Billeder på siden
PDF
ePub

Sammlung nicht kennen, geschützt) solche Wertstücke, ihres Wertes würdig, unter kompetente Hut gestellt sind, in denjenigen öffentlichen Anstalten nämlich, welche zu dem Zwecke errichtet sind, um diese Dokumente der Menschheitsgeschichte in ihren Schatzhäusern dauernd zu bewahren. Was seitens des Eigentümers für Reiseerinnerung gern bewahrt zu werden pflegt, wird eine wesentliche Beeinträchtigung nicht zu fürchten haben, da die derartige Wünsche befriedigenden Schaustücke den Museen durchschnittlich bereits genugsam in Besitz sind. Stets aber ist es ratsam, die heimgebrachten Privatsammlungen Sachkundigen zur Durchsicht zu unterbreiten, weil gerade ein für Laienaugen unscheinbarstes Stück Kleinodien kostbarster Art oftmals einschliessen mag für wissenschaftliche Ausbeutung.

So oft ein Reisender als Pfadfinder auf neuen Entdeckungsbahnen in ein, ethnographischer Kunde bisher entzogenes, Terrain gelangt, muss er voll und ganz von der Bedeutung der Aufgabe durchdrungen bleiben, deren Lösung durch die Gunst des Geschickes in seine Hände gelegt ist. Im Augenblicke des Kontaktes entscheidet dort das Schicksal, welcherlei Kunde über den neu entschleierten Teil der Erde den Annalen des Menschengeschlechtes für künftighin einverleibt bleiben wird, ob der Völkergedanke in typisch echter Prägung oder einer Entstellung, die niemals wieder in integrum restituiert werden kann. Denn der Reisende, der als erster Weisser unter einem bisher abgeschlossenen Wildstamme erscheint, hat in das, was er als organisch sprossendes Naturprodukt psychischer Schöpfungen vor sich sieht, mit der für den Zweck seiner Sammelthätigkeit beginnenden Berührung nun auch schon den Zersetzungskeim hineingeworfen, sodass es fortab dahin ist auf immer, wenn an dem Massstab ursprünglicher Originalität geprüft, auf ungetrübte Echtheit hin. Es handelt sich vom Standpunkt arischer Kultur vornehmlich darum, dass dieser einverwachsen angehörige Leitungsrichtungen in einen Gedankengang hineingetragen werden, der dadurch in demjenigen typischen Charakter geschädigt wird, unter welches Fortbewahrung, als reines Vergleichungsobjekt, der komparativen Methode wertvollste Dienste hätten geleistet werden können.

Mit einer in Ursprungsfragen verlaufenden Ursprünglichkeit hat solche Betrachtungsweise nichts zu thun; ob und welcherlei Wandlungen der von dem Entdeckungsreisenden (in bisher dem Gesichtskreis entrückter Abgelegenheit) angetroffene Stamm bereits eingegangen haben mag, bleibt vorläufig, insofern (unter allen Vorbehalten) noch indifferent bei der Momentaufnahme des Gesamtverhaltes zur Zeit einer ersten Registrierung des psychischen Barometerstandes, wie aktuell vorgefunden. Von der Zuverlässigkeit solcher Notierungen wird es dann unabänderlich abhängig bleiben, ob und

inwieweit weiterhin den Deutungen im Detail wird nachgegangen werden können, bei richtiger Führung.

Unter solchen Gesichtspunkten haben ethnologische Studien vornehmlich dem ersten Pionier auf wissenschaftlichen Fahrten die höchste Befriedigung zu gewähren.

