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LITERATUR-ZEITUNG

VOM JAHRE

I 8 2 6.

ERSTER BAND.

JANUAR bis APRIL.

HALLE,

in der Expedition diefer Zeitung
bey C. A. Schwetschke und Sohn,

und LEIPZIG,

in der Königl. Sächf. privil. Zeitungs- Expeditio n.

I 8 26.

N

I

ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

Januar 1826.

BIBLISCHE LITERATUR. KÖNIGSBERG, b. Unzer: Die Echtheit der vier canonifchen Evangelien aus der Gefchichte der zwey erften Jahrhunderte erwiefen. Ein Verfuch von Hermann Olshaufen, aufserordentl. Prof. der Theologie a. d. Univ. zu Königsberg. 1823. XVI u. 456 S. gr. 8. (1 Rthlr. 16 gGr.)

Der

er Vf. klagt in der Vorrede, dafs die meisten neuern Unterfuchungen über die Neuteftamentlichen Schriften dem Anfehen derfelben nichts weniger als günfiig gewefen feyen, weil fie nicht einfach von den hifiorifchen Daten ausgegangen, fondern von vorgefafsten Hypothefen befangen gewefen wären. Herzensbedürfnifs habe ihn daher zu einer nähern von jeder Hypothese unabhängigen Betrachtung der Zeugniffe, welche die Gefchichte der Evangelien darbiete, hingeleitet; und er fey auf diefem rein historischen Wege zu der fefiefien Ueberzeugung von der Echtheit diefer Schriften gelangt, welche er durch die vorliegende Entwickelung auch Andern mitzutheilen hoffe. In der Einleitung ift von der Bedeutung des hifiorischen Beweises (d. i. des Beweifes durch äufsere Zeugniffe), insbefondere bey der Frage über die Echtheit der Evangelien die Rede. Aufgefallen find uns hier die Behauptungen des Vfs. (S. 14), dafs die Mehrzahl der deutfchen Theologen gewifs die Evangelien nicht für Producte der Männer halte, die als Verfaffer genannt würden, und dafs mehrere der Hypothefen über die Entfiehung der Evangelien von der Art wären, dafs nothwendig, wenn fie richtig wären, die Evangelien für unecht gehalten werden müfsten. Hier dürfte Hr. O. wohl von feinem Standpuncte aus jenen Hypothefen eine Confequenz leihen, die nach unferm Dafürhalten von den Urhebern der felben nicht anerkannt werden wird. Und fo ift denn, auf welcher Seite auch die Folgerichtigkeit feyn mag, wenigfiens die Andeutung unwahr, dafs die Echtheit der Evangelien von den Anhängern jener Hypothefen nicht anerkannt werde. Der Vf. beDer Vf. bemerkt alsdann, dafs die gewöhnlich gewordene Verknüpfung der Fragen über die Echtheit der Evange lien und über ihre Entfiehung der Klarheit und Reinheit der Unterfuchung grofsen Schaden gebracht habe. Um diefen Fehler zu vermeiden, beabfichtige er nur die erste Frage rein geschichtlich zu beant

worten.

So viel über den Zweck diefer Schrift. NieNie mand wird derfelben das Zeugnifs verfagen, dafs fie ihre nächfie Aufgabe glücklich gelöfet habe, und fich A. L. Z. 1826. Erfter Band.

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sowohl durch fleifsige und umfichtige Benutzung der Quellen, als auch meifiens durch ungezwungene fchen Verhältniffe und der einzelnen Zeugniffe einen Auffaffung und unbefangene Würdigung der hifioriehrenvollen Platz in der zahlreichen Literatur über wir ungeachtet diefer Anerkennung dennoch in mandiefen viel befprochenen Gegenfiand fichere. Wenn chen Puncten von dem Vf. abgehen, fo wird diess Niemanden, welcher die Dunkelheit der hier vorkommenden hiftorischen Gegenfände kennt, befremden. Wir wollen daher den folgenden Abrifs der Unterfuchung des Vfs. mit einigen Bemerkungen begleiten.

