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Der jezt alles vermag und kann,
War erst nur ein schlichter Edelmann,
Und weil er der Kriegsgöttin sich vertraut,
Hat er sich diese Größ' erbaut,

Ist nach dem Kaiser der nächste Mann,

Und wer weiß, was er noch erreicht und ermißt,
Pfiffig. Denn noch nicht aller Tage Abend ist.
Erster Jäger.

Ja, er fing's klein an und ist jezt so groß.
Denn zu Altdorf im Studentenkragen
Trieb er's, mit Permiß zu sagen,
Ein wenig locker und burschikos,
Hätte seinen Famulus bald erschlagen.
Wollten ihn drauf die Nürnberger Herren
Mir nichts dir nichts ins Karzer sperren;
's war just ein neugebautes Nest,
Der erste Bewohner sollt' es taufen.
Aber wie fängt er's an? Er läßt
Weislich den Pudel voran erst laufen.

Nach dem Hunde nennt sich's bis diesen Tag;
Ein rechter Kerl sich dran spiegeln mag.
Unter des Herrn großen Thaten allen

Hat mir das Stückchen besonders gefallen.

Das Mädchen hat unterdessen aufgewartet; der zweite Jäger schäkert mit ihr. Dragoner tritt dazwischen.

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Kamerad, laß Er das unterwegen!

Zweiter Jäger.

Wer, Henker! hat sich da dreinzulegen!

Dragoner.

Ich will's Ihm nur sagen, die Dirn' ist mein.

Erster Jäger.

Der will ein Schäßchen für sich allein!
Dragoner, ist Er bei Troste? Sag' Er!
Zweiter Jäger.

Will was Apartes haben im Lager.

Einer Dirne schön Gesicht

Muß allgemein sein wie's Sonnenlicht! Küßt sie.

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Zweiter Jäger.

Sucht Er Händel? Ich bin dabei.

Wachtmeister.

Fried', ihr Herren! Ein Kuß ist frei!

Achter Auftritt.

Bergknappen treten auf und spielen einen Walzer, erst langsam und dann immer geschwinder. Der erste Jäger tanzt mit der Aufwärterin, die Marketenderin mit dem Rekruten; das Mädchen entspringt, der Jäger hinter ihr her und bekommt den Kapuziner zu fassen, der eben hereintritt.

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Kapuziner.

Heisa, Juchheia! Dudeldumdei!

Das geht ja hoch her. Bin auch dabei!
Ist das eine Armee von Christen?

Sind wir Türken? Sind wir Antibaptisten?
Treibt man so mit dem Sonntag Spott,
Als hätte der allmächtige Gott

Das Chiragra, könnte nicht dreinschlagen?
Ist's jet Zeit zu Saufgelagen,

Zu Banketten und Feiertagen?

Quid hic statis otiosi?

Was steht ihr und legt die Hände in Schoß?
Die Kriegsfuri ist an der Donau los,
Das Bollwerk des Bayerlands ist gefallen,
Regensburg ist in des Feindes Krallen,
Und die Armee liegt hier in Böhmen,
Pflegt den Bauch, läßt sich's wenig grämen,
Kümmert sich mehr um den Krug als den Krieg,
Wezt lieber den Schnabel als den Sabel,
Heßt sich lieber herum mit der Dirn',
Frißt den Ochsen lieber als den Oxenstirn.
Die Christenheit trauert in Sack und Asche,
Der Soldat füllt sich nur die Tasche.
Es ist eine Zeit der Thränen und Not,
Am Himmel geschehen Zeichen und Wunder,
Und aus den Wolken, blutigrot,

Hängt der Hergott den Kriegsmantel 'runter.
Den Kometen steckt er, wie eine Rute,

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Drohend am Himmelsfenster aus,

Die ganze Welt ist ein Klagehaus,

Die Arche der Kirche schwimmt in Blute,

Und das römische Reich — daß Gott erbarm'!
Sollte jezt heißen römisch Arm;

Der Rheinstrom ist worden zu einem Peinstrom,
Die Klöster sind ausgenommene Nester,

Die Bistümer sind verwandelt in Wüst tümer,
Die Abteien und die Stifter

Sind nun Raubteien und Diebes klüfter,
Und alle die gesegneten deutschen Länder

Sind verkehrt worden in Elender

Woher kommt das? Das will ich euch verkünden :
Das schreibt sich her von euern Lastern und Sünden,
Von dem Greuel und Heidenleben,

Dem sich Offizier' und Soldaten ergeben.
Denn die Sünd' ist der Magnetenstein,
Der das Eisen ziehet ins Land herein.
Auf das Unrecht, da folgt das Übel,
Wie die Thrän' auf den herben Zwiebel,
Hinter dem U kömmt gleich das Weh,
Das ist die Ordnung im ABC.

