Auf einmal schändlich, weil es gegen ihn Gerichtet wird?
Von dieser Seite sah ich's nie - Ja! Dem Ist wirklich so. Es übte dieser Kaiser Durch meinen Arm im Reiche Thaten aus, Die nach der Ordnung nie geschehen sollten. Und selbst den Fürstenmantel, den ich trage, Verdant' ich Diensten, die Verbrechen sind. Gräfin.
Gestehe denn, daß zwischen dir und ihm Die Rede nicht kann sein von Pflicht und Recht, Nur von der Macht und der Gelegenheit! Der Augenblick ist da, wo du die Summe Der großen Lebensrechnung ziehen sollst, Die Zeichen stehen sieghaft über dir, Glück winken die Planeten dir herunter Und rufen: „Es ist an der Zeit!" Hast du Dein Leben lang umsonst der Sterne Lauf Gemessen? den Quadranten und den Zirkel Geführt? den Zodiak, die Himmelskugel Auf diesen Wänden nachgeahmt, um dich herum Gestellt in stummen, ahnungsvollen Zeichen Die sieben Herrscher des Geschicks,
Nur um ein eitles Spiel damit zu treiben? Führt alle diese Zurüstung zu nichts, Und ist kein Mark in dieser hohlen Kunst, Daß sie dir selbst nichts gilt, nichts über dich Vermag im Auaenblicke der Entscheidung ?
ist während dieser lezten Rede mit heftig arbeitendem Gemüt auf- und abgegangen und steht jest plöglich still, die Gräfin unterbrechend.
Ruft mir den Wrangel, und es sollen gleich
Nun, gelobt sei Gott! Eilt hinaus. Wallenstein.
Es ist sein böser Geist und meiner. Ihn
Straft er durch mich, das Werkzeug seiner Herrschsucht,
Und ich erwart' es, daß der Rache Stahl
Auch schon für meine Brust geschliffen ist.
Nicht hoffe, wer des Drachen Zähne sät,
Erfreuliches zu ernten. Jede Unthat Trägt ihren eignen Racheengel schon, Die böse Hoffnung, unter ihrem Herzen. Er kann mir nicht mehr traun, so kann ich auch Nicht mehr zurück. Geschehe denn, was muß. Recht stets behält das Schicksal, denn das Herz In uns ist sein gebietrischer Vollzieher. Zu Terzky.
Bring' mir den Wrangel in mein Kabinett, Die Boten will ich selber sprechen. Schickt Nach dem Octavio!
Zur Gräfin, welche eine triumphierende Miene macht. Frohlocke nicht!
Denn eifersüchtig sind des Schicksals Mächte. Voreilig Jauchzen greift in ihre Rechte. Den Samen legen wir in ihre Hände,
Ob Glück, ob Unglück aufgeht, lehrt das Ende. Indem er abgeht, fällt der Vorhang.
Wallenstein. Octavio Piccolomini. Bald darauf Max Piccolomini.
Mir meldet er aus Linz, er läge krank, Doch hab' ich sichre Nachricht, daß er sich Zu Frauenberg versteckt beim Grafen Gallas. Nimm beide sest und schick' sie mir hierher. Du übernimmst die spanischen Regimenter, Machst immer Anstalt und bist niemals fertig, Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn, So sagst du ja und bleibst gefesselt stehn. Ich weiß, daß dir ein Dienst damit geschieht, In diesem Spiel dich müßig zu verhalten. Du rettest gern, so lang' du kannst, den Schein; Extreme Schritte sind nicht deine Sache,
Drum hab' ich diese Rolle für dich ausgesucht; Du wirst mir durch dein Nichtsthun dieses Mal
Das Glück für mich, so weißt du, was zu thun. Mar Piccolomini tritt ein.
Jezt, Alter, geh. Du mußt heut' nacht noch fort. Nimm meine eignen Pferde. Diesen da
Behalt' ich hier — Macht's mit dem Abschied kurz! Wir werden uns ja, denk' ich, alle froh
Und glücklich wiedersehn.
Wir sprechen uns noch. Geht ab.
Zweiter Auftritt.
Wallenstein. Max Piccolomini.
Wallenstein.
Der bin ich nicht mehr,
Wenn du des Kaisers Offizier dich nennst.
So bleibt's dabei, du willst das Heer verlassen?
Ich hab' des Kaisers Dienst entsagt.
Und willst das Heer verlassen?
