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hindurch schneeweifser Käse geprefst. Lengnichs Handschrift und die Kopenhagener C lesen nec frigore, weniger lebhaft. Heinse und Burmann theilen nach aestate, dafs nur Milch dem Sommer, und frische dem Winter bleibt. Der alte Virgilsgeifsler erzwang sogar diesen Unsinn:

Milch ist nicht im Sommer mir frisch, noch im Froste; sie fehlet. Wollen wir vieldeutig nennen, was Unachtsamkeit oder Schäkerei auch misdeuten kann? Vergl. X, 46.

23 24. Ich singe so kunstreich, wie einst der Thebaner Amfion, wenn er die Rinderheerden zu rufen pflegte. Der Gesang war immer mit Pfeifengetön oder Saitenspiel untermischt. Polyfemos bei Theokrit XI, 38 fährt nach dem obigen fort:

Auch die Syringe versteh' ich, wie keiner umher der Kyklopen. Dir, o du Honigapfel, zugleich auch mir selber, was singend, Oft in der Nacht Ruhstunden.

In der Dämmerung, sagt Columella, bläst der Hirt zum Rückzug mit der Tuba, welche nach Plinius der Hirt tönender von einem Hollunder, der kein Hahnengeschrei gehört, zu verfertigen glaubte: worauf die folgsam aus den Bergwäldern in die Gehege heimkehrenden Rinder gemustert und nachgezählt werden 1, 79. Lb. III, 224. Eben so folgten die Schafe der Stimme und dem Pfeifen des vorangehenden Hirten, im Evangelium Ioh. X, 4, und bei Apollonius I, 575:

Wie wenn hinter der Spur des felddurchweidenden Hüters
Tausende gehn der Schafe, mit Gras zur Fülle gesättigt,
Heim zur Hürd'; er wandelt voran mit ertönender Pfeife
Blasend den Hirtengesang voll Anmut.

Bei Longus I, p. 51 sind die Rinder der Syringe zu folgen
so gewöhnt, dafs sie, am Gestade gelockt, aus dem Raub-
schiffe mit Gebrüll ins Meer springen und zurückschwimmen.
Daher Euripides Hel. 1498 des ältesten Kranichs Geschrei
an der Spize des Zuges eine Hirtensyringe nennt. Selbst
die Sauheerden, sagt Polybius XII, 2,
2, die man in

Griechenland trieb, waren in Italien dem blasenden Hirten nachzugehn, und aus dem vermischtesten Haufen sich zu sondern gewöhnt. Hier meint Korydon einen eigenen, in der Volkssage berühmten Gesang, womit der tonkundige Amfion, wie Probus aus Euripides erzählt, nach Gefallen die schwärmenden Rinder um sich versammelte: welches nach Polybius auch die korsischen Berghirten mit ihren Ziegen und Rindern zu thun pflegten. Amfion und Zethus, Söhne der Antiope von Zeus, waren Heroen des griechischen Hirtenalters, welche Thebe befestigten, indem jener durch Lautenspiel und Gesang die Felsen vom Cithäron herlockte. Die Quelle Dirce ist in der Ebene vor Thebe, durch welche die Ströme Asopus und Ismenus fliefsen. Aracynthus hiefs ein waldiges Gebirge zwischen Böotien und Attika oder Akte, Uferland. An der Waldweide dieses Aracynthus nahmen natürlich auch die Böotier Theil. Der akarnanische Aracynthus gehört nicht hieher. Aracynthus war, wie alle Namen von Örtern, ursprünglich eine Benennung, zusammengesezt aus Cynthus, genährt, grofs, und dem verstärkenden Ara, sehr; Cynthus allein hiefs auch ein delischer Berg. Zum ionischen Ausgang gesellt der Römer gern griechische und griechisch gemessene Wörter VI, 53. VIII, 44. IX. 12. Lb. IV, 137: weswegen man solche Verse nicht gleich für übersezt halten mufs. Auch Korydons Gelehrsamkeit befremde uns nicht. Was uns gelehrt scheinet, konnte damals sehr alltäglich sein; und Hirtenmeister hatten einige Schulkenntnis. Ein Hirtenmeister, sagt Varro, mufs geschriebene Gesundheitsregeln für Menschen und Vieh haben, um ohne Arzt heilen zu können; denn ohne Schriftkunde taugt er nicht, weil er die Rechnung über das Vieh seines Herrn nicht ordentlich führen kann.