Ubi erit victoriae spes,

Si offenditur Deus? Wie soll man siegen,
Wenn man die Predigt schwänzt und die Mess',
Nichts thut als in den Weinhäusern liegen?
Die Frau in dem Evangelium

Fand den verlornen Groschen wieder,

Der Saul seines Vaters Esel wieder,
Der Joseph seine saubern Brüder;
Aber wer bei den Soldaten sucht
Die Furcht Gottes und die gute Zucht
Und die Scham, der wird nicht viel finden,
Thät' er auch hundert Laternen anzünden.
Zu dem Prediger in der Wüsten,
Wie wir lesen im Evangelisten,
Kamen auch die Soldaten gelaufen,
Thaten Buß' und ließen sich taufen,

Fragten ihn: "Quid faciemus nos?

Wie machen wir's, daß wir kommen in Abrahams Schoß ?"

Et ait illis, und er sagt:

"Neminem concutiatis,

Wenn ihr niemanden schindet und plackt,

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Neque calumniam faciatis,

Niemand verlästert, auf niemand lügt,
Contenti estote, euch begnügt,

Stipendiis vestris, mit eurer Löhnung,
Und verflucht jede böse Angewöhnung."
Es ist ein Gebot: „Du sollt den Namen
Deines Herrgotts nicht eitel auskramen !“
Und wo hört man mehr blasphemieren
Als hier in den Friedländischen Kriegsquartieren?
Wenn man für jeden Donner und Bliz,
Den ihr losbrennt mit eurer Zungenspig',
Die Glocken müßt' läuten im Land umher,
Es wär' bald kein Meßner zu finden mehr.
Und wenn euch für jedes böse Gebet,
Das aus eurem ungewaschnen Munde geht,
Ein Härlein ausging' aus eurem Schopf,
über Nacht wär' er geschoren glatt,
Und wär' er so dick wie Absalons Zopf.
Der Josua war doch auch ein Soldat,
König David erschlug den Goliath,
Und wo steht denn geschrieben zu lesen,
Daß sie solche Fluchmäuler sind gewesen?
Muß man den Mund doch, ich sollte meinen,
Nicht weiter aufmachen zu einem „Helf' Gott!"
Als zu einem „Kreuz Sackerlot! "
Aber wessen das Gefäß ist gefüllt,
Davon es sprudelt und überquillt.

Wieder ein Gebot ist: „Du sollt nicht stehlen."
Ja, das befolgt ihr nach dem Wort,
Denn ihr tragt alles offen fort.
Vor euren Klauen und Geiersgriffen,
Vor euren Praktiken und bösen Kniffen
Ist das Geld nicht geborgen in der Truh',
Das Kalb nicht sicher in der Kuh,

Ihr nehmt das Ei und das Huhn dazu.
Was sagt der Prediger? "Contenti estote,
Begnügt euch mit eurem Kommißbrote !"
Aber wie soll man die Knechte loben?
Kömmt doch das Ärgernis von oben !
Wie die Glieder, so auch das Haupt!
Weiß doch niemand, an wen der glaubt!

Erster Jäger.

Herr Pfaff'! Uns Soldaten mag Er schimpfen,
Den Feldherrn soll Er uns nicht verunglimpfen.

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Kapuziner.

Ne custodias gregem meam!

Das ist so ein Ahab und Jerobeam,
Der die Völker von der wahren Lehren
Zu falschen Gößen thut verkehren.

Trompeter und Rekrut.

Laß Er uns das nicht zweimal hören!
Kapuziner.

So ein Bramarbas und Eisenfresser,
Will einnehmen alle festen Schlösser.
Rühmte sich mit seinem gottlosen Mund,
Er müsse haben die Stadt Stralsund,

Und wär' sie mit Ketten an den Himmel geschlossen.
Hat aber sein Pulver umsonst verschossen!

Trompeter.

Stopft ihm keiner sein Lästermaul ?

Kapuziner.

So ein Teufelsbeschwörer und König Saul,

So ein Jehu und Holofern,

Verleugnet wie Petrus seinen Meister und Herrn,

Drum fann er den Hahn nicht hören krähn

Beide Jäger.

Pfaffe! Jezt ist's um dich geschehn!

Kapuziner.

So ein listiger Fuchs Herodes

Trompeter und beide Jäger auf ihn eindringend.
Schweig stille! Du bist des Todes!

Kroaten legen sich drein.

Bleib' da, Pfäfflein, fürcht' dich nit,

Sag' dein Sprüchel und teil's uns mit.

Kapuziner schreit lauter.

So ein hochmütiger Nebukadnezer,

So ein Sündenvater und muffiger Kezer,
Läßt sich nennen den Wallenstein;
Ja freilich ist er uns allen ein Stein
Des Anstoßes und Ärgernisses,

Und solang' der Kaiser diesen Friedeland
Läßt walten, so wird nicht Fried' im Land.

Er hat nach und nach bei den lezten Worten, die er mit erhobener Stimme spricht, seinen Rückzug genommen, indem die Kroaten die übrigen Soldaten von ihm abs

wehren.

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