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In deinem Namen unterhandelt hat,

65 Das werde man nicht dir auf Rechnung seßen? Dem Schweden soll sein Wort für deines gelten, Und deinen Wiener Feinden nicht?

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Terzky.

Du gabst nichts Schriftliches — Besinn' dich aber,
Wie weit du mündlich gingst mit dem Sesin.
Und wird er schweigen? Wenn er sich mit deinem
Geheimnis retten kann, wird er's bewahren?

Jllo.

Das fällt dir selbst nicht ein! Und da sie nun
Berichtet sind, wie weit du schon gegangen,
Sprich, was erwartest du? Bewahren kannst du
Nicht länger dein Kommando, ohne Rettung
Bist du verloren, wenn du's niederlegst.

Wallenstein.

Das Heer ist meine Sicherheit. Das Heer
Verläßt mich nicht. Was sie auch wissen mögen,
Die Macht ist mein, sie müssen's niederschlucken ;
Und stell' ich Kaution für meine Treu',
So müssen sie sich ganz zufrieden geben.
Jllo.

Das Heer ist dein; jezt für den Augenblick
Ist's dein; doch zittre vor der langsamen,
Der stillen Macht der Zeit. Vor offenbarer
Gewalt beschüßt dich heute noch und morgen
Der Truppen Gunst; doch gönnst du ihnen Frist,
Sie werden unvermerkt die gute Meinung,
Worauf du jezo fußzest, untergraben,
Dir einen um den andern listig stehlen -
Bis, wenn der große Erdstoß nun geschieht,
Der treulos mürbe Bau zusammenbricht.
Wallenstein.

Es ist ein böser Zufall!

Jllo.

O, einen glücklichen will ich ihn nennen,

Hat er auf dich die Wirkung, die er soll,

Treibt dich zu schneller That — Der schwed'sche Oberst –

Wallenstein.

Er ist gekommen? Weißt du, was er bringt?

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Jllo.

Er will nur dir allein sich anvertraun.

Wallenstein.

Ein böser, böser Zufall. — Freilich! Freilich!
Sesina weiß zu viel und wird nicht schweigen.
Terzky.

Es ist ein böhmischer Rebell und Flüchtling,
Sein Hals ist ihm verwirkt; kann er sich retten
Auf deine Kosten, wird er Anstand nehmen?
Und wenn sie auf der Folter ihn befragen,
Wird er, der Weichling, Stärke g'nug besißen ?.
Wallenstein in Nachsinnen verloren.

Nicht herzustellen mehr ist das Vertraun.
Und mag ich handeln, wie ich will, ich werde
Ein Landsverräter ihnen sein und bleiben;
Und kehr' ich noch so ehrlich auch zurück

Zu meiner Pflicht, es wird mir nichts mehr helfen —

Jllo.

Verderben wird es dich. Nicht deiner Treu',
Der Ohnmacht nur wird's zugeschrieben werden.

Wallenstein in heftiger Bewegung auf- und abgehend.
Wie? Sollt' ich's nun im Ernst erfüllen müssen,
Weil ich zu frei gescherzt mit dem Gedanken?
Verflucht, wer mit dem Teufel spielt! -

Jllo.

Wenn's nur dein Spiel gewesen, glaube mir,
Du wirst's in schwerem Ernste büßen müssen.
Wallenstein.

Und müßt' ich's in Erfüllung bringen, jeßt,
Jezt, da die Macht noch mein ist, müßt's geschehn.

Jllo.

Womöglich, eh' sie von dem Schlage sich

In Wien besinnen und zuvor dir kommen

Wallenstein die Unterschriften betrachtend.
Das Wort der Generale hab' ich schriftlich -
Max Piccolomini steht nicht hier. Warum nicht?

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Jllo.

Bloßer Eigendünkel!

Es brauche das nicht zwischen dir und ihm.

Wallenstein.

Es braucht das nicht, er hat ganz recht-
Die Regimenter wollen nicht nach Flandern,
Sie haben eine Schrift mir übersandt
Und widersehen laut sich dem Befehl.
Der erste Schritt zum Aufruhr ist geschehn.

Jllo.

Glaub' mir, du wirst sie leichter zu dem Feind
Als zu dem Spanier hinüberführen.

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Warte noch ein wenig.
Es hat mich überrascht — Es kam zu schnell --
Ich bin es nicht gewohnt, daß mich der Zufall
Blind waltend, finster herrschend mit sich führe.
Jllo.

Hör' ihn fürs erste nur. Erwäg's nachher. Sie gehen.

Dierter Auftritt.

Wallenstein, mit sich selbst redend.

