den einfachen natürlichen Wortlaut und die daraus zu ziehenden Folgerungen durch die bekannten Mittel der Dialektik in fein gerades Gegentheil umzudeuten. Ich habe (im Offenen Briefe) bemerkt, daß in der ganzen brasilianischen Constitution die Freiheiten und Rechte der Fremden mit keinem Worte erwähnt find. Das Faktum, auffallend für ein so großes, menschenleeres, der Einwanderung bedürftiges Land, ist, troß aller dialektischen Künste dergleichen hinein zu interpretiren, richtig, wie ein Blick in diese Constitution Jeden belehren kann. Die Praris hat längst für mich entschieden, das zeigt das folgende Beispiel.

Die fremden Offiziere, welche mit dem Entschluß, in Brasilien ein neues Vaterland zu finden, in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts in brasilianische Dienste traten, waren bis 1830 der Meinung, die auch Dr. França aufrecht zu erhalten sucht, daß die Verfaffung auch ihre Rechte und Freiheiten, namentlich diejenigen Rechte und Ansprüche, welche die Patente ihnen verbrieften, gewährleiste, mit einem Wort, daß die Verfassung nicht blos dem brasilianischen Staatsbürger Rechte und Freiheiten sichern. Namentlich verließen sie sich auf das Kapitel VIII, Tit. 2 (Art. 145-150), welches die Ueberschrift hat:,,Da Força Militar", und dessen Art. 149 wörtlich lautet: Die Offiziere der Armee und der Flotte können nicht ihrer Patente, wenn nicht durch eine vom kompetenten Richter ausgesprochene Verurtheilung, beraubt werden." Ich bemerke weiter, daß in dem ganzen 8. Kapitel so wenig, als in seiner Ueberschrift, das Wort,, Bürger" ein einziges Mal erwähnt ist; daher die Meinung der fremden Offiziere, daß ihnen die Constitution die Rechte ihrer Patente garantire. Der Irrthum ward gründlich gelöst durch das Gesez vom Mai 1830, das die in den vom Kaiser gezeichneten, von einem Minister kontrafignirten, unter dem großen Staatssiegel ausgefertigten Patente zu gesicherten Gehalte, Berechtigungen, Freiheiten und Ehren ohne alle Entschädigungen auf einen Schlag kassirte.

Alle drei Faktoren der Gesetzgebung waren darin einig, daß die Constitution dem Fremden nichts garantire und die Patente ein Wisch ohne Werth seien, welcher aber mit 30 Milreis von den Offizieren bezahlt werden mußte. Das ist doch wohl ein schlagendes Faktum gegen die sophistischen Argumentationen des Herrn Dr. França. Er empfiehlt uns, um die Verfassung Brasiliens gründlich kennen zu lernen, die Debatten in den Kammern zu studiren. Nun, er gestatte, daß ich ihm die Debatten über das berüchtigte Geseß von 1830 zum gründlichen Studium empfehle; sie lehren, welches constitutionelle Recht den Fremden in Brasilien zusteht, und nebenbei auch, wie man verdienten Männern, welche zum Theil vielfach ihr Leben für das ,,gastfreundliche Brafilien", das sie sich als ihr neues Vaterland träumten, gewagt und unerhörte Entbehrungen mit größter Hingebung ertragen hatten, in Brasilien mitspielt.

Damals wurde mir auch die Bedeutung des Art. 178:,,Es ist allein constitutionell, was (die Constitution) bezüglich der Gränzen und Attributionen in Betreff der politischen Gewalten und der politischen Rechte und Individuen der Bürger ausspricht. Alles, was nicht constitutionell, kann alterirt werden ohne die erwähnten Förmlichkeiten (Art. 173-177) durch die gewöhnliche Gesetzgebung." Dahin gehört denn auch die Toleranz des Art. 5 für,,Individuen, die nicht Bürger" sind, welche nach Belieben,,alterirt", also auch aufgehoben werden kann. Daß auch der Art. 179, welcher, unter 35 Nummern vertheilt, die brasilianischen Grundrechte zusammenfaßt, für die Einwanderer, so lange sie nicht brasilianische Staatsbürger geworden find, kein einziges constitutionelles Recht garantirt, ist durch die Ueberschrift des betreffenden Titels:,,Von den allgemeinen Dispositionen der bürgerlichen und politischen Rechte der brasilianischen Bürger", und durch den Eingang des Art. 179: Die Unverleßlichkeit der bürgerlichen und politischen Rechte der brasilianischen Bürger, welche die Freiheit, die Sicherheit und das Eigenthum zur Grundlage hat, ist durch die Constitution des Reiches auf folgende Weise garantirt" (es folgen die gedachten 35 Nummern Grundrechte für den brasilianischen Bürger), hinlänglich klar, und eine Reihe offenkundiger. Thatsachen, z. B. auch das obenerwähnte famose Geseß von 1830, fommentiren diesen Artikel dahin, daß dem Fremden keine Freiheiten und Rechte durch die Constitution garantirt sind. (Schluß folgt.) Polen.