Es

Erfter Abschn. Gefchichte des Evang. des Matthäus (S. 18—95). Zuerft vertheidigt hier Hr. O., worin er unfere volle Beyfiimmung hat, die Ausfage des Papias und aller folgenden Kirchenväter von einem fyrochaldäischen Originale des Matthäus ift allerdings völlig richtig, dafs jenes harte Urtheil des Eufebius, dafs Papias σφόδρα σμικρὸς τὸν νοῦν gewefen fey, hier um fo weniger etwas entscheiden kann, da man die Urfache deffelben recht wohl kennt. Mit vollem Rechte kann auch dagegen, wo es nur auf das hifiorifche Wiffen des Papias ankommt, die andere Stelle des Eufebius (h. e. 1II, 36, 1) geltend gemacht werden, wo derfelbe avǹg tà лúrτа ÖTI μάλιστα λογιώτατος καὶ τῆς γραφῆς εἰδήμων heifst. Dem übereinfümmenden Zeugniffe des Alterthums würde, da man in vielen andern Dingen weit leichteren Auctoritäten folgte, gewifs nie widerfprochen worden feyn, wenn nicht dogmatifches Intereffe, fo viel wir wiffen, zuerft den Flacius Illyricus dazu geleitet hätte. Aus der Stelle des Eufebius in Pfalm. 78, 2, wo er mit Beziehung auf Matth. 13, 35 fagt: épouios wv o Ματθαῖος οἰκεῖα ἐκδόσει κέχρηται, kann auf keinen Fall mit Hug (Einleit. Th. 2, S. 20) gefchloffen werden, dafs nach des Eufebius Meinung Matthäus eine eigene griechische Ueberfetzung jener Stelle gemacht, und defshalb auch griechisch gefchrieben haben müffe. Zwar fiimmen wir O's Behauptung nicht bey, dafs

doos nie Ueberfetzung, fondern Textesrecenfion fey, fondern verweifen darüber der Kürze wegen auf die in de Wette's Einl. ins A. T. zu §.44 not. d. f. h. gefammelten Stellen, f. h. gefammelten Stellen, aus denen hinlänglich hervorgeht, dafs exdidóval, exdoors wie edere und edi tio ganz gewöhnlich von Ueberfetzungen gebraucht werden. werden. Aber was auch aus jener Stelle an fich gefolgert werden kann, fo giebt doch die directe Behauptung des Eufebius, dafs Matthäus urfprünglich hebräisch gefchrieben habe, eine ungleich ficherere Gewähr über feine wahre Meinung, als die blofse ConA

fe

fequenz aus einer gelegentlichen Aeufserung. Etwas ganz ähnliches finden wir bey Origenes de oratione fed. Wetftein p. 97 de la Rue T. I., p. 246), wo es nach den bey de la Rue 1. c. und p. 924 bemerkten nothwendigen Verbefferungen über das Wort noGov (Matth. 6, 11 und Luc. 11, 3) heifst: OIXE NEπλᾶσθαι ὑπὸ τῶν εὐαγγελιστῶν. συνηνέχθησαν γοῦν ὁ Ματθαῖος καὶ ὁ Λουκᾶς περὶ αὐτῆς, μηδαμῶς διαφέρον oav avtĤv Zeevηvozóτes. Wer würde nicht aus diefer Stelle ebenfalls fchliefsen, dafs nach Origenes Meinung Matthäus griechisch gefchrieben haben müffe, wenn nicht die ausdrückliche Erklärung diefes Kirchenvaters für ein hebräifches Original (b. Euseb. h. e. VI, 25) vorhanden wäre? Gleich nachher heifst es fogar: ισομοία τῇ ἐπιούσιον προσηγορίᾳ ἐστὶ παρὰ Μωϋσῃ γεγραμμένη ὑπὸ θεοῦ εἰρημένη· ὑμεῖς δὲ ἔσεσθέ for Lads HELOúotos" (Exod. 19, 5): foll man deshalb nach derfelben Confequenz dem Origenes die Meinung unterfchieben, dafs die Grundsprache des Pentateuchs die griechifche fey? In allen diefer Stellen ift gleiche Ungenauigkeit des Ausdrucks, welche aber auf exegetilchem Wege wegzuschaffen vergebene Bemühung feyn dürfte.