Was der Entdeckungsreisende aus dem von ihm erschlossenen Forschungsgebiete als Erstlinge seiner Ernte heimbringt, wird in der Republik naturwissenschaftlicher Disziplinen überall ehrfurchtsvoll entgegengenommen und als Weihgeschenk niedergelegt werden in den Sammlungen der Zoologie, der Botanik, der Mineralogie oder welch anderer. Erklärlicherweise wird jedoch der Nachfolger dessen, der die erste Lichtung geschlagen hat, bequemere Wege, unter Erleichterung der Transportmittel, bereits vorfinden und also, wie zu vermuten steht, Gelegenheit haben, zoologische, phytologische, mineralogische, geologische Sammlungen auf umfangreicherer Grundlage und in sorgfältigerer Präparierung zu beschaffen als sein Vorgänger, der mit grösseren Schwierigkeiten zu kämpfen hatte für ersten Fussauftritt. Unter den Sammlungen der Museen werden also die späteren zur Unterlage wissenschaftlicher Bearbeitung vorzugsweise herangezogen werden müssen, und obwohl die frühesten Originalstücke in pietätvoller Erinnerung stets und gern bewahrt bleiben werden, haben sie betreffs praktischer Benutzung doch zurückzutreten vor den jüngeren Ankömmlingen, die mit jedem folgenden Schube sich verbessern werden, durch Ausbesserung soweit vorhandener Defekte.

Für ethnologische Sammlungen gilt das Gegenteil. So gering sie dem Umfange nach auch scheinen sollten, werden die ersten stets die wertvollsten, vielleicht die einzig wertvollen überhaupt im Sinne der Originalität, zu verbleiben haben und für immer unschätzbar da stehen ihrem Eigenwerte nach, weil alles später Hinzugekommene überragend, obwohl wahrscheinlich zurückstehend bezüglich des Umfanges und der Vielseitigkeit der Beschaffung. Hierauf hat nun das weitere Augenmerk der Sammelthätigkeit sich zu richten, (zumal wenn bei längerem Aufenthalt auf Stationen eine systematisch geordnete Durchforschung eintreten kann), daraufhin nämlich, dass die Einsendungen unter genauen Detailangaben notiert und mit all' den Erkundigungen versehen sind, die zu ihrer Illustrierung dienen können, in all' ihre kleinsten Einzelheiten hinein, um dem ethno-psychischen Bildungsprozesse bis in seine äussersten Verstecke nachspüren zu können.

Um die verschiedentlichen Hinweisungen, die hier vornehmlich zur Betrachtung kommen, im konkreten Falle zu verdeutlichen, wird bei der gegenwärtig beabsichtigten Veröffentlichung geeignete Gelegenheit geboten sein, durch Anknüpfung an konkrete Fälle, besser als durch Frage

bogen, bei welchen, wenn nicht mit behutsamster Vorsicht ausgefertigt, leicht die Gefahr »leitender Fragen« sich einschleicht (für praktisch noch ungeschulte Reise-Erfahrung).

Mit ähnlichen Flugschriften oder Extrablättern ist bereits das Leydener Museum vorangegangen, dem aus holländischem Kolonialbesitz reichste Quellen fliessen und somit am häufigsten Veranlassung gegeben ist, an zuströmendem Überfluss auch ferner Stehende partizipieren zu lassen. In dankbarer Erinnerung solcher Gaben mag auch bei hier gebotener Gelegenheit die Hoffnung aufgefrischt werden, dass dem wiederholt ausgedrückten Wunsche Gerechtigkeit widerfahre und den kostbaren Schätzen, die auf jenem ethnischen Stapelplatze lagern, das monumentale Gebäude errichtet werde, dessen sie würdig und bedürftig sind. Kein anderes Arbeitsfeld in der Ethnologie verspricht so ergiebige Ernten wie der indische Archipel, wo auf deutlich umschriebener Räumlichkeit die insularen Differenzierungen zusammengedrängt sind, hinauserstreckt in die Weiten ozeanischer Inselwelt, während sie anderseitig (infolge lang andauernden Verkehrs) mit archäologischen Erinnerungen, die aus ältesten Kulturzentren hineingeblitzt haben (aus Indien und China), in ihren monumentalen Werken durchzogen stehen, und so die ethno-anthropologische Forschung naturwissenschaftlicher Disziplinen mit den historischphilologischen zusammenführen auf gemeinsamem Arbeitsfeld, zu gegenseitiger Ergänzung ihrer Studien (unter wechselweiser Kontrolle).