Wär's möglich? Könnt' ich nicht mehr, wie ich wollte?
Nicht mehr zurück, wie mir's beliebt? Ich müßte
Die That vollbringen, weil ich sie gedacht,
Nicht die Versuchung von mir wies — das Herz
Genährt mit diesem Traum, auf ungewisse
Erfüllung hin die Mittel mir gespart,
Die Wege bloß mir offen hab' gehalten?
Beim großen Gott des Himmels! Es war nicht

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Mein Ernst, beschloßne Sache war es nie.
In dem Gedanken bloß gefiel ich mir;
Die Freiheit reizte mich und das Vermögen.
War's Unrecht, an dem Gaukelbilde mich
Der königlichen Hoffnung zu ergößen?
Blieb in der Brust mir nicht der Wille frei,
Und sah ich nicht den guten Weg zur Seite,
Der mir die Rückkehr offen stets bewahrte?
Wohin denn seh' ich plößlich mich geführt?
Bahnlos liegt's hinter mir, und eine Mauer
Aus meinen eignen Werken baut sich auf,
Die mir die Umkehr türmend hemmt!
Er bleibt tiefsinnig stehen.
Strafbar erschein' ich, und ich kann die Schuld,
Wie ich's versuchen mag, nicht von mir wälzen;
Denn mich verklagt der Doppelsinn des Lebens,
Und — selbst der frommen Quelle reine That
Wird der Verdacht, schlimmdeutend, mir vergiften.
War ich, wofür ich gelte, der Verräter,
Ich hätte mir den guten Schein gespart,
Die Hülle hätt' ich dicht um mich gezogen,
Dem Unmut Stimme nie geliehn.

Der Unschuld,
Des unverführten Willens mir bewußt,
Gab ich der Laune Raum, der Leidenschaft
Kühn war das Wort, weil es die That nicht war.
Jeßt werden sie, was planlos ist geschehn,
Weitsehend, planvoll mir zusammenknüpfen,
Und was der Zorn und was der frohe Mut
Mich sprechen ließ im Überfluß des Herzens,
Zu künstlichem Gewebe mir vereinen
Und eine Klage furchtbar draus bereiten,
Dagegen ich verstummen muß. So hab' ich
Mit eignem Neg verderblich mich umstrickt,
Und nur Gewaltthat kann es reißend lösen.
Wiederum still stehend.
Wie anders, da des Mutes freier Trieb
Zur kühnen That mich zog, die rauh gebietend
Die Not jezt, die Erhaltung von mir heischt!
Ernst ist der Anblick der Notwendigkeit.
Nicht ohne Schauder greift des Menschen Hand
In des Geschicks geheimnisvolle Urne.
In meiner Brust war meine That noch mein ;
Einmal entlassen aus dem sichern Winkel
Des Herzens, ihrem mütterlichen Boden,

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Hinausgegeben in des Lebens Fremde,

Gehört sie jenen tück'schen Mächten an,

Die keines Menschen Kunst vertraulich macht.

Er macht heftige Schritte durchs Zimmer, dann bleibt er wieder sinnend stehen. Und was ist dein Beginnen? Hast du dir's

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Auch redlich selbst bekannt? Du willst die Macht,
Die ruhig, sicher thronende, erschüttern,

Die in verjährt geheiligtem Besiß,

In der Gewohnheit festgegründet ruht,

Die an der Völker frommem Kinderglauben
Mit tausend zähen Wurzeln sich befestigt.

Das wird kein Kampf der Kraft sein mit der Kraft,
Den fürcht' ich nicht. Mit jedem Gegner wag' ich's,
Den ich kann sehen und ins Auge fassen,

Der, selbst voll Mut, auch mir den Mut entflammt.
Ein unsichtbarer Feind ist's, den ich fürchte,
Der in der Menschen Brust mir widersteht,
Durch feige Furcht allein mir fürchterlich
Nicht, was lebendig, kraftvoll sich verkündigt,
Ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz
Gemeine ist's, das ewig Gestrige,
Was immer war und immer wiederkehrt
Und morgen gilt, weil's heute hat gegolten!
Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht,
Und die Gewohnheit nennt er seine Amme.
Weh' dem, der an den würdig alten Hausrat
Ihm rührt, das teure Erbstück seiner Ahnen!
Das Jahr übt eine heiligende Kraft;
Was grau für Alter ist, das ist ihm göttlich.
Sei im Besiße, und du wohnst im Recht,
Und heilig wird's die Menge dir bewahren.
Zu dem Pagen, der hereintritt.

Der schwed’sche Oberst? Ist er's? Nun, er komme.

Page geht. Wallenstein hat den Blick nachdenkend auf die Thür geheftet.
Noch ist sie rein— noch! Das Verbrechen kam
Nicht über diese Schwelle noch — So schmal ist
Die Grenze, die zwei Lebenspfade scheidet!

fünfter Auftritt.

Wallenstein und Wrangel.

Wallenstein nachdem er einen forschenden Blick auf ihn geheftet.
Ihr nennt Euch Wrangel?

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