Man wird oen Herzog ruoig lassen ziehn. Ich seh', wie alles kommen wird. Der König Von Ungarn wird erscheinen, und es wird sich Von selbst verstehen, daß der Herzog geht; Nicht der Erklärung wird das erst bedürfen. Der König wird die Truppen lassen schwören, Und alles wird in seiner Ordnung bleiben. An einem Morgen ist der Herzog fort. Auf seinen Schlössern wird es nun lebendig, Dort wird er jagen, baun, Gestüte halten, Sich eine Hofstatt gründen, goldne Schlüssel Austeilen, gastfrei große Tafel geben Und furz, ein großer König sein — im Kleinen! Und weil er klug sich zu bescheiden weiß, Nichts wirklich mehr zu gelten, zu bedeuten, Läßt man ihn scheinen, was er mag; er wird Ein großer Prinz bis an sein Ende scheinen. Ei nun! der Herzog ist dann eben auch Der neuen Menschen einer, die der Krieg Emporgebracht, ein übernächtiges
Geschöpf der Hofgunst, die mit gleichem Aufwand Freiherrn und Fürsten macht.
Wallenstein steht auf, heftig bewegt.
Zeigt einen Weg mir an aus diesem Drang, Hilfreiche Mächte! einen solchen zeigt mir, Den ich vermag zu gehn. — Ich kann mich nicht, Wie so ein Wortheld, so ein Tugendschwäßer, An meinem Willen wärmen und Gedanken Nicht zu dem Glück, das mir den Rücken kehrt, Großthuend sagen: „Geh, ich brauch' dich nicht!" Wenn ich nicht wirke mehr, bin ich vernichtet. Nicht Opfer, nicht Gefahren will ich scheun, Den lezten Schritt, den äußersten, zu meiden; Doch eh' ich sinke in die Nichtigkeit,
So klein aufhöre, der so groß begonnen, Eh' mich die Welt mit jenen Elenden Verwechselt, die der Tag erschafft und stürzt, Eh' spreche Welt und Nachwelt meinen Namen Mit Abscheu aus, und Friedland sei die Losung Für jede fluchenswerte That.
Was ist denn hier so wider die Natur?
Ich kann's nicht finden, sage mir's — o, laß Des Aberglaubens nächtliche Gespenster Nicht deines hellen Geistes Meister werden! Du bist des Hochverrats verklagt; ob mit, Ob ohne Recht, ist jezo nicht die Frage –
Du bist verloren, wenn du dich nicht schnell der Macht Bedienst, die du besizest-Ei! wo lebt denn Das friedsame Geschöpf, das seines Lebens Sich nicht mit allen Lebenskräften wehrt? Was ist so kühn, das Notwehr nicht entschuldigt? Wallenstein.
Einst war mir dieser Ferdinand so huldreich; Er liebte mich, er hielt mich wert, ich stand Der Nächste seinem Herzen. Hat er geehrt wie mich?
Welchen Fürsten Und so zu enden !
So treu bewahrst du jede kleine Gunst, Und für die Kränkung hast du kein Gedächtnis? Muß ich dich dran erinnern, wie man dir Zu Regensburg die treuen Dienste lohnte? Du hattest jeden Stand im Reich beleidigt; Ihn groß zu machen, hattest du den Haß, Den Fluch der ganzen Welt auf dich geladen; Im ganzen Deutschland lebte dir kein Freund, Weil du allein gelebt für deinen Kaiser. An ihn bloß hieltest du bei jenem Sturme Dich fest, der auf dem Regensburger Tag Sich gegen dich zusammenzog — Da ließ er 565 Dich fallen! ließ dich fallen! dich dem Bayern, Dem Übermütigen, zum Opfer fallen!
Sag' nicht, daß die zurückgegebne Würde Das erste, schwere Unrecht ausgesöhnt. Nicht wahrlich guter Wille stellte dich, Dich stellte das Gesez der herben Not An diesen Plaz, den man dir gern verweigert.
Nicht ihrem guten Willen, das ist wahr, Noch seiner Neigung dank' ich dieses Amt. Mißbrauch' ich's, so mißbrauch' ich kein Vertrauen.
Die ungestüme Presserin, die Not,
Der nicht mit hohlen Namen, Figuranten
Gedient ist, die die That will, nicht das Zeichen, Den Größten immer aufsucht und den Besten, Ihn an das Ruder stellt, und müßte sie ihn Aufgreifen aus dem Pöbel selbst die sezte dich In dieses Amt und schrieb dir die Bestallung. Denn lange, bis es nicht mehr kann, behilft Sich dies Geschlecht mit feilen Sklavenseelen Und mit den Drahtmaschinen seiner Kunst Doch wenn das Äußerste ihm nahe tritt, Der hohle Schein es nicht mehr thut, da fällt Es in die starken Hände der Natur,
Des Riesengeistes, der nur sich gehorcht, Nichts von Verträgen weiß und nur auf ihre Bedingung, nicht auf seine, mit ihm handelt. Wallenstein.
