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weile, und auf ähnliche Grundvorstellungen lässt sich die Heilighaltung canopischer Krüge (Tapaija auf Borneo) von den Indianern Californiens bis nach Senegambien zurückführen. Das Fensteröffnen für die Seele in Ostpreussen findet sich in dem Brauche der Irokesen, Madagesen u. A. m. ergänzt. Das Sackaustragen gebannter Geister in Hessen (S. 454) ist in Hoch-Asien geläufig. Ist das Grab in Oldenburg nicht tief genug, so geht der Todte um (S. 436), und die Tschuwaschen umzäuneu es daher mit spitzen Pfählen, damit nicht übergestiegen werden kann, während im Nordwesten Borneo's die Leiche mit eisernen Klammern am Boden festgeschlagen wird. Die Rückkehr der Seelen am Allerseelentage (S. 442) ist in Chochinchina nur durch chinesische Rangabstufung von der finnischen und esthnischen verschieden. Doch in dieser Weise liesse sich Satz für Satz durchgehen

Gerland: Altgriechische Mährchen in der Odyssce, ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie (Magdeburg 1869). Die vergleichende Mythologie, die sich auf dem indo-germanischen Sprach-Areal oder sonst auf einem historisch umschriebenen Gebiete bewegt, mag sich mitunter berechtigt fühlen, auf Analogien begründete Schlüsse zu zichen (obwohl ihr Hauptwerth immer mehr in den philologischen Untersuchungen, als in den mythologischen liegen wird). In allen bisher wenig erforschten Mythenkreisen dagegen, auf einem Terrain, dessen ethnologisch-anthropologischer Charakter kaum erst seinen allgemeinsten Umrissen nach niederzuzeichnen ist, darf man vorderhand über die Ansammlung des Rohmaterials nicht hinausgehen, da eine vorschnelle Anordnung desselben, che ein Ueberblick im Grossen uud Ganzen auch nur ungefähr gegeben ist, zu verkehrten Anordnungen führen muss und die Arbeit somit unnöthigerweise verdoppeln würde. In dem Bestreben Gleichartigkeiten des Cultus auf Sonnen verehrung, auf eine Vergötterung der Dämmerungserscheinungen, der im Gewitter personnificirten Kräfte und anderer Naturphänomene zurückzuführen, liegt eine bedenkliche Verwechslung der eigentlich religiösen und der dichterischen Anschauung. Was die sogenannte vergleichende Mytholgie vorwiegend zum Gegenstande ihrer Beobachtungen macht, siud secundär-poetische Anschauungen einer späteren Zeitepoche, als sie, nachdem der Schein des Heiligen verblasst war, in das Gemeingut des Volkes zurückfielen. Allerdings erscheint in den mythologischen Schöpfungen die Religion im Gewande der Poesie, aber das bunte Aussenkleid überdeckt den dunkleren Kern des Inneren und der Mythologe pflegt nur die poetische Seite seiner Mythen zu sehen, unberührt von dem religiösen Elemente, das darunter verborgen liegt. Der religiöse und poetische Standpunkt sind ursprünglich durch eine weite Kluft getrennt. Der Geist des Dichterthums gelangt erst dann zur Geltung, wenn sich eine zeitweise Harmonie mit der Umgebung hergestellt hat und die elegischen Klagen über die Leiden des Leben's das Leid vergessen machen und besänftigen. Innerhalb des so gewonnenen Einklanges überlässt sich der dichterische Genius dem vollen Schwunge seiner Phantasie und sucht die Gestaltungen derselben idealisch zu verschönern, um jeden weiteren Missklang zu vermeiden und die Mängel, die sich noch fühlbar machen, zu mildern. Das Reich des Dichters ist bereits durch eine lange Reihe von Mittelstufen, die vorher zu durchlaufen waren, von dem der frühesten Naturauffassung entfernt, und deshalb alle den unklarmystischen Strebungen, die in jener gährten und brausten, mehr oder weniger fremd geworden. Im Stadium des Naturzustandes wächst das Religiöse aus den Geheimnissen der Menschen-Existenz hervor. Ringsum von unverständlichen Mächten umgeben, (die seinem geistigen Auge dunkel sind, und deshalb zunächst leicht als finstere aufgefasst werden), ringt der Naturmensch mit ihnen in qualvollen Kämpfen um die Sicherung seines Daseins und ruft deshalb zunächst nur grausige Schreckbilder in Fetischen und Dämonen um sich hervor. Ist es ihm allmählig gelungen, die dringendsten Gefahren abzuschleifen oder zu beseitigen und einen gewissen Zustand der Wohlbehäbigkeit herzustellen, dann richten sich günstiger ausgestattete Talente leicht wohnlich in demselben ein und folgen dem

