Zu meinem schönern Eigentum zurück - Abbrechend und in einem scherzhaften Ton.
Was hab' ich Neues nicht und Unerhörtes In dieser kurzen Gegenwart gesehn!
Und doch muß alles dies dem Wunder weichen, Das dieses Schloß geheimnisvoll verwahrt. Gräfin nachsinnend.
Was wäre das? Ich bin doch auch bekannt In allen dunkeln Ecken dieses Hauses. Thekla lächelnd.
Von Geistern wird der Weg dazu beschüßt, Zwei Greife halten Wache an der Pforte.
Ach so! der astrologische Turm! Wie hat sich Dies Heiligtum, das sonst so streng verwahrt wird, Gleich in den ersten Stunden Euch geöffnet?
Ein kleiner alter Mann mit weißen Haaren Und freundlichem Gesicht, der seine Gunst Mir gleich geschenkt, schloß mir die Pforten auf.
Das ist des Herzogs Astrolog, der Seni.
Er fragte mich nach vielen Dingen, wann ich Geboren sei, in welchem Tag und Monat, Ob eine Tages- oder Nachtgeburt -
Weil er das Horoskop Euch stellen wollte.
Auch meine Hand besah er, schüttelte
1590 Das Haupt bedenklich, und es schienen ihm Die Linien nicht eben zu gefallen.
Wie fandet Ihr es denn in diesem Saal? Ich hab' mich stets nur flüchtig umgesehn. Thekla.
Es ward mir wunderbar zu Mut, als ich Aus vollem Tageslichte schnell hineintrat;
Denn eine düstre Nacht umgab mich plöglich, Von seltsamer Beleuchtung schwach erhellt. In einem Halbkreis standen um mich her Sechs oder sieben große Königsbilder,
Den Scepter in der Hand, und auf dem Haupt Trug jedes einen Stern, und alles Licht
Im Turm schien von den Sternen nur zu kommen. Das wären die Planeten, sagte mir
Mein Führer, sie regierten das Geschick, Drum seien sie als Könige gebildet.
Der äußerste, ein grämlich finstrer Greis
Mit dem trübgelben Stern, sei der Saturnus; Der mit dem roten Schein, grad' von ihm über, In friegerischer Rüstung, sei der Mars, Und beide bringen wenig Glück den Menschen. Doch eine schöne Frau stand ihm zur Seite, Sanft schimmerte der Stern auf ihrem Haupt, Das sei die Venus, das Gestirn der Freude. Zur linken Hand erschien Merkur geflügelt. Ganz in der Mitte glänzte silberhell
Ein heitrer Mann, mit einer Königsstirn, Das sei der Jupiter, des Vaters Stern, Und Mond und Sonne standen ihm zur Seite.
O, nimmer will ich seinen Glauben schelten
An der Gestirne, an der Geister Macht.
Nicht bloß der Stolz des Menschen füllt den Raum
Mit Geistern, mit geheimnisvollen Kräften, Auch für ein liebend Herz ist die gemeine Natur zu eng, und tiefere Bedeutung Liegt in dem Märchen meiner Kinderjahre Als in der Wahrheit, die das Leben lehrt. Die heitre Welt der Wunder ist's allein, Die dem entzückten Herzen Antwort giebt, Die ihre ew'gen Räume mir eröffnet, Mir tausend Zweige reich entgegenstreckt, Worauf der trunkne Geist sich selig wiegt. Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt; Gern wohnt sie unter Feen, Talismanen, Glaubt gern an Götter, weil sie göttlich ist. Die alten Fabelwesen sind nicht mehr, Das reizende Geschlecht ist ausgewandert;
Doch eine Sprache braucht das Herz; es bringt Der alte Trieb die alten Namen wieder, Und an dem Sternenhimmel gehn sie jezt, 1640 Die sonst im Leben freundlich mit gewandelt; Dort winken sie dem Liebenden herab,
Und jedes Große bringt uns Jupiter Noch diesen Tag und Venus jedes Schöne. Thekla.
Wenn das die Sternenkunst ist, will ich froh Zu diesem heitern Glauben mich bekennen. Es ist ein holder, freundlicher Gedanke, Daß über uns, in unermeßnen Höhn, Der Liebe Kranz aus funkelnden Gestirnen, Da wir erst wurden, schon geflochten ward. Gräfin.
