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tem Großen angelegten Kirche zu Heemse. Die örtliche Lage der Vollerben ist derartig, daß sie das ganze Terrain der Bauerschaft beschlagen, in der Urzeit also höchst wahrscheinlich die ganze Bevölkerung ausgemacht haben. Wann, wie ich vermuthe, die anderen Höfe entstanden sind, darüber nächstens; für jest genügt uns die Thatsache, daß wir es bei den Vollerben der alten Bauerschaften mit Namen aus der beidnischen Urzeit zu thun haben.

Ich theile Ihnen nun nachstehend meine Vermuthungen mit, in der Hoffnung, daß sie eine wohlmeinende Beurtheilung finden.

Die altdeutschen Hofnamen hiesiger Gegend bezeichnen:

a. die Dertlichkeit. Nehmen wir die gebräuchlichsten, fast in jeder Bauerschaft sich wiederholenden zuerst.

Essing bezeichnet den Hof am Esche, und unter Esch versteht man hier einen Complett zusammenliegender, mehren Höfen gehöriger, seit urdenklicher Zeit kultivirter Grundstücke. Der Gsch führt stets den Beinamen von der Bauerschaft, z. B. Hilter-Esch, und liegt gewöhnlich in dem geschüßtesten, fruchtbarsten, mittleren Theile derselben. Können Sie mir nun sagen, was Esch bedeutet? Eschen giebt es in hiesiger Gegend fast gar nicht, werden auch wohl früher nicht in großer Zahl vorhanden gewesen sein, und eine solche Ableitung wäre doch gar zu unpassend. Kamp bezeichnet hier, wie in ganz Westphalen, eine mit der bekannten westvhälischen Wallhecke umschlossene, einem Einzigen gehörige Grundstückfläche. Daher tenn sehr viele Hofnamen, als Lang Kamp, Holt Kamp.

Roling findet sich wohl in jeder alten Bauerschaft und hat stets einen großen Busch bei seinem Hofe. Der Name muß wohl von roden abgeleitet werden. Morssing ist von Mors, einem Stück niedrigen Acker- und Grasgrundes, abzuleiten.

Marring von Mâr, also Pferdezüchter; merkwürdiger Weise haben die hiesigen Marrings Biesengründe reichlicher als andere.

Brookmann. Brook ist Bruch und die Silbe mann wird gleichbedeutend mit ing gebraucht; unklar aber ist mir, nach welchem Geseze; der Wohllaut kann wehl nicht immer entschieden haben. So sagt Niemand für Asching Aschmann, oder für Gossling Gossmann; wohl aber, und das sehr gewöhnlich, find_die_in der ersten Silbe mit einem Zischlaute schließenden ler für ling, 3. B. Gossler für Gossling.

Können Sie mir etwas Bestimmtes über die Vertauschung des ing mit mann sagen? Bei den Städten und einigen Hofnamen sind die Endungen ling und ing ost abgeschwächt in en, z. B. Roden aus Roling, Erden aus Erding, Schieden aus Schierding. Statt ing heißt es eben so gewöhnlich ink.

Maatmann. Maat Wiese. Buschmann. Bookholt = Buchenholz. Eekhof. Eichenhof. Elsmann — Els = Ellen. Hagedorn, Hulshof, Hulsebusch Hulskrappe erklären sich von selbst.

Ewing. E, Aa, Ehe, Ae bezeichnen kleine Bäche, und noch jezt entspringt ein Quell auf dem Hofe Ewing; also Quellnamen.

Marklet liegt noch jezt in der Mark.

Wehrmann liegt noch jezt an der alten Landwehr, die sowohl den Gau vom Saue, als die Völkerschaft von einer fremden schied.

Haarmann ist mir zweifelhaft, ob von Haar, welches hier eine sandige Hügelfrece bezeichnet, oder von Harimann, Herimann, Arimann, Heer, welches ur ferünglich Volk bedeutet, also homo popularis. Grimm, R. A. 291–293. Bei der letteren Ableitung läßt sich nicht einsehen, welches Amt der Haarmann in der Gemeinde bekleidet habe.

Hilger scheint mir von hille, heilig, abzuleiten, und es wäre interessant, zu wissen, ob auch anderswo die Hilger, wie hier, an einem altgermanischen Kirchhofe wohnen.

