decken? Wenn der, den kein Gesez straft oder strafen kann, Der schlaue Bösewicht, der blutige Tyrann, Wenn der die Unschuld drückk, wer wagt es, sie zu Den sichert tiefe List, und diesen waffnet Schreden. Wer ist ihr Genius, der sich entgegen legt? -Wer? Sie, die jezt den Dolch, und jezt die Geißel trägt, Die unerschrockne Kunst, die allen Mißgestalten Strafloser Thorheit wagt den Spiegel vorzuhalten; Die das Geweb' enthüllt, worin sich List verspinnt, Und den Tyrannen sagt, daß sie Tyrannen sind; Die, ohne Menschenfurcht, vor Thronen nicht erblödet, Und mit des Donners Stimm' ans Herz der Fürsten redet; Gekrönte Mörder schreckt, den Ehrgeiz nüchtern macht, Den Heuchler züchtiget, und Thoren klüger lacht; Sie, die zum Unterricht die Todten läßt erscheinen, Die große Kunst, mit der wir lachen, oder weinen. hier. Sie fand in Griechenland Schup, Lieb' und Lehrbegier Ju Rom, in Gallien, in Albion, und Jhr, Freunde, habt hier oft, wenn ihre Thräner. flossen, Mit edler Weichlichkeit, die Euren mit vergossen; Habt redlich Euren Schmerz mit ihrem Schmerz vereint, Und ihr aus voller Brust den Beifall zugeweint: Wie sie gehaßt, geliebt, gehoffet, und gescheuet, Und Eurer Menschlichkeit im Leiden Euch erfreuet. Lang hat sie sich umsonst nach Bühnen umgesehn: In Hamburg fand sie Schuß: hier sey denn ihr Athen! hier, in dem Schooß der Ruh, im Schuße weiser Gönner, Gemuthiget durch Lob, vollendet durch den Kenner; Hier reiset ja ich wünsch', ich hoff', ich weissag' es! — Ein zweiter Roscius, ein zweiter Sophokles, Der Gräciens Kothurn Germanien erneure: Und ein Theil dieses Ruhms, ihr Gönner, wird der Eure. O seyd desselben werth! Bleibt Eurer Güte gleich, Und denkt, o denkt daran, ganz Deutschland sieht auf Euch! Epileg. (Gesprochen von Madame Hensel.) Scht hier! so standhaft stirbt der überzeugte Christ! Sein Ansehn, seinen Traum, zu Lehren Gottes mache. Rechtschaffen ist der Mann, den, seinem Glauben tréu, Der für die Wahrheit glüht, und, nie durch Furcht gezügelt, - Denn seiner Asche nicht, was ihr mit Recht gebührt, doch nur Euch gebührt zu richten, uns zu schroeigen. Sicbentes Stück. Den 22. Mai 1767. Der Prolog zeigt das Schauspiel in seiner höchsten Würde, indem er es als das Supplement der Gejeße betrachten läßt. Es giebt Dinge in tem sittlichen Betragen des Menschen, welche, in Ans sehung ihres unmittelbaren Einflusses auf das Wohl der Gesellschaft, zu unbeträchtlich, und in sich selbst zu veränderlich sind, als daß sie werth oder fähig wären, unter der eigentlichen Aufsicht des Geseßes zu stehen. Es giebt wiederum andere gegen die alle Kraft der Legislation zu kurz fällt; die in ihren Triebfedern so unbegreiflich, in sich selbst so ungeheuer, in ihren Folgen so unermeßlich sind, daß sie entweder der Ahndung der Geseze ganz entgehen, oder doch unmöglich nach Verdienst geahndet werden können. Ich will es nicht unternehmen, auf die erstern, als auf Gattungen des Lächerlichen, die Komödie; und cuf die andern, als auf außerordentliche Erschei nungen in dem Reiche der Sitten, welche die Vernunft in Erstaunen, und das Herz in Tumult seßen, die Tragödie einzuschränken. Das Genie lacht über alle die Gränzscheidungen der Kritik. Aber so viel ist doch unstreitig, daß das Schauspiel überhaupt seinen Vorwurf ent weder diesseits oder jenseits der Gränzen des Gefeßes wählet, und die eigentlichen Gegenstände desselben nur in so fern behandelt, als sie sich entweder in das Lächerliche verlieren, oder bis in das Ab`scheuliche verbreiten. Der