Dritter Aufzug. Saal bei der Herzogin von Friedland. Erster Auftritt. Gräfin Terzty. Thekla. Fräulein von Neubrunn. Beide leztern mit weiblichen Arbeiten beschäftigt. 1280 1285 Gräfin. Ihr habt mich nichts zu fragen, Thekla? Gar nichts ? Thekla. Ich hab' ihn heut' und gestern nicht gesehn. Gräfin. Auch nicht von ihm gehört? Verbergt mir nichts ! Es gefällt mir nicht, Daß er sich grade jezt so still verhält. Gerade jezt! 1295 1300 1305 Thekla. Gräfin. Nachdem er alles weiß! Denn jezo war's die Zeit, sich zu erklären. Thekla. Sprecht deutlicher, wenn ich's verstehen soll. In dieser Absicht schickt' ich sie hinweg. Als nach der Mutter ihrem. Darum könnt Ihr hören, Thekla. Ich bitt' Euch, endet diese Vorbereitung. Ihr müßt nur nicht erschrecken Es steht bei Euch, dem Vater einen großen Dienst Zu leisten Thekla. Bei mir stünde das! Was kann - Max Piccolomini liebt Euch. Ihr könnt 1310 Ihn unauflöslich an den Vater binden. Thekla. Braucht's dazu meiner? Ist er es nicht schon? Gräfin. Er war's. Thekla. Und warum sollt' er's nicht mehr sein, Nicht immer bleiben? Gräfin. Auch am Kaiser hängt er. Thekla. Nicht mehr, als Pflicht und Ehre von ihm fodern. Gräfin. 1315 Von seiner Liebe fodert man Beweise, Und nicht von seiner Ehre, — Pflicht und Ehre! Ihr sollt sie ihm auslegen, seine Liebe Soll seine Chre ihm erklären. 1320 1325 1330 Thekla. Wie? Gräfin. Er soll dem Kaiser oder Euch entsagen. Thekla. Er wird den Vater gern in den Privatstand Er soll sie nicht weglegen, ist die Meinung, Thekla. Sein Blut, Sein Leben wird er für den Vater freudig Gräfin. Ihr wollt mich nicht erraten Nun, so hört. Der Vater ist vom Kaiser abgefallen, Steht im Begriff, sich zu dem Feind zu schlagen Thekla. Omeine Mutter! Gräfin. 1335 Es braucht ein großes Beispiel, die Armee Ihm nachzuziehn. Die Piccolomini Stehn bei dem Heer in Ansehn; sie beherrschen 340 1345 1350 1355 1360 Thekla. O jammervolle Mutter! Welcher Streich des Todes Erwartet dich! Gräfin. Sie wird in das Notwendige sich fügen. Thekla. O meine ahnungsvolle Seele Jeßt — Jezt ist sie da, die kalte Schreckenshand, Die in mein fröhlich Hoffen schaudernd greift. Daß über mir die Unglückssterne stünden Doch warum denk' ich jezt zuerst an mich? – Gräfin. Faßt Euch. Brecht nicht in eitle Klagen aus. Erhaltet Thekla. Gut werden! Was? Wir sind getrennt auf immer! Gräfin. Er läßt Euch nicht! Er kann nicht von Euch lassen. Wenn er Euch wirklich liebt, wird sein Entschluß Thekla. Sein Entschluß wird bald Gefaßt sein, daran zweifelt nicht. Entschluß! Ist hier noch ein Entschluß? Gräfin. Faßt Euch. Ich höre Die Mutter nahn. 1370 1375 Schwester, wer war hier? Gräfin. Es war niemand. Herzogin. Ich bin so schreckhaft. Jedes Rauschen kündigt mir Den Fußtritt eines Unglücksboten an. Könnt Ihr mir sagen, Schwester, wie es steht? Gräfin. Nein, das hat er nicht. Herzogin. O, dann ist's aus! Ich seh' das Ärgste kommen. Gräfin. Nicht werden. Diesmal nicht. So wird's Thella, heftig bewegt, stürzt auf die Mutter zu und schließt sie weinend in die Arme. 1380 Herzogin. Oder unbeugsam unbezähmte Mann! |