Zur Naturgeschichte des Storchs. Nach Beobachtungen des Grafen Kasimir Wodzi ďk i. *) Wie in so manchem Anderen, so haben die Menschen auch in der Wahl des Stoffes, den sie besprechen oder bearbeiten wollen, ihre Liebhabereien. Bei den Vögeln schwärmen die Einen für die in lauer Mondesnacht füßflötende Nachtigall, die Anderen für die den Sonnen

*) Abgedruckt im Januar-Heft der Monats-Beilage des Czas, einer Höchst gediegenen polnischen Zeitschrift. (I. N. Friß.)

aufgang mit ihrem Gesang begrüßende Lerche; dieser preist den im Aether kreisenden königlichen Aar, jener besingt den auf der Fluth stolz dahingleitenden Schwan. Der Liebesgöttin sanftes Taubenpaar, Juno's Pfau und selbst Minerva's häßliche Eule waren oft schon der Gegenstand von Expectorationen in gebundener und ungebundener Schreibart, und wenn die Gans bis heute noch auf ihren Sänger wartet, so kann ihr doch Niemand das Verdienst absprechen, daß der Kiel aus ihrem Flügel mit zu der Verherrlichung beigetragen hat, die dem Vögelschwarm in verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Seiten zu Theil geworden ist. Die Stahlfeder ist noch zu jung, als daß sie ihr den Vorrang streitig machen könnte.

Wer auf dem Lande wohnt, tritt mit der Natur in fortwährenden, unmittelbaren Verkehr und wird, häufig selbst wider Willen, zu Beobachtungen aufgefordert. Für mich, der ich gleichfalls ein Stück Landbewohner bin, hatte der Storch besonderes Intereffe, und so will ich denn erzählen, was ich dem langbeinigen Vogel durch eine Reihe von Jahren abgelauscht habe.

Das Storchmännchen ist ein nichts weniger als kaltblütiger Geselle; es ist lebhaften Temperamentes und leidenschaftlich, wenn gleich sein ruhiges, ja selbst etwas düsteres Aeußere das Gegentheil ver muthen lassen sollte, rachsüchtig und selbst grausam, ebenso heiß wie treu in der Liebe, aber auch ein wahrer Othello in Bezug auf den Hausfreund, der es wagen sollte, sich in seine ehelichen Verhältnisse zu mischen. Das Weibchen ist eine durch und durch lymphatische Natur. Treu, insofern der Gemahl ein wachsames Auge für dasselbe hat und die kleinen Launen zu befriedigen versteht, theilt es mit ihm sein Nest, mehr aus Pflichtgefühl als aus Neigung, und ist im Uebrigen kalt und ohne Temperament. Die Kinder, welche es zur Welt bringt, scheinen ihm keine besondere Freude zu machen; es ist eine strenge, dabei aber zugleich gleichgültige Mutter, wandert, weil es einmal so sein muß, und verliert bis in das späteste Alter nichts von seinen Reizen, weil es heftigen Gemüthsbewegungen gänzlich unzugänglich ist. So lange die Verführung nicht anklopft, ist das Storchweishen ein Muster von Tugend; zeigt sich aber erst Gelegenheit zur Sünte, dann giebt es sich dieser hin, jedoch ohne Leidenschaftlichkeit. De Blick der Frau Storch hat etwas Mattes, gleich als ob sie mit sich selbst unzufrieden wäre; wird sie auf falschem Wege ertappt, so bringt sie dies nicht aus ihrer Gemüthsruhe; sie läßt sich von dem erzürnten Gemahl die Leviten lesen und bleibt frostig, phlegmatisch, wie vorher. Den Sommer verbringt sie mit Ordnen des Nestes, in dessen Mo blirung es fortwährend etwas zu ändern giebt, was auf ehelichen Mißmuth schließen läßt, endlich vernachlässigt sie auch, besonders während der Brütezeit, ihr Aeußeres in auffallender Weise, denn jelten nur glättet sie das Gefieder mit dem langen Schnabel. Bei allen diesen Gebrechen und Untugenden ist der Storch der treueste und sorge samste Ehemann; er kann als Muster dieser Gattung gelten, sowie seine Haus- oder, richtiger gesagt, seine Nestehre ein echtes Spiegelbild mancher unserer Hausfrauen bietet.

Als erklärter Freund der Wahrheit sage ich Alles, was ich weiß; ich spreche von den Schattenseiten des schönen Geschlechts der Storchwelt, aber auch ebenso gern von dessen guten Eigenschaften, und zum Beweise des Lezteren beginne ich, bei den mancherlei Geschichten, die ich zu erzählen habe, mit derjenigen, welche die ehelichen Tugenden des Storchweibchens in das hellste Licht stellen.

Es war im Jahre 1852, als im April ein Storchweibchen heranzog und sich in seinem dicht an der Weichsel auf einem alten Barn stamme stehenden Neste niederließ. Die weite Reise hatte die Wandrerin angegriffen, und überdies schien ihr die Einsamkeit nicht eben drückend zu sein. Die ersten Tage gab es vollauf zu thun; der Magen war unterweges schrecklich zusammengeschrumpft und verlangte nun gebieterisch sein Recht, dann mußte ja auch das Quartier in Ordnung gebracht werden. Täglich zur bestimmten Zeit fand sie sich auf einer nahe gelegenen Wiese ein, stillte ihren Hunger, verkehrte daselbst mit ihres Gleichen und kehrte alsdann allein in ihr Nest zurück. Dies Treiben dauerte so an vierzehn Tage, und wie es schien, hatten die Herren Störche der armen Verlassenen gegenüber soviel Takt und feines Gefühl, daß keiner derselben sie mit Zudringlichkeiten belästigte. Doch die alte Wahrheit, daß, wo eine junge, hübsche Witwe hauf der Böse gleichfalls bald die Hand im Spiele hat, sollte sich and hier bewähren. Es fanden sich Bewerber um das verwaiste Besi thum, mit jedem Lage mehr. Sie klapperten, so schön sie es ANG irgend vermochten, umkreisten in weiteren oder engeren Ringer die Vereinsamte, näherten sich ihr zum Kosen und schoffen dann pfeilschnell wieder in die Höhe, kurzum, sie thaten Alles, um sich liebenswürdig zu machen und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Einer von ihnen ging in seiner Verwegenheit sogar so weit, sich auf einen dem Neste ganz nahen Aste niederzulassen und mit Schnabel, Kopf und Hals ganz absonderliche Bewegungen zum Besten zu geben. diese Auszeichnungen verfehlten jedoch die gehoffte Wirkung, denn die junge Schöne war blind für dieselben; sie befferte, ohne sich stören

