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Wachtmeister.

Und wie lang' denkt Ihr's hier auszuhalten?
Erster Jäger.

Spaßt nur! Solange der thut walten,
Denk' ich Euch, mein' Seel'! an kein Entlaufen.
Kann's der Soldat wo besser kaufen?

Da geht alles nach Kriegessitt',

Hat alles 'nen großen Schnitt,

Und der Geist, der im ganzen Korps thut leben,
Reißet gewaltig wie Windesweben

Auch den untersten Reiter mit.

Da tret' ich auf mit beherztem Schritt,
Darf über den Bürger kühn wegschreiten
Wie der Feldherr über der Fürsten Haupt.
Es ist hier wie in den alten Zeiten,
Wo die Klinge noch alles thät bedeuten;
Da giebt's nur ein Vergehn und Verbrechen:
Der Ordre fürwißig widersprechen.
Was nicht verboten ist, ist erlaubt;
Da fragt niemand, was einer glaubt.
Es giebt nur zwei Ding' überhaupt :
Was zur Armee gehört und nicht ;
Und nur der Fahne bin ich verpflicht.
Wachtmeister.

Jezt gefallt Ihr mir, Jäger! Ihr sprecht
Wie ein Friedländischer Reitersknecht.

Erster Jäger.

Der führt's Kommando nicht wie ein Amt,
Wie eine Gewalt, die vom Kaiser stammt!
Es ist ihm nicht um des Kaisers Dienst,
Was bracht' er dem Kaiser für Gewinst?
Was hat er mit seiner großen Macht

Zu des Landes Schirm und Schuß vollbracht?
Ein Reich von Soldaten wollt' er gründen,
Die Welt anstecken und entzünden,

Sich alles vermessen und unterwinden

Trompeter.

Still! Wer wird solche Worte wagen!

Erster Jäger.

Was ich denke, das darf ich sagen.
Das Wort ist frei, sagt der General.

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Wachtmeister.

So sagt' er, ich hört's wohl einigemal,
Ich stand dabei. „Das Wort ist frei,
Die That ist stumm, der Gehorsam blind,"
Dies urkundlich seine Worte sind.

Erster Jäger.

Ob's just seine Wort' sind, weiß ich nicht;
Aber die Sach' ist so, wie er spricht.

Zweiter Jäger.

Ihm schlägt das Kriegsglück nimmer um,
Wie's wohl bei andern pflegt zu geschehen.
Der Tilly überlebte seinen Ruhm.

Doch unter des Friedländers Kriegspanieren,
Da bin ich gewiß zu viktorisieren.

Er bannet das Glück, es muß ihm stehen.
Wer unter seinem Zeichen thut fechten,
Der steht unter besondern Mächten.
Denn das weiß ja die ganze Welt,
Daß der Friedländer einen Teufel
Aus der Hölle im Solde hält.

Wachtmeister.

Ja, daß er fest ist, das ist kein Zweifel;
Denn in der blut'gen Affair bei Lüßen
Ritt er euch unter des Feuers Bligen
Auf und nieder mit kühlem Blut.
Durchlöchert von Kugeln war sein Hut,
Durch den Stiefel und Koller fuhren
Die Ballen, man sah die deutlichen Spuren;
Konnt' ihm keine die Haut nur rißen,
Weil ihn die höllische Salbe thät schüßen.
Erster Jäger.

Was wollt Ihr da für Wunder bringen!
Er trägt ein Koller von Elendshaut,
Das keine Kugel kann durchdringen.
Wachtmeister.

Nein, es ist die Salbe von Hexenkraut,
Unter Zaubersprüchen gekocht und gebraut.
Trompeter.

Es geht nicht zu mit rechten Dingen!

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Wachtmeister.

Sie sagen, er les' auch in den Sternen
Die künftigen Dinge, die nahen und fernen;
Ich weiß aber besser, wie's damit ist.

Ein graues Männlein pflegt bei nächtlicher Frist
Durch verschlossene Thüren zu ihm einzugehen ;
Die Schildwachen haben's oft angeschrien,
Und immer was Großes ist drauf geschehen,
Wenn je das graue Röcklein kam und erschien.
Zweiter Jäger.

Ja, er hat sich dem Teufel übergeben,
Drum führen wir auch das lustige Leben.

