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Nur in der Erde magst du finster wühlen,
Blind wie der Unterirdische, der mit dem bleichen,
Bleifarbnen Schein ins Leben dir geleuchtet.
Das Jrdische, Gemeine magst du sehn,

Das Nächste mit dem Nächsten klug verknüpfen;
Darin vertrau' ich dir und glaube dir.
Doch, was geheimnisvoll bedeutend webt
Und bildet in den Tiefen der Natur,

Die Geisterleiter, die aus dieser Welt des Staubes
Bis in die Sternenwelt mit tausend Sprossen
Hinauf sich baut, an der die himmlischen
Gewalten wirkend auf und nieder wandeln,

Die Kreise in den Kreisen, die sich eng

Und enger ziehn um die zentralische Sonne
Die sieht das Aug' nur, das entsiegelte,
Der hellgebornen, heitern Joviskinder.

Nachdem er einen Gang durch den Saal gemacht, bleibt er stehen und fährt fort. Die himmlischen Gestirne machen nicht

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Bloß Tag und Nacht, Frühling und Sommer

Dem Sämann bloß bezeichnen sie die Zeiten

nicht

Der Aussaat und der Ernte. Auch des Menschen Thun
Ist eine Aussaat von Verhängnissen,

Gestreuet in der Zukunft dunkles Land,
Den Schicksalsmächten hoffend übergeben.
Da thut es not, die Saatzeit zu erkunden,
Die rechte Sternenstunde auszulesen,

Des Himmels Häuser forschend zu durchspüren,
Ob nicht der Feind des Wachsens und Gedeihens
In seinen Eck en schadend sich verberge.

Drum laßt mir Zeit. Thut ihr indes das eure.
Ich kann jezt noch nicht sagen, was ich thun will.
Nachgeben aber werd' ich nicht. Ich nicht!

Abseßen sollen sie mich auch nicht — Darauf
Verlaßt euch.

Kammerdiener kommt.

Die Herrn Generale.

Wallenstein.

Laß sie kommen.

Terzky.

Willst du, daß alle Chefs zugegen seien?

Wallenstein.

Das braucht's nicht. Beide Piccolomini,

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Maradas, Buttler, Forgatsch, Deodat,
Caraffa, Isolani mögen kommen.

Terzky geht hinaus mit dem Kammerdiener.
Wallenstein zu Jllo.

Hast du den Questenberg bewachen lassen?
Sprach er nicht ein'ge in geheim?

Jllo.

Er war mit niemand

Ich hab' ihn scharf bewacht.

ΙΟΙΟ Als dem Octavio.

Siebenter Auftritt.

Vorige, Questenberg, beide Piccolomini, Buttler, Isolani, Maradas und noch drei andere Generale treten herein. Auf den Wink des Generals nimmt Questenberg ihm gerad' gegenüber Plaß, die andern folgen nach ihrem Range. Es herrscht eine augenblickliche Stille.

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Wallenstein.

Ich hab' den Inhalt Ihrer Sendung zwar
Vernommen, Questenberg, und wohl erwogen,
Auch meinen Schluß gefaßt, den nichts mehr ändert.
Doch, es gebührt sich, daß die Kommandeurs
Aus Ihrem Mund des Kaisers Willen hören,
Gefall' es Ihnen denn, sich Ihres Auftrags
Vor diesen edeln Häuptern zu entledigen.

Questenberg.

Ich bin bereit; doch bitt' ich zu bedenken,
Daß kaiserliche Herrschgewalt und Würde
Aus meinem Munde spricht, nicht eigne Kühnheit.

Den Eingang spart.

Wallenstein.

Questenberg.

Als Seine Majestät,

Der Kaiser, Jhren mutigen Armeen

Ein ruhmgefröntes, kriegserfahrnes Haupt
Geschenkt in der Person des Herzogs Friedland,
Geschah's in froher Zuversicht, das Glück
Des Krieges schnell und günstig umzuwenden.
Auch war der Anfang Ihren Wünschen hold,
Gereiniget ward Böheim von den Sachsen,

Der Schweden Siegeslauf gehemmt 1030 Aufs neue leichten Atem diese Länder,

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es schöpften

Als Herzog Friedland die zerstreuten Feindesheere
Herbei von allen Strömen Deutschlands zog,
Herbei auf einen Sammelplatz beschwor
Den Rheingraf, Bernhard, Banner, Oxenstirn
Und jenen nie besiegten König selbst,
Um endlich hier im Angesichte Nürnbergs
Das blutig große Kampfspiel zu entscheiden.
Wallenstein.

Zur Sache, wenn's beliebt.

Questenberg.

Ein neuer Geist

Verkündigte sogleich den neuen Feldherrn.
Nicht blinde Wut mehr rang mit blinder Wut,
In hellgeschiednem Kampfe sah man jezt
Die Festigkeit der Kühnheit widerstehn
Und weise Kunst die Tapferkeit ermüden.
Vergebens lockt man ihn zur Schlacht; er gräbt
Sich tief und tiefer nur im Lager ein,

Als gält' es, hier ein ewig Haus zu gründen.
Verzweifelnd endlich will der König stürmen,
Zur Schlachtbank reißt er seine Völker hin,
Die ihm des Hungers und der Seuchen Wut
Im leichenvollen Lager langsam tötet.