Alle

zu laffen, das schadhaft gewordene Nest aus und legte ab und zu ein Ei, das sie herauswarf, nachdem sie ein paar Tage darauf gesessen hatte. Unter diesen mancherlei häuslichen und mütterlichen Beschäftigungen kam der 20. Mai, d. h. die Zeit heran, bis zu welcher die Storchweibchen brüten müssen. Nach Ablauf derselben besuchte sie täglich die nachbarlichen Triften, um ihren Hunger zu stillen, und zog endlich im Herbste von dannen, allein, wie sie gekommen war. Sie hatte, der bösen Welt zum Beispiel, dem abwesenden Gatten die eheliche Treue bewahrt, doch kehrte sie im folgenden Jahre in männlicher Begleitung zurück. Ob der Gefährte sich von Rechts wegen in dem Neste niederließ oder der Nachfolger, Stellvertreter des Verschwundenen war, konnte, wegen der großen Aehnlichkeit der Herren Störche unter einander, nicht ermittelt werden.

Seit mehreren Jahren schon beobachte ich ein Storchpaar in der Nachbarschaft, das mich deshalb ganz besonders interessirte, weil es in großer Eintracht zu leben schien. Beide Theile gehörten nicht mehr zu den jüngsten und verfuhren außerdem mit viel Ueberlegung; fast in jedem Jahre warfen sie Eier oder Junge aus dem Neste, um den Uebrigen desto mehr Sorgfalt widmen zu können, und boten überhaupt manche rührende Scene, besonders im Frühling, wenn fremde Eindringlinge sich des Weibchens oder des Nestes bemächtigen wollten. Das Storchweibchen schien nicht eben an zu großer Zuneigung zum Gatten zu leiden und überhaupt kein Muster ehelicher Tugenden zu sein, denn dies ging aus ihrem Benehmen mit anderen Störchen hervor; das Männchen dagegen konnte für eine wahre Perle unter den Ehemännern gelten; es war ebenso vorsichtig wie überlegt, wachte über seinem Gespons, entfernte sich nur selten und nie auf lange Zeit vom Hause, und zeigte zur rechten Zeit ebensowohl den zärtlichen, besorgten Gatten, wie den strengen, strafenden Herrn.

Im Jahre 1854 kam das Storchweibchen angezogen, doch ohne den männlichen Beschüßer, der unterweges wohl irgendwo hängen geblieben war. Es beschäftigte sich pflichtschuldigst mit Instandseßung des Nestes und machte nach Beendigung dieses Geschäfts Besuche in der Nachbarschaft, von woher sie eines schönen Abends in Gesellschaft eines jungen Galans zurückkehrte, der sich auch sofort häuslich einrichtete. Einige Tage später lagen im Neste schon ein paar Eier und das Weibchen schickte sich zum Brüten an, da zeigt sich eines Morgens auf dem Giebel der Scheune ein alter und, wie es schien, durch die Reise beträchtlich heruntergekommener Storch. Gleichwie bei dem gereizten Truthahn, stand ihm das Gefieder senkrecht vom Leibe ab, und feine funkelnden Augen sprühten Rache und Verderben. Es mochte in der zehnten Stunde sein, als er, ohne weiter Rücksicht auf das Weibchen zu nehmen, den Verführer anfiel und ihn zum Kampfe Herausforderte. Der Gegner, der wahrscheinlich zu viel Ehre im Leibe hatte, um vor der Geliebten als Hafenfuß zu erscheinen, nahm die Einladung an, und es erfolgte hoch oben in den Wolken ein Ringen, das an zwei Stunden dauerte. Erschöpft von der anstrengenden Arbeit des Kriegshandwerks, ließen sich Beide nicht weit von einander auf einem Dache nieder und klapperten; das Weibchen erhob sich vom Neste, antwortete mit einigen Schnabelschlägen, blickte einige Augenblicke die Nebenbuhler höchst gleichgültig an und sezte sich dann mit der größten Gemüthsruhe wieder auf die Eier.

Der erste Angriff hatte zur Folge, daß der Eindringling es nicht mehr wagte, ins Nest zurückzukehren, denn gleichwie der Engel mit dem Flammenschwert stand sein Gegner mit offenem Schnabel neben ihm und beobachtete jede seiner Bewegungen.

Nachmittags geriethen die Feinde zum zweitenmal an einander, und zwar diesmal auf dem Dache. Der Kampf dauerte nur kurze Zeit; der eine, jüngere Theil fiel während desselben mehremal auf die Erde herunter und nahm zuleht, sichtbar niedergeschlagen, am äußersten Ende des Dachgiebels Plas; der andere, in welchem man den rechtmäßigen Gatten vermuthen durfte, behauptete seine Stellung am entgegengeseßten Ende und würdigte das pflichtvergessene Weib auch nicht eines Blickes.

