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desselben Gesetzes, nach welchem in der menschlichen Gesellschaft ein jedes Individuum alle anderen durch directen Einfluss oder durch Wort, Zeichen, Schrift oder Druck anregen und entwickeln kann.

>> Schon bei den Weich- und Gliederthieren kommt es zu einer Gegenstellung von animalem und vegetativem, sogen. sympathischen Nervensystem. Beide sind ursprünglich auf mehrere Centralmassen mit ausstrahlenden Nerven angelegt; beim animalen Nervensystem liegen diese im Kopf und haben die Neigung, einander immer näher zu rücken und zu einem übermächtigen Gebilde, dem Hirn, sich zu vereinen, im sympathischen bleiben sie in doppelter Hinsicht getrennt, indem ihre Centralmassen sowohl als ihre beiden Seitenhälften eine gewisse Distanz einhalten. Indem die Fäden der sympathischen Nerven sich netzförmig verbreiten und zahlreiche Nervenzellen sich zwischen sie einlagern, entstehen vielerlei Geflechte und Knoten, Ganglienknoten genannt.«

>> Histologisch besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen vegetativem und animalem Nervensystem.<<

> Das sympathische Nervensystem erhält im Menschen und den Wirbelthieren seine Wurzeln aus den beiden Wurzelabtheilungen sämmtlicher Rückenmarksnerven, hängt auch mit den meisten Hirnnerven zusammen und erstreckt sich auf jeder Seite vom Kopfe bis zum Ende des Schwanzbeines. Seine Unabhängigkeit vom Cerebrospinalsystem ist nur eine theilweise und relative. Unter seinem Einflusse stehen hauptsächlich der Stoffwechsel, die Bildungs- und Wachsthumsvorgänge, aber auch diese unter Mitwirkung des Cerebrospinalsystems, welchem speciell dann Bewegung, Empfindung, Sinneswahrnehmung und psychisches Leben. zur Regulation übergeben sind.<*)

an.

Alles kommt nur auf den Grad, also nur auf relative Grössen Und wie in jeder Gesellschaft die grosse Masse unzugänglich ist für Philosophie, Wissenschaft, Kunst, höhere ethische und ästhetische Genüsse und Empfindungen, und höchstens nur dumpf und unbewusst sich denselben unterordnet, so sind auch im menschlichen Gehirn und im thierischen Organismus unzählige Zellen und Zellengruppen, die eben so un

*) M. Perty, Die Natur im Lichte philosophischer Anschauung, 1869, S. 609.

vollkommen, einseitig und unbewusst die Anregungen der höher entwickelten Zellen und Zellengruppen empfinden und wiedergeben. Aber wie ein jeder Mensch bei wiederholter Anregung sich weiter entwickeln kann, wobei es freilich sehr viel auch auf die von früheren Generationen angeerbten Anlagen ankommt, so schliesst auch eine jede Zelle des Nervensystems schon im Keime die Anlagen in sich, sich zu einer höher entwickelten emporzuschwingen. Und wenn für die einzelne Zelle im niederen Organismus dieses schwieriger ist, als dem Menschen in der Gesellschaft, so liegt die Ursache wiederum nur darin, dass die Zelle im Einzelorganismus in Hinsicht auf Ort und Zeit, auf Lage und unmittelbare Umgebung fester gekettet ist, als der Mensch in der Gesellschaft. Hängt ja auch in jeder einzelnen Gesellschaft die Möglichkeit der höheren Entwickelung der Individuen und ganzer socialer Gruppen von der höheren Organisation derselben ab, d. h. von denselben Ursachen, welche die Entwickelung der Zellen überhaupt, auch im Einzelorganismus, bedingen.

Aus allem oben Gesagten folgt nun nothwendig die hochwichtige Wahrheit, dass die Gesetze des Denkens und Empfindens mit den socialen und also auch mit den Naturgesetzen im Wesentlichen zusammenfallen müssen.

