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Was? Diesen guten tapfern Degen
Wollt Ihr in solchem Streite ziehen? Wollt
In Fluch den Dank verwandeln, den Ihr Euch
Durch vierzigjähr'ge Treu' verdient um Östreich?
Buttler bitter lachend.

Dank vom Haus Östreich! Er will gehen.

Octavio läßt ihn bis an die Thüre gehen, dann ruft er.

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1105

Buttler heftig auffahrend.

Tod und Teufel!

Octavio talt.

Ihr suchtet darum nach. Man wies Euch ab.

Buttler.

Nicht ungestraft sollt Ihr mich höhnen. Zieht!

Octavio.

Steckt ein. Sagt ruhig, wie es damit ging. Ich will
Genugthuung nachher Euch nicht verweigern.

Buttler.

Mag alle Welt doch um die Schwachheit wissen,
Die ich mir selber nie verzeihen kann!
- Ja! Generallieutnant, ich besiße Ehrgeiz,
Verachtung hab' ich nie ertragen können.

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Es that mir wehe, daß Geburt und Titel
Bei der Armee mehr galten als Verdienst.
Nicht schlechter wollt' ich sein als meinesgleichen,
So ließ ich mich in unglücksel’ger Stunde
zu jenem Schritt verleiten — Es war Thorheit!
Doch nicht verdient' ich, sie so hart zu büßen

- Versagen konnte man's. Warum die Weigerung
Mit dieser kränkenden Verachtung schärfen,
Den alten Mann, den treu bewährten Diener
Mit schwerem Hohn zermalmend niederschlagen,
An seiner Herkunft Schmach so rauh ihn mahnen,
Weil er in schwacher Stunde sich vergaß?
Doch einen Stachel gab Natur dem Wurm,
Den Willkür übermütig spielend tritt-

Octavio.

Ihr müßt verleumdet sein. Vermutet Ihr
Den Feind, der Euch den schlimmen Dienst geleistet ?
Buttler.

Sei's, wer es will! Ein niederträcht'ger Bube,
Ein Höfling muß es sein, ein Spanier,

Der Junker irgend eines alten Hauses,

Dem ich im Licht mag stehn, ein neid'scher Schurke,
Den meine selbstverdiente Würde kränkt.

Octavio.

Sagt, billigte der Herzog jenen Schritt?

Buttler.

Er trieb mich dazu an, verwendete

Sich selbst für mich mit edler Freundeswärme.

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Durch Zufall bin ich im Besiz des Briefs,
Kann Euch durch eignen Anblick überführen.
Er giebt ihm den Brief.

Ha! was ist das?

Buttler.

1140

Octavio.

Ich fürchte, Oberst Buttler,

Man hat mit Euch ein schändlich Spiel getrieben.
Der Herzog, sagt Ihr, trieb Euch zu dem Schritt?
In diesem Briefe spricht er mit Verachtung
Von Euch, rät dem Minister, Euren Dünkel,
Wie er ihn nennt, zu züchtigen.

Buttler hat den Brief gelesen, seine Knie zittern, er greift nach einem Stuhl, sezt sich nieder.

1145

1153

1155

1160

Kein Feind verfolgt Euch. Niemand will Euch übel.
Dem Herzog schreibt allein die Kränkung zu,
Die Ihr empfangen; deutlich ist die Absicht.
Losreißen wollt' er Euch von Eurem Kaiser
Von Eurer Rache hofft' er zu erlangen,
Was Eure wohlbewährte Treu' ihn nimmer
Erwarten ließ bei ruhiger Besinnung.

Zum blinden Werkzeug wollt' er Euch, zum Mittel
Verworfner Zwecke Euch verächtlich brauchen.
Er hat's erreicht. Zu gut nur glückt' es ihm,
Euch wegzulocken von dem guten Pfade,
Auf dem Ihr vierzig Jahre seid gewandelt.

Buttler mit der Stimme bebend.