Helledorn, Hellemann scheint von helle herzustammen und darnach entweder mit Hellweg, als einem lichten Waldwege, oder mit Helle, als dem Reiche der Finsterniß, zusammenzuhängen.

Schlagemann oder ähnliche Composita sind von Schlage, einem großen, offnen Heerwege abzuleiten.

b. Bezeichnen sie Gemeindeämter der Urzeit.

Berling hatte die Braugeräthschaften im Hause, welche wohl der ganzen Bauerschaft gemeinsam zugehörten.

Bode war der Gemeindebote und wohnte fast stets in der Nähe des Oberhofes. Der Oberhof ist sråter fast immer getheilt, und daher die Hofnamen Altbof, Neuhof, Nordhof, Südhof 2., oder, hatte der Adeligenhof sich erst in der Feudalzeit getheilt, Althaus, Neuhaus. Oft hat sich der Name nur in einem Gütercomplott erhalten, z. B. Hilterhof.

Baal, ein sehr verbreiteter Name, hängt vielleicht mit dem holländischen Boel, dem englischen Bailiff zusammen, als ein mit der Execution in Criminalsachen Beauftragter.

Lübben, Lübbert, Lubbeln. Lubben bezeichnet in hiesiger Gegend das Verschneiden der Thiere. Ist es vielleicht der Gastrator?

Tiemann, Tymann, Tyrbur, Thyes fommen von tyth = Volksversammlung ber. Tyen heißt in hiesiger Gegend in Geschäften mit Pferde und Wagen über Land nach einem bestimmten Orte sich begeben, während das Bearbeiten des Ackers wénnen heißt. Tieman wäre also entweder der Versammlungsplaß des Gauding, orer, wie wahrscheinlicher, der Burmannen.

Geerling, Geerlingmann ist der Germane, und zugleich ein Beweis, daß die Endsilbe ing mehr bedeutet hat, wie mann, vielleicht einen sächsischen Vollsaien, im Gegensatz gegen die Liten; was auch noch dadurch wahrscheinlicher wird, daß die neuern, sich auf mann endigenden Bauernamen nie die Vertauschung in ing erleiden.

Schulter ist wahrscheinlich kein sächsisches, sondern ein fränkisches oder longobardisches Wort, wenn es nicht mit dem friesischen Scholten = Civilrichter zus sammenhängt. Sonst scheint mir die Ableitung von schullen = public der von Schuld und haitan (Schultheis) vorzuzichen, da die Endung teis sich in vielen anderen fränkischen Eigen- und Amtsnamen findet. Die Schulzenwürde war be kanntlich in Sachsen nicht erblich; nur in einigen Gegenden entstanden erbliche Schulzenhöfe; daher die häufige Erscheinung in hiesiger Gegend, daß in einer Bauerschaft zwei Schulzen find, welche dann noch einen Hofnamen führen. Wo der Schulze keinen weiteren Hofnamen hat, besaß er vielleicht den Namen der Bauerschaft.

C. Andere Namen gehen auf Feudalzustände und erklären sich leicht, wie Bisping (Bischofsmann), Nidder (ein reisiger Lehnsmann), Klostermann, Boerrichter (vielleicht auch altgermanisch, wie Nichterink), Schlüter, Vrieling (wohl auch ́altgermanisch), Könning (Reichsbauer), Hofstede, Borgmann, Borggreve 2. Wenige dieser Höfe sind Vollerben, fast keiner in einer alten Bauerschaft; bei den sehr wenigen Ausnahmen wird der altgermanische Name untergegangen sein,

Indem ich diese Liste, wenn es Sie interessirt, nächstens nach die sen drei Rubriken fortseßen werde, füge ich noch einige zweifelhafte und ganz dunkle hinzu.

Fast in i der alten Bauerschaft findet sich ein Vollerbe, Johanning. Nun ist der St. Johanni auch ein heidnisches Fest gewesen, wie sich denn die altgermanischen Feste fast alle auf die Stellung der Sonne bezogen; Weihnachten, Ivelsest als fernster Sonnenstand; Ostern, Haaschen als Frühlingsfest; Johanni als nächster Sonnenstand; Michaelis und St. Jakob als Herbstfeste. Nun ist das deutsche Jan, Hannes von dem Joannes zu unterscheiden, wie es die Niederländer auch noch bewußt thun. Was bat nun Hannes geheißen?

