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Octavio.

Max.

O, dann bedarf es dieses Blattes nie!

Du selbst.

Ich hab' dein Wort, du wirst nicht eher handeln,
Bevor du mich — mich selber überzeugt.

Octavio.

Ist's möglich? Noch — nach allem, was du weißt,
Kannst du an seine Unschuld glauben ?

Max lebhaft.

Dein Urteil kann sich irren, nicht mein Herz.
Gemäßigter fortfahrend.

Der Geist ist nicht zu fassen wie ein andrer.
Wie er sein Schicksal an die Sterne knüpft,
So gleicht er ihnen auch in wunderbarer,
Geheimer, ewig unbegriffner Bahn.
Glaub' mir, man thut ihm Unrecht.

Alles wird

Sich lösen. Glänzend werden wir den Reinen
Aus diesem schwarzen Argwohn treten sehn.

Octavio.

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Ich will's erwarten.

Zweiter Auftritt.

Die Vorigen. Der Kammerdiener. Gleich darauf ein Kurier.

Was giebt's?

Octavio.

Kammerdiener.

Ein Eilbot' wartet vor der Thür.

Octavio.

So früh am Tag! Wer ist's? Wo kommt er her?

Kammerdiener.

Das wollt' er mir nicht sagen.

Octavio.

Führ' ihn herein. Laß nichts davon verlauten.

Kammerdiener ab. Kornett tritt ein.

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Seid Jhr's, Kornett? Ihr kommt vom Grafen Gallas?
Gebt her den Brief.

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Er läßt Euch sagen — Darf ich frei hier sprechen?

Octavio.

Mein Sohn weiß alles.

Kornett.

Wir haben ihn.

Octavio.

Wen meint Jhr?

Kornett.

2565 Den Unterhändler, den Sesin!

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Im Böhmerwald erwischt' ihn Hauptmann Mohrbrand
Vorgestern früh, als er nach Regensburg

Zum Schweden unterwegs war mit Depeschen.

Und die Depeschen —

Octavio.

Kornett.

Hat der Generallieutnant

Sogleich nach Wien geschickt mit dem Gefangnen.

Octavio.

Nun endlich! endlich! Das ist eine große Zeitung!
Der Mann ist uns ein kostbares Gefäß,

Das wicht'ge Dinge einschließt — Fand man viel?

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Octavio.

Und der Sesina ?

Kornett.

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Der that sehr erschrocken,

Als man ihm sagt', es ginge nacher Wien.
Graf Altring aber sprach ihm guten Mut ein,
Wenn er nur alles wollte frei bekennen.

Octavio.

Ist Altringer bei Eurem Herrn? Ich hörte,
Er läge frank zu Linz.

Kornett.

Schon seit drei Tagen
Ist er zu Frauenberg beim Generallieutnant.
Sie haben sechzig Fähnlein schon beisammen,
Erles'nes Volk, und lassen Euch entbieten,
Daß sie von Euch Befehle nur erwarten.
Octavio.

In wenig Tagen kann sich viel ereignen.
Wann müßt Jhr fort?

Kornett.

Ich wart' auf Eure Ordre.

Octavio.

Bleibt bis zum Abend.

Kornett.

Wohl. Will gehen.

Octavio.

Sah Euch doch niemand?

Kornett.

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Kein Mensch. Die Kapuziner ließen mich
Durchs Klosterpförtchen ein, so wie gewöhnlich.

Octavio.

Geht, ruht Euch aus und haltet Euch verborgen.
Ich denk' Euch noch vor Abend abzufert’gen.
Die Sachen liegen der Entwicklung nah',
Und eh' der Tag, der eben jezt am Himmel
Verhängnisvoll heranbricht, untergeht,

Muß ein entscheidend Los gefallen sein. Kornett geht ab.

Dritter Auftritt.

Beide Piccolomini.

Octavio.

Was nun, mein Sohn? Jezt werden wir bald klar sein,
Denn alles, weiß ich, ging durch den Sesina.

Mag der während des ganzen vorigen Auftritts in einem heftigen innern Kampf gestanden, entschlossen.

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Wenn du geglaubt, ich werde eine Rolle
In deinem Spiele spielen, hast du dich

In mir verrechnet. Mein Weg muß gerad' sein.
Ich kann nicht wahr sein mit der Zunge, mit
Dem Herzen falsch — nicht zusehn, daß mir einer
Als seinem Freunde traut, und mein Gewissen
Damit beschwichtigen, daß er's auf seine
Gefahr thut, daß mein Mund ihn nicht belogen.
Wofür mich einer kauft, das muß ich sein.

Ich geh' zum Herzog. Heut' noch werd' ich ihn
Auffordern, seinen Leumund vor der Welt
Zu retten, eure künstlichen Gewebe

Mit einem graden Schritte zu durchreißen.

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Der die wohlthät'gen Hände würde segnen,
Die ihn zurück vom Abgrund ziehn

und einen

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Verblendeten entdeck' ich, den zwei Augen
Zum Thoren machten, Leidenschaft umnebelt,
Den selbst des Tages volles Licht nicht heilt.
Befrag' ihn Geh! Sei unbesonnen g'nug,
Jhm deines Vaters, deines Kaisers
Geheimnis preiszugeben. Nöt'ge mich
Zu einem lauten Bruche vor der Zeit!
Und jezt, nachdem ein Wunderwerk des Himmels
Bis heute mein Geheimnis hat beschüßt,
Des Argwohns helle Blicke eingeschläfert,
Laß mich's erleben, daß mein eigner Sohn
2630 Mit unbedachtsam rasendem Beginnen

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Der Staatskunst mühevolles Werk vernichtet.

Mar.

O diese Staatskunst, wie verwünsch' ich sie!
Ihr werdet ihn durch eure Staatskunst noch
Zu einem Schritte treiben

Ja! ihr könntet ihn,

Weil ihr ihn schuldig wollt, noch schuldig machen.
O, das kann nicht gut endigen — und, mag sich's
Entscheiden, wie es will, ich sehe ahnend

Die unglückselige Entwicklung nahen.

Denn dieser Königliche, wenn er fällt,
Wird eine Welt im Sturze mit sich reißen,

Und wie ein Schiff, das mitten auf dem Weltmeer
In Brand gerät mit einem Mal und berstend
Auffliegt und alle Mannschaft, die es trug,
Ausschüttet plöglich zwischen Meer und Himmel,
Wird er uns alle, die wir an sein Glück
Befestigt sind, in seinen Fall hinabziehn.

Halte du es, wie du willst! Doch mir vergönne,
Daß ich auf meine Weise mich betrage.

Rein muß es bleiben zwischen mir und ihm,
Und eh' der Tag sich neigt, muß sich's erklären,
Ob ich den Freund, ob ich den Vater soll entbehren.
Indem er abgeht, fällt der Vorhang.

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