Kann mir des Kaisers Majestät vergeben?

Octavio.

Sie thut noch mehr. Sie macht die Kränkung gut,

Die unverdient dem Würdigen geschehn.

Aus freiem Trieb bestätigt sie die Schenkung,

Die Euch der Fürst zu bösem Zweck gemacht.
Das Regiment ist Euer, das Ihr führt.
Buttler

will aufstehen, finkt zurück. Sein Gemüt arbeitet heftig, er versucht zu reden
und vermag es nicht. Endlich nimmt er den Degen vom Gehänge und reicht
ihn dem Piccolomini.
Octavio.

Was wollt Ihr? Faßt Euch!

Buttler.

Nehmt!

Octavio.

Wozu? Besinnt Euch!

Buttler.

Nehmt hin! Nicht wert mehr bin ich dieses Degens.

1165

Octavio.

Empfangt ihn neu zurück aus meiner Hand
Und führt ihn stets mit Ehre für das Recht.
Buttler.

Die Treue brach ich solchem gnäd'gen Kaiser!

Octavio.

Macht's wieder gut. Schnell trennt Euch von dem Herzog.

Buttler.

Mich von ihm trennen!

Octavio.

Wie? Bedenkt Ihr Euch?

1170

Buttler furchtbar ausbrechend.

Nur von ihm trennen? O, er soll nicht leben!

Octavio.

Folgt mir nach Frauenberg, wo alle Treuen
Bei Gallas sich und Altringer versammeln.
Viel andre bracht' ich noch zu ihrer Pflicht
Zurück, heut' nacht entfliehen sie aus Pilsen.

Buttler

ist heftig bewegt auf- und abgegangen und tritt zu Octavio, mit entschlossenem Blick.

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1180

Mit meinem Regimente laßt mich bleiben.

Octavio.

Ich darf Euch traun. Doch sagt mir, was Ihr brütet?

Buttler.

Die That wird's lehren. Fragt mich jezt nicht weiter!
Traut mir! Ihr könnt's! Bei Gott! Ihr überlasset
Ihn seinem guten Engel nicht! — Lebt wohl! Geht ab.

1185

Bedienter bringt ein Billet.

Ein Unbekannter bracht's und ging gleich wieder.
Des Fürsten Pferde stehen auch schon unten.

Octavio liest.

Ab.

„Macht, daß Ihr fortkommt. Euer treuer Jsolan.“
-O, läge diese Stadt erst hinter mir!

So nah' dem Hafen sollten wir noch scheitern?
Fort, fort! Hier ist nicht länger Sicherheit
Für mich. Wo aber bleibt mein Sohn?

Siebenter Auftritt.

Beide Piccolomini.

Max

kömmt in der heftigsten Gemütsbewegung, seine Blicke rollen wild, sein Gang ist unstet; er scheint den Vater nicht zu bemerken, der von ferne steht und ihn mitleidig ansieht. Mit großen Schritten geht er durch das Zimmer, bleibt wieder stehen und wirft sich zulezt in einen Stuhl, gerad' vor sich hinstarrend.

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1195

1200

Octavio nähert sich ihm.

Ich reise ab, mein Sohn.

Leb' wohl!

Da er keine Antwort erhält, faßt er ihn bei der Hand.
Mein Sohn, leb' wohl!

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Dein Weg ist krumm, er ist der meine nicht.
Octavio läßt seine Hand los, fährt zurüd.
O, wärst du wahr gewesen und gerade,
Nie kam es dahin, alles stünde anders!
Er hätte nicht das Schreckliche gethan;
Die Guten hätten Kraft bei ihm behalten,
Nicht in der Schlechten Garn wär' er gefallen.
Warum so heimlich, hinterlistig laurend,
Gleich einem Dieb und Diebeshelfer schleichen?
Unsel'ge Falschheit! Mutter alles Bösen!
Du jammerbringende, verderbest uns!

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