Denkmale, die aus der Vorzeit ihre Zerstörung überdauert haben, sollten, da solche jederzeit hereinbrechen kann, in methodischer Forschung unverzüglich diejenige Niedernahme finden, deren Bedeutung, auf gegenwärtigem Standpunkt wissenschaftlicher Studien, denselben zum vollen Eindruck gelangt ist, und ebenso thut Eile not bei den Kryptogamen des Menschengeschlechts, bei den Wildstämmen, hier mehr noch fast bei unvermeidlichem Austilgen1) durch rapide Steigerung des internationalen Verkehrs.

So hängt an einem schwachen Fädchen manches von dem, was über die künftige Ausgestaltung der Kulturgeschichte zu entscheiden hat, und einer kritischen Phase unterliegt die heutige Ethnologie insofern gerade, als sie der Theorie nach auf treu echte Originalitäten hingewiesen ist, in Wirklichkeit aber fast überall nur Zersetzungsstadien eines schon eingetretenen Verlaufes ab- oder aufwärts antrifft. Auch diese können willkommene Objekte des Studiums bieten, aber, für nutzbare Auswertung,

[ocr errors]

1) When a species has once disappeared from the face of the earth, we have no reason to believe that the same identical form ever reappears" (s. Darwin), und so ist jeder Untergang einer ethnischen Originalität als Totalverlust zu beklagen, wenn nicht rechtzeitig fixiert, weil dann eine Lücke klaffen bleibt, in dokumentarisch zu begründender Geschichte des Menschengeschlechts (zum Abschluss der „Gedankenstatistik“).

dann erst, wenn sie an mustergültigen Standardtypen zu rektifizieren sind, um sie in den Verhältniswerten des jedesmalig erreichten Niveaus abzuschätzen; sonst sind sie häufig kaum mehr als nutzloser Überschuss, >>Negerplunder und Indianertand«, wie einer Beachtung nicht wert, oder doch ihrer Kuriositäten wegen nur, in den früheren Raritätenkabinetten, aus denen sich ein junger Phönix entpuppt hat, seitdem die Ethnologie zum Bewusstsein ihrer Aufgaben erwacht ist. Wie die Ammenmärchen der Kinder dem Erwachsenen nicht schmecken, aber einen bedeutsamen Rang unter den Gegenständen historisch -philologischer Gelehrsamkeit beanspruchen dürfen, wenn sich von dem Hintergrunde altersgrauer Edden abhebend, so misst sich der Wert einer Sammlung in der Hauptsache danach, ob und wie sie in der Fixierung eines bestimmt definierbaren Entwicklungsgrades zu datieren bleibt, und dann ausserdem zugleich nach der Autorität dessen, der sie überbracht hat. Sorgloses Sammeln kann mancherlei Unheil anrichten, denn überall bereits droht die Gefahr der Fälschung, indem nicht nur in Europa, sondern auch in Australien, Amerika, Neuseeland, Indien, China die Zahl der für Anfertigung von Falsifikaten bestimmten Fabriken stetig wächst und wachsen muss, da in gleichem Progressionsindex, wie die Museen wachsen, die Originalitäten (mit welchen sie gefüllt sein sollten) verschwinden, in entgegengesetzten Raten des Zuund Abnehmens demnach, sodass also aus Notwendigkeit gewissermassen billiger Ersatz geschafft werden muss (bei voraussichtlich unerschwinglicher Steigerung der Kennerpreise). Wieweit diesem Notstand vielleicht durch gegenseitigen Verkehr der Museen untereinander mag abgeholfen werden, bleibt der Überlegung anheimgestellt, in welcher Ausdehnung Nachbildungen in Anspruch zu nehmen seien neben denjenigen, die bisher zweckmässigerweise für Gipsabgüsse üblich gewesen oder, um das bei dem Ankauf lahm gelegte Kapital zu sparen, für Objekte aus Edelmetallen (in bereits wohlbewährter Technik, naturgetreuer Reproduktion).