Mit Tagesanbruch kam der Augenblick der Entscheidung. Die Gegner schwangen sich aufs neue in die Lüfte und machten daselbst verschiedene kühne Evolutionen, doch bald versagte dem Einen die Flügelkraft; er schoß zur Erde nieder und der Andere ihm nach. Der Erste war verwundet, denn sein Gefieder war vom hervorquellenden Blute geröthet und er selbst schon so schwach, daß er sich nicht mehr auf den Beinen erhalten konnte; der Zweite stand triumphirend vor ihm, ohne jedoch den nicht mehr wehrfähigen Feind noch weiter zu beunruhigen. Nachdem er einigemal bedeutungsvoll mit dem Kopfe genickt hatte, flog er zum früheren Standquartier auf dem Dache zurück, der Invalide dagegen schleppte sich mühsam weiter, bis man endlich nichts mehr von ihm sah.

Während die beiden Kämpfer aufs schrecklichste auf einander loshackten, saß der Gegenstand des Streites ruhig auf den Eiern und erhob sich erst, als der Sieger ein lautes, lang gedehntes Geklapper hören ließ, um darauf zu antworten. Man sah es dem gehörnten

Eheherrn recht deutlich an, wie er mit sich zu Rathe ging, auf welche Art er das ehebrüchige Weib zu strafen und zu bessern habe, ohne dasselbe wegzujagen. Gegen Abend war er wahrscheinlich darüber mit sich im Reinen, denn er verfügte sich ins Nest, nicht ohne dabei die Ehehälfte etwas unsanft zu berühren, die im Gefühl ihrer Schande sich sofort auf den Weg machte und über eine Stunde wegblieb. Bei ihrer Zurückkunft war es schon ziemlich finster geworden und fernere Beobachtungen, die jedenfalls sehr interessant gewesen sein müßten, nicht mehr möglich. Am anderen Morgen lagen auf der Erde nicht weit vom Neste vier zerschellte Eier, in denen schon die Jungen zu erkennen waren, und das Storchenpaar saß friedlich neben einander, er mit stolz emporgehobenem Kopfe, fie wie eine arme Sünderin. Allem Anschein nach, war es zum Friedensschluß gekommen, denn das Weibchen machte sich bald an die wiederholte Ausbesserung der Wohnstätte, während das Männchen das dazu nöthige Material herbeiholte, und nicht lange darauf meldete mir einer der Dorfjungen, der in das Nest geguckt hatte, es lägen vier Eier darin.

Das Storchweibchen gehörte jedenfalls mit zu denjenigen, welche in der Männerwelt Glück, dem eigenen Gemahl dagegen Kummer und Sorge machen. Der schändlich betrogene Gatte machte nicht nur aus Klugheit gute Miene zum bösen Spiel, sondern hatte, das sah man deutlich, soviel Anhänglichkeit an das leichtsinnige Geschöpf von Weib, daß er ihr den Fehltritt nicht weiter nachtrug und das Vorgefallene vollständig verzieh.

Es mögen jest wohl zehn Jahre her sein, da kam ein anderes mir von früher schon wohl bekanntes Storchenpaar zugewandert und ließ sich in dem Neste nieder, das ein Sturm nicht nur arg mitgenommen, sondern auch einige Eier und zwei Junge herausgeschleudert und dadurch den Alten große Trübsal bereitet hatte. Sie waren wahre Kopfhänger geworden, faßen oder standen theilnahmlos in ihrer luftigen Wohnung und schienen von der Welt, in der sie so schweres Herzeleid erfahren hatten, nichts mehr wissen zu wollen. Bei alledem bemerkte man deutlich, daß das Pärchen sich aufrichtig zugethan war; sie verließen einander nicht einen Augenblick, flogen zusammen weg, um sich Nahrung zu suchen, doch alles dies in tiefster Stille, ohne das sonst dem Storche gewöhnliche Geklapper. Man sah wohl einige schwache Versuche, das Nest in wohulichen Stand zu bringen, das Storchweibchen saß selbst ab und zu einige Tage, allein der Aelternfreuden wurden Beide nicht theilhaftig, und als die Zeit zur Wanderung herangekommen war, zogen sie nach dem fernen Süden. Im nächsten Frühling kehrten sie zur gewohnten Stelle zurück, beschäftigten sich abermals, doch immer noch schweigend, mit Ausbesserung des Nestes, und das Weibchen sezte sich wie zum Brüten. Das so sehr eigenthümliche Benehmen des Paares hatte meine ganze Aufmerksamkeit rege gemacht, und ich beobachtete es aufs sorgfältigste. Man denke sich meine Ueberraschung, als der so lange Zeit lautlose Storch mich mit fröhlichem Geklapper begrüßte und mir dadurch anzeigte, er sei Vater geworden.