Wenn der Mensch im Kleinen die ganze Welt und den ganzen socialen Kosmos darstellt und wenn dasselbe für eine jede der Zellen, aus denen ein Einzelorganismus besteht, gelten soll,

wenn ferner eine Anregung, von der einzelnen Zelle ausgehend, auf alle anderen und umgekehrt wirken kann, so erfolgt im Innern eines jeden Organismus derselbe Umsatz von Kräften und zwar nach denselben Gesetzen, wie in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft. Und da das menschliche Gehirn im Grunde nichts Anderes ist, als eine nur höher entwickelte Gemeinschaft von Zellen, so kann die Reflectirung, auf welche eine jede geistige Function zurückgeführt werden kann, auch hier nur nach denselben Gesetzen vor sich gehen, wie in der ganzen Natur.

Nachdem wir dieses vorausgeschickt, gehen wir jetzt zu den Betrachtungen über, die uns zur Ergründung der realen Analogie zwischen den Denkverrichtungen im menschlichen Gehirn und der Wechselwirkung der Kräfte in der Natur führen könnten.

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Es ist bereits wissenschaftlich erwiesen, dass eine jede Denkoperation durch eine gewisse Anregung und Spannung der Gehirnzellen bedingt wird. Es unterliegt weiter keinem Zweifel, dass dabei auch das übrige Nervensystem mehr oder weniger jedes Mal in Mitleidenschaft gezogen wird. Durch das Nervensystem werden aber ihrerseits die Muskeln beständig in Spannung erhalten und umgekehrt wirkt das Muskelsystem beständig auf das Nervensystem und das Gehirn zurück. Hier findet ebenso wie in der Natur ein Umsatz von mechanischer Kraft in Wärme, Electricität, Galvanismus u. s. w. und umgekehrt statt, und dass dieses nach denselben Gesetzen vor sich geht, wie auch in der Natur, obgleich dieselben nicht so klar nach Maass und Gewicht zu bestimmen sind, wird wohl kaum einem Zweifel unterliegen. >Die meisten unserer Gemüthsbewegungen«, sagt Darwin, >sind so innig mit ihren Ausdrucksformen verbunden, dass sie kaum existiren, wenn der Körper passiv bleibt. < *)

Bain bemerkt dazu, dieses gelte nicht nur von den meisten, sondern von allen Gemüthsbewegungen. **)

>Die specielle Muskelthätigkeit,< sagt Maudsley, >ist nicht blos der Ausdruck der Leidenschaft, sondern wirklich ein wesentlicher Bestandtheil derselben. Wenn wir, während die Züge in dem Ausdruck einer Leidenschaft fixirt sind, versuchen, den Geist in eine andere hinüberzustimmen, so überzeugen wir uns bald von der Unmöglichkeit.< ***)

>Bei einiger Aufmerksamkeit auf unsere Bewegungen<, sagt W. Wundt†), bemerken wir in der That, dass sie stets von Empfindungen in den Muskeln begleitet sind. Gewöhnlich sind diese Empfindungen freilich so schwach, dass sie leicht unserer Beachtung entgehen. Erst wenn wir eine gewisse Anstrengung ausüben, also grössere Massen in Bewegung setzen, erfahren wir ein deutliches Spannungsgefühl in den Muskeln. Aber auch weniger angestrengte Bewegungen können allmälig zu sehr intensiven Empfindungen führen, wenn sie sich oft nach einander

*) Charles Darwin, Ausdruck der Gemüthsbewegungen, S. 243. (Uebers. von J. V. Carus.)

**) Bain, Geist und Körper, S. 7.

***) Maudsley, Body and Mind, S. 30. (Bain 5. 7.)

†) W. Wundt, Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele, Bd. I., S. 221.

wiederholen und dadurch Ermüdung hervorrufen. Die Ermüdung macht sich durch eine deutliche Empfindung in den Muskeln geltend, die oft in der Ruhe schon vorhanden ist, oft auch erst bei der Bewegung eintritt oder wenigstens bei derselben bedeutend, manchmal bis zum Schmerze sich steigert.<<

Wir gehen aber noch weiter und behaupten, dass auch der ganze Denkprocess im Gehirne des Menschen auf demselben Umsatz von Kräften beruht und wollen es auf folgendem Wege beweisen.