Wahr ist's! Sie sahn mich immer, wie ich bin, Ich hab' sie in dem Kaufe nicht betrogen, Denn nie hielt ich's der Mühe wert, die kühn Umgreifende Gemütsart zu verbergen.
du hast dich furchtbar stets gezeigt. Nicht du, der stets sich selber treu geblieben, Die haben Unrecht, die dich fürchteten Und doch die Macht dir in die Hände gaben. Denn Recht hat jeder eigene Charakter, Der übereinstimmt mit sich selbst; es giebt Kein andres Unrecht als den Widerspruch. Warst du ein andrer, als du vor acht Jahren
Mit Feuer und Schwert durch Deutschlands Kreise zogst, Die Geißel schwangest über alle Länder,
Hohn sprachest allen Ordnungen des Reichs, Der Stärke fürchterliches Recht nur übtest Und jede Landeshoheit niedertratst, Um deines Sultans Herrschaft auszubreiten? Da war es Zeit, den stolzen Willen dir Zu brechen, dich zur Ordnung zu verweisen! Doch wohl gefiel dem Kaiser, was ihm nüßte, Und schweigend drückt' er diesen Frevelthaten Sein kaiserliches Siegel auf. Was damals Gerecht war, weil du's für ihn thatst, ist's heute
Auf einmal schändlich, weil es gegen ihn Gerichtet wird?
Von dieser Seite sah ich's nie - Ja! Dem Ist wirklich so. Es übte dieser Kaiser Durch meinen Arm im Reiche Thaten aus, Die nach der Ordnung nie geschehen sollten. Und selbst den Fürstenmantel, den ich trage, Verdant' ich Diensten, die Verbrechen sind. Gräfin.
Gestehe denn, daß zwischen dir und ihm Die Rede nicht kann sein von Pflicht und Recht, Nur von der Macht und der Gelegenheit! Der Augenblick ist da, wo du die Summe Der großen Lebensrechnung ziehen sollst, Die Zeichen stehen sieghaft über dir, Glück winken die Planeten dir herunter Und rufen: „Es ist an der Zeit!" Hast du Dein Leben lang umsonst der Sterne Lauf Gemessen? den Quadranten und den Zirkel Geführt? den Zodiak, die Himmelskugel Auf diesen Wänden nachgeahmt, um dich herum Gestellt in stummen, ahnungsvollen Zeichen Die sieben Herrscher des Geschicks,
Nur um ein eitles Spiel damit zu treiben? Führt alle diese Zurüstung zu nichts, Und ist kein Mark in dieser hohlen Kunst, Daß sie dir selbst nichts gilt, nichts über dich Vermag im Auaenblicke der Entscheidung ?
ist während dieser lezten Rede mit heftig arbeitendem Gemüt auf- und abgegangen und steht jest plöglich still, die Gräfin unterbrechend.
Ruft mir den Wrangel, und es sollen gleich
Nun, gelobt sei Gott! Eilt hinaus. Wallenstein.
Es ist sein böser Geist und meiner. Ihn
Straft er durch mich, das Werkzeug seiner Herrschsucht,
Und ich erwart' es, daß der Rache Stahl
Auch schon für meine Brust geschliffen ist.
Nicht hoffe, wer des Drachen Zähne sät,
Erfreuliches zu ernten. Jede Unthat Trägt ihren eignen Racheengel schon, Die böse Hoffnung, unter ihrem Herzen. Er kann mir nicht mehr traun, so kann ich auch Nicht mehr zurück. Geschehe denn, was muß. Recht stets behält das Schicksal, denn das Herz In uns ist sein gebietrischer Vollzieher. Zu Terzky.
Bring' mir den Wrangel in mein Kabinett, Die Boten will ich selber sprechen. Schickt Nach dem Octavio!
Zur Gräfin, welche eine triumphierende Miene macht. Frohlocke nicht!
Denn eifersüchtig sind des Schicksals Mächte. Voreilig Jauchzen greift in ihre Rechte. Den Samen legen wir in ihre Hände,
Ob Glück, ob Unglück aufgeht, lehrt das Ende. Indem er abgeht, fällt der Vorhang.
Wallenstein. Octavio Piccolomini. Bald darauf Max Piccolomini.
Mir meldet er aus Linz, er läge krank, Doch hab' ich sichre Nachricht, daß er sich Zu Frauenberg versteckt beim Grafen Gallas. Nimm beide sest und schick' sie mir hierher. Du übernimmst die spanischen Regimenter, Machst immer Anstalt und bist niemals fertig, Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn, So sagst du ja und bleibst gefesselt stehn. Ich weiß, daß dir ein Dienst damit geschieht, In diesem Spiel dich müßig zu verhalten. Du rettest gern, so lang' du kannst, den Schein; Extreme Schritte sind nicht deine Sache,
Drum hab' ich diese Rolle für dich ausgesucht; Du wirst mir durch dein Nichtsthun dieses Mal
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