Androgynie in "Wilhelm Meisters Lehrjahren" - Eine sozialhistorische Analyse ausgewählter Charaktere

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GRIN Verlag, 2007 - 24 sider
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur), Veranstaltung: Einführungsseminar 2. Teil: Goethe, 14 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit den "Lehrjahren" veröffentlichte Goethe ein Werk, welches den zeitgenössischen Wandel vom Ein-Geschlecht-Modell zum Zwei-Geschlechter-Modell nach Thomas Laqueur und die damit verbundene Problematik der Geschlechterzuordnung präzise skizziert. Wo zunächst die Existenz eines einzigen Geschlechts angenommen wird, wovon Männer und Frauen abstammen, betrachtet das letztere Modell zwei von einander unabhängige - sich aber ergänzende - biologische Geschlechter. Entscheidend ist, dass die Geschlechterdifferenz auf einen naturalisierten biologischen Unterschied basiert, und dass das biologische Geschlecht die Funktion und Rolle der Menschen in der Gesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts bestimmt. Männlichkeit und Weiblichkeit korrespondieren nicht mehr mit einer sozialen Rolle oder Funktion, sondern mit einer biologisch fundierten Identität. Unter diesem sozialhistorischen Hintergrund werden die androgynen Figuren Therese, Natalie und Mignon betrachtet. Wodurch unterscheiden sich Amazonen von Hermaphroditen? Welche Definitionen wirft der Roman auf? Warum ist Therese die "wahre" Amazone und Natalie die "schöne" Amazone? Sind sie überhaupt Amazonen? Und wenn Mignon auch androgyne Attribute aufweist, was unterscheidet sie von den anderen Figuren? Warum ist sie ein Hermaphrodit und keine Amazone? Geschlechterverwirrung ist eine wesentliche Auswirkung von intersexuellem Verhalten und Auftreten, die von der Gesellschaft auch unterschiedlich aufgefasst werden. Dadurch stellt sich die Frage, warum durch die Maskerade der Figuren die einen eine Legitimierung erfahren, die anderen aber mit Sanktionen rechnen müssen? Welche Rolle spielt (Ver)kleidung für Amazonen und Hermaphroditen?
 

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Side 15 - So laßt mich scheinen, bis ich werde. Zieht mir das weiße Kleid nicht aus! Ich eile von der schönen Erde Hinab in jenes feste Haus. Dort ruh ich eine kleine Stille, Dann öffnet sich der frische Blick; Ich lasse dann die reine Hülle, Den Gürtel und den Kranz zurück. Und jene himmlischen Gestalten, Sie fragen nicht nach Mann und Weib, Und keine Kleider, keine Falten Umgeben den verklärten Leib. Zwar lebt...
Side 11 - Die Unruhe hielt ihn noch eine Zeitlang wach, und er beschäftigte sich das Bild der Amazone mit dem Bilde seiner neuen gegenwärtigen Freundin zu vergleichen. Sie wollten noch nicht miteinander zusammenfließen; jenes hatte er sich gleichsam geschaffen, und dieses schien fast ihn umschaffen zu wollen.
Side 3 - Androgynie' soll hier jede Relation zweier komplementärer Elemente heißen, die eins waren, eins sind oder eins sein möchten, sofern die Komplementarität geschlechtlich erkennbar ist
Side 11 - Religiosität entflohen sei, das ihr erlaubte „ihr Leiden an der durch patriarchale Verhältnisse irreversibel gekreuzigten Sexualität zu sublimieren und sich den...
Side 5 - Goethe's late eighteenthcentury reinterpretation of the Amazon myth also reflects a moment of transition f...]", der Wandlung vom Ein-Geschlecht-Modell zum Zwei-Geschlechter-Modell, „grounded this time in „nature...

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