Billeder på siden
PDF
ePub

3785

3790

3795

3800

3805

3810

3815

Octavio zu Buttlern gewendet.

War das die Meinung, Buttler, als wir schieden?
Gott der Gerechtigkeit! Ich hebe meine Hand auf!
Ich bin an dieser ungeheuren That

Nicht schuldig.

Buttler.

Eure Hand ist rein. Ihr habt

Die meinige dazu gebraucht.

Octavio.

Ruchloser!

So mußtest du des Herrn Befehl mißbrauchen
Und blutig grauenvollen Meuchelmord

Auf deines Kaisers heil'gen Namen wälzen ?
Buttler gelaffen.

Ich hab' des Kaisers Urtel nur vollstreckt.
Octavio.

Fluch der Könige, der ihren Worten
Das fürchterliche Leben giebt, dem schnell
Vergänglichen Gedanken gleich die That,
Die fest unwiderrufliche, ankettet!

Mußt' es so rasch gehorcht sein? Konntest du
Dem Gnädigen nicht Zeit zur Gnade gönnen?
Des Menschen Engel ist die Zeit · - die rasche
Vollstreckung an das Urteil anzuheften,

Ziemt nur dem unveränderlichen Gott.

Buttler.

Was scheltet Ihr mich? Was ist mein Verbrechen ?
Ich habe eine gute That gethan,

Ich hab' das Reich von einem furchtbarn Feinde
Befreit und mache Anspruch auf Belohnung.
Der einz'ge Unterschied ist zwischen Eurem

Und meinem Thun: Ihr habt den Pfeil geschärft,
Ich hab' ihn abgedrückt. Ihr sätet Blut
Und steht bestürzt, daß Blut ist aufgegangen.
Ich wußte immer, was ich that, und so
Erschreckt und überrascht mich kein Erfolg.
Habt Ihr sonst einen Auftrag mir zu geben?
Denn steh'nden Fußes reis' ich ab nach Wien,
Mein blutend Schwert vor meines Kaisers Thron
Zu legen und den Beifall mir zu holen,
Den, der geschwinde, pünktliche Gehorsam
Von dem gerechten Richter fodern darf. Geht ab.

Zwölfter Auftritt.

Vorige ohne Buttler. Gräfin Terzth tritt auf, bleich und entstellt. Ihre Sprache ist schwäch und langsam, ohne Leidenschaft.

3820

3825

Octavio ihr entgegen.

O Gräfin Terzky, mußt' es dahin kommen?
Das sind die Folgen unglücksel'ger Thaten.
Gräfin.

Es sind die Früchte Ihres Thuns — Der Herzog
Ist tot, mein Mann ist tot, die Herzogin

Ringt mit dem Tode, meine Nichte ist verschwunden.
Dies Haus des Glanzes und der Herrlichkeit
Steht nun verödet, und durch alle Pforten
Stürzt das erschreckte Hofgesinde fort.
Ich bin die Lezte drin, ich schloß es ab
Und liefre hier die Schlüssel aus.

Octavio mit tiefem Schmerz.

O Gräfin,

Auch mein Haus ist verödet!

Gräfin.

Wer soll noch

3830

3835

3840

Umkommen? Wer soll noch mißhandelt werden?
Der Fürst ist tot, des Kaisers Rache kann
Befriedigt sein. Verschonen Sie die alten Diener,
Daß den Getreuen ihre Lieb' und Treu'
Nicht auch zum Frevel angerechnet werde !
Das Schicksal überraschte meinen Bruder

Zu schnell, er konnte nicht mehr an sie denken.

Octavio.

Nichts von Mißhandlung! Nichts von Rache, Gräfin !
Die schwere Schuld ist schwer gebüßt, der Kaiser
Versöhnt, nichts geht vom Vater auf die Tochter
Hinüber als sein Ruhm und sein Verdienst.
Die Kaiserin ehrt Ihr Unglück, öffnet Ihnen
Teilnehmend ihre mütterlichen Arme.

Drum keine Furcht mehr! Fassen Sie Vertrauen
Und übergeben Sie sich hoffnungsvoll

Der kaiserlichen Gnade.

Gräfin mit einem Blick zum Himmel.

Ich vertraue mich

Der Gnade eines größern Herrn — Wo soll

3845

3850

Der fürstliche Leichnam seine Ruhstatt finden?
In der Kartause, die er selbst gestiftet,

Zu Gitschin ruht die Gräfin Wallenstein;
An ihrer Seite, die sein erstes Glück

Gegründet, wünscht' er, dankbar, einst zu schlummern.
O, lassen Sie ihn dort begraben sein!

Auch für die Reste meines Mannes bitt' ich
Um gleiche Gunst. Der Kaiser ist Besizer
Von unsern Schlössern; gönne man uns nur
Ein Grab noch bei den Gräbern unsrer Ahnen.

Sie zittern, Gräfin

3855

[ocr errors]

Octavio.

[ocr errors]

Gott!

- Sie verbleichen
Und welche Deutung geb' ich Ihren Reden?

Gräfin

sammelt ihre leşte Kraft und spricht mit Lebhaftigkeit und Adel.
Sie denken würdiger von mir, als daß Sie glaubten,
Ich überlebte meines Hauses Fall.

Wir fühlten uns nicht zu gering, die Hand
Nach einer Königskrone zu erheben —

3860 Es sollte nicht sein — doch wir denken königlich
Und achten einen freien, mut'gen Tod

Anständiger als ein entehrtes Leben.

[blocks in formation]

Haus des Mordes und Entseßens!
Ein Kurier kommt und bringt einen Brief.

Gordon tritt ihm entgegen.

Was giebt's? Das ist das kaiserliche Siegel.

Er hat die Aufschrift gelesen und übergiebt den Brief dem Octavio mit einem Blick des Vorwurfs.

Dem Fürsten Piccolomini.

Detavio. erschricht und blickt schmerzvoll zum Himmel.

Der Vorhang fällt.

NOTES.

ABBREVIATIONS.

acc., accusative. adj., adjective. adv., adverb. cf., compare. coll., colloquial. dat., dative. fem., feminine. f., following. gen., genitive.

i.e., that is, to illustrate. Introd., Introduction. ., line.

ll., lines.
lit., literally.

masc., masculine.

M. H. G., Middle High German. neut., neuter.

nom., nominative.

part., participle.

perf., perfect.

pl. or plur., plural.

Sc., scilicet, namely; being understood

S. D., Stage Directions.

subj., subjunctive.

306

« ForrigeFortsæt »