Siebenter Auftritt.

Vorige. Ein Rekrut. Ein Bürger. Dragoner.

Rekrut

tritt aus dem Zelt, eine Blechhaube auf dem Kopfe, eine Weinflasche in der Hand. Grüß' den Vater und Vaters Brüder!

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Bin Soldat, komme nimmer wieder.

Erster Jäger.

Sieh, da bringen sie einen Neuen!

Bürger.

O, gieb acht, Franz! es wird dich reuen.

Rekrut singt.

Trommeln und Pfeifen,

Krieg'rischer Klang!

Wandern und streifen

Die Welt entlang,

Rosse gelenkt,

Mutig geschwenkt,

Schwert an der Seite,

Frisch in die Weite,

Flüchtig und flink,

Frei wie der Fink,

Auf Sträuchern und Bäumen

In Himmels Räumen!

Heisa! ich folge des Friedländers Fahn'!.

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Zweiter Jäger.

Seht mir, das ist ein wackrer Kumpan!
Sie begrüßen ihn.

Bürger.

O, laßt ihn! Er ist guter Leute Kind.
Erster Jäger.

Wir auch nicht auf der Straße gefunden sind.

Bürger.

Ich sag' euch, er hat Vermögen und Mittel;
Fühlt her, das feine Tüchlein am Kittel.

Trompeter.

Des Kaisers Rock ist der höchste Titel.

Bürger.

Er erbt eine kleine Müßenfabrik.

Zweiter Jäger.

Des Menschen Wille, das ist sein Glück.

Bürger.

Von der Großmutter einen Kram und Laden.

Erster Jäger.

Pfui, wer handelt mit Schwefelfaden!

Bürger.

Einen Weinschank dazu von seiner Paten,
Ein Gewölbe mit zwanzig Stückfaß Wein.
Trompeter.

Den teilt er mit seinen Kameraden.

Zweiter Jäger.

Hör' du! wir müssen Zeltbrüder sein.

Bürger.

Eine Braut läßt er sigen in Thränen und Schmerz.

Erster Jäger.

Recht so, da zeigt er ein eisernes Herz.

Bürger.

Die Großmutter wird für Kummer sterben.

Zweiter Jäger.

Desto besser, so kann er sie gleich beerben.

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Wachtmeister.

tritt gravitätisch herzu, dem Rekruten die Hand auf die Blechhaube legend. Sieht Er, das hat Er wohl erwogen.

Einen neuen Menschen hat Er angezogen;

Mit dem Helm da und Wehrgehäng'

Schließt Er sich an eine würdige Meng'.
Muß ein fürnehmer Geist jezt in Ihn fahren -
Erster Jäger.

Muß besonders das Geld nicht sparen.

Wachtmeister.

Auf der Fortuna ihrem Schiff

Ist Er zu segeln im Begriff;

Die Weltkugel liegt vor Ihm offen,

Wer nichts waget, der darf nichts hoffen.

Es treibt sich der Bürgersmann, träg und dumm,
Wie des Färbers Gaul, nur im Ring herum.
Aus dem Soldaten kann alles werden,

Denn Krieg ist jetzt die Lojung auf Erden.
Seh' Er 'mal mich an! In diesem Rock
Führ' ich, sieht Er, des Kaisers Stock.
Alles Weltregiment, muß Er wissen,
Von dem Stock hat ausgehen müssen;
Und das Scepter in Königs Hand
Ist ein Stock nur, das ist bekannt.
Und wer's zum Korporal erst hat gebracht,
Der steht auf der Leiter zur höchsten Macht,
Und so weit kann Er's auch noch treiben.

Erster Jäger.

Wenn Er nur lesen kann und schreiben.
Wachtmeister.

Da will ich Ihm gleich ein Exempel geben;
Ich that's vor kurzem selbst erleben.
Da ist der Schef vom Dragonerkorps,
Heißt Buttler, wir standen als Gemeine

Noch vor dreißig Jahren bei Köln am Rheine,
Jezt nennt man ihn Generalmajor.
Das macht, er that sich baß hervor,

That die Welt mit seinem Kriegsruhm füllen;
Doch meine Verdienste, die blieben im stillen.
Ja, und der Friedländer selbst, sieht Er,
Unser Hauptmann und hochgebietender Herr,

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