Nachdem der Vf. das hebräische Original des Matthäus nachgewiefen hat, glaubt er die Spuren deffelben unter den Judenchrilien auffuchen zu müffen. In der deshalb eingefchalteten Unterfuchung über die Nazaräer und Ebioniten fiimmt er mit Giefeler (in Stäudlin's und Tzfchirner's Archiv für Kirchengefch. Bd. 4. St. 2. S. 279 ff.) überein. Ueber die Evangelien diefer Parteyen hat er folgende Anfichten: In den drey erfien Jahrh. können wir aufser dem Judenchriften Hegefippus keinen einzigen Kirchenlehrer angeben, der das Evang. der Hebräer nur gekannt hätte, als die zwey Alexandriner Clemens und Origenes. Wie weit die Letztern daffelbe kannten, darüber fchwankt die Meinung des Vfs. Nach S. 46 hätten fie daffelbe in einer griechischen Uebersetzung befeffen, die vielleicht Pantänus gemacht habe, welche aber (S. 65) Hieronymus fchon für verloren gehalten haben müffe; S. 87 neigt fich aber O. dahin zu glauben, dass fie das Evang. nicht aus eigner Anficht gekannt, und das Wenige, was fie daraus mittheilen, entweder durch Tradition oder aus andern Schriften gehabt haben. Epiphanius unterscheidet. zuerft die Evangelien der Nazaräer und Ebioniten, jenes als vollständiger, diefes als unvollständiger und abgekürzt, hält aber beide im Wefentlichen für diefelbe Schrift. Nur aus dem Evang. der Ebioniten theilt er Fragmente mit, und nach denselben fscheint die Verschiedenheit diefes Evang, von dem Matthäus weit gröfser gewefen zu feyn, als die Abweichungen zwischen Matthäus und Marcus. Defio auffallender bleibt es, dafs Epiphanius es dennoch auch Evangel. Matthäus nennt, während er den Nazaräern den unverfälschten Matthäus zufichert. Hieronymus, der mit den Nazaräern in genaueren Verhältnissen stand, weils nur von Einem Evangelio, welches von Ebioniten und Nazaräern gebraucht werde', dem Evang. fec. Hebraeos, Ev. duodecim Apoftolorum, welches

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von den Meisten für das Ev. juxta Matthaeum gehalten werde Die Citate des Hieronymus fiimmen mit denen des Origenes überein, weichen aber von de nen des Epiphanius fehr ab. Wenn man nun auf der einen Seite die grofse Verschiedenheit zwischen dem Ev. der Ebioniten, welches Epiphanius, und dem der Nazaräer, welches Origenes und Hieronymus ge brauchten, anerkennen mufs; und wenn man auf der andern Seite die Behauptung erwägt, dafs die Judenchrifien insgesammt daffelbe Evangelium gebrauchten; fo nimmt man am befien zwey verschiedene Recenfionen derfelben Schrift unter Ebioniten und Nazaräern an, die dann freylich fark abweichend gewe fen feyn müffen. Die dírecten Aeufserungen des Hieronymus uber das Evangel. der Nazaräer und deffen Verhältnis zum Matthäus find an ich betrachtet fchwankend; dagegen ift es aber bedeutend, dass er fich Comm. ad Matth. 2, 6 auf das hebräische Original zurückbezieht, indem er über die Lesart Bethlehem Judaeae bemerkt: putamus enim ab evangelifta primum editum, ficut in ipfo Hebraico legimus, Judae non Judaeae. Eben fo wichtig ift die Stelle des Catalog. f. v. Matthaeus, wo von dem hebräischen Originale des Evang. bemerkt wird: ipfum Hebraicum habetur usque hodie in Caefarienfi bibliotheca, quam Pamphilus Martyr ftudiofiffime confecit u. f. w. (Beyläufig möchten wir die Behauptung S. 22, dafs Eufebius das Ev. der Hebräer nicht aus eigener Anfchauung gekannt habe, wegen diefer Stelle etwas einfchränken. Mit der Bibliothek des Pamphilus war derfelbe doch gewifs genau bekannt, und dafs er fyrifch verfiand, f. hift. eccl. I, 13.) Beide Stellen werden von O. gegen gezwungene Deutungen in Schutz genommen, und mit Recht aus denfelben gefolgert, dafs Hieronymus das Ev. der Nazaräer für das Original des Matthäus halte. Wenn derfelbe nun aber in andern Stellen jenem Evangelio mit dem griechischen Matthäus nicht gleiches Anfehen einräumt, und beide als verfchieden betrachtet; fo glaubt O. fich diefs nicht einfacher erklären zu können, als durch die Annahme, dass das Ev. der Judenchrifien ein verderbter, in zwey verschiedenen Recenfionen bey den Nazaräern und Ebioniten gebräuchlicher Matthäus gewefen fey. Gegen die zwey Bemerkungen, durch welche diefe Annahme noch weiter begründet werden foll, läfst fich indefs manches erwiedern. Der erfien (S. 76), dass alle Abweichungen des Ev. der Hebräer (Nazaräer) in Zufätzen beftanden hätten, fieht die Parallelfielle zu Matth. 19, 16 bey Origenes in Matth. tract. VIII, welche der Vf. felbft S. 43 beybringt, entgegen. Denn dort fehlt v. 17-19 faft ganz, ohne dafs fich in dem Sylieme irgend einer jüdisch - chrifilichen Partey ein Grund zu diefer Auslaffung entdecken liefse. Die zweyte Bemerkung, dafs fich die Corruptionen des Matthäus erft ziemlich fpät fänden, zu einer Zeit, wo der katholifche Matthäus längst im allgemeinen Gebrauche gewefen fey; oder wie es S. 85 noch entschiedener heifst, dafs fich vor dem Ende des zweyten Jahrh. keine fichere Spur von der Exifienz des Ev. der He

