Billeder på siden
PDF
ePub
[blocks in formation]

850

855

860

Terzky.

Es war, als ob die Erd' ihn eingeschluckt.
Er war kaum von dir weg, als ich ihm nachging,
Ich hatt' ihn noch zu sprechen, doch - weg war er,
Und niemand wußte mir von ihm zu sagen.
Ich glaub', es ist der Schwarze selbst gewesen,
Ein Mensch kann nicht auf einmal so verschwinden.
Jllo kommt.

Ist's wahr, daß du den Alten willst verschicken?

Terzky.

Wie? Den Octavio! Wo denkst du hin?

Wallenstein.

Er geht nach Frauenberg, die spanischen
Und welschen Regimenter anzuführen.

Terzky.

Das wolle Gott nicht, daß du das vollbringst!

Illo.

Dem Falschen willst du Kriegsvolk anvertrauen?
Ihn aus den Augen lassen, grade jezt,

In diesem Augenblicke der Entscheidung?

Terzky.

Das wirst du nicht thun. Nein, um alles nicht!

Wallenstein.

Seltsame Menschen seid ihr.

[blocks in formation]

865

870

875

880

Gieb unsrer Warnung nach! Laß ihn nicht fort.

Wallenstein.

Und warum soll ich ihm dies eine Mal

Nicht trauen, da ich's stets gethan? Was ist geschehn,
Das ihn um meine gute Meinung brächte?
Aus eurer Grille, nicht der meinen, soll ich
Mein alt erprobtes Urteil von ihm ändern?
Denkt nicht, daß ich ein Weib sei. Weil ich ihm
Getraut bis heut', will ich auch heut' ihm trauen.

Terzky.

Muß es denn der just sein? Schick' einen andern.
Wallenstein.

Der muß es sein, den hab' ich mir erlesen.
Er taugt zu dem Geschäft, drum gab ich's ihm.

Jllo.

Weil er ein Welscher ist, drum taugt er dir.
Wallenstein.

Weiß wohl, ihr wart den beiden nie gewogen,
Weil ich sie achte, liebe, euch und andern
Vorziehe, sichtbarlich, wie sie's verdienen,

Drum sind sie euch ein Dorn im Auge! Was
Geht euer Neid mich an und mein Geschäft ?
Daß ihr sie haßt, das macht sie mir nicht schlechter.
Liebt oder haßt einander, wie ihr wollt,
Ich lasse jedem seinen Sinn und Neigung,
Weiß doch, was mir ein jeder von euch gilt.

Illo.

Er geht nicht ab— müßt' ich die Räder ihm am Wagen
Zerichmettern lassen.

Wallenstein.

885

Mäßige dich Jllo!

Terzky.

Der Questenberger, als er hier gewesen,
Hat stets zusammen auch gesteckt mit ihm.

Wallenstein.

Geschah mit meinem Wissen und Erlaubnis.

Terzky.

Und daß geheime Boten an ihn kommen

Vom Gallas, weiß ich auch.

Wallenstein.

Das ist nicht wahr.,

Jllo.

890

895

900

905

910

915

920

O, du bist blind mit deinen sehenden Augen!
Wallenstein.

Du wirst mir meinen Glauben nicht erschüttern,
Der auf die tiefste Wissenschaft sich baut.

Lügt er, dann ist die ganze Sternkunst Lüge.
Denn wißt, ich hab' ein Pfand vom Schicksal selbst,
Daß er der treuste ist von meinen Freunden.

Jllo.

Hast du auch eins, daß jenes Pfand nicht lüge?
Wallenstein.

Es giebt im Menschenleben Augenblicke,
Wo er dem Weltgeist näher ist als sonst
Und eine Frage frei hat an das Schicksal.
Solch ein Moment war's, als ich in der Nacht,
Die vor der Lüßner Aktion vorherging,
Gedankenvoll an einen Baum gelehnt,
Hinaussah in die Ebene. Die Feuer

Des Lagers brannten düster durch den Nebel,
Der Waffen dumpfes Rauschen unterbrach,
Der Runden Ruf einförmig nur die Stille.
Mein ganzes Leben ging, vergangenes
Und künftiges, in diesem Augenblick
An meinem inneren Gesicht vorüber,
Und an des nächsten Morgens Schicksal knüpfte
Der ahnungsvolle Geist die fernste Zukunft.