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-,,Das heißt denn aber doch der Phantasie ein wenig zu großen Spielraum gelassen“ — wird hier, ungläubig lächelnd, Mancher sagen, ohne an der Wahrheit des Behaupteten etwas zu ändern. Wer die Natur mit sorgfältig prüfendem Auge betrachtet, wird bald auch bei den Vögeln menschliche Tugenden und Fehler, Aufopferung, Leidenschaften und Verbrechen, kurz ein bestimmtes System, eine feststehende Organisation wahrnehmen. Wollen wir das Alles in die angenommene Benennung: Instinkt, zusammenfassen, so ist es keinem Zweifel unterworfen, daß dieser sich bei den Vögeln in höherem Grade vorfindet, als bei den Säugethieren, selbst unsere Hausthiere, auf die wir durch Jahre lange Mühen einen Theil unserer Intelligenz übertragen haben, nicht ausgenommen. Ich mache in jedem Jahre neue Entdeckungen, und viele derselben sind der Art, daß ich mir über sie nicht Rechenschaft geben kann; jedes Vogelpaar zeigt mir besondere, nur ihm eigenthümliche Gewohnheiten und schließt sich nur insofern einer allgemeinen Regel an, als dies die Erhaltung der Gattung, Brüten, Auffüttern der Jungen und Wandern verlangen. Meiner Ansicht nach sind viele von denjenigen Naturforschern, welche sich mit der Thierwelt beschäftigen, bisher nicht viel mehr gewesen, als Bibliothekare, welche jedes Exemplar, das ihnen unter die Hand kam, gewissenhaft eintrugen und es dann in dasjenige Fach schoben, wohin es der Ordnung nach gehörte. Sie blieben bei den äußeren Merkmalen stehen und bedachten nicht, daß mit dem mit einer unsterblichen Seele, mit Verstand und Gefühl begabten Menschen Gott zugleich auch andere Wesen schuf, die von dem sogenannten Herrn der Schöpfung unmöglich durch eine zu große Kluft getrennt sein können. Meiner Ueberzeugung nach, denkt und empfindet das Thier, natürlich nach seiner Weise, und ich. glaube, es theilt fie jeder mit mir, der Geduld und Ausdauer genug besigt, den Vorhang, der uns das innere Wesen der Thierwelt verbirgt, zu lüften. Für das Forschen ist das Leben des Menschen, dauere es auch noch so lange, eine Spanne Zeit; es läßt sich im Lauf deffelben nicht viel erreichen; gewöhnlich baut aber der Nach

folger nicht auf unsere Erfahrungen, betrachtet die Schöpfung von seinem eigenen Standpunkte aus und legt seinen Forschungen vor. zugsweise die Theorie der Wissenschaft zu Grunde. Er weiß Gliederbau, Organismus u. f. w. an den Fingern herzuzählen, kennt aber deshalb doch noch lange nicht des Schöpfers Werke; er deutet die Natur mit Hülfe menschlicher Gelehrsamkeit und bildet sich ein, in dem, was er gefunden oder erfonnen, ewige Gefeße hingestellt haben. Wäre der Jüngere immer in die Fußstapfen des Aelteren getreten, anftatt sich vorzüglich auf die Schärfe seines Geistes zu verlassen, wahr lich, wir könnten heute weiter sein, als wir es in Wirklichkeit sind. Vor der Hand liegen wir in den Feffeln eines ebenso gefährlichen wie schädlichen Materialismus, find blind und ohne Glauben, und wer sich vom breitgetretenen Wege des großen Haufens entfernt, dem wird krankhafte Einbildungskraft, unnatürliche Exaltation vorgeworfen. Die neue Schule möchte die Natur unterjochen, sie wie eine Citrone auspreffen und die unnüße Schale dann bei Seite werfen. Doch kehren wir zu unseren Störchen zurück, von denen ich noch Einiges mitzutheilen habe.

Von den Storchmännchen leben viele im Stande der Hagestolzen, was jedoch nicht Folge der bitteren Erfahrungen ist, die ihre Kollegen im Eheftande gemacht haben. Im Jahre 1849 fanden sich in einem mir zugehörigen Erlenwäldchen sechs Kavaliere ein, die daselbst den ganzen Sommer verweilten und dann im Herbfte sich an die vorüberziehenden Gefährten zur Reise in wärmere Länder anschloffen. Sie waren das Bild der Unzertrennlichkeit und saßen, wenn die Zeit der Ruhe herankam, gewöhnlich alle neben einander auf einem Afte, was einen ganz eigenthümlichen Anblick darbot. Manchmal sah ich wohl ein Paar besonders beschäftigt, und das Thun und Treiben desselben ließ mich stark auf einen Geschlechtsunterschied schließen. Es drängte mich dann, mir über die Sache Gewißheit zu verschaffen, und die Flinte war schon zum Schuß erhoben; doch ließ ich sie gleich darauf wieder sinken, denn wie hätte ich den guten Thieren etwas zu Leide thun können? Sie wußten auch recht wohl, wie sehr ich ihnen zugethan war, und fürchteten deshalb weder mein Gewehr, noch die mich begleitenden Hunde, oft knallte es dicht in ihrer Nähe, allein dies brachte fie durchaus nicht aus der Fassung; sie wußten ganz genau, daß sie nicht gemeint waren, und antworteten auf den Tod verkündenden Schall nicht selten mit fröhlichem Geklapper, durch das sie auch jedesmal ihre Abreise anzeigten.

England.

Korrespondenz-Berichte aus London.

Allerhand neue Erscheinugen der englischen Literatur. Nachdem ich Sie in meinem vorigen Berichte etwas ausführlich von englischen und schottischen Philosophen unterhalten, wollen Sie mir jeßt einen um so kürzeren Ueberblick der Miscellaneous Literature des vorigen Monats gestatten. Natürlich komme ich dabei zunächst auf die „Crême” der Literatur, die,,Sahne", die Herr Charles Reade unter dem Titel:,,The Cream", abgeschöpft und in einem eleganten Buche herausgegeben hat. Früher schon hatte er,,Weiße Lügen" (White Lies) geschrieben, worin der Verfaffer Alles mit seiner kagenartigen Liebhaberei für Sahne (cream) aufgefaßt hat und dem Leser vorführt. Jeder Gegenstand, jedes Bild, jedes Gleich. niß läuft ihm zuleßt auf,,Sahne" hinaus: Die weiße Hand einer Dame ruht auf der braunen eines Gentleman,,,wie Sahne auf einem Mahagonitische". Das Landgut Beaurepaire ift die „Sahne der ganzen Umgegend". Dialekte sind die „Sahne jeder Sprache". In dieser Weise schwimmt die Sahne auf den ,,Weißen Lügen" von Charles Reade. Jezt ftellt er uns einen ganzen Topf voll Sahne vor:,,Cream", von Charles Reade,°) dem Verfasser von Christie Johnstone", seiner ersten und besten Dichtung. Er ist ein Vielschreiber und hat sich nicht entwickelt, aber er ist volubil, wißig, elastisch, humoristisch sogar; in „, Cream” noch glücklicher, als in dem beliebten:,,It is Never too Late to Mend". Cream" ift „Autobiographie eines gemeinen Diebes" und eines Hans Dampf in allen Gaffen, oder „, Jack of all Trades", der z. B. auch sechs Monate lang in einem Orchester mit Violine spielt, ohne je einen Ton aus den Saiten zu laffen. Er hatte nie Violine gespielt, wird aber empfohlen und siedelt nun sechs Monate mit einem talgbestrichenen Bogen stumm mit, ehe es gemerkt wird (Patronage!). Ohne uns weiter auf diese,,Sahne" von Unten einzulassen, bemerken wir nur, daß sie nie langweilig ist und sich wunderhübsch liest. Es ist so frisches, elastisches Geplauder und realistische Kraft darin, daß man