bräer

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braer entdecken liefse, ift eben fo unhaltbar. O. be zieht fich ja S. 81 felbft auf den Juftinus, welcher den Matthaus mit den Eigenthümlichkeiten des Ev. der Judenchriften befeffen habe: er fetzt die meisie Wirksamkeit diefes Apologeten S. 286 in die erfie Hälfte des zweyten Jahrh. Demnach müfste man doch mindefiens die eigenthümliche Entwickelung des Evang, der Hebräer mit dem Anfange des zweyten Jahrh. beginnen laffen. Nun follen freylich nach S. 330 die Eigenthümlichkeiten des Jufiinifchen Mat-, thäus gerade von der Art feyn, wie man fich beginnende Corruptionen zu denken habe: Matthäus hätte alfo zu Juftins Zeit etwa die erfien Zufätze erhalten, die aber fpäterhin noch fehr gewachfen wären. Indeffen erheben fich auch dagegen manche Bedenklichkeiten. Bekanntlich ift der Abfchnitt über die Taufe Jefu der einzige, in welchem eine Vergleichung des Juftinifchen Evang. mit dem Ev. der Hebräer möglich ift. Hier fiimmt aber die Erzählung des Juftinus fo auffallend mit dem Evang. der Ebioniten zufammen, dafs man allenfalls wohl zwey Recenfionen derfelben Schrift, aber nicht ein Verhältnifs wie zwischen beginnenden und vollendeten Corruptionen erkennen kann. Das Ev. der Nazaräer bey Hieronymus ift auch hier allerdings reicher; aber aus dem fpätern Vorkommen diefer erweiterten Recenfion, die doch auch fchon zu Origenes Zeiten vorhanden war, läfst fich noch nicht fchliefsen, dafs fie erfi nach Juftinus M. ihre eigenthümliche Gestalt erhalten habe. Betrachten wir die Sache von einer andern Seite, fo dürfte es fogar wahrscheinlich werden, dafs folche Zufätze zum Matthäus in Paläfiina schon sehr früh gemacht worden feyen. Unter den Paläfiinifchen Chriften fanden fich im erfien Jahrh. theils der Augenzeugen, theils der Männer, welche von Augenzeugen gehört hatten, fehr Viele: gerade damals mufste alfo dort eine grofse Maffe mündlicher Tradition über Jefum im Umlaufe feyn; und fo lange die schriftlichen Biographieen keinen kirchlichen Gebrauch erlangt hatten, konnte man dort am leichtefien darauf fallen, diefelben aus der Tradition allmählig zu vervollfländigen. Diefs mufste aber natürlich aufhören, nachdem der Strom der Ueberlieferung durch die zweymalige Verheerung Paläfiinas unter VefpaGian und Hadrian unterbrochen war, nachdem das Anfehen der Apofiel und ihres fchriftlichen Nachlaffes in demfelben Grade geftiegen war, als die Begebenheiten fich in die Vorzeit verloren hatten, nachdem endlich die beiden Parteyen der Nazaräer und Ebioniten fich getrennt, nachdem verfchiedene Evangelien unter denfelben kirchliche Bedeutung erlangt hatten, und Gegenfiand einer dogmatischen Interpretation geworden waren. — Wenn fich aber fchon fo früh Interpolationen in das Fvang. des Matthaus einfchlichen, fo entfieht die natürliche Frage, ob nicht fchon unfer griechifches Matthäus-Evangelium aus einem fo erweiterten Texte überfetzt ift. 0. gedenkt diefer Frage nicht: er fcheint aber derfelben dadurch haben vorbeugen zu wollen, dafs er theils die Interpolationen spät beginnen, theils die