Zuge poetischer Phantasiegebilde, die sie in lieblichen Träumen umgaukeln. Dies beschränkt sich jedoch immer auf das Vorrecht beglückter Sonntagskinder, indem die grossen Massen noch stets den Launen des Furchtbaren, weil Unbekannten, verfallen bleiben und auf den höchsten Civilisationsgraden nicht viel weniger Teufel und Hexen um sich zu sehen gewohnt sind, wie auf dem niedrigen Niveau der Naturbasis. In der prädominirenden Mittelklasse der Gesellschaft indess, die (zwischen den äussersten Spitzen poetisch-philosophischer Eccentricitäten und der in relativer Unwissenheit verharrenden Unterlage) ein vermittelndes Gleichgewicht erhält, bilden sich aus der ausgleichenden Durchdringung der beiderseitigen Einflüsse (des ästhetisch Schönen von Oben, des überwältigend Mysteriösen von Unten) die leitenden Characterzüge einer geläuterten Religion, die dann für die bestehende CulturEpoche zur allgemein gültigen wird. Beabsichtigen wir nun also den psychologischen Wurzeln derselben nachzugehen, die religiösen Ideen ihrem Ursprung und ihrer genetischen Entstehung nach verstehen zu lernen, so nützt es nichts, mit den poetischen Wolkenflügen umherzuschweifen, da diese uns gerade nach der entgegengesetzten Richtung hin abführen würden. Die Verlockungen auf ihrer Seite sind verführerisch und scheinbar rascher belohnend, aber freilich nur mit Flittergold und leerem Tand. Im Sinne einer gründlichen Naturforschung haben wir vielmehr hinabzusteigen in den tiefen Schacht, wo das echte und edle Metall in seinen Adern blinkt, wo der Denkorganismus auf physiologischer Grundlage keimt und seine Wurzeln in denselben hineingetrieben hat. Erst in den Wachsthumsphasen einer späteren En wickelung können dann auch jene aus reineren Höhen zuwehende Lüfte nutzbringend in Re chnung gezogen werden, die die endliche Blüthenentfaltung begünstigen und fördern. Aehnlichen Anklängen in der weiteren Ausmalung der Sagen und Mährchen nachzugehen, ist zwecklose Zeitverschwendung, so lange wir nicht durch eine sorgsame Zersetzung der Grundideen das Bildungsgesetz, wodurch dieselben regiert werden, aufgefunden haben.

Aus diesen Gründen können die mitunter gemachten Versuche, die Behandlungsweise der vergleichenden Mythologie (wie sie innerhalb philologisch begränzter Provinzen - und dort mit einer gewissen Berechtigung zur geltenden wurde) auch über die religösen Anschauungen der Naturvölker auszudehnen, kaum ermuthigt werden, auf diesem Wege fortzufahren, da sich, bis die Detailuntersuchungen weiter gediehen sind, keine adäquaten Proportionen gewinnen lassen. Einmal sind die Materialien für solchen Zweck. noch lange nicht erschöpfend beisammen, und resultirt also nothwendig aus den Experi-menten zu künstlicher Zeitigung eine unvermeidliche Oberflächlichkeit, da die Zahl der vermeintlichen Uebereinstimmungen mit jedem neuen Stamm, für dessen genauere Betrachtung weitere Daten hinzutreten mögen, sich auf's Neue erweitern und ihren gegenseitigen Verhältnissen nach anders verschieben würden. Ausserdem aber ist dieses psychologische Studium, das die primitive Geistesverfassung des Menschengeschlechts zu ihrem Gegenstande genommen hat, ein viel zu wichtiges und bedeutungsvolles, als dass es ein dilettantisches Umhersuchen nach einigen hübschen, und, für unsern Geschmack, anziehendsten Episoden in der Fülle des überrcich zuştrömenden Materiales erlauben dürfte. Jede Wissenschaft hat eine Reihe von Vorstadien zu durchlaufen, während derer sie es sich selbst schuldig ist, auf das Recht des Popularisirens noch zu verzichten, weil die Controlle der in ihr herrschenden Gesetze der genügenden Sicherheit soweit ermangelt. Es liegt eine Art Entweihung darin, diese Forschungen, die sich erst seit ganz Kurzem in ihrer unendlichen und noch völlig unübersehbaren Tragweite vor unseren Augen eröffnet haben, schon jetzt in abgerissenen Fetzen zur Unterhaltung, und unfruchtbar vorübergehender, Verwunderung aufzutischen, da ein solch beiläufiges Umhernaschen nur den Appetit für solide Speise verdirbt. Bei den täglich ausgedehnteren Anforderungen der Wissenchaft ist es selbst für den Gebildetsten unmöglich, in sämmtlichen Kreisen gerecht zu sein, eine Theilung der Arbeit muss bei allen Specialuntersuchungen festgehalten werden, und obwohl Chemie, Physik, Physiologie und die übrigen Naturwissenschaften bewiesen haben, dass es