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*) London: Trübner & Co.

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sich ordentlich erholt, wenn man vom Lesen der modig abgeleierten Geschichte schläfrig, müde und verstimmt geworden.

Ich katalogifire nur noch als relativ intereffant die „Erinnerungen an West-End-Leben, Pariser und Indisches Leben“, von Major Chambre (Recollections of Westend-Life with Sketches of Society in Paris, India &c.), in Bezug auf Indien den offiziellen Bericht über Oude, von dem,,Annexator" Dalhousie veranstaltet: ,,A Journey through the Kingdom of Oude" (1849-1850), bie neuen Auflagen der Bücher von Sir Charles Napier über Indien, namentlich:,,Indian Misgovernment". Napier ist, nach meiner Ansicht, der einzige Ehrliche und Ehrenmann unter den Engländern in Indien gewesen.

Für Lesekabinette, Museen u. f. w. eignen sich wohl die, wie die ,,Virginier" von Thackeray, in illustrirten Monatsheften erscheinenden Schilderungen Londoner Lebens von Shirley Brooks, dem Verfaffer von ,,Aspen Court". Die Hefte sind durch einen gordischen Knoten zusammengebunden und führen den Titel danach:,,The Gor

dian Knot".

Damen-Romane habe ich mir zu Dußenden aufgeschrieben, um sie gelegentlich zu inspiziren, bin aber bis jezt noch nicht dazu gekommen. Ich wollte erst sehen, was an der seit zwei Jahren erscheinenden Kollektiv-Ausgabe alter englischer Schriftsteller fei (Library of Old Authors. London: John Russell Smith). Ich glaube, ich sah schon 10 Bände davon: Mather, Drummond von Hawthornden, Overbury, George Wither, Southwell, Quarles, Marston, Webster u. f. w. eine ganz unkritische und zum Theil lüderliche Zusammenstoppelung einzelner Werke alter Schriftsteller, die meist kein anderes EntréeBillet in diese Bände haben, als daß sie alt und längst vergeffen find. Die 700 Seiten Hymnen und Gesänge von Wither, und die Verballhornifirungen der Psalmen Davids von Southwell zu lesen, würde eine verschärfte Todesstrafe sein, wenn man Jemanden unter der Bedingung das Leben schenkte, daß er sie wirklich lese. Hannay, der wißige Kritiker, weist in den Vorreden zu den verschiedenen Autoren grobe Sprachfehler und noch gröbere Albernheiten nach. 3. B. heißt es, daß Wither reines Sächsisch geschrieben habe. Zum Beweis führt Hannay sechs Verse von Wither mit sechs normännischen Ausdrücken an. Wenn man das Alte - alte Philosophen und alte Dichter - aus Mangel an neuen Ideen so auffrischt, vermehren diefe alten Schäße nur die Armuth der Gegenwart.

Mannigfaltiges.

Gräfin Elisa v. Ahlefeldt. Herr St. René Taillandier hat im neuesten Hefte der Revue des deux Mondes (15. April) einen recht anziehenden Artikel über Ludmilla Assing's Buch:,,Gräfin Elifa v. Ahlefeldt", geliefert, das auch in unseren Blättern, bald nach seinem Erscheinen, mit sinniger Auffassung der Artikel war aus weiblicher Feder gefloffen besprochen worden. Mit geschickter Hand hat Taillandier in seinem Artikel die Lebensbeschreibungen Karl Immermann's und der Frau v. Lüßow-Ahlefeldt auseinander zu halten und zu verbinden gewußt. Wärmer und poetischer, als man es von einem Franzosen erwartet, weiß er die Zeit des preußischen und des deutschen Aufschwunges von 1813 und namentlich auch die Enrolirung von Lügow's wilder, verwegener Jagd) in Breslau, die Begeisterung der patriotischen Männer Ernst Morig Arndt, Jahn, Friedrich Friesen, August v. Vietinghoff u. A. darzustellen. Er folgt dem Lebensgange der Frau v. Ahlefeldt Schritt für Schritt, und auch ihr Verhältniß zu dem Dichter Immermann gewinnt unter seiner Schilderung an poetischem Intereffe. Allerdings läßt er dabei auch der Tochter Rosa Maria's Gerechtigkeit widerfahren, die mit zarter Hand und geschickter Feder der Freundin ihrer Mutter und ihres väterlichen Oheims Varnhagen dieses literarische Denkmal errichtet hat.

