1165 Octavio. Empfangt ihn neu zurück aus meiner Hand Die Treue brach ich solchem gnäd'gen Kaiser! Octavio. Macht's wieder gut. Schnell trennt Euch von dem Herzog. Buttler. Mich von ihm trennen! Octavio. Wie? Bedenkt Ihr Euch? 1170 Buttler furchtbar ausbrechend. Nur von ihm trennen? O, er soll nicht leben! Octavio. Folgt mir nach Frauenberg, wo alle Treuen Buttler ist heftig bewegt auf- und abgegangen und tritt zu Octavio, mit entschlossenem Blick. 1180 Mit meinem Regimente laßt mich bleiben. Octavio. Ich darf Euch traun. Doch sagt mir, was Ihr brütet? Buttler. Die That wird's lehren. Fragt mich jezt nicht weiter! Bedienter bringt ein Billet. Ein Unbekannter bracht's und ging gleich wieder. " Octavio liest. Ab. 1185 Macht, daß Ihr fortkommt. Euer treuer Jsolan.“ So nah' dem Hafen sollten wir noch scheitern? Siebenter Auftritt. Beide Piccolomini. Max kömmt in der heftigsten Gemütsbewegung, seine Blicke rollen wild, fein Gang ist unstet; er scheint den Vater nicht zu bemerken, der von ferne steht und ihn mitleidig ansieht. Mit großen Schritten geht er durch das Zimmer, bleibt wieder stehen und wirft sich zulezt in einen Stuhl, gerad' vor sich hinstarrend. 1190 Octavio nähert sich ihm. Ich reise ab, mein Sohn. Da er keine Antwort erhält, faßt er ihn bei der Hand. Max. Leb' wohl! Octavio. 1195 1200 Du folgst mir doch bald nach? Max ohne ihn anzusehen. Dein Weg ist Ich dir? krumm, er ist der meine nicht. 1205 1210 Wahrhaftigkeit, die reine, hätt' uns alle, Ich kann dich nicht entschuldigen, ich kann's nicht. Octavio. Mein Sohn, ach, ich verzeihe deinem Schmerz. Octavio. Gott im Himmel! Max. 1215 1220 1225 Weh mir! Ich habe die Natur verändert, Nein! Nein! Nicht alles! Sie ja lebt mir noch, Und Mord und Gift und Meineid und Verrat; Der unentweihte in der Menschlichkeit. Octavio. Max! folg' mir lieber gleich, das ist doch besser. Max. Was? Eh' ich Abschied noch von ihr genommen, Octavio. Erspare dir Die Qual der Trennung, der notwendigen. Komm mit mir! Komm, mein Sohn! Will ihn fortziehn. Max. Nein, so wahr Gott lebt! Octavio dringender. Komm mit mir! Ich gebiete dir's, dein Vater. 1230 1235 Max. Gebiete mir, was menschlich ist. Ich bleibe. Octavio. Max! In des Kaisers Namen, folge mir! Kein Kaiser hat dem Herzen vorzuschreiben. Unedel thun, mit heimlich feiger Flucht, Und Thränen um mich weinen - O! die Menschen 1240 Sind grausam, aber sie ist wie ein Engel. 1245 1250 1255 Du reißest dich nicht los, vermagst es nicht. Max. Verschwende deine Worte nicht vergebens! Octavio außer Fassung, zitternd. May! May! Wenn das Entseßliche mich trifft, Max. O! hättest du vom Menschen besser stets Und alles wanket, wo der Glaube fehlt. 1260 1270 Octavio. Und trau' ich deinem Herzen auch, wird's immer 1275 Max. Du hast des Herzens Stimme nicht bezwungen, Max. 1265 Unwürdig deiner wirst du nie mich sehn. Ich geh' nach Frauenberg, die Pappenheimer Octavio. O Max, ich seh' dich niemals wiederkehren! Max. Verlaß dich drauf, ich lasse fechtend hier Octavio aufbrechend. Mein Sohn, leb' wohl! Max. Leb' wohl! Wie? Keinen Blic Der Liebe? Keinen Händedruck zum Abschied? So pflegten wir uns vormals nicht zu trennen. Mar fällt in seine Arme, sie halten einander lange schweigend umfaßt, dann entfernen sie sich nach verschiedenen Seiten. |