einen Wendepunkt giebt, wo die Resultate zum Allgemeingut des Publikums gemacht werden können, so darf das doch nicht zu früh geschehen, und muss die auf ethnologischer Basis inductiv aufzubauende Psychologie sich bewusst bleiben, dass sie kaum erst ihren Geburtsschein erworben hat, und noch weit von den Jahren voller Manneskraft entfernt ist. Wenn wir diese Worte der Besprechung des oben angezeigten Buches vorhergehen lassen, so wollen wir damit nicht andeuten, dass die (zur Präcisirung des gegenseitigen Standpunktes) gegen eine ganze Richtung im Allgemeinen erhobenen Einwendungen auf dasselbe eine speciellere Anwendung fänden. Wir würden überhaupt am Liebsten Nichts einwenden oder tadeln in einem Buche, das den Fortsetzer von Waitz's Anthropologie zum Verfasser hat, einen der fleissigsten Mitarbeiter auf dem solcher sehr bedürftigen Felde der Ethnologie, wo die schätzbaren Beiträge Dr. Gerlands stets willkommenen Empfang finden werden.

Der sechste Jahrgang des Anneé geographique (M. Vivien de SaintMartin) ist erschienen,,,le resumé le plus complet qui soit des progrés de la géographie, wie ihn mit vollem Recht M. Charles Maunoir nennt, in seinem Rapport sur les travaux de la Societé de géographie et sur les progrés des Sciences géographiques pendant l'anneé 1868, Bulletin de la Société de Géographie, Mars-Avril, 1869. In demselben Bande finden sich Bemerkungen über die Falasha (von Halévy). Die Falasha reden Amharisch mit den christlichen Abyssiniern, denen sie auch sonst zu gleichen scheinen. Unter sich sprechen sie aber einen familiären Dialect des Agaou, der ihnen so eigenthümlich ist, dass man ihn im Lande Falachina oder Kaïlina nennt. Die in Kuara gebräuchliche Sprache unterscheidet sich durch eine besondere Betonung. Das jüdische Element der Falacha rühre von den (bei dem Siege Kaleb's über Dou Nouas) gefangen nach Abyssinien abgeführten Himyariten, die sich in die Berge jenseits des Takkazi zurückzogen und dort einen Theil der Agows bekehrten.

Das zweite Heft der neu gegründeten,,Rivista Sicula di Scienze, Letteratura ed Arti Voume Primo, Fascicolo 2°, Febbraio 1869, Palermo, Luigi Pedone Lauriel, 1869, enthält: Le Epigrafi Arabiche die Sicilia (Michele Amari) Sulla Storia di Guglielmo il Buono, Considerazioni (O. Hartwig) Risposta (Isidoro La Lumia) Lucia (Rosina Muzio-Salvo) La Quinta Tavola Taormines, lapide e due colonna inedita Nicolo Camarda). Rassegna Bibliografica Memorie sull ingegno, gli studi e gli scritti del Dr. Alessandro Rizza, per Emanuele de Benedictis (Alcide Oliari) Rassegna Politica Bollettino Bibliografico.

Nach einem Briefe Gerhard Rohlfs aus Alexandrien (27. Mai) ist derselbe aus Siwa dort eingetroffen und in Kurzem in Europa zu erwarten. Seine über den vermutheten,,Seegrund bis Siwa fortgesetzten Niveaumessungen können weitere Beiträge zu den aus Strabo's Ansicht über die frühere Lage jenes Tempels folgenden Betrachtungen liefern.

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Aus der Ethnologischen Sammlung des Königlichen

Museums zu Berlin.

Die ethnologische Sammlung im Neuen Museum wurde für die Polarländer Amerikas besonders bereichert im Jahre 1852 durch Aufnahme der Sammlung des Dänischen Oberstlieut. Christoph Heinrich Sommer die u. a., verschiedene interessante Grönländische Grabalterthümer brachte, knöcherne Pfeilspitzen und Harpunen mit Widerhaken an Grönlands Westküste zn Egedesminde und Jacobshavn gefunden; zwei zu Harpunen verarbeitete Knochen; Pfeilspitzen von Stein, u. dgl. m. Besonders merkwürdig ist eine blattförmig gestaltete polirte Pfeilspitze mit einer Durchbohrung; auch Calcedon und Quarzstücke sind zu dergleichen Spitzen verarbeitet; mehrere Wetzsteine finden sich aus verschiedenem Material, unter anderen von Talk; aus eben diesem Stoff sind zwei Lampen. Ferner gehört zu diesen Gräberfunden ein Messer (Ullo), von welchem die Schneide von Eisen, der Griff von Knochen ist; ein anderes von Knochen mit hölzernem Griff bei Pakketliok gefunden. Ein schaufelartiges Geräth von Knochen diente zur Hinwegräumung des Schnees und Eises aus den Kajacs. Ein aus 2 Knochen zusammengesetztes Geräth scheint als Löffel gedient zu haben; Näpfe sind bald von Holz, bald von Fischbein; Harpunen und andere Werkzeuge von Knochen; von leichtem Kiehnholz eine Keule, ein Gesichtsschirm um die Augen gegen den Schnee zu schützen; eine roh geschnitzte menschliche Gestalt, wie solche dem Verstorbenen in das Grab mitgegeben wurden. Sehr beachtenswerth ist ein Stück braunen Baumwollenzeuges bei Ikigait in einem aus den Zeiten der Skandinavischen Niederlassung im Mittelalter herrührenden christlichen Grabe gefunden.