Bosing findet sich gleichfalls fast in jeder alten Bauerschaft, auch wohl Bol. ?? Horsing, Horstmann scheinen von Horst abzuleiten zu sein. Dieses bezeichnet hier einen hochgelegenen Graßstrich. Wie hängt dieses mit Horse, Horsten, dem englischen horse zusammen? Bekanntlich war das Pferd das sächsische Nationalthier, und noch jezt führen alle alten Bauernhöfe in Sachsen bis in Schleswig

hinein zwei Pferdeköpfe auf dem Dachfirste, während der fränkische Nachbar in Dronthe und Overyssel die Lanze auf dem Giebel hat.

Mensink scheint mir mit mennen = Pflügen zusammenzuhängen.

Assing, Arning, Alfering finden sich überall, aber ich weiß keine Erklärung. Für das erste beißt es auch wohl Asing.

Berning scheint mit bernen zusammenzuhängen und würde also einen Juge (in bis optimo jure) bezeichnen, der sich besonders mit der Schweinezucht abgegeben; oder es hängt mit Berne = Bier zusammen.

Reuenhaus in der Grafschaft Bentheim.

Miquel.

Curiosu m.

Schon häufig sind in verschiedenen Zeitschriften kurzweilige Muster von Uebersegungskunst der lesenden Welt zum Besten gegeben worden, deren Verfasser, eben weil sie wohlbekannten Fabriken angehörten, zu keiner strengen Rechenschaft zu ziehen waren. Anders verhält es sich mit einem Pädagogen, der bei kümmerlicher Kenntniß des von ihm behandelten Stoffes ein zusammenbuchstabirtes Kauderwälsch nicht nur der Jugend_als ächte Waare anpreist, sondern gar als ein Probestück seines pädagogischen Verfahrens ausgiebt, wie wir dies bei einer Programmenschau zu lesen Gelegenheit hatten. Von solchen Lehrern sagt Herr Professor Monnard mit Recht: Ils induisent les élèves en l'erreur. In einer dem Programme von R...n (1842) vorangestellten Abhandlung, welche zum Zwecke hat, die Verwandtschaft der französischen mit der lateinischen Sprache nachzuweisen, nebenbei aber der lateinisch-französischen Grammatik des Verfassers als Chasse-avant zu dienen, wird zu größerer Veranschaulichung die Ueberseßung eines Bruchstücks von J. Cafar's Bellum gallicum (I, 2, 3) dem Texte gegenüber gestellt. So oft nun das Bort regnum vorkommt, überseßt es der sorglose Verfasser mit règne; so avoir le règne, s'emparer du règne, occuper le règne; confirmare heißt ohne Weis teres confirmer; cupidus cupide, obtinere gar obtenir, und oratio oraison. Ein wahres Räthsel für Franzosen ist aber folgender Sat: „Il confirme de leur concilier des règnes." Hätte sich der Ueberseher nicht auf ein ziemlich unbedens tendes Bruchstück beschränkt, sondern etwa 10 Capitel weiter fortgefahren, so hätte er einerseits das Gegentheil von dem bewiesen, was er darzuthun sich bemühte, andrerseits den Unterzeichneten durch einen größern Beitrag zu seiner Sammlung von Barbarismen zu besonderm Danke verpflichtet.

Barbieux.

Allgemeine Schriften.

Principes d'étymologie naturelle, basés sur les origines des langues sémiticosanscrites, par H. J. F. Parrat. (Besançon bei Crevot.) 8 Bog. 4. Das Schulwesen im protestantischen Staate, von Dr. F. J. Günther. (Glberfeld bei Friedrichs.)

Lexikographie.

P. Poitevin. Dictionnaire de la langue franç. Glossaire raisonnée de la langue écrite et parlée. (Brüssel bei Muquardt.) à Liefrg. 5 Ngr. H. M. Melford. Englisch-deutsches Phraseologisches Handwörterbuch. (Leipzig bei G. Mayer.)