Mir's enger noch und fester zu verbinden. Er sezt sich. Ja, Max. Nicht eher wollt' ich dir's eröffnen, Als bis des Handelns Stunde würde schlagen. Der Jugend glückliches Gefühl ergreift Das Rechte leicht, und eine Freude ist's, Das eigne Urteil prüfend auszuüben, Wo das Exempel rein zu lösen ist. Doch, wo von zwei gewissen übeln eins Ergriffen werden muß, wo sich das Herz
Nicht ganz zurückbringt aus dem Streit der Pflichten, Da ist es Wohlthat, keine Wahl zu haben,
Und eine Gunst ist die Notwendigkeit.
Die ist vorhanden. Blicke nicht zurück. Es kann dir nichts mehr helfen. Blicke vorwärts Urteile nicht! Bereite dich, zu handeln!
Der Hof hat meinen Untergang beschlossen, Drum bin ich willens, ihm zuvorzukommen.
Wir werden mit den Schweden uns verbinden. Sehr wackre Leute sind's und gute Freunde. Hält ein, Piccolominis Antwort erwartend.
- Ich hab' dich überrascht. Antwort' mir nicht. Ich will dir Zeit vergönnen, dich zu fassen.
Er steht auf und geht nach hinten. Mar steht lange unbeweglich, in den heftigsten Schmerz versezt; wie er eine Bewegung macht, kömmt Wallenstein zurück und stellt sich vor ihn. Max.
Du machst mir heute mündig.
Denn bis auf diesen Tag war mir's erspart,
Den Weg mir selbst zu finden und die Richtung. Dir folgt' ich unbedingt. Auf dich nur braucht' ich Zu sehn und war des rechten Pfads gewiß. Zum ersten Male heut' verweisest du
Mich an mich selbst und zwingst mich, eine Wahl Zu treffen zwischen dir und meinem Herzen.
Sanft wiegte dich bis heute dein Geschick, Du konntest spielend deine Pflichten üben, Jedwedem schönen Trieb Genüge thun, Mit ungeteiltem Herzen immer handeln.
So kann's nicht ferner bleiben. Feindlich scheiden Die Wege sich. Mit Pflichten streiten Pflichten. Du mußt Partei ergreifen in dem Krieg,
Der zwischen deinem Freund und deinem Kaiser Sich jest entzündet.
Krieg! Ist das der Name? Der Krieg ist schrecklich wie des Himmels Plagen, Doch er ist gut, ist ein Geschick wie sie. Ist das ein guter Krieg, den du dem Kaiser Bereitest mit des Kaisers eignem Heer? O Gott des Himmels, was ist das für eine Veränderung! Ziemt solche Sprache mir Mit dir, der wie der feste Stern des Pols, Mir als die Lebensregel vorgeschienen?
O, welchen Riß erregst du mir im Herzen! Der alten Ehrfurcht eingewachsnen Trieb Und des Gehorsams heilige Gewohnheit Soll ich versagen lernen deinem Namen? Nein, wende nicht dein Angesicht zu mir! Es war mir immer eines Gottes Antlig, Kann über mich nicht gleich die Macht verlieren ; Die Sinne sind in deinen Banden noch, Hat gleich die Seele blutend sich befreit!
O, thu' es nicht! Thu's nicht!
Sieh, deine reinen, edeln Züge wissen
Noch nichts von dieser unglücksel'gen That. Bloß deine Einbildung befleckte sie,
Die Unschuld will sich nicht vertreiben lassen Aus deiner hoheitblickenden Gestalt.
Wirf ihn heraus, den schwarzen Fleck, den Feind ! Ein böser Traum bloß ist es dann gewesen,
Der jede sichre Tugend warnt.
Die Menschheit solche Augenblicke haben, Doch siegen muß das glückliche Gefühl. Nein, du wirst so nicht endigen. Das würde Verrufen bei den Menschen jede große Natur und jedes mächtige Vermögen, Recht geben würd' es dem gemeinen Wahn, Der nicht an Edles in der Freiheit glaubt Und nur der Ohnmacht sich vertrauen mag.
Streng wird die Welt mich tadeln, ich erwart' es. Mir selbst schon sagt' ich, was du sagen kannst. Wer miede nicht, wenn er's umgehen kann, Das Äußerste! Doch hier ist keine Wahl,
Ich muß Gewalt ausüben oder leiden
So steht der Fall. Nichts anders bleibt mir übrig.
Sei's denn! Behaupte dich in deinem Posten Gewaltsam, widerseße dich dem Kaiser, Wenn's sein muß, treib's zur offenen Empörung, Nicht loben werd' ich's, doch ich kaun's verzeihn,
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