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Populaire Journalistik in England. Das in ähnlicher Weise, wie das Familien-Journal", mit Holzschnitten ausgestattete, wohlfeile London Journal, redigirt von Stiff, hatte, wie das englifche Buchhändlerblatt: The Bookseller, berichtet, eine Circulation von 480,000 Exemplaren erreicht. Nachdem es in neuerer Zeit etwas abgenommen, haben die Verleger mit dem Buchhändler Black in Edinburg ein Abkommen getroffen, wonach fie Walter Scott's Nomane mit den dazu gehörenden schönen Jlluftrationen in ihrem PennyJournal abdrucken. Der Anfang wird mit Kenilworth" gemacht Journal_abdrucken. und hofft man, dadurch von neuem die große Menge an das Blatt zu feffeln.

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Böchentlich erscheinen 3 Nummern. Breie jährlich 3 Thlr. 10 Sgr., halbjährlich 1 Thlr. 20 Sgr. und vierteljährlich 25 Sgr., wofür das Blatt im Inlande pertofrei und in Berlin frei ins Haus geliefert wird,

No 52.

für die

Bestellungen werden in jeder deutschen Buchhandlung (in Berlin bei Beit u. Comp., Jägerstraße Nr. 25, und beim Spediteur Neumann, Niederwalftr. Nr. 21), sowie von allen königl. Post-Aemtern, angenommen.

Literatur des Auslandes.

Erster Gesang. XXXI.

Berlin, Sonnabend den 1. Mai.

Italien.

Ernst Schulze's „Bezauberte Rose“.
Italiänisch, von Prof. Valentini.*)

Kaum hatte jeßt das Feenkind Janthe
Den hellen Blick auf ihren Gast geneigt,
Als rasche Gluth in ihrer Brust entbrannte,
Die früher nie der Liebe Pfeil erreicht.
Bald in die Höh’, bald auf den Boden wandte
Ihr Auge sich, von füßen Thränen feucht,
Die, tief geweckt von heimlichem Verlangen,
Ihr unbewußt durch ihre Wimpern drangen.

XXXII.

Ihr Busen stieg, wie sanft im schwülen Wehen
Der Sommerluft ein weißes Segel schwillt,
Die Wange war wie Purpur anzusehen,
Mit irrem Licht ihr feuchtes Aug' erfüllt.
Zu eilen schien ihr Fuß, und doch zu stehen;
So täuscht uns oft ein wandelnd Marmorbild.
Wie Perlen oft aus ros'gem Wein sich heben,
Sah man den Kuß auf ihren Lippen schweben.

XXXIII.

Und wenn auch jüngst, seit an Armidens Blicken
Rinaldo's Kraft sich schwelgerisch verzehrt,
Mit Liebeshuld die Menschen zu beglücken,
Des Schicksals Schluß den Feien streng verwehrt:
Janthe ließ sich von dem Nez umstricken,
Womit sie selbst so Manchen sonst bethört.
Mag ew'ges Leid die kurze Lust auch rächen,
Sie zaudert nicht, die süße Frucht zu brechen.

XXXIV.

Sie steht, sie schwankt, sie hebt den Fuß, sie schreitet
Mit leisem Schritt dem Ritter zu, sie naht,
Ob auch die Furcht noch mit der Liebe streitet,
Ein glühend Herz giebt nimmer sichern Rath.
Kein Wunder ist's, wenn Amor irr' uns leitet:
Der blinde Gott kennt selber nicht den Pfad;
Doch täuscht er uns mit lieblichem Gekose,
Und lügt uns dreift den Stachel oft zur Rose.

XXXV.

Schon steht die Fee mit holdverschämtem Schweigen
Vor ihrem Gaft und lächelt leicht und mild;
Dann sieht man sie zu ihm sich niederneigen,
Daß wallend ihn ihr goldnes Haar umhüllt.
So senkt sich oft an schlanken Waldeszweigen
Die volle Frucht, die reich an Süße schwillt.
Mit scheuem Ton, der von dem holden Zagen
Des Herzens bebt, beginnt fie so zu fragen:
XXXVI.

„Wer führte dich zum fernen Zauberlande,
Zu dem der Fuß der Menschen nimmer dringt?
Mein ist die Luft, der Grund an diesem Strande,
Und mein der Raub, den hier die Welle bringt.
Drum feßl' ich dich mit diesem goldnen Bande,
Das weich sich schon um deinen Nacken schlingt,
Und werde streng als Herrin mit dir schalten,
Bis ich von dir der Freiheit Preis erhalten.

*) Wenn irgend eine deutsche epische Dichtung zur Uebertragung in's Italiänische fich eignet, so ist es Ernst Schulze's,,Bezauberte Rose". Herr Professor Valentini, in Italien wie in Deutschland durch sein italianisches Wörterbuch und in Berlin insbesondere durch seine vieljährige Wirksamkeit als Lehrer der italiänischen Sprache rühmlichst bekannt, hat es in seiner ge

Canto primo. XXXI.

Appena Jante ch'è di Fate prole,
All'ospite stranier ebbe rivolto
Lo sguardo, ch' ella da veloce strale
D'amor terren, sentì, piagarsi il petto;
Or sù leva, ora abbassa le sue ciglia,
Che molli son di dolci lagrimette,
Destate da un' occulto suo languire,
Che suo malgrado le volean sfuggire.
XXXII.

Suo petto colmo, che neve avanza e avorio,
Qual flutto va ondeggiante, o vela gonfia;
Pajon tinte di porpora sue gote,
Umidi ha gli occhi cupidi e vaganti.