2 s.

1 Thlr. The dictionary of Derivations; or Introduction to Etymology on a new plan. By Rob. Sullivan. 5. ed. (London.) Vorda vealhstôd engla and seaxna. Lexicon anglosaxonicum ex poëtarum scriptorumque prosaicorum operibus necnon lexicis anglosaxonicis collectum, cum synopsi grammatica ed. Dr. L. Ettmüllerus. (Quedlinburg bei Basse.) 4 Thlr. 12 Ngr.

Literatur.

Goethe in Briefen und Gesprächen. Sammlung der Bemerk. und Betrachtungen Goethe's über Welt und Menschen, Wissenschaft u. s. w. (Vereinsbuchhandlung in Berlin.)

113 Thlr.

Ph. Chasles. Etudes sur W. Shakspeare, Marie Stuart et l'Aretin. (Paris Amyot.)

3 fr. 50 c.

Emilia Galotti. Trad. de l'Allemand par Charles Liesen. (Berlin bei Oehmigke.)

15 Ngr.

Memoirs of Ebenezer Elliot, with criticisms upon his writings. By January Searle. (London bei Whittaker & Co.)

Grammatik.

612 S.

F. H. Strathmann. Gramm. der franz. Sprache. (Bielefeld bei Helmich.)

Hilfsbücher.

1/2 Thlr.

G. A. Winter. Stylistisches Aufgaben-Magazin. 2. Thl. für Oberklassen. (Leipzig bei Wöller.)

612 Ngr.

P. Roustan. Franz. Lesestücke nebst Wortformen und Wörterbuch. (Freiburg bei Herder.)

9 Ngr.

H. A. Manitius. Grammat. - praktischer Lehrgang der italienischen Sprache. (Dresden bei Adler & Dieße.)

24 Ngr.

J. J. M. van Langendonck, Méthode facile pour apprendre le flamand. (Brüssel bei Muquardt.)

9 Ngr.

E. J. Landrien, Précis de grammaire flamande. (St. Nicolas. Brüssel Muquardt.)

Der Gedanke und das Wort. Eine Untersuchung vom Standpunkte der Herbartischen Psychologie.

Verfaffer dieses Auffages schrieb im Jahre 1846 eine kleine Schrift über den biographischen Geschichtsunterricht auf Gymnasien, in welcher er die Grundsäße der Herbartischen Pädagogik auf eine fleine, genau umgränzte Unterrichtspartie anzuwenden und in ihrer Anwendung auszuführen suchte. Die Form der Darstellung war eine absichtlich höchst gemeinsaßliche und der Verfasser hatte die Freude, die Herbartischen Grundsäge und die eigenen Ausführungen vielfachen Eingang bei Nichtherbartianern finden zu sehen. Sodann schrieb Verfasser im Jahre 1850 ein erstes Heft eines größeren Werkes pädagogisch - psychologischer Untersuchungen über das Gedächtniß, und erfreut sich ähnlich günstiger Resultate, obgleich die Darstellung absichtlich eine viel wissenschaftlichere und gedrängtere ist. In der Hoffnung daher, daß das deutsche Publicum auch in pädagogischen Fragen Neigung und Befähigung zu eracten Unterjuchungen bekommen hat, und endlich einmal auch hier ähnlich wie in der Naturwissenschaft und der Medizin das allgemeine Gerede mit Untersuchungen des Detail vertauschen wird, wagt Verfasser es hiermit, eine Reihe von Untersuchungen über das Verhältniß des Gedankens und Worts zu eröffnen, von denen die nachstehende erste hauptsächlich die allgemeinen Grundsäge vorlegen soll. Die Form der Darstellung wird versuchen, die Mitte zwischen strenger, ges trangter Wissenschaftlichkeit und gemächlicher, breiter Allgemeinfaßlichkeit zu halten. Wir wählten zur Veröffentlichung den Weg der Zeitschrift, da derartige Untersuchungen auf diesem Wege die beste vorläufige Kritik finden, welche vor der Abschließung der Unterfuchung in eine wissenschaftliche Buchform erforderlich ist. Man wird uns nachsehen, daß wir auf Meinungen Anderer wenig oder

Krchiv f. n. Sprachen. XI.

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