1650 Nicht Rosen bloß, auch Dornen hat der Himmel; Wohl dir, wenn sie den Kranz dir nicht verlegen! Was Venus band, die Bringerin des Glücks,
Kann Mars, der Stern des Unglücks, schnell zerreißen.
Bald wird sein düstres Reich zu Ende sein! Gesegnet sei des Fürsten ernster Eifer, Er wird den Ölzweig in den Lorbeer flechten Und der erfreuten Welt den Frieden schenken.
Dann hat sein großes Herz nichts mehr zu wünschen, Er hat genug für seinen Ruhm gethan,
Kann jezt sich selber leben und den Seinen. Auf seine Güter wird er sich zurückziehn, Er hat zu Gitschin einen schönen Siß,
Auch Reichenberg, Schloß Friedland liegen heiter; Bis an den Fuß der Riesenberge hin Streckt sich das Jagdgehege seiner Wälder. Dem großen Trieb, dem prächtig schaffenden, Kann er dann ungebunden, frei willfahren. Da kann er fürstlich jede Kunst ermuntern Und alles würdig Herrliche beschüßen – Kann bauen, pflanzen, nach den Sternen sehn · Ja, wenn die kühne Kraft nicht ruhen kann, So mag er kämpfen mit dem Element, Den Fluß ableiten und den Felsen sprengen Und dem Gewerb' die leichte Straße bahnen.
Aus unsern Kriegsgeschichten werden dann Erzählungen in langen Winternächten - Gräfin.
Ich will denn doch geraten haben, Vetter, Den Degen nicht zu frühe wegzulegen. Denn eine Braut, wie die, ist es wohl wert, Daß mit dem Schwert um sie geworben werde.
O! wäre sie mit Waffen zu gewinnen!
Was war das? Hört ihr nichts? — Mir war's, als hört' ich Im Tafelzimmer heft'gen Streit und Lärmen. Sie geht hinaus.
fünfter Auftritt.
Thekla und Max Piccolomini.
Thekla sobald die Gräfin sich entfernt hat, schnell und heimlich zu
Trau' ihnen nicht. Sie meinen's falsch.
Trau' niemand hier als mir. Ich sah es gleich, Sie haben einen Zweck.
Was hätten sie davon, uns Hoffnungen
Doch glaub' mir, es ist nicht beglücken, uns zu verbinden.
Wozu auch diese Terzkys? Haben wir Nicht deine Mutter? Ja, die Gütige
Verdient's, daß wir uns findlich ihr vertrauen.
Sie liebt dich, schäßt dich hoch vor allen andern; Doch nimmer hätte sie den Mut, ein solch
Auch das Geheimnis? Weißt du, was ich thun will? Ich werfe mich zu deines Vaters Füßen,
Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft, Ist unverstellt und haßt die krummen Wege, Er ist so gut, so edel -
Du kennst ihn erst seit heut'.
Schon zehen Jahre unter seinen Augen. Ist's denn das erste Mal, daß er das Seltne, Das Ungehoffte thut? Es sieht ihm gleich, Zu überraschen wie ein Gott; er muß Entzücken stets und in Erstaunen seßen. Wer weiß, ob er in diesem Augenblick
Nicht mein Geständnis, deines bloß erwartet, Uns zu vereinigen ? — Du schweigst? Du siehst
Mich zweifelnd an? Was hast du gegen deinen Vater?
Nur zu beschäftigt find' ich ihn, Als daß er Zeit und Muße könnte haben, An unser Glück zu denken.
Jhn zärtlich bei der Hand fassend. Folge mir!
Laß nicht zu viel uns an die Menschen glauben,
Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein
Für jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr Vertrauen, als sie würdig sind, und uns Im übrigen auf unser Herz verlassen.
O, werden wir auch jemals glücklich werden?
Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich
Nicht dein? - In meiner Seele lebt
Ein hoher Mut, die Liebe giebt ihn mir Ich sollte minder offen sein, mein Herz Dir mehr verbergen; also will's die Sitte.
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