Da sagt' ich also zu mir selbst: „So vielen
Gebietest du! Sie folgen deinen Sternen
Und sehen, wie auf eine große Nummer,
Ihr alles auf dein einzig Haupt und sind
In deines Glückes Schiff mit dir gestiegen.
Doch kommen wird der Tag, wo diese alle
Das Schicksal wieder auseinander streut,
Nur wen'ge werden treu bei dir verharren.
Den möcht' ich wissen, der der Treuste mir
Von allen ist, die dieses Lager einschließt.

925

930

935

940

945

950

955

Gieb mir ein Zeichen, Schicksal! Der soll's sein,
Der an dem nächsten Morgen mir zuerst
Entgegenkommt mit einem Liebeszeichen.“
Und dieses bei mir denkend, schlief i.h ein.

Und mitten in die Schlacht ward ich geführt
Im Geist. Groß war der Drang. Mir tötete
Ein Schuß das Pferd, ich sank, und über mir
Hinweg, gleichgültig, seßten Roß und Reiter,
Und keuchend lag ich wie ein Sterbender,
Zertreten unter ihrer Hufe Schlag.

"

Da faßte plößlich hilfreich mich ein Arm,
Es war Octavios — und schnell erwach' ich,
Tag war es, und— Octavio stand vor mir.
‚Mein Bruder,“ sprach er, „reite heute nicht
Den Schecken, wie du pflegst. Besteige lieber
Das sichre Tier, das ich dir ausgesucht.
Thu's mir zulieb. Es warnte mich ein Traum."
Und dieses Tieres Schnelligkeit entriß
Mich Banniers verfolgenden Dragonern.
Mein Vetter ritt den Schecken an dem Tag,
Und Roß und Reiter sah ich niemals wieder.

[blocks in formation]

Wallenstein bedeutend.

Es giebt keinen Zufall;
Und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt,
Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.
Versiegelt hab' ich's und verbrieft, daß er

Mein guter Engel ist, und nun kein Wort mehr! Er geht.

Terzky.

Das ist mein Trost, der Max bleibt uns als Geisel.

Jllo.

Und der soll mir nicht lebend hier vom Plage.

Wallenstein bleibt stehen und kehrt sich um.
Seid ihr nicht wie die Weiber, die beständig
Zurück nur kommen auf ihr erstes Wort,
Wenn man Vernunft gesprochen stundenlang!

- Des Menschen Thaten und Gedanken, wißt,
Sind nicht wie Meeres blind bewegte Wellen.
Die innre Welt, sein Mikrokosmus, ist

960

Der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.
Sie sind notwendig wie des Baumes Frucht,
Sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.
Hab' ich des Menschen Kern erst untersucht,

So weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln. Gehen ab.

Vierter Auftritt.

Zimmer in Piccolominis Wohnung.

Octavio Piccolomini reisefertig. Ein Adjutant.

Octavio.

Ist das Kommando da?

Adjutant.

Es wartet unten.

Octavio.

Es sind doch sichre Leute, Adjutant?

Aus welchem Regimente nahmt Ihr sie?

Von Tiefenbach.

965

970

Adjutant.

Octavio.

Dies Regiment ist treu.

Laßt sie im Hinterhof sich ruhig halten,

Sich niemand zeigen, bis Ihr klingeln hört;

Dann wird das Haus geschlossen, scharf bewacht,

Und jeder, den Ihr antrefft, bleibt verhaftet. Adjutant ab.
Zwar hoff' ich, es bedarf nicht ihres Dienstes,
Denn meines Kalkuls halt' ich mich gewiß.
Doch es gilt Kaisers Dienst, das Spiel ist groß,
Und besser zu viel Vorsicht als zu wenig.

fünfter Auftritt.

Octavio Piccolomini. Isolani tritt herein.

Isolani.

Hier bin ich-Nun, wer kommt noch von den andern?

Octavio geheimnisvoll.

Vorerst ein Wort mit Euch, Graf Jsolani.

« ForrigeFortsæt »