Die Körper im Raume bewegen sich nothwendig nach dem Gesetze der Inertie in gerader Richtung, bis sie durch irgend eine Nebenursache von dieser Richtung abgelenkt werden. Wird ein Körper abgelenkt, so schlägt er unter einem gewissen Winkel einen neuen Weg ein, um wieder in gerader Richtung fortzugehen. Bei einer neuen Wirkung geschieht dasselbe u. s. w. Von den Winkeln, die der Körper dabei bildet, hängt es ab, ob er in seiner Bahn ein gleichwinkliges, schiefwinkliges, rechtwinkliges oder ein stumpfwinkliges Dreieck, ein Viereck, Fünfeck, Tausendeck u. s. w. bildet. Und dabei wird der Körper alle geometrischen Gesetze nothwendig beobachten. Setzt man voraus, dass nicht eine nur momentan wirkende, sondern eine beständig beeinflussende Kraft den Körper von der geraden Linie ablenkt, so wird er, je nach den Verkältnissen, eine Hyperbel, Parabel, einen Kreis etc. beschreiben und ganz mit derselben Nothwendigkeit und unter Beobachtung derselben geometrischen Gesetze, denen er folgte, als er in gerader Richtung sich bewegt hatte.

Nun thut aber der Mensch in Gedanken mit Nothwendigkeit dasselbe, wenn er sich eine Bewegung vorstellt.

Nach welchen nothwendigen Gesetzen thut er es aber?

Darauf antworten wir folgendermaassen.

Der Geist des Menschen folgt beim Denken mit Nothwendigkeit denselben Gesetzen der Bewegung im Raume, wie auch alle Naturkörper, weil bei jeder geistigen Vorstellung irgend einer Bewegung im menschlichen Organismus, in unendlich kleinen Vibrationen des Nerven- und Muskelsystems, eine wirklich reale Bewegung oder Vibration nach denselben Gesetzen vor sich geht. Der Mensch denkt also mit eben so realer Nothwendigkeit nach geometrischen und also auch nach mathematischen Gesetzen, wie ein Körper nach denselben im Raume sich bewegt, weil der Mensch im Grunde jedes Mal dasselbe im Kleinen durch

macht, was die Naturkörper in weiterem Maassstabe und grösserem Zeitraume an den Tag legen.

Und warum ist er gezwungen, jedes Mal dasselbe durch

zumachen?

Weil er in sich das ganze Weltall, nicht nur in der Gegenwart, sondern durch unendlich lange Evolutionen in Zeit und Raum vereinigt, und also beständig nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit lebt und durch Erregung seiner höheren Nervenorgane immer an seinen Ursprung durch eine unendlich lange Reihe von Reflexen, die in seinem Organismus selbst bis zum mechanischen Stoss zurückgeführt werden können, erinnert wird. Diese Erinnerung selbst besteht aber in den wirklich vor sich gehenden und jedes Mal von den Gehirnnerven selbst oder von dem durch sie angeregten Muskelsystem ausgeführten Bewegungen. Obgleich in unendlich kleinen Zeiträumen und oft unmerklichen Vibrationen bestehend, führen die Muskeln und Nerven dennoch vollständig, oft in unendlich kleinen Schwingungen, welche als eine latente Spannung an den Tag tritt, dasselbe aus, was ein jeder in der Natur, unter dem Einfluss einer mechanischen Kraft sich frei bewegende Körper thut.

Die Schwingungstheorie ist nach allen Seiten hin bereits auf die anorganische Natur ausgedehnt worden.

>Ein Atom für sich«, sagt Perty, >ist keiner Thätigkeit fähig, welche nur eintritt, wenn mehrere beisammen sind. Die materiellen Atome haben Beharrungsvermögen und ausserdem anziehende und abstossende Kraft. Man nimmt an, dass sie sich zu Molekülen vereinigen, deren jedes wenigstens zwei Atome enthalten muss und von einer sphärischen Aetherhülle umgeben ist. Zwei werden ein stabförmiges Molekül, drei eine dreieckige Platte, vier ein tetraëdrisches Molekül bilden etc. Mehrere Moleküle bilden ein Molekül zweiter Ordnung, ebenfalls mit Gleichgewichtslage seiner Theile; mehrere solcher ein Molekül dritter Ordnung etc. Die Art der Gleichgewichtsgruppirung kann sehr verschieden sein. Atome und Moleküle sind in fortwährenden Schwingungen um ihre Gleichgewichtslage begriffen, welche geradlinig, krummlinig, kreisförmig sein können; auch vermögen die Moleküle um sich selbst zu rotiren. (Redtenbacher.) Zunächst durch die Temperaturänderungen, dann noch durch an

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