Am nüßlichsten — Erklärt sich unterdessen Das Glück für mich, so weißt du, was zu thun. Mar Piccolomini tritt ein.
Jezt, Alter, geh. Du mußt heut' nacht noch fort. Nimm meine eignen Pferde. Diesen da
Behalt' ich hier — Macht's mit dem Abschied kurz ! Wir werden uns ja, denk' ich, alle froh
Wallenstein.
Der bin ich nicht mehr,
Wenn du des Kaisers Offizier dich nennst.
So bleibt's dabei, du willst das Heer verlassen?
Ich hab' des Kaisers Dienst entsagt.
Und willst das Heer verlassen?
Mir's enger noch und fester zu verbinden. Er segt sich. Ja, Max. Nicht eher wollt' ich dir's eröffnen, Als bis des Handelns Stunde würde schlagen. Der Jugend glückliches Gefühl ergreift Das Rechte leicht, und eine Freude ist's, Das eigne Urteil prüfend auszuüben, Wo das Exempel rein zu lösen ist. Doch, wo von zwei gewissen Übeln eins Ergriffen werden muß, wo sich das Herz
Nicht ganz zurückbringt aus dem Streit der Pflichten, Da ist es Wohlthat, keine Wahl zu haben,
Und eine Gunst ist die Notwendigkeit.
Die ist vorhanden. Blicke nicht zurück. Es kann dir nichts mehr helfen. Blicke vorwärts Urteile nicht! Bereite dich, zu handeln!
Der Hof hat meinen Untergang beschlossen, Drum bin ich willens, ihm zuvorzukommen.
Wir werden mit den Schweden uns verbinden. Sehr wackre Leute sind's und gute Freunde. Hält ein, Piccolominis Antwort erwartend.
Ich hab' dich überrascht. Antwort' mir nicht. Ich will dir Zeit vergönnen, dich zu fassen.
Er steht auf und geht nach hinten. Mar steht lange unbeweglich, in den heftigsten Schmerz versezt; wie er eine Bewegung macht, kömmt Wallenstein zurück und stellt fich vor ihn. Max.
Du machst mir heute mündig.
Denn bis auf diesen Tag war mir's erspart, Den Weg mir selbst zu finden und die Richtung. Dir folgt' ich unbedingt. Auf dich nur braucht' ich Zu sehn und war des rechten Pfads gewiß. Zum ersten Male heut' verweisest du
Mich an mich selbst und zwingst mich, eine Wahl Zu treffen zwischen dir und meinem Herzen.
Sanft wiegte dich bis heute dein Geschick, Du konntest spielend deine Pflichten üben, Jedwedem schönen Trieb Genüge thun, Mit ungeteiltem Herzen immer handeln.
So kann's nicht ferner bleiben. Feindlich scheiden Die Wege sich. Mit Pflichten streiten Pflichten. Du mußt Partei ergreifen in dem Krieg,
Der zwischen deinem Freund und deinem Kaiser Sich jest entzündet.
Krieg! Ist das der Name? Der Krieg ist schrecklich wie des Himmels Plagen, Doch er ist gut, ist ein Geschick wie sie. Ist das ein guter Krieg, den du dem Kaiser Bereitest mit des Kaisers eignem Heer?
Gott des Himmels, was ist das für eine Veränderung! Ziemt solche Sprache mir Mit dir, der wie der feste Stern des Pols, Mir als die Lebensregel vorgeschienen?
O, welchen Riß erregst du mir im Herzen! Der alten Ehrfurcht eingewachsnen Trieb Und des Gehorsams heilige Gewohnheit Soll ich versagen lernen deinem Namen? Nein, wende nicht dein Angesicht zu mir! Es war mir immer eines Gottes Antlig, Kann über mich nicht gleich die Macht verlieren; Die Sinne sind in deinen Banden noch, Hat gleich die Seele blutend sich befreit!
O, thu' es nicht! Thu's nicht!
Sieh, deine reinen, edeln Züge wissen
Noch nichts von dieser unglücksel'gen That. Bloß deine Einbildung befleckte sie,
Die Unschuld will sich nicht vertreiben lassen Aus deiner hoheitblickenden Gestalt.
Wirf ihn heraus, den schwarzen Fleck, den Feind! Ein böser Traum bloß ist es dann gewesen,
Der jede sichre Tugend warnt.
Die Menschheit solche Augenblicke haben, Doch siegen muß das glückliche Gefühl. Nein, du wirst so nicht endigen. Das würde Verrufen bei den Menschen jede große Natur und jedes mächtige Vermögen, Recht geben würd' es dem gemeinen Wahn, Der nicht an Edles in der Freiheit glaubt Und nur der Ohnmacht sich vertrauen mag.