Epilog verweilet bei einer von den Hauptlehren, auf welche ein Theil der Fabel und Charaîtere des Trauerspiels mit abzwecken. Es war zwar von dem Herrn von Cronegt ein wenig unüberlegt, in einem Stücke, dessen Stoff aus den unglücklichen Zeiten der Krenzzüge genommen ist, die Toleranz predigen, und die Abscheulichkeiten des Geistes der Verfolgung an den Bekennern der mahomedanischen Religion zeigen zu wollen. Denn diese Kreuzzüge selbst, die in ihrer Anlage ein politischer Kunstgriff der Päpste waren, wurden in ihrer Ausführung die unmenschlichsten Verfolgungen, deren sich der christliche Aberglaube jemals schuldig gemacht hat; die meisten und blutgierigsten Jsmenors hatte damals die wahre Religion; und einzelne Personen, die eine Moschee beraubt haben, zur Strafe zichen, kömmt das wohl gegen die urselige Raserei, welche das rechtgläubige Europa entvölkerte, um das ungläubige Asien zu verwüsten? Doch was der Tragicus in seinem Werke sehr unschicklich angebracht hat, das könnte der Dichter des Epilogs gar wohl auffassen. Menschlichkeit und Sanftmuth verdienen bei jeter Gelegenheit empfohlen zu werden, und kein Anlaß dazu kann so entfernt seyn, den wenigstens unser Herz nicht sehr natürlich und dringend finden sollte. Uebrigens stimme ich mit Vergnügen dem rührenden Lobe(bei,' welches der Dichter dem seligen Eronegt ertheilt. Aber ich werde mich schwerlich bereden lassen, daß er mit mir, über den poetischen Werth des kritisirten Stückes, nicht ebenfalls einig seyn sollte. Ich bin sehr betroffen gewesen, als man mich versichert, daß ich ver: schiedene von meinen Lesern durch mein unverhohlnes Urtheil unwillig gemacht hätte. Wenn ihnen bescheidene Freiheit, bei der sich durchaus teine Nebenabsichten denken laffen, mißfällt, so laufe ich Gefahr, sie noch oft unwillig zu machen. Ich habe gar nicht die Absicht gehabt, ihnen die Lesung eines Dichters zu verleiden, den ungekünftelter Wig, viel feine Empfindung und die lauterste Moral empfehlen. Diese Eigenschaften werden ihn jederzeit schäßbar machen, ob man ihm schon andere absprechen muß, zu denen er entweder gar keine Anlage hatte, oder die zu ihrer Reife gewisse Jahre erfordern, weit unter welchen er starb. Sein Codrus ward von den Verfassern der Bibliothek der schönen Wissenschaften gekrönt, aber wahrlich nicht als ein gutes Stück, sondern als das beste von denen, die damals um den Preis stritten. Mein Urtheil nimmt ihm also keine Ehre, die ihm die Kritik damals ertheilet. Wenn Hinkende um die Wette laufen, so bleibt der, welcher von ihnen zuerst an das Ziel kömmt, doch noch ein Hintender. Eine Stelle in dem Epilog ist einer Mißdeutung ausgesezt ge wesen, von der sie gerettet zu werden verdient. Der Dichter sagt: Bedenkt, daß unter uns die Kunst nur kaum beginnt, Quin, habe ich dawider erinnern hören, ist kein schlechter Schauspieler gewesen. Nein, gewiß nicht; er wat Thomsons besonderer Freund, und die Freundschaft, in der ein Schauspieler mit einem Dichter, wie Thomson, gestanden, wird bei der Nachwelt immer ein gutes Vorurtheil für seine Kunst erwecken. Auch hat Duin noch mehr als dieses Vorurtheil für sich: man weiß, daß er in der Tragödie mit vieler Würde gespielt; daß er besonders der erhabenen Sprache des Milton Genüge zu leisten gewußt; daß er, im Komischen, die Rolle des Falstaff zu ihrer größten Vollkommenheit gebracht. Doch alles dieses macht ihn zu keinem Garrick; und das Mißverständniß liegt bloß darin, daß man annimmt, der Dichter habe diesem all |