Der neueren Zeit angehörig und aus derselben Quelle herrührend, sind folgende Gegenstände: eine grosse Lampe von Talk, fünf Stangen von Narvalzahn, die man früher in Anwendung brachte, um das Kochgeschirr

Zeitschrift für Ethnologie, Jahrgang 1869.

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über der Lampe zu halten; ein löffelartiges Geräth aus Knochen; ein anderes Werkzeug zum Glätten aus demselben Material; drei Faustmesser (Ullo), davon 2 aus Sermajut und Holsteinborg, mit eisernen Schneiden, das dritte bedeutend grösser mit doppeltem Griff; eine Handaxt, deren Schneide von Eisen, und deren Griff von Holz und mit Seehundsfell befestigt ist; zwei Schöpfnäpfe sind von Fischbein. Ein Karmint-Stock" aus Holz und Knochen zusammengesetzt, wird dazu gebraucht, die Stiefel von Sehundsfell auszuweiten; eine Schnupftabacksdose von Knochen und ein Stein, der zum Reiben des Tabacks gebraucht wird; ein Wurfpfeil, Vögel zu tödten, mit langer eiserner Spitze und 3 Widerhaken von Knochen, mit einem Stück Holz, dessen man sich beim Werfen bedient; verschiedene Harpunen und eine Pfeilspitze von Feuerstein. Eine sorgfältige gearbeitete Ampel, bestehend aus einem Talkstein, woran Knochen und vier Eisensachen befestigt sind; eine Leine, aus Seehundsleder geschnitten; ein kleiner Deckelkorb, in welchem sich die Fasern des Strohes befinden, aus welchem derselbe geflechten ist. Gefärbte Glasperlen verschiedener Grösse sind in einem alten Hause zu Jacobshavn gefunden worden. Dahin gehören ferner ein Canotstuhl und das Modell eines von 4 Hunden gezogenen und von einem Grönländer gefahrenen Schlittens. Durch die Anwendung dieser Hundeschlitten unterscheiden sich die Bewohner Nordgrönlands wesentlich von Südgrönland. Die an den Küsten der Disko-Bucht gelegenen dänischen Colonien Jacobshavn, Godhavn, Christanshaab, Egedesminde, von wo der grösste Theil der aus der Sommerschen Sammlung gemachten Erwerbungen herrührt, gehören zu Nord-Grönland.

Von früheren Erwerbungen, namentlich aus den Sammlungen von Bulock und Hadlock musste Manches wegen gänzlicher Zerstörung beseitigt werden, z. B. ein Hemd aus Seehundsgedärmen, ein Paar Handschuhe, besetzt mit der Halshaut des Tauchers (Colymbus arcticus), das Festkleid einer Grönländerin aus Rennthierfell. Dennoch ist ein beträchtlicher Bestand aus diesen früheren Erwerbungen verblieben: Harpunen und was dazu gehört; Windsäcke von Leder zum Robbenfang mit dazu gehörigen Harpunen; cin Streitbeil von Stein, Streifen von Seehundsleder und ein Grasgeflecht, sowie eine Wurfschaufel, den Schnee damit von den Thüren wegzuschaffen.

Im Jahre 1839 machte der Preussische Consul Herr Kall zu Frederikshaab an der Westküste Süd-Grönlands das willkommene Geschenk von mehreren Modellen, die von dortigen Einwohnern verfertigt worden sind. Zunächst das eines Grönländischen Hauses, wie wir ein ähnliches in Cranz Historie von Grönland Tab. IV im Profil und Aufriss abgebildet finden. Die Grönländer wohnen im Sommer in Zelten und führen zumeist ein herumstreifendes Jagdleben. Im Herbst, gegen den Monat September zu, wenn sie von der Rennthierjagd auf ihre Winterplätze zurückkehren, müssen sie darauf bedacht sein, sich ihre Winterhäuser, deren wir eins hier

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