Streng wird die Welt mich tadeln, ich erwart' es. Mir selbst schon sagt' ich, was du sagen kannst.
Wer miede nicht, wenn er's umgehen kann,
Das Äußerste! Doch hier ist keine Wahl,
Ich muß Gewalt ausüben oder leiden
So steht der Fall. Nichts anders bleibt mir übrig.
Sei's denn! Behaupte dich in deinem Posten Gewaltsam, widerseße dich dem Kaiser, Wenn's sein muß, treib's zur offenen Empörung, Nicht loben werd' ich's, doch ich kaun's verzeihn,
Will, was ich nicht gutheiße, mit dir teilen.
Nur zum Verräter werde nicht! Das Wort Ist ausgesprochen. Zum Verräter nicht! Das ist kein überschrittnes Maß, kein Fehler, Wohin der Mut verirrt in seiner Kraft. O, das ist ganz was anders das ist schwarz, Schwarz wie die Hölle!
Wallenstein mit finsterm Stirnfalten, doch gemäßigt. Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort, Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide ; Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck
Der Dinge Maß, die nur sich selber richten. Gleich heißt ihr alles schändlich oder würdig, Böz oder gut und was die Einbildung Phantastisch schleppt in diesen dunkeln Namen, Das bürdet sie den Sachen auf und Wesen. Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit. Leicht bei einander wohnen die Gedanken, Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen; Wo eines Plaz nimmt, muß das andre rücken, Wer nicht vertrieben sein will, muß vertreiben; Da herrscht der Streit, und nur die Stärke siegt.
Ja, wer durchs Leben gehet ohne Wunsch, Sich jeden Zweck versagen kann, der wohnt Im leichten Feuer mit dem Salamander Und hält sich rein im reinen Element. Mich schuf aus gröberm Stoffe die Natur, Und zu der Erde zieht mich die Begierde. Dem bösen Geist gehört die Erde, nicht Dem guten. Was die Göttlichen uns senden Von oben, sind nur allgemeine Güter; Ihr Licht erfreut, doch macht es keinen reich; In ihrem Staat erringt sich kein Besiz. Den Edelstein, das allgeschäßte Gold Muß man den falschen Mächten abgewinnen, Die unterm Tage schlimmgeartet hausen. Nicht ohne Opfer macht man sie geneigt, Und keiner lebet, der aus ihrem Dienst Die Seele hätte rein zurückgezogen.
O, fürchte, fürchte diese falschen Mächte! Sie halten nicht Wort! Es sind Lügengeister,
Die dich berückend in den Abrgund ziehn. Trau' ihnen nicht! Ich warne dich O, kehre Zurück zu deiner Pflicht! Gewiß, du kannst's! Schick' mich nach Wien. Ja, thue das. Laß mich, Mich deinen Frieden machen mit dem Kaiser. Er kennt dich nicht, ich aber kenne dich, Er soll dich sehn mit meinem reinen Auge, Und sein Vertrauen bring' ich dir zurück. Wallenstein.
Es ist zu spät. Du weißt nicht, was geschehn. Max.
Und wär's zu spät — und wär' es auch so weit, Daß ein Verbrechen nur vom Fall dich rettet, So falle! falle würdig, wie du standst.
Verliere das Kommando. Geh vom Schauplah. Du kannst's mit Glanze, thu's mit Unschuld auch. Du hast für andre viel gelebt, leb' endlich Einmal dir selber. Ich begleite dich,
Mein Schicksal trenn' ich nimmer von dem deinen Wallenstein.
Es ist zu spät. Indem du deine Worte
Verlierst, ist schon ein Meilenzeiger nach dem andern Zurückgelegt von meinen Eilenden,
Die mein Gebot nach Prag und Eger tragen.
Ergieb dich drein. Wir handeln, wie wir müssen. So laß uns das Notwendige mit Würde,
Mit festem Schritte thun. -Was thu' ich Schlimmres Als jener Cäsar that, des Name noch
Bis heut' das Höchste in der Welt benennet?
Er führte wider Rom die Legionen,
Die Rom ihm zur Beschüßung anvertraut.
Warf er das Schwert von sich, er war verloren, Wie ich es wär', wenn ich entwaffnete.
Ich spüre was in mir von seinem Geist.
Gieb mir sein Glück, das andre will ich tragen.
May, der bisher in einem schmerzvollen Kampfe gestanden, geht schnell ab. Wallenstein sieht ihm verwundert und betroffen nach und steht in tiefe Gedanken
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