griechische Ueberfetzung fehr früh angefertigt werden läfst: Indefs das Letztere ift eben fo wenig erwiefen, als das Erfiere. Wenn O. die merkwürdige Nachricht des Papias (Eufeb, b. e. III, 39), ein jeder habe, fo gut er vermogt, das Ev. Matthai überfetzt, von dem Johannes Presbyter ableiten will, um jene Ueberfetzungen nun noch über die Zeit diefes Johannes Presh. hinaufzufetzen; fo dürfte er darin wenig Beyfiimmung finden. Denn nicht bey jener Stelle, fondern bey der Nachricht über den Marcus nennt Papias denfelben als Gewährsmann. Wenn zu der Zeit, als Papias fchrieb, die Evangelienfammlung und in derfelben unfer griech. Matthäus, wie der Vf. will, überall verbreitet gewefen wäre; fo würde Papias nach der Erwähnung der vielen griechischen Ueberfetzungen diefer Einen doch befonders gedacht, und Eufebius würde gewifs auch diefe Worte mitgetheilt haben. Wäre der Vf. hier nicht von einer Parteylichkeit für die griechifche Ueberfetzung beftochen, von der er doch felbft, die Auslagen des Alterthums annehmend, zugiebt, dafs ihr Urfprung im Dunkeln liege, und dafs ihre erfien fichern Spuren erft in der Evangelienfammlung hervortreten: fo würde feine Unterfuchung vielleicht eine Richtung auf die Zweifel genommen haben, welche gegen den apofiolifchen Urfprung unfers griechifchen Matthäus zuerft durch Schleiermacher (Ueber die Schriften des Lucas u. f. w.) angeregt, dann von Lücke, Ufteri und Schulthefs, befonders aber von Schulz (die chrifiliche Lehre vom heiligen Abendmahle. Leipz. 1824. S. 302) wiederholt worden find. Immer wäre die Frage einer weitern Untersuchung werth, ob jene Zweifel, fofern fie wirklich gegründet find, nicht durch die Annahme gelöfet würden, dafs die griechifche Ueberfetzung aus einem fchon erweiterten Matthäus gefloffen, und die verdächtigen Stellen derfelben für nachapoftolische Zufätze zu halten feyen.

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Wir laffen noch zwey einzelne Bemerkungen über diefen Abfchnitt, folgen: Ueber die Minaci des Hieronymus, welche O. S. 59 fich nicht erklären kann, oder die find zu vergleichen Vitringa de Syn. vetere ed. II, p. 1047 und Edzardus in Not. ad Avoda Sara p. 253 ff. Wenn S. 85 ff. der gegen die ursprüngliche Identität des Ev. der Hebräer. mit dem Matthäus mögliche Einwurf zurückgewiefen wird, dafs in diefem Falle Origenes und Hieronymus fich in ihren Commentaren über den Matthäus häufiger auf das Evangel. der Hebräer bezogen haben würden; fo konnte auch auf die fchon früh in der Kirche eingewurzelte Anhänglichkeit an die einmal recipirten Texte der heil. Schriften hingewiefen werden, welche felbft zur Ungerechtigkeit gegen den anerkannten Grundtext des A. T. verleitete (man vergleiche die Urtheile der Zeit über des Hieronymus Bemühungen, de Wette's Einl. in das A. T. . 70), und welche gegen einen corrumpirten Grundtext des Matthäus nothwendig noch misstrauifcher machen musste.

(Die Forifetzung folgt.)

RECHTS.

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