25 - 27. Sogar hässlich bin ich doch eben nicht, um dein Anekeln zu verdienen. Ein bescheidenes Selbstlob. Theokrits Polyfemos, der XI, 31 sein Gesicht selbst nicht holdselig zu nennen wagt, findet gleichwohl VI, 34, nachdem er sich sorgfältig am Meerspiegel betrachtet hat, das Gerede von seiner Häfslichkeit sehr übertrieben:

27. Nicht von Gestalt auch bin ich so unhold, wie sie mich ausschrein. Denn ich schauete jüngst in die Meertief'; alles war windstill: -Und schön zeigte der Bart, auch schön mein einziger Lichtstern, Wie mirs wenigstens daucht', in der Tiefe sich; und von den Zähnen Schien ein hellerer Schimmer empor, als parisches Marmors. Scaliger, wie sehr er sonst seinen Virgil über die Griechen sezt, glaubt dennoch Poet. V, 5, dafs der Cyklop sich anständiger im Meere spiegele, als der Hirt Korydon, der sich besser in einer Quelle besehn hätte. Warum das? Spiegelt das Meer nur Riesen? und Korydon, wenn auch das Gut seines Herrn am Meerufer lag, konnte nie in dem grofsen Spiegel sein Bild wahrnehmen? Die Sitte der arkadischen Schäfer verbeuts! Der neueren vielleicht, die weder Theokrit noch Virgil kennet, noch die Natur. Aber das Meer, rufen andere, spiegelt gar nicht; es steht nicht einmal, sagt Seneca, ohne sanft aufzuschauern. So hätte denn mit den beiden Idyllensängern auch Lucian keine Augen gehabt, dessen Doris in einem der Göttergespräche die schöne Galatea von einem Felsen, über das stille Meer geneigt, ihre weifse Gestalt betrachten heifst. Ruhige Buchten wird doch wenigstens das aufschauernde Meer haben, wo die glatte Fläche ein Bild zurückgiebt? Die Klage des Plinius, dafs statt der altmodischen Spiegel von überzinntem Erz aus Brundisium (in Sidon wurden auch gläserne bereitet) schon die Mägde silberne verlangten, scheint nur Rom anzugehn. Jene Erfahrung hat den Korydon so zufrieden mit seiner Gestalt gemacht, dafs er mit dem schönsten der Hirtenflur, mit einem Dafnis, sich zu vergleichen, und selbst dem Alexis das Urtheil zu überlassen, nicht Anstand nimt; wofern ein spiegelndes Bild niemals teuscht. Dafnis war, in der sicilischen Hirtenfabel, ein Sohn Merkurs und einer Nymfe, der seiner Schönheit wegen von einer Nymfe und einer Königstochter geliebt wurde. Wofern, mit scheinbarem Zweifel, für weil; wie Nestor Odyss. III, 122 zum Telemachos:

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Dein Vater: wo du in Wahrheit Seines Geschlechtes bist. Mit Staunen erfüllt mich der Anblick!

Also fallit, wie mit Servius viele, auch die Kopenhagener C, lesen. Si fallat enthielte einen wirklichen Zweifel: wenn niemals teuschte, so würde ich.

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28 34. Mit mir, dem reichen, kunstverständigen und wohlgebildeten, könntest du wol glücklich sein. Du scheust das Herumziehn durch die Felder, die Wohnung in niedrigen Hütten? Auch dies Leben hat seine Reize: Jagd, Weide, Waldgesang; alles von der gefälligsten Seite gezeigt. — Bei sordida wird tibi wiederholt; auch humiles ist ein verachtendes Wort aus der Seele des Alexis. Hütten, sowohl sein Häuschen am Hofe, als die nothdürftigeren Waldhütten während der Sommerweide I, 79. Nach Seneca ep. 90 bestand eine Hütte, wie er den Vorfahren sie giebt, aus aufgerichteten Gaffeln, die das abhängige Dach von Reisig, Rohr oder Stroh trugen, indem die Wände von Ruten geflochten, und mit Leim überzogen waren. Die Jagd war ein gewöhnliches Nebengeschäft der Hirten Lb. III, 404; dazu ward III, 12 dem schönen Dafnis ein Bogen geschenkt, und bei Theokrit V, 106 singt Lakon:

Mir auch folget ein Hund, ein wachsamer Würger des Raubwolfs; Den verehr' ich dem Knaben, um alles Gewild zu verfolgen.