Or ferma il passo, ed ora il passo affretta,
Qual c' illude talor statua ambulante.
Come nel roseo vin, perle surgenti,
Spuntan da' labri suoi baci fulgenti.

XXXIII.

Sebben Rinaldo a quei lascivi sguardi

D' Armida, un dì se strusse, e arse d'amore,
Già alle Fate una legge fea divieto
Di beare i mortali, e darsi a loro.
Jante nulladimen fu colta in rete,
In cui ella taluo potria aver colto.
Corto piacer pur costi eterno lutto!
Ella indugiar non vuol di corre il frutto.

XXXIV.

Si ferma, ed or vacilla, ora il pié avanza,
Pian pianino ella al Prence si fa presso;
Benchè il timor gareggi con l'amore,
Chè acceso cuor consiglio non a scolta.
Non ci meravigliam se Amor ci svía,
Perchè è bendato, e non sa mai la vía.
Bensì con vezzi, oppur fraude ingegnosa,
Baldo ci dà la spina per la rosa.

XXXV.

Zitta e vergognosetta or stassi Jante

A colui dappresso, benigna sorridendo;
Indi chinasi a lui, e i biondi crini
Ondeggiando, gli adombran quasi il volto.
Così piegasi verde ramoscello

Sotto il pondo di frutti ben polputi.`
Con voce peritosa, e cuor tremante
Così prendesi a dir l' accesa amante.

XXXVI.

,,Chi ti conduce qui 'n Terra di Fate,
La qual mai uom mortal calcò il sentiero?
Qui, Lido, Terra, e l' Aria, tutto è mio,
Mie pur le spoglie son, che il mar qui getta.

E tu mia preda sei, che in ceppi stringo,

E qual mio prigioniero ti ritengo.
Tua Donna ben severa sarò in fatti,
Fin chè da me Te stesso non riscatti.

1858.

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Brasilien und Deutschland.

An den Redacteur des Magazin 2c."

(Schluß.)

Beiläufig bemerke ich noch, um der gelehrten Auseinanderseßung des Herrn Dr. França das nöthige Schlaglicht beizufügen, daß man ben Offizieren, welchen man 1830 die verbrieften Rechte raubte, niemals die Erklärung abgefordert (wie dies in loyaler Weise mit den englischen Offizieren in der portugiesischen Armee geschah), ob sie Bürger werden und fortdienen, oder Ausländer bleiben und dann ausscheiden wollten, und es gab unter diesen Männern Viele, welche mehr als „zwei Jahre“ für Brasilien „Feldzüge mitgemacht hatten", viele ,,von wirklichen Kenntnissen und Geistesgaben", auch solche,,,welche fich bemerkbare Verdienste erworben" hatten, womit, nach des Herrn Dr. França Auslaffungen, allein schon brasilianisches Bürgerrecht erworben wird. Das Alles nüßte aber den „fremden“ Offizieren nichts, von denen ein ansehnlicher Theil herz- und gewiffenlos, wie es dem wüthendsten Fremdenhaß eigen ist, in namenloses Elend gestürzt, Andere in der Verzweiflung ihr Dasein durch eine Kugel endeten. Sie hatten die schönsten Jahre ihres Lebens, Mancher seine Gesundheit umsonst geopfert, Andere (wie es mir selbst begegnete) betrog man noch obenein um einen großen Theil des Jahre lang rückständig gebliebenen Soldes.

Daß der Art. 179 für die Fremden" keine Schußwehr ihrer Freiheit und Sicherheit ist, was Herr Dr. França uns gern glauben machen möchte, könnte ich durch meine persönlichen Erfahrungen (von denen

man noch heute in Brasilien spricht) darthun, aber auch Andere, tüchtige Männer, haben Aehnliches über sich ergehen lassen müssen; ich nenne nur den Oberst Schwalbach (nachheriger portugiesischer Marschall und Vicomte von Setubal), den man auch ohne allen Grund für längere Zeit in ein abscheuliches Loch, zu dem die See bei starkem Winde Zutritt hatte, warf und nachher höhnisch erklärte, es sei die Mißhandlung aus Besorgniß für seine persönliche Sicherheit geschehen. Doch Sie möchten mir vielleicht einwerfen, diese Schändlichkeiten seien in einer tief aufgeregten Zeit von den Behörden verübt worden - was immer noch nicht ein Volk, das den Begriff der Ehrenhaftigkeit zu faffen vermag, der späteren Sühne einer schweren Schuld überhebt — aber genießt denn gegenwärtig der Deutsche einer größeren Sicherheit? Nun, Sie brauchen blos einen Blick auf Seite 5 meines,,Offenen Briefes" zu werfen und „Le Nord" vom 28. März d. J. zur Hand zu nehmen, um sich zu überzeugen, wie es mit den conftitutionellen und gefeßlichen Garantieen bezüglich der „Fremden“ in Brasilien fteht.

"

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Was brasilianische conftitutionelle Religionsfreiheit bedeutet, ist oben schon angedeutet, ergiebt sich aber auch ohne Bemerkung aus dem Wortlaut des Art. 5 (cf. auch meinen Offenen Brief“), und keine Sophistik ist im Stande, die gewichtigen Thatsachen“ der Jutoleranz, auf welche ich in meinen Schriften (siehe auch Kerst: "Die Kolonieen der brasilianischen Provinz Rio grande do Sul“), Dr. Heußer und Th. Devez in ihren Berichten hingewiesen haben, auders, welche selbst brasilianische Zeitungen veröffentlicht haben, und noch andere, auf welche der Marquez von Olinda (fiche meinen „Offenen Brief") zielt, aus dem Gedächtniß der Deutschen zu tilgen. Daß man jegt,

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