Eine eigentlichste Lebensfrage der Ethnologie liegt deutlich genug in der gesicherten Begründung derjenigen Stützen, die ihr künftiges Lehrgebäude tragen sollen, also in zuverlässig fest bestimmten Sammelstücken, besonders auf solchen Arealen, die bei dem vollzogenen Untergange der psycho-ethnischen Originalitäten von nachträglich späterer Verbesserung ausgeschlossen bleiben. Der Stolz der ethnographischen Museen muss nicht in der Quantität der Sammlungen, sondern ihrer Qualität gesucht werden, in qualitativ echt bewährter Güte, zumal die quantitative Massenhaftigkeit ohnedem von selbst schon aufgedrängt ist, aus der noch fast unübersehbaren Vielfachheit bunt zersplitterter Arbeitsfelder.

In den unsicher und unbestimmt, häufig genug positiv falsch oder verfälscht (einer Kontrolle entzogen), notierten Sammlungen, wie sie

aus Rückwirkung früher mangelnder Detailkenntnis in den Museen durch die älteren Kataloge derselben umherschwirren, von Händlern angekauft, im Geschäftsbetrieb (ohne sachkundige Aufsicht) oder durch touristische Reisende für Beschenkung aufgerafft hier und da (vielleicht aus dritter oder vierter Hand, sodass der Faden der Tradition abgerissen oder doch nicht bis zum Urquell verfolgbar ist), bedroht ernstliche Gefahr, der es im allseitig gemeinsamen Interesse ratsam gilt durch Ummauerung mit den angezeigten Kautelen beizeiten vorzubauen, da, wenn zweifelhaft unsicheres Schwanken in einer noch in dem Entwickelungsstadium befindlichen Periode bereits einzureissen beginnt, die Konsequenzen in Weiterfolgung von vorn herein zu chronischer Krankheitsanlage entartet sein würden (in Permanenz).

Die ethno-historischen Areale, wie zu kartographischer Illustration dienlich, haben im jedesmalig zusammengehörigen Komplex die Territorien geographischer Provinzen, im Umkreis der dieselben nach verschiedenen Richtungen hin durchziehenden Geschichtswege, einzubegreifen unter engeren und weiteren Begrenzungen des Horizonts, je nach der lokaltypischen Bedingung geographisch - historischer Ursächlichkeiten. Der Ansatzpunkt ist in dem vorhandengegebenen Angetroffenen zu nehmen, unter Ausschluss zugleich jeglicher vorgefassten Theorie, und Absehen vornehmlich also von »qualitates occultae«, wie sie in der Rassenfrage noch verschleppt werden, oder für die hypothetischen Ursprungsherde in deren Ur- und »Ungrund« stecken, da solcher in der Wurzellosigkeit seiner, zum Ausgangsthor gewählten, Wurzel blossgestellt steht und sie durch das Spinngewebe mythischer Dichtung nicht länger versteckt halten kann, wenn der im Laufe der saecula saeculorum aufgehäufte Staub weggefegt wird durch die Arbeit am hellen Tageslicht (und die dafür verlangte Säuberung der Beobachtungsobjekte). Leicht fährt der Finger über die Landkarte dahin, um den Ausgangspunkt der Wanderungen anzudeuten; aber um den Nagel auf den Kopf zu treffen, würde er passlich genau in dasjenige Loch hineinzugleiten haben, aus dem der erste Mensch, oder Itsikamakidis (gleich Jarbas oder Tuisco), heraufgestiegen sei (aus Höhlen der Navajos oder anderer Troglodyten), oder wenn es sympathischer anmutet: auf denjenigen Fleck, wo er (oder sie, eine irokesische Ata-ensik oder die auf Hawaii Gefallene) aus dem Himmel gefallen, und zwar dem blauen, seitdem Trennung ausgesprochen ist, um die Umarmung mit der Erde (einer Gäa oder Papa) endgültig zu lösen, und da, wenn sie sich dreht in ihrem Rund, alle Wanderungsrichtungen über den rundlich rollenden Globus schliesslich auf den Anfang wieder zurückzuführen hätten, bei konsequentem Ausverfolgen, dürfte es kaum der Mühe lohnen, all' den Irrgängen hinterher nachzutraben, da sie

« ForrigeFortsæt »