Durch den Verhack des Lagers, hinter welchem
Der Tod aus tausend Röhren lauert, will
Der Niegehemmte stürmend Bahn sich brechen.
Da ward ein Angriff und ein Widerstand,
Wie ihn kein glücklich Auge noch gesehn.
Zerrissen endlich führt sein Volk der König
Vom Kampfplay heim, und nicht ein Fußbreit Erde
Gewann es ihm, das grause Menschenopfer.

Wallenstein.

Ersparen Sie's, ùns aus dem Zeitungsblatt
Zu melden, was wir schaudernd selbst erlebt.
Questenberg.

Anklagen ist mein Amt und meine Sendung,
Es ist mein Herz, was gern beim Lob verweilt.
In Nürnbergs Lager ließ der schwedische König
Den Ruhm in Lüßens Ebenen das Leben.

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Doch wer erstaunte nicht, als Herzog Friedland
Nach diesem großen Tag, wie ein Besiegter,
Nach Böheim floh, vom Kriegesschauplaß schwand,
Indes der junge weimarische Held

Ins Frankenland unaufgehalten drang,

Bis an die Donau reißend Bahn sich machte,
Und stand mit einem Mal vor Regensburg,
Zum Schrecken aller gut kathol’schen Christen.
Da rief der Bayern wohlverdienter Fürst
Um schnelle Hilf' in seiner höchsten Not,
Es schickt der Kaiser sieben Reitende
An Herzog Friedland ab mit dieser Bitte
Und fleht, wo er als Herr befehlen kann.
Umsonst! Es hört in diesem Augenblick
Der Herzog nur den alten Haß und Groll,
Giebt das gemeine Beste preis, die Rachgier
An einem alten Feinde zu vergnügen.
Und so fällt Regensburg!

Wallenstein.

Von welcher Zeit ist denn die Rede, Max?
Ich hab' gar kein Gedächtnis mehr.

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Was aber hatten wir denn dort zu thun?

Max.

Die Schweden draus zu schlagen und die Sachsen.

Wallenstein.

Recht! Über der Beschreibung da vergess' ich
Den ganzen Krieg - Zu Questenberg

Nur weiter fortgefahren!
Questenberg.

Am Oderstrom vielleicht gewann man wieder,
Was an der Donau schimpflich ward verloren.
Erstaunenswerte Dinge hoffte man
Auf dieser Kriegesbühne zu erleben,
Wo Friedland in Person zu Felde
Der Nebenbuhler Gustavs einen -
Und einen Arnheim vor sich fand.

zog,
Thurn

Und wirklich

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Geriet man nahe g'nug hier aneinander,
Doch, um als Freund, als Gast sich zu bewirten.
Ganz Deutschland seufzte unter Kriegeslast,
Doch Friede war's im Wallensteinischen Lager.
Wallenstein.

Manch blutig Treffen wird um nichts gefochten,
Weil einen Sieg der junge Feldherr braucht.
Ein Vorteil des bewährten Feldherrn ist's,
Daß er nicht nötig hat zu schlagen, um
Der Welt zu zeigen, er versteh' zu siegen.
Mir konnt' es wenig helfen, meines Glückz
Mich über einen Arnheim zu bedienen;
Viel nüßte Deutschland meine Mäßigung,
Wär' mir's geglückt, das Bündnis zwischen Sachsen
Und Schweden, das verderbliche, zu lösen.
Questenberg.

Es glückte aber nicht, und so begann

Aufs neu' das blut'ge Kriegesspiel. Hier endlich
Rechtfertigte der Fürst den alten Ruhm.

Auf Steinaus Feldern streckt das schwedische Heer
Die Waffen, ohne Schwertstreich überwunden,
Und hier, mit andern, lieferte des Himmels
Gerechtigkeit den alten Aufruhrstifter,
Die fluchbeladne Fackel dieses Kriegs,
Matthias Thurn, des Rächers Händen aus.

Doch in großmüt'ge Hand war er gefallen,
Statt Strafe fand er Lohn, und reich beschenkt
Entließ der Fürst den Erzfeind seines Kaisers.
Wallenstein lacht.

Ich weiß, ich weiß-Sie hatten schon in Wien
Die Fenster, die Balkons voraus gemietet,
Ihn auf dem Armensünderkarr'n zu sehn –
Die Schlacht hätt' ich mit Schimpf verlieren mögen,
Doch das vergeben mir die Wiener nicht,
Daß ich um ein Spektakel sie betrog.

Questenberg.

Befreit war Schlesien, und alles rief

Den Herzog nun ins hartbedrängte Bayern.
Er setzt auch wirklich sich in Marsch — gemächlich
Durchzieht er Böheim auf dem längsten Wege;
Doch, eh' er noch den Feind gesehen, wendet

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