Nur in Sicilien nach dem Sklavenaufstand von 650 durfte eine Zeit lang kein Knecht ein Gewehr führen; und Cicero erzählt, dafs ein Hirt, der einen Eber mit dem Jagdspiefse gefällt, statt der gehoften Belohnung, auf Befehl des Prätors ans Kreuz sei geheftet worden. Den Hirsch nennt er als das stattlichste des gefahrlosen Wildes. Figere cervos, Hirsche mit einem Geschofs durchbohren Lb. I, 308. Aen. VI, 803. Weil cervi im Kriege gaffelförmige Schanzpfähle sind Varr. L. L. 4 p. 30; so erlaubt Servius, der doch eigentliche Hirsche vorzieht, sie hier für jene eingehefteten Gaffeln der Feldhütten zu nehmen. Aber diese Bedeutung ist unerweislich, oder vielmehr falsch; nach habitare casas erfodert et eine folgende Handlung; und, wie Servius richtig bemerkt, statt eines Vergnügens würde unschicklich Arbeit verheifsen. Mit der Weide der herschaftlichen Schafheerde

soll der Liebling sich nicht bemühn; nur die Böcklein aus Korydons Spargut, peculium, soll er zum Vergnügen in Auen voll Ibisch treiben. So werden bei Euripides Cycl. 27 die Lämmer von jungen Satyren an den Abhängen der Hügel geweidet. Den Zicklein, sagen Columella und Palladius, gebe man, aufser reichlicher Milch, Blütenbüschel der Ulme, Cytisus, Efeu, Sprossen des Erdbeerbaums und des Mastyx, und anderes zartes Laub. Ibisch oder Eibisch ist nach Dioskorides die Althaea, die auch bei uns auf salzigem und feuchtem Boden wächst, und ihres lindernden und erweichenden Schleims wegen von den Ärzten innerlich und äufserlich gebraucht wird. Aus dicker, inwendig weisser Wurzel steigt der Stamm zwei Fufs, mit weifsem Filz überzogen, theilt sich in wechselnde Äste, und trägt eirunde filzige Blätter und bleichrothe Blumenkronen. Einige Arten von höherem oder niedrigerem Wuchs blühen dunkelroth, in heller Fleischfarbe und weifs. Bei Calpurnius ist der Ibisch eine nährende Pflanze, im Nothfall auch für Menschen; obgleich Plinius ihn als Speise verwirft. Compellere viridi hibisco, zum grünen, jungen und zarten Ibisch treiben; für ad hibiscum, wie it clamor caelo, rivo fluenti jace VIII, 101. Virent, sie sind frisch, sagt Columella Gartenb. 315, unter mehreren Gewächsen, auch von Mohnblumen. Der Deutung, mit einer Rute von Ibisch treiben, widerspricht com→ pellere, welches nicht blofs agere, ducere, treiben, sondern hintreiben, antreiben heifst. Und begleitest du mich durch die Waldweiden der Gebirge (im Gegensaze der Ibischauen), so wollen wir mit einander Gesang und Syringenspiel, Pans göttliche Kunst, üben. Pan war ein arkadischer Feldgott, den nach Epimenides Zeus mit Kallisto als Zwillingsbruder des Arkas, nach anderen Hermes mit einer Nymfe oder mit der Penelope gezeugt: krummnasig, gehörnt, spizöhrig, mit Schwanz und Geifsfüfsen, gewöhnlich eine Syringe und einen gekrümmten Hirtenstab tragend. Als Aufseher der Bergweide hiefs er Пar aus nάor, der Weidende, wie Zeus im Peloponnesus Zur, der Lebende, genannt wurde; und noch in Theokrits Zeitalter VII, 106, behandelten ihn die

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